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Neue Chancen für Parkinson-Patienten
In den letzten Jahren haben sich die Therapien von Parkinson enorm weiterentwickelt. Prof. Claudia Trenkwalder stellt Ihnen diese vor. Als eine der führenden Parkinson-Expertinnen in Deutschland ist sie ganz nah dran an den Betroffenen. Sie und ihr renommiertes Team erklären diese komplexe Erkrankung und zeigen die neuesten Forschungsergebnisse und Therapiemöglichkeiten auf - von altbewährt bis hochmodern.
Bleiben Sie beweglich und aktiv - auch mit Parkinson
Claudia Trenkwalder, Christian Jung, Brit Mollenhauer
Bei der Parkinson-Krankheit fehlen derzeit immer noch Kriterien, die zu einem frühen Zeitpunkt der Erkrankung eindeutig sagen: Diese Person ist bereits an Parkinson erkrankt, auch wenn man es erst in ein paar Jahren bemerken wird. Man benötigt also eindeutige biologische Merkmale, die die Erkrankung anzeigen - sogenannte Biomarker. Diese sind objektiv messbar und identifizieren zielsicher Verräterisches, das auf einen krankhaften Prozess im Körper hinweist. Das können im Blut, Urin oder in der Hirnflüssigkeit nachweisbare Proteine (Eiweißstoffe) sein. Dabei handelt es sich um Substanzen, die nur dann auftreten, wenn der Organismus an einer Parkinson-Krankheit leidet.
Im Optimalfall kommt der Marker in ein und derselben molekularen Struktur nur in einer bestimmten Phase der Krankheit vor und gibt damit gleich einen zweifachen eindeutigen Hinweis: auf die Erkrankung selbst und auf das Stadium, in dem sie sich befindet. Seit mehreren Jahren ist bekannt, dass ein solcher Marker gefunden ist, der einen Hinweis auf die Diagnose, jedoch noch nicht auf das Stadium der Erkrankung gibt. Der Nachweis des Parkinson-typischen Proteins a-Synuclein in seiner fehlgefalteten Form im Hirnwasser sei derart spezifisch, dass sich damit auch etliche Varianten der verschiedenen Parkinson-Syndrome möglicherweise voneinander unterscheiden lassen (weitere Details im ? Kapitel "Blick in die Zukunft").
Es gibt noch weitere Faktoren, die sowohl die Diagnostik als auch die Therapie erschweren. Parkinson ist nicht gleich Parkinson. Und dies bedeutet nicht nur, dass sich die Erkrankung bei jedem anders zeigt, sondern auch anders verlaufen kann. Warum das so ist, auch das soll in diesem Kapitel durch die Vorstellung (möglicher) bei der Erkrankung auftretender Symptome deutlich werden. Vielmehr sind es aber auch eine ganze Reihe verschiedener Erkrankungen, die mit ähnlichen Symptomen und Beeinträchtigungen das Parkinson-Syndrom ausmachen.
Die unter dem Oberbegriff "Parkinson-Syndrom" zusammengefassten Erkrankungen stimmen zwar in einigen (in diesem Kapitel näher erläuterten) Leitsymptomen überein; ein Teil von ihnen ist jedoch unterschiedlichen Ursprungs und nimmt einen grundlegend anderen Verlauf.
Atypische Parkinson-Syndrome: Die vom klassischen Erkrankungstyp der Parkinson-Krankheit abweichenden Erkrankungen nennt man atypische Parkinson-Syndrome. Dazu zählen
die Multisystematrophie (MSA),
die progressive supranukleäre Blickparese (PSP),
die kortikobasale Degeneration (CBD) und
die Lewy-Körperchen-Demenz (DLB, dementia with Lewy bodies). Manche Forscher ordnen diese Erkrankung aber auch der Parkinson-Krankheit zu.
Wer an solch einer Krankheit leidet, zeigt neben der typischen Parkinson-Symptomatik andere spezifische Symptome und Beeinträchtigungen, die in einem ? eigenen Kapitel beschrieben werden.
Sekundäre Parkinson-Syndrome: Darüber hinaus gibt es die sekundären Parkinson-Syndrome. Hier lassen sich, wie etwa beim vaskulären Parkinson-Syndrom (auch Morbus Binswanger genannt) oder beim medikamentös bedingten Parkinson-Syndrom, vereinzelt Parkinson-typische Symptome feststellen; sie sind jedoch anderen Ursprungs. Auslöser solcher Störungen können Durchblutungsstörungen mit kleinen Hirninfarkten (Schlaganfällen), Gifte und Arzneien, Unfälle, kleine Traumata oder auch gestörte Stoffwechselprozesse (zum Beispiel Kupferstoffwechselstörungen beim Morbus Wilson) sein. Schätzungen zufolge werden immer noch bis zu 20% dieser Erkrankungen fälschlicherweise als "klassische Parkinson-Krankheit" eingestuft.
Die klassische Parkinson-Krankheit ist auch nach Abzug immer noch etlicher falsch diagnostizierter Fälle - hierzu gibt es nur sehr divergierendes Zahlenmaterial - die am häufigsten vorkommende Ursache eines Parkinson-Syndroms und entweder genetisch bedingt oder "idiopathisch". Letzteres besagt nur, dass weder eine eindeutig identifizierbare Ursache vorliegt noch ein konkreter Auslöser erkennbar ist. Dennoch sind es fast immer genetische Faktoren und Umweltfaktoren, die dann zu einem wahrscheinlich entzündlichen Start der Erkrankung führen. Nichtsdestotrotz stellt gerade für den Hausarzt, der oft die erste Kontaktperson des Patienten bzw. der Patientin ist, die Beantwortung der Frage eine Herausforderung dar, ob es sich um ein Parkinson-Syndrom handelt. Die beste Entscheidung ist da in der Regel die Überweisung an einen Neurologen bzw. eine Neurologin.
In der Regel kristallisiert sich der Parkinson-Verdacht bereits im ärztlichen Gespräch heraus, wenn Sie Ihre Symptome schildern. Es gibt zwar ein ganzes Bündel möglicher Symptome, die auf Parkinson hindeuten. Doch die Parkinson-Diagnose wird nach wie vor einzig anhand der motorischen Störungen gestellt.
Hauptsymptom Bewegungsverlangsamung (Bradykinese): Zum einen muss das Hauptsymptom Bewegungsverlangsamung (Bradykinese/Akinese) zwingend nachweisbar sein, zum anderen können weitere nicht-motorische Beschwerden auftreten. Das dominierende Signal der Erkrankung kann sich in einem kleinschrittigen Gangbild, aber auch in einer kleinen und zunehmend unleserlichen Handschrift zeigen und es kann bis zur akinetischen Bewegungslosigkeit, einer lebensbedrohlichen Starre des Körpers, nach vielen Jahren der Erkrankung reichen. Zudem muss mindestens eines von drei weiteren Leitsymptomen vorliegen.
Hauptsymptom Zittern (Tremor): Das am häufigsten mit Parkinson assoziierte Leitsymptom ist wohl das Zittern (Tremor), das vor allem ein "Ruhetremor" ist und bei Belastung oder Bewegung nachlässt. Doch "nur" knapp jeder zweite Betroffene leidet an Tremor bei der Parkinson-Krankheit: Wo und seit wann zittert es? Und wie zeigt es sich, wenn Sie beispielsweise einen Löffel halten, das Handy, die Zeitung? Weiterhin ist wichtig, ob das Zittern in Ruhe oder bei bestimmten Positionen auftritt und bei Bewegungen oder Handlungen wieder verschwindet. Das Zittern bei der Parkinson-Krankheit tritt typischerweise - genau anders als etwa der Alterstremor - in Ruhe auf und beginnt oft an einer Hand. Im weiteren Verlauf der Erkrankung erfasst es dann beide Seiten, meist bleibt aber die zuerst betroffene Seite verstärkt. Manche Patient*innen beschreiben ein innerliches Zittern in der Brust. Fast immer verstärkt sich das Zittern durch Anspannung oder Stress.
Hauptsymptom Muskelsteifigkeit (Rigor): Ein großer Teil der Erkrankten klagt über Muskelsteifigkeit: Der Rigor macht sich häufig als heftiger Schmerz im Schulter-Nacken-Bereich bemerkbar. Oft ist der Armschwung beim Gehen reduziert - in auffälliger Weise zudem betont oder sogar ausschließlich auf einer Körperseite. Solche Asymmetrien sind typisch für die Erkrankung und lassen sich bei einer Vielzahl von Symptomen beobachten. Ziel bei der ärztlichen Untersuchung sollte es sein, die Art der "passiven Muskelsteifigkeit" möglichst detailliert zu erfassen; zu eruieren, wie sich die Hand bei diversen Bewegungsabläufen verhält, ob der Betreffende ein Bein merklich nachzieht oder zu welchen Tageszeiten und ob und wie häufig es zu Muskelverkrampfungen (Dystonien) kommt.
Die Muskelsteifigkeit kann durch passives Bewegen der Extremitäten, also zum Beispiel durch Bewegen im Ellenbogen- und Handgelenk untersucht werden. Dabei spürt der Untersuchende einen Widerstand in der Bewegung, der sich teils wie ein Zahnrad anfühlt und deswegen auch Zahnradphänomen genannt wird.
Ein weiteres häufiges Symptom ist ein verlangsamtes Gangbild. Auch das Parkinson-typische schlurfende Gangbild fällt in diese Kategorie. Der instabile Stand mit verminderter Standstabilität (posturaler Kontrolle) tritt häufig erst im Verlauf der Erkrankung auf.
Im Vordergrund all dieser Symptome steht aber eine allgemeine Verlangsamung aller Bewegungen und Abläufe, die sich im täglichen Leben durchaus bemerkbar macht. Es dauert länger, sich morgens anzuziehen, Hausarbeiten zu erledigen oder am Arbeitsplatz die gewohnten Arbeitsprozesse zu absolvieren.
Die motorischen Parkinson-Symptome führen zum typischen Erscheinungsbild der Erkrankung mit gebeugter Haltung und einem kleinschrittigen, schlurfenden Gang.
Begleitet werden die primären Beeinträchtigungen von einer Vielzahl kognitiver, sensibler, vegetativer sowie psychischer, also meist nicht-motorischer Symptome. Sie treten je nach Fall unterschiedlich stark und - abhängig vom Symptom - nur bei einem Teil der Betroffenen auf. Bei dem zur Diagnose führenden ärztlichen Erstgespräch werden Riechstörungen und Verstopfung als prägnante Beeinträchtigungen erwähnt. Dabei wird deutlich, dass diese Symptome schon seit langer Zeit bestehen; das...
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