Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Klinische Ernährung und Infusionstherapie sind komplexe Themengebiete. Nicht nur Ärzte, auch Pflegekräfte, Angehörige und Betreuungspersonen werden vor große Herausforderungen gestellt. Hier sind präzise Handlungsanweisungen und Entscheidungshilfen gefragt!
Dieses Buch fasst die wichtigsten Grundlagen und Konzepte zusammen. Vor dem Hintergrund der aktuellen S3-Leitlinien unterstützt es Sie bei der praktischen Durchführung der enteralen und parenteralen Ernährung:
- mit konkreten Fallbeispielen zu Ziel und Indikation der Therapie, passenden Therapieplänen und Referenzwerten für die Zufuhr,- mit konstruktiven Entscheidungs- und Argumentationshilfen auf der Basis von fundiertem Fachwissen,- mit vielen Tabellen, Grafiken und Merkeboxen für eine schnelle Orientierung,- und mit multidisziplinären Beiträgen von international bekannten Experten.
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M. Pirlich, K. Norman
Die Bestimmung der Körperzusammensetzung (d.h. die Aufteilung der Körpermasse in fettfreie Masse und Fettmasse oder extra- und intrazelluläre Flüssigkeit, Körperzellmasse, Muskelmasse, Knochen etc.) liefert wertvolle Informationen für verschiedene klinische Anwendungen:
Bestimmung des Ernährungszustandes bei Patienten mit Hyperhydratation (z.B. mit Ödemen, Aszites), bei denen klinische Einschätzung, Körpergewicht oder Screening-Instrumente versagen.
Diagnostik und Quantifizierung der Mangelernährung, vor allem in frühen Stadien, wenn das Körpergewicht noch normal/unverändert ist, aber bereits ein Verlust an Körperzellmasse vorliegt.
Diagnostik der Sarkopenie und der sarkopenen Adipositas. Der Verlust von Muskelmasse durch körperliche Inaktivität, Inflammation oder humorale Faktoren wird als eigenständiges prognostisch bedeutsames Problem definiert, in den letzten Jahren auch bei Adipositas.
Verlaufskontrolle und Bewertung der Ernährungstherapie mit differenzierter Betrachtung bestimmter Organe und Gewebe (z.B. Zuwachs/Erhalt der Muskelmasse/fettfreien Masse bei Therapie der Mangelernährung und in Gewichtsreduktionsprogrammen).
Schaffung von Bezugsgrößen z.B. für kalorimetrische Messungen oder Funktionsuntersuchungen (z.B. der Grundumsatz pro Kilogramm fettfreier Masse oder die Muskelkraft pro Kilogramm Muskelmasse),
Berechnung der Dosis von Chemotherapien zur Reduktion der Toxizität (erste Studien weisen darauf hin, dass die fettfreie Masse eine geeignetere Bezugsgröße sein könnte als der derzeitige Standard, die Körperoberfläche).
Das einfachste Modell der Körperzusammensetzung unterscheidet zwischen Körperfett und fettfreier Masse ( ? Abb. 1.1). Differenziertere Modelle unterscheiden Körperkompartimente auf anatomischer, zellulärer oder chemischer Ebene.
Merke
Dabei besteht eine deutliche Übereinstimmung (messbar in hohen Korrelationskoeffizienten) zwischen der fettfreien Masse (2-Kompartiment-Modell), der Muskelmasse (anatomisch), der Körperzellmasse (zellulär) und dem Proteinbestand (chemisch).
Hinzufügen ließe sich noch die atomare Ebene der Körperzusammensetzung, z.B. die Bestimmung des Ganzkörperstickstoffs mittels In-vivo-Neutronenaktivierung. Atomare Modelle der Körperzusammensetzung spielen aufgrund des hohen Aufwandes außerhalb wissenschaftlicher Anwendungen derzeitig keine Rolle.
Abb. 1.1 Modelle der Körperzusammensetzung (FFM: fettfreie Masse, BCM: Body Cell Mass = Körperzellmasse, ECM: extrazelluläre Masse).
Der Goldstandard zur Bestimmung der Körperzusammensetzung ist das 4-Kompartiment-Modell, das eine differenzierte Betrachtung der Bestandteile Wasser, Protein, Mineralien und Fett erlaubt ? [2]. Allerdings werden für diese Bestimmung mehrere Methoden benötigt, die zeitaufwendig und teuer sind und daher nur Forschungszwecken vorbehalten sind. Die Diagnostik im klinischen Alltag erfolgt meist nicht stringent nach einem bestimmten Modell, sondern nach den jeweils verfügbaren Methoden und der Erfahrung der Anwender.
Eine Übersicht über die verschiedenen Methoden zur Bestimmung der Körperzusammensetzung mit den entsprechenden Zielgrößen und einer ungefähren Einschätzung von Präzision, Aufwand und Kosten gibt ? Tab. 1.1 .
Methode
Zielgrößen
Präzision a
Aufwand (apparativ oder zeitlich)
Kosten
Anthropometrie
Fettmasse, Fettverteilung, Muskelmasse
niedrig
sehr niedrig
BIA, BIS
TBW (FFM und FM), BCM, Phasenwinkel
hoch
Kreatininhöhenindex
Muskelmasse
mittel
Densitometrie (ADP, Hydrodensitometrie)
Fettmasse (FFM)
DXA
Fettmasse, Knochenmineralgehalt, Weichteilmagermasse, Knochendichte
hoch (bei ausgeprägter Adipositas niedriger)
Dilutionsmethoden
TBW (FFM und FM) bei Deuterium oder Tritium
ECW (ICW) bei Natriumbromid
40Kalium-Zählung
BCM (FFM und FM)
sehr hoch
Neutronenaktivierung
Kalzium, Natrium, Chlor, Phosphor, Stickstoff, Wasserstoff, Sauerstoff, Kohlenstoff
Magnetresonanztomografie/Computertomografie
Fettgewebe, Fettgewebsverteilung (z.B. viszerales Fettgewebe)
sehr hoch b
a Präzision: Variationskoeffizient (VK) <3% hoch; VK >5% niedrig.
b Wenn CT- oder MRT-Bilder aus der klinisch notwendigen bildgebenden Diagnostik verwendet werden, sind die Kosten gering.
ADP: Air-Displacement-Plethysmografie, BCM: Body Cell Mass = Körperzellmasse, BIA: bioelektrische Impedanzanalyse, BIS: Bioimpedanz-Spektroskopie, DXA: Dual Energy X-Ray Absorptiometry = Dual-Röntgen-Absorptiometrie, ECW: Extracellular Water = extrazelluläres Wasser, FFM: fettfreie Masse, FM: Fettmasse, ICW: Intracellular Water = intrazelluläres Wasser, TBW: Total Body Water = Ganzkörperwasser
Densitometrie (Bestimmung der Körperdichte durch z.B. Air-Displacement-Plethysmografie), K40-Messung, Isotopendilution oder Neutronenaktivierung sind technisch anspruchsvolle und teure Methoden, die im klinischen Alltag keine Verwendung finden, jedoch aufgrund ihrer hohen Präzision große Bedeutung als Referenzmethoden haben.
In der klinischen Praxis sind zwei technisch einfache und kostengünstige Methoden etabliert, um die Körperzusammensetzung zu beurteilen:
die Anthropometrie zur Abschätzung der Fettmasse oder der Muskelmasse und
die bioelektrische Impedanzanalyse (BIA) zur Bestimmung des Ganzkörperwassers und des extrazellulären Wassers, der fettfreien Masse, der Fettmasse und der Körperzellmasse.
Vielversprechend ist auch die Sonografie, die in jüngster Zeit z.B. zur Bestimmung...
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