Paradiesgarten oder Gefaengnis?

Das Dominikanerinnenkloster St. Katharina gilt als eines der bedeutendsten deutschen Frauenkloester des Spaetmittelalters. Seit seiner Reformierung im Jahr 1428 nahm es eine Vorreiterrolle innerhalb der dominikanischen Observanzbewegung ein. Seine Mitglieder galten weit ueber Nuernberg hinaus als Vorbilder des gestrengen monastischen Lebens. Die vom Geist der spaetmittelalterlichen Kloster-reformatio getragene Theologie und im Kloster praktizierte Froemmigkeit sowie das von den Nonnenseelsorgern propagierte Spiritualitaetsideal erfahren knapp hundert Jahre nach der Reform schroffe Ablehnung durch protestantische Theologen. Ihrer Meinung nach sind Frauen von Gott nicht zu einem jungfraeulichen Leben hinter Klostermauern, sondern vielmehr zu Ehe und Mutterschaft bestimmt. Zu den Zielen der vom Nuernberger Rat gefoerderten und von weiten Kreisen des Patriziats befuerworteten Reformation zaehlte daher die Abschaffung des Frauenklosters. Die Biographien einzelner Nonnen, die aus UEberzeugung oder aufgrund mehr oder weniger massiven Draengens ihrer Familienmitglieder austraten, beleuchten in ihrer Verschiedenheit Umstaende und Folgen, die fuer Frauen aus einem Klosteraustritt resultierten. Ungleich groesser jedoch war die Zahl derer, die im Kloster verharrten. Barbara Steinke zeigt, dass der Widerstand, den sie gegen die Klosteraufloesung leisteten, aus genau den Idealen gespeist wurde, die waehrend der Klosterreform definiert und gestaerkt worden waren.