Schweitzer Fachinformationen
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Nachrichten verfolgen uns immer und überall. Morgens im Radio, abends im Fernsehen und zwischendrin als Push-Nachricht auf dem Handy. Sie prägen unser Leben - viel mehr, als wir es ahnen. Nachrichten beeinflussen wen wir wählen, wofür wir unser Geld ausgeben oder wie wir unsere Kinder erziehen. Sie bestimmen, wie wir uns fühlen, wenn wir morgens aufwachen und worüber wir nachdenken, wenn wir abends ins Bett gehen.
Tägliche Krisenmeldungen drücken nicht nur unsere Stimmung, sie verzerren unseren Blick auf die Welt. Wie entkommen wir dieser Negativ-Spirale? Indem wir Nachrichten anders konsumieren. Und indem wir anfangen, einander eine neue Art von Geschichten zu erzählen. Ronja von Wurmb-Seibel zeigt in ihrem neuen Buch, warum es sich lohnt, einen gesünderen Umgang mit Nachrichten zu finden und wie es gelingt, die Welt auch im Alltag mit anderen Augen zu sehen.
"Ich war mir dessen nicht bewusst, aber auf dieses Buch habe ich, haben wir alle gewartet. Es kommt genau zum richtigen Zeitpunkt, guter Journalismus war nie wichtiger." - Carolin Kebekus
"Wie konstruktiv schreiben und sein, in Zeiten der Polarisierung, Entfremdung und Destruktivität? Wie informiert bleiben zwischen Ignoranz und Weltschmerz? Wie auf Veränderung hoffen, wenn alles verloren scheint? Ronja von Wurmb-Seibel hält der Medienlandschaft und dem Publikum einen Spiegel vor, zeigt die Folgen der destruktiven Diskurse und negativen Kommunikation auf, baut aber auch Brücken und ebnet Wege. Ein kluges Buch, das stärkt: das Mitgefühl, das Vertrauen in die Menschheit, in die Demokratie und unsere Fähigkeit, die Herausforderungen unserer Zeit gemeinsam zu bewältigen. Ein Buch, raus aus der medialen und politischen Krise. Eines, das alle lesen sollten." - Kübra Gümüsay
"Ständig bimmeln sich Nachrichten in unseren Tag. Wir leben in Nachrichten. Dieses Buch zeigt, was das mit uns macht. Ein wichtiges Buch." - Jeannine Michaelsen
"Ein Thema, das in diesen Tagen wahnsinnig wichtig ist."
"Informiert bleiben, ohne depressiv zu werden"
"Wie gesunder Medienkonsum gelingt"
"Konkrete Vorschläge, wie man mit Nachrichten und Krisen umgehen kann."
"Ein Buch, das du lesen solltest, wenn dir das Leid der Welt zu viel wird."
"Ein guter Ansatz"
"Wie wir in Zeiten voll schlechter Nachrichten mental gesund bleiben."
"Wie man angesichts der Nachrichtenlage nicht die Hoffnung verliert"
"Ermutigend und anregend"
"Humorvoll, differenziert und konstruktiv"
ZWEI: ONLY BAD NEWS IS GOOD NEWS? VON WEGEN!
Wie wird eine Nachricht zur Nachricht? Was entscheidet darüber, ob uns ein Ereignis berichtenswert erscheint oder nicht? Gehen wir alle nach demselben Prinzip vor wie meine Oma? Dass nur das Außergewöhnliche, das Drastische, das Schlimme überhaupt »der Rede wert« ist?
Wenn wir den Einfluss, den Nachrichten auf uns haben, verstehen wollen, müssen wir erst einmal verstehen, was Nachrichten sind - auch wenn uns das im ersten Moment vielleicht absurd vorkommt. Wir wissen doch, was Nachrichten sind! Wir haben sie ja ständig um uns. Natürlich wissen wir alle, was eine Nachricht ist. Doch gerade bei Dingen, die wir zu kennen glauben, übersehen wir oft die entscheidenden Details. Schauen wir also einmal genauer hin.
Nachrichten sind eine Auswahl von Ereignissen, die in einem bestimmten Zeitraum - einem Tag, einer Woche, einem Monat - passiert sind. Was bedeutet das? Es bedeutet, dass Nachrichten niemals vollständig sind. Egal, wie viel von ihnen wir konsumieren: Sie zeigen nicht alles, was in der Welt passiert. Sie zeigen manches. Eben: eine Auswahl.
Und zwar nicht irgendeine. Nachrichten sind eine Auswahl von Ereignissen, die den jeweiligen Journalist*innen berichtenswert erscheinen. Nach welchen Kriterien wird diese Auswahl getroffen? Wie erkennen Journalist*innen, ob ein Ereignis berichtenswert ist oder nicht? Nach welchen Maßstäben entscheiden sie?
In vielen Fällen nach den sogenannten Nachrichtenfaktoren: Wie viele Leute sind von einem Ereignis betroffen? Sind berühmte Personen beteiligt? Ist das Ereignis ungewöhnlich, vielleicht sogar noch nie da gewesen? Wie weit ist das Ereignis geografisch und kulturell entfernt? Inwieweit betrifft es die Menschen des Landes, in dem berichtet wird? Wie konfliktgeladen ist das Ereignis? Welchen Schaden verursacht es?
Benannt wurden die Nachrichtenfaktoren zum ersten Mal vor hundert Jahren. Walter Lippmann, ein US-amerikanischer Journalist und Schriftsteller, der unter anderem dafür bekannt ist, den Begriff des »Kalten Krieges« geprägt zu haben, veröffentlichte 1922 das Buch The Public Opinion. Darin beschreibt er, wie deutlich die öffentliche Meinung durch Medienberichte geprägt wird. Im Kapitel The Nature of the News spricht er von zehn Nachrichtenfaktoren, anhand derer Journalist*innen entscheiden, ob sie über ein Ereignis berichten oder nicht.
Im Laufe der Jahrzehnte wurden die Nachrichtenfaktoren von verschiedenen Forscher*innen definiert, die sie jeweils etwas abgewandelt haben. Manche fassen mehrere Faktoren zusammen, andere führen sie einzeln auf. Beim einen wird Sex als eigener Faktor genannt, beim anderen Kriminalität. Grundsätzlich geändert haben sich die Faktoren in den letzten hundert Jahren jedoch nicht. Berichtet wird, was in der Nähe passiert, was ungewöhnlich ist, konfliktreich, berühmte Personen betrifft oder weitreichende Konsequenzen hat.
Jede*r, der oder die als Journalist*in arbeitet, ist den Nachrichtenfaktoren schon einmal begegnet. Sie werden an Universitäten, Volontariatskursen und Journalist*innenschulen unterrichtet, als Anleitung dafür, wie Journalist*innen aus den vielen Dingen, die Tag für Tag auf der Welt passieren, das »Wichtigste« herausfiltern können.
Nur waren die Nachrichtenfaktoren als Anleitung nie gedacht - in keiner der vielen Studien. Keine*r der Forscher*innen untersuchte, ob die genannten Faktoren »nützliche« Nachrichten produzierten, ob sie beim Publikum gut ankamen, ob es ihnen tatsächlich gelang, wichtige Ereignisse von unwichtigen zu unterscheiden, ob sie die Welt um uns logisch erklärten. Alle Studien waren rein deskriptiv.
Alles, was die Forscher*innen versuchten, war: Kategorien zu erkennen, nach denen Nachrichten ausgewählt werden, sie zu benennen und in einigen Fällen zu sortieren. Sie erklären, auf welche Art Nachrichten ausgewählt wurden. Nicht: was eine sinnvolle Art wäre, Nachrichten auszuwählen. Sie erklären nicht, was sein sollte. Sie erklären, was ist.
Wenn eine reine Beschreibung dessen, was ist, als Anleitung dafür gelesen wird, was sein soll, verlängert sich die Vergangenheit in die Zukunft. Anhand von Nachrichtenfaktoren zu entscheiden, ob ein Ereignis berichtenswert ist oder nicht, ist also in etwa das Gleiche, wie zu sagen: »Das haben wir immer schon so gemacht« - nur mit umständlicheren Worten. Solange wir nicht hinterfragen, warum wir etwas tun und ob wir es auf eine effektive, sinnvolle und zielführende Art tun, reisen wir ohne Kompass - und in vielen Fällen auch ohne Ziel.
»This is not a story!«
Was wir in den Medien sehen, ist kein akkurates Abbild unserer Welt. Es ist wichtig, dass wir uns darüber im Klaren sind. Was wir sehen, ist eine Auswahl von Ereignissen - getroffen nach Kriterien, die sich mit der Zeit eingeschlichen haben und die seither in beinahe unveränderter Form immer und immer wieder wiederholt werden.
Obwohl die einzelnen Nachrichten jeweils stimmen, entsteht in der Summe ein vollkommen verzerrtes Bild. Wenn wir uns das nicht bewusst machen, glauben wir irgendwann, dass die Welt da draußen tatsächlich so ist, wie wir sie aus den Nachrichten kennen. Dass sie tatsächlich so gefährlich ist, wie sie uns in unseren Köpfen erscheint.
Und noch etwas passiert, wenn wir Ereignisse anhand von Nachrichtenfaktoren sortieren. Geografisch und kulturell weit entfernte Länder tauchen auf unserem Nachrichtenradar nur dann auf, wenn dort etwas besonders Tragisches passiert: Kriege, Naturkatastrophen, Anschläge, Flugzeugabstürze. Was macht das mit unserem Bild von den Menschen, die dort leben?
Ein befreundeter Journalist, der jahrelang für eine deutsche Nachrichtenagentur gearbeitet hat, erzählte mir einmal, dass er in jedem Land, in dem er arbeitet, fast ausschließlich für nur jeweils ganz bestimmte Themenfelder angefragt wird. In einem Land waren es Drogenhandel und Krieg, in einem anderen Bergtourismus und Erdbeben. Als wir sprachen, arbeitete er gerade in Australien. Hier sind es Tiergeschichten, sagte er lachend. Haie, Schlangen, Spinnen und andere gefährliche Tiere. Er sagte, wann immer er eine Geschichte vorschlage, die abseits dieser Themenfelder liege, höre er als Antwort: »This is not a story.«
»The danger of a single story« hat es die nigerianische Autorin Chimamanda Ngozi Adichie genannt, wenn wir ein Land, eine Person oder eine Gruppe von Personen anhand der immer gleichen Geschichte oder den immer gleichen Merkmalen beschreiben. Klischees und Vorurteile verfestigen sich, wenn wir solche Geschichten schreiben - und wenn wir sie lesen. Adichie selbst ist es so ergangen. In ihrem TED-Talk aus dem Jahr 2009 erzählt sie, dass sie früh angefangen habe zu lesen - vor allem amerikanische und britische Kinderbücher - und dass sie mit etwa sieben Jahren begonnen habe, selbst zu schreiben:
All meine Charaktere waren weiß und blauäugig. Sie spielten im Schnee. Sie aßen Äpfel. Und sie sprachen viel über das Wetter, wie schön es war, dass die Sonne herauskam. Nun, und dabei lebte ich in Nigeria. Ich war niemals außerhalb Nigerias gewesen. Wir hatten keinen Schnee. Wir aßen Mangos. Und wir sprachen niemals über das Wetter, weil das nicht nötig war.12
Weil Adichie als Kind ausschließlich ausländische Bücher gelesen hatte, war sie überzeugt, dass Bücher nunmal ausländische Figuren enthalten und von Dingen handeln, mit denen Adichie selbst sich nicht identifizieren konnte. Erst als sie anfing, afrikanische Bücher zu lesen, veränderte sich Adichies Wahrnehmung von Literatur: »Ich erkannte, dass Menschen wie ich [.] auch in der Literatur existieren konnten. Ich begann über Dinge zu schreiben, die ich verstand.«13
Adichie erzählt, dass sie dem Phänomen der »einen« Geschichte in ihrem eigenen Leben immer wieder begegnet ist - bei eigenen Vorurteilen, aber vor allem bei dem immer gleichen Bild, das Leute, denen sie begegnete, von Afrika hatten - einem ganzen Kontinent. Als Adichie für ihr Studium in die USA zog, teilte sie ihr Zimmer mit einer Amerikanerin.
Sie fragte, ob sie das, was sie meine »Stammesmusik« nannte, hören dürfe, und war dementsprechend sehr enttäuscht, als ich meine Kassette von Mariah Carey hervorholte. [.] Meine Zimmergenossin kannte nur eine einzige Geschichte über Afrika. Eine einzige verhängnisvolle Geschichte.14
Ein anderes Mal sagte ihr ein Professor, dass Adichies Geschichte nicht »authentisch afrikanisch« sei, weil ihre Charaktere ihm selbst, einem gebildeten Mann aus der Mittelschicht, zu sehr ähnelten.
Wenn wir die immer gleichen Geschichten über ein Land, einen Menschen oder eine Gruppe von Menschen hören, bestimmt das mit der Zeit, wie wir über diese Menschen denken: Weil wir nicht gewohnt sind, ihre Perspektive zu sehen, fällt es uns schwer, uns in sie hineinzuversetzen. Es fällt uns schwerer zu erkennen, wie viel uns verbindet - wie viele Gefühle, Wünsche, Träume, Hoffnungen, wie viel Angst und Schmerz. Anstatt zu sehen, wie viel wir gemeinsam haben, legen wir unseren Fokus auf das, was uns trennt.
»Fragen Sie sich einmal«, schreibt die Autorin Kübra Gümüsay: »Welche Wahrheiten über marginalisierte Minderheiten sind in Deutschland im Umlauf?...
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