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Detail am Mohrenbrunnen auf der Piazza Navona {18} (310ro Abb.: nw)
Egal ob Kaiser, Päpste, Diktatoren oder Könige: Seit der Gründung Roms vor fast 2800 Jahren war die Bauwut seiner jeweiligen Herrscher nahezu unersättlich. Triumphbögen, Kirchen und Paläste wurden errichtet, um Untertanen oder auch politische Gegner und Feinde zu beeindrucken, ihnen zu schmeicheln oder ihnen gar zu drohen. Dabei entstand die prächtigste Architektur des Abendlandes. Kommen Sie mit auf eine Zeitreise durch 2500 Jahre Kunst- und Architekturgeschichte, die man nirgendwo so kompakt vorfindet wie in Rom.
Die Faszination des alten Rom mit seinen Cäsaren, von denen die ganze damals bekannte Welt beherrscht wurde, entdeckt man am besten im Pantheon {17}, einem Tempel aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. Auf dem Forum Romanum {2} können Architekturfreaks den Grundriss der Basiliken studieren, römische Zweckbauten, die Vorbild für den späteren christlichen Kirchenbau waren. Die Kaiserforen {8} und Marktplätze, die sich die jeweiligen Kaiser bauen ließen, vermitteln noch heute einen Eindruck vom alltäglichen Leben im alten Rom.
Was für die römischen Kaiser galt, traf auch auf die nachfolgenden Herrscher Roms, die Päpste, zu. Auch sie versuchten mit den Mitteln der Architektur ihre Anhänger zu beeindrucken und ihren Ideen Ausdruck zu geben. Das Mittelalter war geprägt von bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen in Rom um die Position des Papstes. Trotzdem entstanden auch in dieser Zeit bedeutende Bauwerke wie die Kirchen Santa Maria in Trastevere {32} und San Clemente {6}. In San Clemente sollten Sie unbedingt gewesen sein: Die Kirche ist auf den Fundamenten eines römischen Hauses errichtet worden, das man besichtigen kann.
Viele Kirchen wurden im Mittelalter restauriert und mit den sogenannten campanili, hohen Glockentürmen, versehen, so z. B. Santa Maria in Cosmedin. Im 13. Jahrhundert schließlich wurde der damalige Sitz der Päpste, der Lateranpalast, renoviert und aufwendig ausgebaut.
Mit dem Ende des Mittelalters und dem Beginn der Renaissance erlebte Rom eine tief greifende architektonische Veränderung und damit einen Aufschwung wie sonst keine Stadt in Europa. In nur 100 Jahren entstanden 54 neue oder renovierte Kirchen, 60 Adelspaläste, Wohnhäuser für 50.000 bis 70.000 Einwohner und 30 neue Straßen. Selbst vor den Überresten des antiken Rom machte die Spitzhacke der päpstlichen Bauherren nicht halt. Die Steine für die Tiberbrücke Ponte Sisto etwa stammen aus dem Kolosseum {4}.
Rom sollte eine "Wiedergeburt" (Renaissance) erleben und ein Gegengewicht zur Reformation bilden, die im Europa des 16. Jahrhunderts immer mehr Menschen in ihren Bann zog. Die Macht des Katholizismus fand ihren Ausdruck in sternförmig angelegten Straßen und bombastischen Plätzen, wie z. B. der Via del Corso {12} zwischen Piazza del Popolo und Piazza Venezia. Die berühmtesten Werke aus dieser Phase der künstlerischen Massenproduktion in Rom sind heute in der Villa Borghese {21} zu bewundern, sicherlich eines der schönsten Museen in Rom.
Was der Tourist heute als das Rom der Päpste besichtigt, ist also in relativ kurzer Zeit entstanden. Michelangelo bebaute das Kapitol {1} im Stil der Renaissance. Heute sind die wichtigsten Fundstücke aus dem antiken Rom in den Kapitolinischen Museen, am geografischen Mittelpunkt Roms untergebracht.
Zu den während der Renaissance entstandenen Bauwerken gehört der neu gestaltete Vatikan mit der ebenfalls von Michelangelo gestalteten Kuppel des Petersdoms {36}, der jetzt zum endgültigen Sitz der Päpste wurde. Auch der Quirinalspalast, in dem heute der italienische Staatspräsident residiert, zählt zu den wichtigen Renaissancegebäuden Roms.
Raffael erhielt von Papst Julius II. den Auftrag, die Sala della Segnatura im Vatikan neu auszumalen. Es entstanden die "Stanzen des Raffael", die als Höhepunkt der Renaissancemalerei gelten. Auch wenn die Schlangen vor den Vatikanischen Museen {37} abschreckend sind - der Besuch lohnt sich auf jeden Fall.
Sieben Pilgerkirchen ließen die Päpste errichten. Wer sie alle besucht, erhält nach katholischer Überzeugung einen Ablass, das heißt, er bekommt alle Sünden, die er bis zu dem Zeitpunkt seines Besuchs angesammelt hat, erlassen. Alle sieben Kirchen sind architektonische Meisterleistungen, die das Bewusstsein der Gläubigen ein Stückchen näher zum Himmel rücken sollten. Wer keine Zeit für so viel Frömmigkeit hat, sollte zumindest die sehenswerte und zentral gelegene Santa Maria Maggiore {25} besuchen.
Im 17. Jh. wurde unter den Päpsten Urban VIII., Innozenz X. und Alexander VII. das Stadtbild immer barocker. Das Mäzenatentum des Klerus nahm absurde Ausmaße an. Karrieren wurden von denjenigen gemacht, die besonders viel Geld in Gebäude, Brunnen und Plätze investierten. Die Künstler dankten es ihren Gönnern, indem sie die Wappen und Symbole der römischen Papstfamilien immer wieder in ihre Kunst einarbeiteten.
Wie wirkungsvoll die Kunst des Barock ist, lässt sich am besten auf der Piazza Navona {18} erfahren: Hier stehen die bedeutendsten Werke der barocken Baumeister Roms: der Vierströmebrunnen (Fontana dei Fiumi) von Bernini und die Kirche San Agnese von Borromini.
Besonderes Augenmerk sollte der Architekturfreund natürlich dem von Bernini gestalteten Petersplatz {35} mit den ihn umgebenden Kolonnaden schenken.
Im 18. Jh. schließlich wurden durch den Bau der Spanischen Treppe {26} und der Fontana di Trevi {24}, in der Anita Ekberg unter den aufmerksamen Blicken Marcello Mastroiannis ihr berühmtes Bad genommen hat, weitere barocke Akzente gesetzt.
1870, als Rom Hauptstadt Italiens wurde, begann die Bautätigkeit des jungen Königreichs Italien. Prachtstraßen und neue Gebäude entstanden: das mächtige Justizministerium am Tiberufer, die platanenbewachsene Viale di Trastevere im gleichnamigen Stadtteil und das wirklich hässliche Nationaldenkmal an der Piazza Venezia {10}. Der Tiber wurde wegen häufiger Überschwemmungen eingemauert. Rom war auf dem Weg in das 20. Jh. Auf den Wiesen in der Nähe des Petersdoms entstand ein neues Stadtviertel, Prati, das mittlerweile eines der beliebtesten und teuersten Wohngebiete in Rom ist.
Als der Faschismus 1925 die Macht in Italien übernahm, wurden ganze Stadtteile niedergerissen, um Mussolinis Traum eines imperialen Rom entstehen zu lassen. Die Via della Conciliazione {34} am Petersdom entstand als Verbindung zwischen dem weltlichen und dem kirchlichen Rom. Ein weiteres Beispiel für die Umgestaltung der Stadt durch die Faschisten ist die Via dei Fori Imperiali, die 1931-1933 errichtet wurde. Mussolini träumte schon seit der faschistischen Machtergreifung davon, einen Durchblick vom Nationaldenkmal an der Piazza Venezia zum Kolosseum zu schaffen. Ein jahrhundertealtes, gewachsenes Stadtviertel fiel schließlich dem Bau der Straße zum Opfer. Nach Jahrzehnten des architektonischen Stillstandes entstanden Ende des vergangenen Jahrhunderts einige bemerkenswerte moderne Gebäude in der Tiberstadt. Im Zentrum Roms entwarf Richard Meier eine Hülle aus Glas und Stahl für den Friedensaltar des Augustus (Ara Pacis). Der Stararchitekt Renzo Piano schuf 2002 im Stadtteil Flaminio das Auditorium (->), eine futuristische Konzerthalle.
Ganz in der Nähe wurde 2010 schließlich das Maxxi {40}, Italiens erstes Architekturmuseum, eröffnet. Die mittlerweile verstorbene Star-Architektin Zaha Hadid hat hier ein gewaltiges verschachteltes Gebäude aus Glas und Beton geschaffen.
Extratipp: Das Viertel der Moderne
Ein besonderer Tipp für Freunde der klassischen Moderne: Im Südosten Roms entstand ab 1938 ein riesiges Stadtviertel "im Stil der neuen Zeit": EUR, eine durchaus sehenswerte Verbindung von Elementen der Moderne, des Bauhaus und des typisch italienischen "Razionalismo", gemischt mit einem Hang zum Bombastischen. Das Stadtviertel war ursprünglich für die geplante Weltausstellung (Esposizione Universale di Roma, EUR) 1942 angelegt worden, die aber wegen des Zweiten Weltkriegs nie stattfand. Nach dem Zweiten Weltkrieg war EUR eine Geisterstadt, ein "modernes Pompeji", wie es der Schriftsteller Guido Piovene seinerzeit ausdrückte. In den späten 1950er-Jahren wurde die faschistische Musterstadt renoviert und ist heute eines der beliebtesten und teuersten Wohnviertel in Rom. Das Stadtviertel ist ab Hauptbahnhof mit der Metrolinie B zu erreichen (Haltestelle EUR Fermi).
Die staatlichen Museen können am ersten Sonntag im Monat kostenlos besichtigt werden. Besucher unter 18 Jahren zahlen keinen Eintritt, zwischen 18 und 25 gibt es eine Ermäßigung.
Aktuelle Infos zu den Wechselausstellungen gibt es unter www.museiincomuneroma.it.
<20> [G3] Etruskisches Nationalmuseum in der Villa Giulia (Museo Nazionale Etrusco di Villa Giulia). Umfangreiche Sammlung etruskischer Grabbeigaben und...
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