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Als ein Maler Goethe um das Porträt des berühmtesten Mannes des Zeitalters bat, soll der Dichter geantwortet haben, der Künstler müsse zuerst Hegel in Berlin malen, dann aber geschwind nach Weimar zu ihm zurückkommen. Georg Wilhelm Friedrich Hegel wurde unter einem glücklichen, mit Shakespeare gesprochen, unter einem tanzenden Stern geboren: Er kann als der Großmeister der neuzeitlichen Philosophie gelten, als der berühmteste moderne Philosoph. Vernunft und Freiheit bilden die beiden Grundpfeiler, auf denen Hegels Philosophiedom errichtet wurde. Im Denken der Freiheit liegt der Kernimpuls seines vielfach verschlungenen Lebens- und Denkweges. Friedrich Hölderlin sprach von der , Schelling von der und Schiller vom . Im Anschluss an diese schwäbischen Geistesverwandten, jenem nach Heinrich Heine , lautete Hegels Credo: Philosophieren heißt, frei leben zu lernen. Ein von überlebten Klischees und grotesken Lügenmärchen befreites Hegel-Bild soll gezeichnet werden. Ungeachtet der Bedachtsamkeit in der Entwicklung seines Philosophierens gleicht der intellektuelle Weg Hegels einer Odyssee im Denkraum, aber auch sein Lebensweg verläuft ereignisreich und voller Spannungen und Kontraste, oft auf höchst gefährlichem Terrain.
Die Lebensbahn bewegt sich von Kindheit und Jugend in der herzoglich-württembergischen Residenzstadt Stuttgart, wo Lehrer und Professoren schon das Talent des Gymnasiasten erkennen, über die Studienjahre im Universitätsstädtchen Tübingen, hier zusammen mit Hölderlin und Schelling beim Studium der Theologie und in der intellektuell einzigartig besetzten Studentenbude der Philosophiegeschichte, hin zum Hofmeister- und Hauslehrerdienst im aristokratischen Bern und der idyllischen Rousseau-Landschaft am Bieler See sowie in der freien Reichsstadt Frankfurt am Main, wo im - Hölderlin, Sinclair, Zwilling und Hegel - neue Denkexperimente gewagt werden. Von der unbezahlten Privatdozentur und dem Zusammenwirken mit Schelling im Saale-Athen Jena, der Hauptstadt der Philosophie, sowie der fulminanten Krönung durch ein philosophisches Jahrtausendwerk, der Phänomenologie des Geistes, führt der Weg nach Franken, ins neue Königreich Bayern, zuerst als Redakteur auf der Zeitungsgaleere im katholischen Bamberg, dann als Schulrektor und Gründer des ersten humanistischen Gymnasiums Deutschlands im protestantischen Nürnberg, wo Hegels Hauptwerk Wissenschaft der Logik erscheint. Dann folgt die erste Professur im romantischen Heidelberg, verbunden mit der Veröffentlichung der ersten Enzyklopädie, und schließlich das Wirken im königlich-preußischen , in Berlin und an seiner Universität, mit dem Aufstieg zum herausragenden Philosophen des Zeitalters.
In historisch turbulenten Jahren lernt Hegel berühmte Zeitgenossen kennen wie Hölderlin und Schelling, Schiller und Goethe, die Brüder Friedrich und August Wilhelm Schlegel, Jean Paul, Friedrich Schleiermacher, die beiden Humboldts, Felix Mendelssohn Bartholdy, Ludwig Feuerbach und Heine, um nur die prominentesten zu nennen. Hegel unterhält sich mit dem preußischen König und seinem Thronfolger und parliert mit der Frau des Letzteren, er flaniert mit dem Weimarer Herzog Karl August und Goethe im Schloss Belvedere und bewundert in Jena Kaiser Napoleon. Er steht in Verbindung mit vielfältigen Zirkeln und pflegt Kontakte zu seinen beiden engsten Freunden, erst Hölderlin und dann Friedrich Immanuel Niethammer.
Hegel soll jedes Jahr am 14. Juli, dem Tag des Beginns der Französischen Revolution, ein Glas Champagner genossen haben. Diese Revolution war das prägende historische Ereignis seines Lebens und Denkens. Der Philosoph Hegel war stets ein politicus, ein sich zu politischen Fragen öffentlich positionierender Mensch, der sein ganzes Leben hindurch als vehementer Verteidiger der Grundgedanken der Französischen Revolution auftrat. Er feierte die Revolution als der modernen Welt, als freier Existenz. Das Denken der Freiheit durchzieht als Grundmotiv sein gesamtes Leben: War er in seiner Jugendzeit Bewunderer von Schillers gegen die Unterwürfigkeit geschriebenen Räubern und des Fiesco, wird er in den Tübinger Jahren einer der Wortführer eines revolutionär-republikanischen Studentenkreises und auch enger Vertrauter des Revolutionsanhängers, Publizisten und Dichters Gotthold Friedrich Stäudlin. In Bern konspirierte er mit den aus Paris gesendeten Revolutionären Konrad Engelbert Oelsner und Georg Kerner und beginnt die Übersetzung einer Kampfschrift des Girondisten Jean Jacques Cart aus dem Waadtland. In Frankfurt steht er in enger Verbindung mit den Stuttgarter Oppositionellen um Christian Friedrich Baz und Carl Friedrich von Penasse, ebenso mit führenden Köpfen der Mainzer Republik wie Franz Wilhelm Jung, und vermittelt einen Brief an den berühmten Revolutionär Abbé Emmanuel Joseph Sieyès nach Paris, was den Tatbestand des Hochverrats erfüllt. Sowohl die genannten Berner wie auch die Stuttgarter und Frankfurter Aktivitäten sind in den Geheimpolizeiakten registriert. Hegel legt einen Verfassungsentwurf für Württemberg vor und publiziert anonym die Übersetzung der girondistischen Cart-Schrift. In Jena erarbeitet Hegel ein Konzept für eine föderative, moderne Verfassung Deutschlands und ist fasziniert von der Weltseele Napoleon, den er nach Jena hineinreiten sieht. In Bamberg wirkt er als politischer Journalist und erklärter Anwalt der Napoleonischen Gesetzgebung, auch steht er in bester Verbindung mit einer interessanten Figur der Mainzer Republik, Meta Forkel-Liebeskind. In Nürnberg verkehrt er mit dem Elsässer Revolutionsfreund Justus Christian Kießling, der sein Haus mit einem Freiheitsbaum und der Trikolore schmückt. Hegel pflegt freundschaftlichen Kontakt mit seinem Heidelberger Kollegen Philipp Christoph Heinrich Eschenmayer, einem der Hauptangeklagten im württembergischen Jakobinerprozess von 1800, der als eine der Zentralfiguren der republikanisch-demokratischen Kräfte zu zwei Jahren Kerkerhaft verurteilt wurde. Eine der beiden Strömungen der Heidelberger Burschenschaft, die antinationalistische Richtung, trug nicht zufällig den Namen «Hegelianer», geführt von Hegels erstem Assistenten Friedrich Wilhelm Carové, der die inhaltlich wichtigste Rede zum Wartburgfest hält. In Berlin avanciert Hegel zum intellektuell bedeutendsten Gegenspieler des Restaurationsgeistes, zu einem Denker, der von der reaktionären Hofpartei und ihrem Oberschnüffler Karl Albert von Kamptz des Republikanismus verdächtigt wird, maßgebend hierbei Hegels vernichtende Attacke auf einen der Hauptideologen der Restauration, Karl Ludwig von Haller. Auch opponiert er mit seiner Rechtsphilosophie ausdrücklich gegen den Kopf der Historischen Rechtsschule, Carl Friedrich von Savigny, der den napoleonischen Code civil als ein revolutionäres Krebsgeschwür ansieht und sich gegen die Konzeptionen des Vernunftsrechts wendet. Hegel wirkt engagiert als Fürsprecher seiner nach den Karlsbader Beschlüssen eingekerkerten Schüler Karl Ulrich, Leopold von Henning und Gustav Asverus. Letzterem wurde nicht weniger als die Mitgliedschaft in hochverräterischen Verbindungen zur Last gelegt. Für Asverus, dem E. T. A. Hoffmann mit seinem Meister Floh ein Denkmal setzt, bürgt der Berliner Professor, stellt Kaution und erreicht schließlich nach langen Jahren die Einstellung des Verfahrens, stellt sich öffentlich gegen Willkürjustiz. Wie schon in Bern und Frankfurt hat die geheime Polizei alles dokumentiert. Hegel steht klar auf der Seite der des Landesverrates, des Jakobinismus, der und des Umsturzes Beschuldigten - er lebt gefährlich. Dies belegt ebenso der riskante Seiltanz in der Affäre um den französischen Kollegen und Hegel-Hörer Victor Cousin wie der Kontakt zu einflussreichen Restaurationskritikern in Paris. Als ein Beispiel für Hegels Unterstützung antirestaurativer Bewegungen steht seine Sympathie für den Freiheitskampf des griechischen Volkes. Hegels zuletzt publizierte Arbeit, die Reformbill-Schrift, beinhaltet ein politisches Statement im Sinne der notwendigen Fortführung der Revolution in Gestalt progressiver Reformen und zeigt zum letzten Mal den alten Politikus und Seismographen seiner Zeit, der sich nicht in ein philosophisches Wolkenkuckucksheim zurückzieht. Als...
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