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Blickt man heute auf eine Europakarte, scheint Tallinn eine ausgesprochene Randlage einzunehmen. Tatsächlich stand die Stadt aber über Jahrhunderte im Zentrum der Kämpfe der Großmächte um sie herum. Man darf annehmen, dass diese Tatsache für die jeweils betroffenen Bewohner selten angenehm war. Doch für den heutigen aufmerksamen Flaneur bedeutet diese Geschichte eine reiche Quelle für spannende Entdeckungen. Tallinn lebt von seinen Kontrasten.
Auf den ersten Blick mag jedoch das Gegenteil richtig scheinen: Die Altstadt Tallinns bietet ein erstaunlich geschlossenes Bild für eine Stadt dieser Größe. Die ältesten Schichten der Bebauung findet man im Bereich der Laboratooriumi-Straße {24} und deren Fortsetzungen bis zur Väike-Kloostri, wo die Zeit an manchen Ecken seit 500 Jahren stehengeblieben sein könnte. Hier gibt es selbst zur Hochsaison noch die Chance, jener melancholischen Stimmung vergangener Größe nachzuspüren. Auf dem Domberg lohnt sich ein Rundgang am frühen Morgen, bevor die Postkartenverkäufer ihre Stände aufgebaut haben. Dann strahlen die Häuser eine Würde aus, wie sie erst im Lauf vieler Generationen von Bewohnern entsteht. Dies ist das Tallinn - eigentlich an dieser Stelle: das Reval - der deutschen Oberschicht, der Hansezeit und des Deutschen Ordens. Nicht zuletzt in den Kirchen kann man noch viele Zeugen dieser Zeit finden.
Wenigstens im Sommer ist das üblichere und keineswegs schlechtere Bild von Tallinns Altstadt heute freilich ein anderes: prall gefüllte Straßencafés, bunte Besucherscharen und geschäftige Einwohner. Der Rathausplatz {10} ist die naheliegende Option, wenn man dem Treiben bei einer Tasse Kaffee zusehen möchte, aber auch die Dunkri-Straße bietet schöne Terrassenplätze dafür. Mit der Dämmerung leeren sich die Straßen etwas, doch die Lokale füllen sich: In den Bars versammelt sich nach und nach eine hauptstadtwürdige Meute zum Feiern. Die kurzen Entfernungen machen Tallinn zum perfekten Ort für eine Kneipentour. Eine geeignete Gegend zum Start ist der Bereich Kullassepa/Vana turg {9}/Suur-Karja. Im kulinarischen Bereich ist die östliche Lage Tallinns stärker zu spüren als im architektonischen. Es gibt gute Gelegenheiten, die russische Küche (->) kennenzulernen. Durch die Verbindungen der Sowjetzeit ist zudem die kaukasische Küche überproportional vertreten.
Außerhalb der Altstadt verströmen einige Orte, die auch ohne Ostalgiegefühle einen Besuch wert sind, einen realsozialistischen Charme. Beispiele sind der Zentralmarkt {50} und der Balti jaam {66}. Sehenswerte Exemplare stalinistischer Architektur sind das Wohnhaus an der Stockmann-Kreuzung {49} und das Kino Sõprus {43}. Der Sprung ins 21. Jh. liegt in Tallinn nur eine Häuserecke entfernt. Das neue Estland ist selbst- und modebewusst, kapitalistisch, digital. Die Wirklichkeit ist wie immer komplexer als solche Schlagworte, doch beschreiben sie durchaus eine Seite des heutigen Tallinn. Zu beobachten ist sie entlang der Rävala pst (s. Das neue Innenstadtviertel {51}), im Viru keskus {52} oder im Solaris-Zentrum (->). Wer dann genug von allahindlus (so viel wie "Tiefpreis") hat, kann sich auf den Weg nach Kadriorg (->) machen und zwischen den patinabelegten Holzhäusern dem Nachhall des 19. Jh. lauschen. Tallinn ist also viel mehr als seine berühmte historische Altstadt und mehr als die Summe aller verschiedenen Viertel und historischen Einflüsse. Es ist ein vielschichtiges Gebilde, das sich demjenigen am besten erschließt, der zu Fuß und mit offenen Augen die Stadt erkundet.
Wer als Deutschsprachiger durch Tallinn spaziert, wird auf den Straßenschildern einiges finden, das bekannt klingt, auch wenn man nicht alles sogleich entschlüsseln kann. Am einfachsten sind die nach Personen benannten Straßen wie in Kadriorg. An die ursprünglich deutschen oder eingedeutschten Namen wird einfach ein "i" angehängt, was in etwa dem besitzanzeigenden "s" im Deutschen entspricht. Dafür lässt man das Wort für Straße bei Adressangaben einfach weg, sodass man z. B. "Faehlmanni 18" oder "Kreutzwaldi 5" lesen kann. Das wäre so, als würde man auf Deutsch sagen: "Die Adresse ist Rudolf-Diesels 12". Bei anderen Namen braucht man etwas mehr Fantasie, aber man kann bei der Mere puiestee noch heraushören, dass diese Allee ans Meer führt. Der Raekoja plats ist dem Rathausplatz {10} nicht ganz unverwandt, die Toom-Kooli-Straße führte an der Domschule vorbei und die Nonnen wohnten an der Nunne-Straße. Etwas schwer wäre zu erraten, dass die Voorimehe-Straße nach den dort wohnenden Fuhrmännern benannt wurde. Nützlich zum Verständnis der Straßennamen sind die verschiedenen Wegbezeichnungen im Estnischen und deren Abkürzungen:
> "tänav" (tn): Straße
> "tee": Weg
> "puiestee" (pst): Allee
> "maantee" (mnt): Landstraße
> "käik, kang": Gang, Gasse
> "põik": Abzweig, Gasse
> "väljak", "plats": Platz
Trotz ihrer Rolle als Hauptstadt und ihres teilweise weltstädtischen Flairs ist Tallinn doch so überschaubar, dass die Stadt sich gut für einen Kurztrip eignet. An einem Wochenende kann man die wichtigsten Sehenswürdigkeiten besichtigen und interessante Viertel außerhalb der Altstadt erleben.
Am ersten Tag wird bei den meisten Besuchern die Altstadt inklusive Domberg (->) auf dem Programm stehen, schließlich ist sie das Aushängeschild der Stadt. Der auf -> beschriebene Stadtspaziergang führt entlang der wichtigsten Sehenswürdigkeiten durch die Altstadt.
Für den zweiten Tag wäre folgendes Programm denkbar: Zu Fuß geht es vom Freiheitsplatz {44} Richtung Rotermann-Viertel {53}. Unterwegs stößt man auf den Estonia-Konzertsaal {47} und es gibt zahlreiche Shoppingmöglichkeiten: das Solaris-Center (->), Viru keskus {52}, Postimaja (->) und das Rotermann-Viertel. Auch ein Abstecher ins Businessherz von Tallinn {51} entlang der Rävala puiestee lässt sich damit verbinden.
Von der Haltestelle Hobujaama nimmt man anschließend die Straßenbahn 1 oder 3 Richtung Kadriorg und steigt bei der Haltestelle Tallinna ülikool oder Koidula aus.
Im Köleri 2 (->) oder im Nop (->) kann man einen Kaffee zu sich nehmen und dann über die Koidula-Straße zum Kadriorg-Park {54} spazieren. In der Nähe gibt es nicht nur dank dem Schloss {55} und dem KUMU {59} viel zu entdecken. Von hier aus führt die Route weiter zum Sängerfestplatz {67} und nach Pirita {68} (s. auch 3. Tag).
Spätestens jetzt ist es an der Zeit, auch andere Seiten von Tallinn zu entdecken. Recht zentral gelegen ist Kalamaja mit seinen schönen Holzhäusern und seinem regen Kulturleben. Wer gut zu Fuß ist, kann die gesamte Runde im Rahmen eines ausgedehnten Spaziergangs erlaufen. Das Kapitel Kalamaja (->) ist bereits lose als Spaziergang angelegt, sodass die einzelnen Punkte hier nicht noch einmal gesondert genannt werden. Für diese Tour bietet sich auch das Fahrrad als Transportmittel an.
Ein alternatives Programm bietet der Gartenstadtteil Pirita {68}. Auch hierhin gelangt man gut mit dem Fahrrad, ansonsten nimmt man den Bus. Lediglich die Straße Pirita tee am Meer entlang (ab Kadriorg/Russalka-Denkmal {56}) ist zu Fuß zu schaffen. Hier reihen sich einige markante Punkte aneinander: der Sängerfestplatz {67}, das Marienberger Schloss {69}, das Ehrenmal {70}, das eigenwillige Pirita Top Spa Hotel aus der Sowjetzeit, der Jachthafen Pirita und schließlich die Klosterruine Pirita {71}. Von hier aus kann man weiterfahren zum Fernsehturm {73} (ab Russalka gut 7 km). Wer bei Sonnenuntergang zurückkommt, hat vom Restaurant Tuljak aus einen schönen Blick aufs Meer (->).
Der Verlauf des hier beschriebenen Spaziergangs kann mittels unserer kostenlosen Web-App nachvollzogen werden.
Das Herz von Tallinn ist der Rathausplatz {10} mit dem Rathaus {11}. Es bietet sich daher an, hier den Altstadtrundgang zu starten. Dabei sollte man den kleineren Alten Markt {9} links hinter dem Rathaus nicht verpassen. Bevor es richtig losgeht, kann man im Café Kehrwieder (->) oder im Café Weckengang (->) in der Gasse Saiakang gegenüber dem Rathaus einen kleinen Imbiss einnehmen. Über die Gasse gelangt man in die Pikk-Straße {15} mit ihren zahlreichen Läden, in denen man schöne Souvenirs findet. Auf dem Weg kann man die Gildenhäuser und die Heiliggeistkirche {14} bewundern.
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