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Die Frühzeit Schwandorfs ist mit vielen Fragezeichen behaftet. Seine Lage am Ostufer der mittleren Naab auf einer Schotterterrasse inmitten einer breiten Niederung des Flusses dürfte die entscheidende Siedlungsvoraussetzung geworden sein. Hinzu kommt, dass sich hier der Flusslauf durch zwei Inseln in mehrere Arme zerteilt, was eine Überquerung erleichtert und was einen Flussübergang von überregionaler Bedeutung vermuten lässt. »Naba«, der vordeutsche Name der Naab, verweist auf »Wasser« und »Feuchtigkeit« und setzt nach dem Abzug der Römer die Existenz einer Population als Trägerschicht voraus, die den Namen tradierte. Völlig menschenleer kann der Raum nie gewesen sein.
Erst im Verlauf des Frühmittelalters wurde der Bereich der mittleren Naab von einer dauerhaften Siedlungsbewegung erfasst. Sie kam aus drei Richtungen: Die Landeserschließung erfolgte hauptsächlich vom Donautal aus und stand unter bajuwarischen Vorzeichen. Der Historiker Alois Schmid ist allerdings der Auffassung, dass die Besiedlung des Schwandorfer Raumes nicht in agilolfingischer Zeit erfolgte, sondern erst in karolingisch-ottonischer Zeit, also im 9. Jh., was durch ein Reihengräberfeld in Krondorf belegt ist.
Als zweite erschließende Kraft sind die Franken zu nennen, die ihren Wirkungskreis von Westen her erst allmählich ins Naabtal vorschoben. Die Naablinie wurde auf dem Höhepunkt der Karolingerzeit erreicht. Dies bezeugt hauptsächlich das Diedenhofener Kapitular von 805. Hier wird eine Grenzlinie des Frankenreiches zu den Slawen hin von der Ostsee bis zur Donau aufgeführt. Premberg (Stadt Teublitz), nur wenige Kilometer südlich von Schwandorf gelegen, wird als »Premberga« ausdrücklich genannt und war dabei offensichtlich eine wichtige Grenz- und Handelsstation an der Ostgrenze des Frankenreiches. Hier sollte der Export der Waffen zu den kriegerischen Awaren überwacht werden, denn von Osten her wirkten als dritte Kraft die Slawen in das Naabtal hinein.
Wie eine Reihe von Ortsnamen belegt, konzentrierten sich seit dem 8. Jh. Slawenorte zwischen Burglengenfeld und Schwandorf. Ein gewisser Brennpunkt war dabei die Gegend um Teublitz. Doch auch im Nordosten Schwandorfs lassen sich mit dem Ortsnamen Prissath und dem Fund einer frühmittelalterlichen Siedlung bei Dietstätt (Gemeinde Schwarzach) slawische Siedlungsspuren nachweisen. Aus dem Fundmaterial eines außergewöhnlich gut erhaltenen Ziehbrunnens in Dietstätt lässt sich die Wüstung ziemlich genau datieren: Nach der dendrochronologischen Untersuchung der Eichenbalken erfolgte die Fällung der Bäume für die Errichtung des Brunnens im Frühjahr 765.
Dabei trafen offenbar im mittleren Naabraum im frühen Mittelalter die drei genannten Ethnien aufeinander, die vorerst noch friedvoll mit- und nebeneinander lebten.
Politische Brisanz trug erst die Herrschaft der Franken ab 788 in den Raum. Sie war auf Ostexpansion ausgerichtet und schickte als Statthalter Grafen in den bereits in frühere Zeit zurückreichenden Nordgau. Fränkische Grafen sind hier seit der Mitte des 9. Jhs. belegt. Sie kamen zunächst aus dem Umfeld der Karolinger, dann der Luitpoldinger und nach 938 aus dem Geschlecht der Schweinfurter.
Nach der Niederschlagung des Schweinfurter Aufstandes im Jahre 1002 und der Entmachtung der Schweinfurter Grafen erwuchsen kurz nach der ersten Jahrtausendwende auf dem Nordgau und im Bereich der mittleren Naab kurzzeitig neue Kräfte, wie die rasant aufsteigenden Herren von Pettendorf, (Burg-) Lengenfeld und Hopfenohe. Allerdings scheinen diese im unmittelbaren Schwandorfer Raum keine bedeutende Rolle gespielt zu haben.
Im Jahre 1006 kam Richolt als neuer Abt ins Stift St. Emmeram in Regensburg. Gleich am Anfang seiner Dienstzeit wird der Sohn des Adeligen Warmund in einer »plötzlichen religiösen Aufwallung«, wie es heißt, Mönch dieses mächtigen Klosters bei der ehemaligen Residenz der frühen bayerischen Herrscher. Der Sohn, seinen Namen kennen wir nicht, kommt nicht mit leeren Händen: Der Vater - der ein bedeutender Adeliger mit reichem Grundbesitz gewesen zu sein scheint - gibt dem jungen Mönch eine Reihe von Besitzungen in dem Dorf »Suainicondorf« an der himmelblauen Naab mit, die nun in das Eigentum des Klosters übergehen. Es handelt sich um einen großen Hof mit den dazugehörigen Untertanen, Fischereirechten, einer Schiffsanlegestelle und mehreren Wassermühlen. Die umfangreiche Übergabe an das Kloster ist für die damalige Zeit ausführlich beschrieben, ein Glück für die Ortsgeschichtsforschung von Schwandorf.
Auf welchem Weg Warmund in den Schwandorfer Besitz gekommen war und wie er im Gefüge des bayerischen Adels in die Zeit um das Jahr 1000 einzuordnen ist, wissen wir nicht. Dazu sind die Quellen zu dürftig. Seine enge Beziehung zu St. Emmeram ist aber allein schon dadurch belegt, dass in der ehemaligen Klosterkirche bis heute sein Hochgrab im Chor des linken Seitenschiffs zu finden ist.
Die ganze Übergabe mit abschließender Nennung der anwesenden Zeugen überliefert uns das sogenannte »Traditionsbuch« des Klosters, das damit seinen Besitz urkundlich dokumentiert. Darin sind die zahlreichen Schenkungen an das Kloster ohne Datum, doch in chronologischer Reihenfolge aufgeführt. Zwar ist dabei das Jahr von Warmunds Schenkung nicht ausdrücklich genannt, doch dürfte diese dem Jahr 1006 ziemlich nahekommen.
Mit der Säkularisation kamen die umfangreichen Aufzeichnungen dieses Klosters an das Hauptstaatsarchiv nach München, wo die Urkunde mit Schwandorfs Erstnennung heute noch einzusehen ist.
Neben dem Kloster St. Emmeram hatte in früherer Zeit vor allem die Regensburger Diözese Besitz in Schwandorf und seiner Umgebung. Der Historiker Alois Schmid vermutet, dass sie ursprünglich sogar der eigentliche Grundherr gewesen sei.
Schon zur Zeit Konstantins wird in Regensburg eine christliche Gemeinde vermutet. Auf dem späteren Standort des Klosters St. Emmeram dürfte ursprünglich auf einem früheren Friedhofsgelände eine Begräbniskirche getstanden sein.
In der 2. Hälfte des 7. Jhs. erschien in Regensburg der fränkische Wanderbischof Emmeram. Nach seinem Märtyrertod wurde er in der alten Friedhofskirche St. Georg beigesetzt. Hier nahm das ehrwürdige Benediktinerkloster St. Emmeram seinen Anfang. Damit steht diese Kirche, was ihr Alter betrifft, in Regensburg an erster Stelle. Bauepochen aus spätrömischer Zeit bis ins 18. Jh. greifen hier ineinander. Bereits in der Gründerzeit war das Kloster für missionarische und kolonisatorische Aufgaben im Rahmen der agilolfingischen Politik vorgesehen.
Nach der Organisation der bayerischen Bistümer durch Bonifatius (739) gewann auch der Bischof von Regensburg neben dem Herzog Einfluss und verfügte über Grund und Boden. Der Abt von St. Emmeram war im Wechsel zugleich Bischof der Diözese, erst 975 erfolgte die Trennung der beiden Ämter.
HINTERGRUND
DAS RÄTSEL DES ORTSNAMENS
Die Deutung des Ortsnamens Schwandorf bleibt bei Sprachwissenschaftlern bis heute ein Rätsel und gibt Anlass zu Spekulationen. Wichtige Belege für den Siedlungsnamen lauten: Suainicondorf (ca. 1006), Suueinicandorf (1010-1020), Sueinikindorf (ca. 1048), Swainkendorf (1193-1196), Sweingdorff (1431), Swaingdorf (1472), Schwandorff (1473). Schließlich taucht in den Ingolstädter Universitätsmatrikeln auch noch ein aus dem Griechischen hergeleitetes »Cycnocomeus« für Schwandorf auf.
Als Bestimmungswort kann man wohl den Personennamen »Sweinicco« erschließen, so der Ortsnamenspezialist Wolf-Armin Freiherr von Reitzenstein. Das althochdeutsche Wort »swein«, das altnordische »sveinn« und das angelsächsische »svan« - alle drei in der Bedeutung von »Junge«, »Knabe«, dann auch »Knecht« - gelten als Grundwort für den Personennamen »Sweinico«. Die Endung »icco« deutet eine Verkleinerung oder einen Kosenamen an.
Eine Ableitung von einem möglichen weiblichen Vornamen »Sveinica«, eine Deutung als »Schwabendorf« oder eine Herkunft aus dem Keltischen, dem Nordischen, dem Thüringischen oder dem Slawischen, wie ebenfalls schon vermutet wurde, lehnen die Ortsnamenforscher heute ab. Eine gemeinsame Quelle mit dem gleichnamigen Ort (Ober-/Unter-) Schwandorf im heutigen...
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