Schweitzer Fachinformationen
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Schmerzexpertise in den Feldern der Gesundheitsversorgung Schmerz ist ein multidimensionales Phänomen und betrifft Menschen aller Altersstufen und Erkrankungen in jedem Stadium ihres Lebenslaufs. Neben den körperbezogenen Faktoren rücken zunehmend psycho-soziale Faktoren in den Fokus der Schmerzexpert_innen. Sie koordinieren den therapeutischen Prozess, beraten die Patient_innen und ihre Zu- und Angehörigen, fördern ihre Lebensqualität und gestalten maßgeblich ihre gesundheitliche Versorgung. In ihrer spezifischen Nähe zu Menschen mit Schmerz sind sie die professionellen Fachkräfte für Assessment, Diagnostik, Intervention und Evaluation in einem multiprofessionellen Kontext. Die insgesamt vier Bände zum Thema orientieren sich am Curriculum der European Pain Federation (EFIC) und verknüpfen die interdisziplinären Perspektiven mit praxisorientierten Erkenntnissen. Band 3: Edukative Kompetenzen im Schmerzmanagement Die Erfahrungen der Schmerzpatient_innen und die individuelle Bewältigung ihrer Situation sind der Anker der Beratung im Schmerzmanagement. Kaum eine Aufgabe erfordert so viel unmittelbar abrufbare Expertise und Kompetenz in der Pflege wie jene "sprechenden" Tätigkeiten der Edukation. Das Fachbuch zeigt auf, wie die Informationen gezielt und situationsadäquat vermittelt werden können, verweist auf die Besonderheiten bei unterschiedlichen Gruppen und deren beeinflussende Faktoren.
Irmela Gnass
Menschen, die für einen operativen Eingriff in eine Klinik kommen, werden regulär über das chirurgische und anästhesiologische Vorgehen aufgeklärt und ihr Einverständnis zur jeweiligen Entscheidung wird eingeholt. Schmerz wird in dieser Informations- und Aufklärungsphase, die ambulant vor der Aufnahme oder stationär stattfindet, thematisiert.
Warum erscheint es wichtig, Patient_innen vor einer Operation aufzuklären bzw. gezielt edukative Inhalte zu vermitteln?
Doch zunächst ein kleiner Exkurs: Wenn von Edukation gesprochen wird, dann sind hierunter die Information, Schulung, Beratung und die Moderation zu verstehen (Netzwerk Patienten- und Familienedukation in der Pflege e.V, 2022). Die Moderation, als jüngst aufgenommene Methode in der Edukation, fokussiert Gruppenangebote, die vor allem im Rehabilitationsbereich oder ambulanten Nachversorgung stattfinden und steht nicht im Fokus dieses Beitrages zur präoperativen Phase. Angebote wie sogenannte Patient_innen-Informationstage, die von Kliniken zu spezifischen Erkrankungen oder Operationsverfahren angeboten werden, sind im Allgemeinen als Informationsveranstaltung einzuordnen. Diese Informationsvermittlungen tragen jedoch dazu bei, das perioperative Geschehen, somit indirekt das Schmerzgeschehen und die anästhesiologischen Verfahren besser zu verstehen.
Netzwerk Patienten- und Familienedukation in der Pflege e.?V. (2022, Januar). Patientenedukation. Zugriff am 01.10.2022 unter https://patienten?edukation.de/themen/patientenedukation
Sofern Pflegende präoperativ bereits mit Patient_innen in Kontakt kommen, werden die edukativen Belange sich einerseits am Pflegeprozess und idealerweise auch am Edukationsprozess orientieren. Der Edukationsprozess enthält die folgenden vier Prozessschritte:
Erhebung der edukativen Bedürfnisse/Bedarfe der Patient_innen und mögliche Herausforderungen, insbesondere Barrieren
Planung durch Festlegung von edukativen Zielen
Umsetzung durch Lehren, Verwenden von instruierenden Methoden und Instrumenten
Evaluation der Lernerfolge der Patient_innen (Bastable, 2017).
Der Edukationsprozess ist in der gesamten perioperativen Phase anwendbar und zeigt sich somit für die prästationäre wie auch für die postoperative und ggf. ambulante Versorgungsphase hin relevant. In den Guidelines und Leitlinien wird berichtet, dass die präoperative Informationsgabe hilfreich ist, um Erwartungen an die Operation und die anästhesiologischen Verfahren angemessen einzuschätzen und damit ggf. Ängste und Sorgen bei Patient_innen frühzeitig zu reduzieren. Ferner wird von der gezielten Edukationsvermittlung auch ein Beitrag für eine schnellere Genesung respektive Entlassung erwartbar sein (Batchelor et al., 2019; Deutsche Fachgesellschaft für Anästhesie und Intensivmedizin [DGAI], 2021; Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege [DNQP], 2020).
Eine präoperative Beratung, bzw. Informationsgabe oder Schulung kann in Form eines persönlichen Gespräches oder in Gruppenangeboten erfolgen. Darüber hinaus werden Informationen zu Schmerzgeschehen, -einschätzung und -behandlung in Broschüren und Multimedia-Informationen (Patient_innen Aufklärvideos) vermittelt. Alle präoperativen Informationen und ggf. Schulungen (z.?B. zur Nutzung von Schmerzskalen) zeigen in unterschiedlicher Ausprägung eine Wirkung unter anderem auf die Schmerzkontrolle und können nur dann sinnvoll und gewinnbringend sein, wenn die individuelle Situation (edukative Bedürfnisse/Bedarfe) der Patient_innen berücksichtigt werden. "Die Informationsvermittlung soll die Selbstwirksamkeit des Patienten stärken und helfen die Erwartungen der Patienten dem wahrscheinlichen Schmerzverlauf anzupassen." (DGAI, 2021).
Die Selbstwirksamkeit im Schmerzmanagement kann somit schon in der präoperativen Phase gefördert werden und es ist zu vermuten, dass sich hier eine Wirkung bis in die postoperative Phase aufzeigen lässt.
Derzeit liegt jedoch noch keine Evidenz vor, die aufzeigt, dass eine formale Edukation der informellen Informationsvermittlung überlegen ist (Gurusamy et al., 2014), doch idealerweise sollten Patient_innen beide Vermittlungsformen erhalten. Auch sollte angestrebt werden, dass Patient_innen und deren Angehörige Informationen von allen Teammitgliedern (Chirurg_in; Anästhesist_in, Pflegende etc.) erhalten (Batchelor et al., 2019). In der Leitlinie der ERAS-Gesellschaft (Enhanced Recovery After Surgery [ERAS® Society], 2022) wird bei niedrigem Evidenzlevel eine starke Empfehlung für eine routinemäßige spezielle präoperative Beratung der Patient_innen ausgesprochen (Batchelor et al., 2019).
Den Antworten auf die Fragen, ob die präoperative Edukation der rechte Zeitpunkt ist und ob dieser zum besseren Ergebnis der Versorgung beiträgt, wird bei schwacher Evidenzen eine positive Tendenz entgegengebracht respektive wird dieses Vorgehen sogar empfohlen. Die Klarheit zum Geschehen rund um eine Opera|44|tion, sowie das Verständnis bzw. das Verstehen des Schmerzgeschehens lassen eine positive Wirkung für die Förderung der Selbstwirksamkeit (generelle und/oder schmerzspezifische Selbstwirksamkeit) in der gesamten perioperativen Phase annehmen.
Bastable, S.?B. (2017). Essentials of patient education (2nd ed.). Jones & Bartlett Learning.
Batchelor, T.?J.?P., Rasburn, N.?J., Abdelnour-Berchtold, E., Brunelli, A., Cerfolio, R.?J., Gonzalez, M., Ljungqvist, O., Petersen, R.?H., Popescu, W.?M., Slinger, P.?D. & Naidu, B. (2019). Guidelines for enhanced recovery after lung surgery: recommendations of the Enhanced Recovery After Surgery (ERAS®) Society and the European Society of Thoracic Surgeons (ESTS). European Journal of Cardio-Thoracic Surgery, 55(), 91-115.
Deutsche Fachgesellschaft für Anästhesie und Intensivmedizin (DGAI). (2021). Behandlung akuter perioperativer und posttraumatischer Schmerzen. Verfügbar unter https://www.awmf.org/leitlinien/de?tail/anmeldung/1/ll/001-025.html
Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP). (Hrsg.). (2020). Schmerzmanagement in der Pflege. Hochschule Osnabrück.
Enhanced Recovery After Surgery (ERAS® Society). (2022). 9th ERAS World Congress May 31st - June 2nd 2023 in Lisbon Portugal - ERAS® Society. Zugriff am 18.10.2022 unter https://erassociety.org/eve?nt/9th-eras-world-congress-may-31st-june-2nd-2023-in-lisbon-portugal/
Gurusamy, K.?S., Vaughan, J. & Davidson, B.?R. (2014). Formal education of patients about to undergo laparoscopic cholecystectomy. The Cochrane Database of Systematic Reviews, (), Article CD009933. Crossref
Stefanie Berger
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