Gott, Geist, Vernunft

Henning Tegtmeyer plaediert fuer eine Erneuerung der Natuerlichen Theologie als Teildisziplin der Metaphysik und damit der Philosophie. Dass deren Fragestellungen und Probleme unerledigte Aufgaben des Denkens sind, ist seine Hauptthese. Kants wirkmaechtige Kritik der Gottesbeweise, des Kernstuecks jeder Natuerlichen Theologie, erweist sich als nicht allgemeingueltig, denn sie trifft nicht die theistischen Argumente Anselms von Canterbury, Rene Descartes' und des Aquinaten. Auch ambitionierte Versuche einer Reduktion der Theologie auf Anthropologie bei Feuerbach und Bloch scheitern. Die theologischen Ansaetze Anselms und Descartes' einerseits, des Thomas von Aquin andererseits muessen als in sich konsistente, aber konkurrierende Paradigmen der Natuerlichen Theologie verstanden werden. Da diese Ansaetze auf unvereinbaren methodischen Prinzipien zu beruhen scheinen, ergibt sich eine fundamentale methodische Aporie der Natuerlichen Theologie insgesamt. Schellings Spaetphilosophie wird als Beitrag zur Loesung dieses Problems praesentiert. Am Schluss der Arbeit eroertert der Autor Folgeprobleme einer moeglichen Erneuerung der Natuerlichen Theologie, zu denen neben dem Theodizee-Problem vor allem ihr Verhaeltnis zur doktrinalen Offenbarungstheologie einerseits, zur Religionsphilosophie andererseits gehoert, aber auch ihr Ort in einem pluralistischen Religionsverstaendnis und ihre Stellung im interreligioesen Dialog.