Schweitzer Fachinformationen
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Pflege- und Betreuungskonzepte stellen die fachliche Basis für Pflege- und Betreuungsinterventionen dar und definieren die Haltung und das Verständnis mit dem der alte und hilfebedürftige Mensch in seiner Lebenssituation gesehen und umsorgt wird.
Im Folgenden werden Konzepte vorgestellt, die jeweils den zu Betreuenden in den Mittelpunkt der Betrachtung stellen, dabei jedoch unterschiedliche Schwerpunkte setzen. Alle beschriebenen Konzepte sind in besonderer Weise für Menschen mit Demenz geeignet.
»Personsein« bedeutet nach Kitwood ein Zustand, der dem einzelnen Menschen von anderen vermittelt und verliehen wird. Er beinhaltet Respekt, Vertrauen und Anerkennung.
Es geht darum, den pflegebedürftigen und dementiell veränderten Menschen so zu akzeptieren und ernst zu nehmen, wie er ist. Er wird nicht verändert, sondern er wird in seiner Eigen- und Besonderheit verstanden und darin unterstützt. Besonders berücksichtigt wird die Lebensbiografie, die aufzeigt, wie die Person bisher gelebt hat und gesellschaftlich integriert war, also welchen Stand und Status sie hatte.
Viele Einrichtungen der Altenhilfe arbeiten nach diesem Pflegemodell, nicht zuletzt, weil es im Expertenstandard Demenz empfohlen wird. Das Konzept betont die Beziehung zwischen Pflegenden und Pflegebedürftigen und zeigt auf, wie sich auch Kommunikationsstrukturen innerhalb der Einrichtungen auf das Verhalten der Menschen mit Demenz auswirken. Die Art der Zusammenarbeit aller an der Pflege und Betreuung Beteiligten und die damit einhergehende Stimmung, davon geht Kitwood aus, beeinflusst das »Person-sein« des Bewohners. Abhängig davon, ob ein fröhliches, ruhiges, kollegiales Miteinander oder Unstimmigkeiten, Hetze und Streit das Klima bestimmen, wird dies positive oder negative Auswirkungen auf den dementiell veränderten Menschen mit sich bringen. In diesem Zusammenhang unterscheidet Kitwood sogenannte benigne (gutartige) und maligne (bösartige) Interaktionsformen. Er bedient sich hier bewusst der medizinischen Fachsprache, um deutlich zu machen, dass sich Umgang und Verhalten tatsächlich heilend oder eben auch krankmachend auswirken können. Als förderliche Verhaltensweisen (benigne) nennt er z. B. das Ver- und Aushandeln, das Zusammenarbeiten, das Erkennen und Anerkennen, das Feiern und sich freuen. Als maligne, schädigende Verhaltensweisen benennt er u. a. das Infantilisieren, das Belügen und Täuschen, das Ignorieren, das Unterbrechen oder das »zu schnell sein«.
Ziel der Interaktion nach dem person-zentrierten Ansatz ist es, jeden Menschen, auch wenn er von der Außenwelt vielleicht als defizitär wahrgenommen wird, in seinem »Personsein« zu erkennen und ihn darin zu unterstützen. »Personsein« ist nach Kitwood gleichbedeutend mit Wohlbefinden und ist abhängig von vier Gefühlszuständen:
dem Gefühl, etwas wert zu sein
dem Gefühl, etwas tun und bewirken zu können
dem Gefühl, Kontakt zu anderen Menschen zu haben, dazu zu gehören
dem Gefühl von Sicherheit, Vertrauen und Hoffnung
Pflegende und betreuende Mitarbeiter unterstützen den erkrankten Menschen, indem
Sie die Identität wahrnehmen, schützen und stärken.
Sie primäre Bindung und soziale Teilhabe ermöglichen.
Sie Beschäftigung und Sinngebung anbieten.
Sie Trost und Zuwendung spenden.
Sie benigne Interaktionsformen nutzen und malignes Verhalten reflektieren.
Sie empathisch, also um einfühlsames Verstehen bemüht sind und Akzeptanz und Wertschätzung vermitteln.
Sie kongruent sind, d. h., eigene Gefühle und Haltungen wahrnehmen, annehmen und diese ausdrücken können.
Merke: Der person-zentrierte Ansatz von Tom Kitwood wahrt die individuelle Würde des Menschen und befähigt die Pflege- und Betreuungsmitarbeiter Bedürfnisse wahrzunehmen und eine wertschätzende Kommunikation innerhalb der Institution zu leben.
Das mäeutische Pflege- und Betreuungskonzept wurde von der Pflegewissenschaftlerin Dr. Cora van der Kooij entwickelt. Es geht davon aus, dass alle Menschen verletzlich sind und die Auseinandersetzung mit der eigenen Verletzlichkeit dazu befähigt, alte und kranke Menschen verstehend und einfühlsam zu begleiten.
Dies lässt sich auch auf andere Gefühle und Zustände übertragen. Indem Pflegende ihre eigene Erlebenswelt bewusst wahrnehmen, reflektieren und kommunizieren, sind sie in der Lage, auch die Lebenswelt anderer zu erkennen und zu verstehen. Spannungen und Unstimmigkeiten, die häufig durch die Unterschiedlichkeit der Erlebenswelten entstehen, können so vermieden und in positive Kontaktmomente verwandelt werden. Dr. van der Kooij verstand die Mäeutik als »Hebammenkunst für das Pflegetalent« und betont, dass Empathie, Lebenserfahrung, Kreativität und Intuition der Pflegenden wichtige Wissensressourcen sind, die als eigene Kompetenzen gewertschätzt und ins »Leben gebracht« werden wollen.
Beziehungen stärken und positive Kontaktmomente schaffen
Krisen vermeiden durch besseres Verstehen und Einfühlen
Positives Selbstbild und emotionales Gleichgewicht erhalten
Pflegende und Pflegebedürftige begegnen sich auf Augenhöhe
Interaktionen, das eigene Handeln und Erleben, welches im Pflegeprozess oft unbewusst stattfindet, reflektieren und kommunizieren.
Erfahrungswissen, Intuition und Empathie als wichtige Ressource anerkennen und einbeziehen.
Reflexion des eigenen Erlebens für achtsamen Umgang auch mit sich selbst nutzen.
Im professionellen Kontext in (teil-)stationären Einrichtungen werden folgende Instrumente eingesetzt:
Beobachtungsbogen mit Informationen zur Biografie, zu Gewohnheiten und Ritualen sowie zu besonderen Persönlichkeitsmerkmalen.
Pflegekarte als Pflege- und Betreuungsübersicht mit allen pflegerelevanten Informationen.
Bewohnerbesprechung als strukturierte Reflexion des Pflegeteams dient dazu, den Bewohner noch besser kennenzulernen und ein ganzheitliches Bild gewinnen zu können.
Merke: Das mäeutische Konzept unterstützt Pflege- und Betreuungskräfte darin, sich intuitives Pflegewissen bewusst zu machen und damit das Verstehen und Einfühlen in unterschiedliche Erlebenswelten zu begünstigen.
Alte Menschen handeln nach Prägungen und Erlebnissen, die sie im Laufe ihres Lebens gesammelt haben. Vom gefühlsmäßigen Verhalten des Kindes zum vernunftsgesteuerten Verhalten des Erwachsenen eignen sich Menschen Bewältigungsstrategien an, die ihnen helfen, das Leben zu meistern.
Eine Krise im Leben kann nach Prof. Böhm dazu führen, dass der Mensch sich nun von der Vernunftsebene auf die Gefühlsebene zurückentwickelt. Hier zeigt Böhm Möglichkeiten auf, wie Betreuende mit der richtigen Ansprache diese Regression verhindern können.
Ziele sind es, den Menschen dort zu erreichen, wo er sich befindet und Regression zu verhindern. Frühere Bewältigungsstrategien sollen aktiviert und seelisches Erleben gestärkt werden, indem das Wünschen und Wollen des Hilfebedürftigen, unabhängig von Alter und Einschränkungen, wahrgenommen und umgesetzt wird.
Sie Werte, Zeitgeist und Lebenssinn des Menschen erkennen, betonen und stärken
Sie um den Zusammenhang zwischen Körper, Seele und Geist wissen und entsprechende Interventionen einleiten
Sie frühere...
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