Schweitzer Fachinformationen
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»Sicherheit ist meistens nur ein Aberglaube. In der Natur existiert sie nicht. Der Versuch, Gefahren aus dem Weg zu gehen, ist auf lange Sicht nicht sicherer als die direkte Konfrontation. Das Leben ist entweder ein mutiges Abenteuer - oder nichts.«
Helen Keller
Als ich noch klein war, hatte ich vor so ziemlich allem Angst. Ich bin nicht ganz sicher, wann sich das änderte, aber meine Mutter hat mir eine Geschichte von einem Familientreffen erzählt, bei dem ich mit meinen Cousinen und meiner älteren Schwester spielte. Sie hielten sich alle an den Händen und sprangen in den Swimmingpool. Meine Mutter beobachtete mich sehr genau, weil ich Angst vor Wasser hatte und nicht schwimmen konnte. Ich war fünf Jahre alt.
Natürlich passte es mir nicht, ihnen nur dabei zuzusehen. Als sie sich für die zweite Runde bei den Händen fassten, reihte ich mich ein. Meine Mutter erwartete, dass ich loslassen würde, wenn die anderen sprangen. Doch das tat ich nicht. Ich sprang mit allen zusammen. Kreischend und kichernd, bis wir das Wasser berührten. Ich sank auf den Boden, und mein Onkel sprang auf, um mich herauszuziehen.
Ich wünschte, ich könnte mich erinnern, wann aus dem kleinen Mädchen, das den anderen immer hinterherlief, das Mädchen wurde, das die Welt umsegeln wollte und absolut daran glaubte, dass es mit genügend Entschlossenheit alles schaffen würde, was es sich vorgenommen hatte.
Irgendwann auf meinem Weg habe ich gelernt, dass man teilhaben muss, seine Leidenschaften verfolgen und den Mut zu wirklich großen Träumen haben muss, um das Leben wirklich zu leben. Ich weiß nicht, wann das war. Ich kann mich auch nicht daran erinnern, damals in den Pool gesprungen zu sein. Es ist nur eine Geschichte, die meine Mutter erzählt hat. Doch irgendwann zwischen diesem Moment und dem Ablegen mit ELLA'S PINK LADY im Hafen von Sydney habe ich begriffen, was Helen Keller viel besser ausgedrückt hat, als ich es sagen kann: »Das Leben ist entweder ein mutiges Abenteuer - oder nichts.«
Wenn ich darüber berichte, warum ich um die Welt segeln wollte, muss ich zunächst von meinen Eltern erzählen. Mein Vater erinnert mich gern daran, dass ich ohne sie nicht hier wäre. Es ist nur der Unterstützung meiner Eltern zu verdanken, dass ich meine Träume leben konnte - und kann.
Meine Mutter Julie und mein Vater Roger sind beide aus Neuseeland. Sie haben dort 1986 geheiratet und sind 1987 nach Sydney geflogen, kauften sich einen alten Kombi von einem Autohändler an der Parramattastraße und reisten die Küste hinauf nach Queensland. Als sie den Pacific Highway erreichten und etwas schneller fuhren, bemerkten sie, dass der Wagen schreckliche Geräusche von sich gab, die sie zuvor noch nie gehört hatten. Heute lächelt meine Mutter darüber und sagt, dass der Autohändler über sie gelacht und gedacht haben muss: »Nun schaut euch diese Kiwis an: Gerade runter vom Boot, kann ich ihnen eine schöne Schrottmühle andrehen.« Glücklicherweise schafften sie es bis nach Gold Coast in Queensland. Dort bauten sie sich ein neues Leben auf.
Meine Mutter fand Arbeit als Ergotherapeutin. Mein Vater entscheid sich, den Bau von Heizwasserkesseln aufzugeben und etwas Neues zu versuchen. Bevor er in der Immobilienbranche landete, vermietete er Fernseher. Es kann kein Zufall sein, dass wir während meiner Kindheit niemals einen eigenen Fernseher hatten. Ich denke, dass mein Vater erkannt hat, wie abhängig die Menschen vom Fernsehen wurden und wie sehr es das Leben ihrer Besitzer einschränkte. Fernsehen fesselt Menschen in ihren vier Wänden und macht sie inaktiv. Er entschied, dass er niemals so sein wollte.
Ich glaube nicht, dass meine Eltern geplant hatten, für immer in Australien zu bleiben. Doch dann wurde meine ältere Schwester Emily 1992 geboren. Ich folgte 1993, mein Bruder Tom 1995, und meine jüngste Schwester kam 1997 auf die Welt. Mit vier kleinen Kindern waren sie einfach zu beschäftigt, um über ihre Rückkehr nach Neuseeland nachzudenken.
Mal abgesehen von der Tatsache, dass wir keinen Fernseher hatten (und damit gehörten wir eindeutig der Minderheit an!), verlief meine Kindheit ganz normal. Weder meine Mutter noch mein Vater waren Segler. In ihren ersten gemeinsamen Jahren kamen sie einem Boot nicht näher als einmal beim Angeln in einer kleinen Blechbüchse vor Whangarei. Sie liebten Campingausflüge, und wir waren so oft unterwegs wie möglich. Mein Vater ließ uns entscheiden, ob wir lieber einen Tag in einem der Vergnügungsparks in Gold Coast verbringen oder das gleiche Geld für eine Woche auf unserem Lieblingscampinglatz ausgeben wollten. Zelten hat immer gewonnen. Als ich im vierten Schuljahr war, hat meine Mutter uns bei einem Feriensegelkurs des Southport Yacht Clubs angemeldet. Ich habe das Gefühl, dass sie dabei vor allem an Tom dachte, obwohl er erst sechs Jahre alt war. Doch Emily und ich durften auch teilnehmen. Hannah war noch zu jung und blieb lieber mit Mama an Land. Nach diesem Sommercamp haben wir Wochenendkurse für Einsteiger belegt und später auch an Clubregatten teilgenommen. Unser Trainer John Murphy war großartig, obwohl ich sicher bin, dass seine Stimme Schaden genommen hat, weil er immer wieder zu uns hinüberbrüllte: »Nehmt die Segel dicht!«
Anfangs war ich gar nicht so begeistert vom Segeln. Ich hatte Angst, wenn wir weiter draußen segelten, so weit weg von Land. Aber ich bin weder von meiner Mutter noch von meinem Vater oder sonst irgendjemandem zum Segeln gedrängt worden. Wenn ich an den windigen Tagen entschied, nicht zu segeln, blieb ich mit Hannah am Strand sitzen und fühlte mich ausgeschlossen. Es war hart, die anderen dabei zu beobachten, wie sie am Ende eines Trainingstages lachend und Geschichten erzählend ihre Boote den Strand hochzogen. Ich wusste, dass mir meine Angst im Weg stand. Emily hat mir sehr geholfen. Sie lernte alles sehr schnell und ließ es so mühelos aussehen. Ich spürte, wie sehr sie das Segeln liebte, und wollte gern genau wie meine ältere Schwester sein. Es war wohl ein bisschen so wie der Tag, als wir in den Pool sprangen. Ich wollte nicht am Strand zurückgelassen werden und darauf warten, dass die anderen mit glänzenden Augen von der Regatta erzählten. Ich wollte selbst dabei sein, am liebsten mittendrin. An windigen Tagen, wenn sich draußen in der Flussmitte kleine weiße Schaumkronen bildeten, fehlte mir noch die Kraft, mein Boot zu bändigen. Ich segelte immer irgendwo im hinteren Teil der Flotte und hatte schwer zu kämpfen. Aber an den ruhigeren Tagen, wenn es nicht um Stärke und Schnelligkeit ging, hatte ich das Gefühl, dass ich es mit einem kleinen Plan, Taktik und viel Geduld durchaus ins vordere Feld schaffen und dort auch um gute Platzierungen kämpfen konnte. Je besser ich segelte, desto mehr wuchs mein Selbstbewusstsein. Ich genoss es immer mehr. Meine Mutter fragte mich einst, ob ich das Gefühl hätte, dass man mich zum Segelsport gedrängt hätte. Nein, das hatte ich nicht. Es war einfach etwas, das wir machten. Es wurde zu unserer Familienangelegenheit. Und wenn überhaupt jemand, dann waren es eher wir Kinder, die unsere Eltern zum Segeln gedrängt hatten. Wir spielten weder Netball noch Fußball oder beschäftigten uns mit Krimskrams. Wir gingen segeln. Der Vereinshafen des Southport Yacht Club in Hollywell war ein freundlicher und familienorientierter, vom städtischen Verein getrennter Ort. Es dauerte nicht lange, bis unsere ganze Familie dort regelmäßig die Wochenenden verbrachte. Wir nahmen an Kursen oder Regatten teil und verstärkten auch die Crews auf größeren Booten. Meine Mutter und mein Vater steuerten oder bemannten die Sicherungsboote.
Meine beste Freundin Pamela Fredric und ihre Familie waren ebenfalls Mitglieder im Segelclub und hatten genauso wie wir diese »Kein-Fernsehen-Nummer« laufen. Wenn wir also nicht draußen waren, haben wir etwas zusammen gebaut oder gemeinsam gespielt. Nur die Winterferien bildeten die Ausnahme. In diesen Wochen haben meine Eltern einen Fernseher und ein Videogerät geliehen, und dann kuschelten wir uns zusammen und sahen Dokumentationen und Filme - unser Ferienbonus.
Der Lieblingsfilm unserer Familie war ein Dokumentarfilm über Sir Edmund Hillarys Besteigung des Everest. Meine Eltern sind sehr normale Menschen, doch die Tatsache, dass wir keinen Fernseher hatten, empfanden viele als merkwürdig. Vielleicht war es ein erster Hinweis darauf, dass sie nicht irgendwelche Lifestyle-Entscheidungen trafen, nur weil alle anderen es taten. Als wir älter wurden, trafen wir wichtige Entscheidungen stets nach Rücksprache mit der ganzen Familie. Wenn wir unsere Boote nach einem langen Wochenende auf dem Autodach festzurrten, vertraute man uns und erwartete von uns, dass wir das ebenso verlässlich wie ein Erwachsener erledigten. Ich fühlte mich nie wie ein wertloses Kind, das zwar gesehen, aber nicht gehört wird, sondern eher wie eine Person mit eigenen geschätzten Ansichten.
Als ich zur Schule ging, hatte mein Vater den Fernsehladen...
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