Schweitzer Fachinformationen
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- Ein Bild verändert dich. Es hat dich erkannt. Später einmal, in anderem Licht, ist's dir bekannt. -
Ich möchte eine Unterscheidung vornehmen zwischen Wirklichkeit und Realität, denn Dinge, die wir außerhalb von uns berühren, und Vorstellungen, die wir in uns denken, sind wirklich. Sie sind jedoch nicht real, denn Realität ist unbestimmt und daher weder fassbares Ding noch denkbare Innerlichkeit. Realität existiert unabhängig von Wirklichkeit. Wirklichkeit ist dann auch nur ein Begriff, den der Mensch in seiner ganz eigenen Existenz neben sich schaffen konnte. Realität aber existiert überall und kann daher nie als Begriff oder gar Ort gedacht werden. Trotzdem ziehen wir die Erkenntnis über Wirklichkeit aus der Realität. Wir können Wirklichkeit beschreiben. Und diese Wirklichkeitsbeschreibung hat einen Ursprung, eine Grundlage, die nicht wir sind und die auch nicht das ist, was wir beschreiben. Woraus wir sind und wohin wir gehen, war nie wirklich gewesen. Das Woraus und das Wohin beschreiben keine wirklichen Orte, sie beschreiben etwas Singuläres, das sich auf Realität bezieht. Die Wirklichkeit jedoch existiert als vorstellbarer Ort außerhalb des Menschen, als Ort der Erscheinungen. Als diese sichtbare Interaktion, in die der Mensch eintritt, wenn er Erfahrung an sich erlebt und den Impuls wahrnimmt, Vorstellung in sich aufzubauen. Wirklichkeit ist auch der Ort, der Mensch selbst ist. Es ist dieses "In etwas sein" oder "An etwas geschehen", dieses Etwas, das der eine Teil von Interaktion ist. Dieses Etwas ist Mensch und daher begrifflich in Eigenschaften des Menschseins gedacht. Und da der Mensch sich nun in Begriffen nennt und Begriffe Wirklichkeit sind, so ist der Mensch auch wirklich. Wir können daher sagen, der Mensch ist in Wirklichkeit. Oder, der Mensch wird aus Wirklichkeit gebaut und denkt dann darüber nach. In diesem Falle ist Wirklichkeit spezifisch. Sie kennzeichnet den Menschen und sich selbst über erst einmal scheinbar eindeutige Entitäten, die wir begrifflich fassen. Wirklichkeit koexistiert also mit dem Menschen. Aus dieser Existenzform folgt eine erweiterte Erkenntnismöglichkeit. Der Mensch kann nun alles über Wirklichkeit erkennen, denn er ist auch selbst Wirklichkeit. Nicht etwa bloß als unvollständiger Teil einer Welt aus anderen wirklichen Dingen. Nein, der Mensch ist das, was er beschreibt. Er muss aus genau denjenigen Konzepten bestehen, die Begriffe in ihm hervorrufen, denn zuerst muss sich der Mensch als Mensch von einem Außen trennen, sich über die äußeren Mittel konzipieren, ja, passend gemacht werden. Und erst danach kann das verinnerlichte Äußere, das dann Mensch heißt, weitere Begriffe des Außen aufstellen. Der Mensch ist also nicht unbestimmt. Er ist dieser Ort, der zuerst im Außen war, bevor eine Innerlichkeit entstehen konnte. Der Mensch ist bereits als diejenige Wirklichkeit gedacht, die er später beschreiben wird. Er beschreibt also sich. Zumindest kann er eine vollständige Erkenntnis über die ihn umgebende Wirklichkeit erwarten, denn so wie er ist und so wie er beschreibt, so muss es die Dinge geben, die ihn beschreiben lassen, aus denen er also aufgebaut ist. Hier tritt der Mensch immer gleichzeitig als Subjekt und Objekt auf. Es braucht keine sekundäre Instanz, keine Gemeinsamkeit wie Wille oder Geist, um eine tiefere Verbindung zwischen dem Beobachter und dem Ding herzustellen. Beides ist bereits als Teilaspekt einer gemeinsamen Form der Weltwahrnehmung, nämlich der Wirklichkeit, vorhanden. Wirklichkeit umfasst denjenigen, der beobachtet und gleichzeitig das Beobachtete erst als wirklich beschreibt. Sie ist die eigentliche Verbindung, die es braucht, um unserem Selbst eine tiefe Vorstellung vom Anderen zu geben, wobei auch das Andere diese Verbindung teilt und als Beziehung auf uns zurückwirft. Ich erkenne erst, wenn auch etwas auf mich zurückgeworfen wird und mich dadurch in Beziehung zum Anderen stellt. Da das Andere in diesem Falle jedoch immer meiner Definition von Wirklichkeit entspricht, der auch ich entspringe, habe ich die Vermutung, dass ich im Anderen nichts generell Unbekanntes erblicken kann, sondern immer den Teil von mir, der in Beziehung tritt, in Beziehung zur Welt, von der die Vermutung besteht, dass sie uns umgibt. Wirklichkeit besteht also nicht bloß als Vorstellung von etwas da draußen in uns, sondern ist der Blick von uns in uns zurück. Alles, was wir erblicken, ist genauso aufgebaut wie wir. Was ich betrachte, kann daher immer auch ein Teil von mir sein. Das kommt nicht etwa daher, weil eine grundlegende mich umgebende Realität so aufgebaut ist wie ich, sondern weil ich mich selbst zuerst aus Wirklichkeit denken muss, bevor ich mich und das, was ich beobachte, beschreiben kann. Mein Denken ist Wirklichkeitsdenken. Es hallt in den Beziehungen von Wirklichkeit und wird ständig zwischen mir und den Anderen reflektiert. Es gehört zu mir, genauso, wie auch ich zur Wirklichkeit gehöre.
Nun aber kann dieses Verhältnis vom Selbst im Wirklichkeitssein tatsächlich über bleibende Beziehungen aufgelöst werden, nämlich dann, wenn wir uns in den vielen Pfaden der Reflexionen verlieren und nicht mehr wissen, wer denkt und wer das Ziel von Gedanken war. Genauso wie sich der Mensch zuerst in diese Wirklichkeit denken musste, um von sich ausgehend seine Weltbeschreibung zu entwerfen, sein Wirklichkeitsmodell weiter zu konzipieren, so kann das Selbst mit dem Sein darin wieder aufgelöst werden, denn Selbst und Sein bedingen sich gegenseitig über ebendiese Wirklichkeitsanschauungen, die als Modelle, Beschreibungen oder Beobachtungen ausgedrückt werden können. Diesbezüglich können wir also feststellen: Wirklichkeit ist nicht neutral. Ein Ort beispielsweise wird in Wirklichkeit immer durch die Beziehungen seiner Kompartimente ausgedrückt. Somit stehen in dem, was wir bis jetzt kennen, zwischen den Selbsten und den Dingen und zwischen den Dingen Beziehungen. Sie stellen verbundene Interaktionen in Wirklichkeit her. Diese erheben sich über die Kristallisation von Selbst und Sein hinaus und definieren Wirklichkeit als gegenseitige Bedeutungszuschreibung in einem Beziehungsgeflecht. Wenn ich beispielsweise in einer Landschaft wandele, dann existieren nicht Selbst und die Landschaft einzig als Teilaspekte von Wirklichkeit nebeneinander. Das, was wirklich ist, ist die Beziehung von mir zur Landschaft und umgekehrt. Ich muss mich also auf etwas beziehen können, das auf mich zurückwirft. Nun kann ich dieses Verhältnis aus meiner Perspektive leicht erkennen. Landschaft kann Weite, Freiheit, Halt, aber auch Gefahr und Härte auf mich projizieren oder in mir als Vorstellung auslösen. Sie kann mich hinauslassen wollen oder aber auch auf mich drücken, mir in ihrer gefährlichen Rauheit Enge erteilen. All das bin ich, die Landschaft und die Beziehungen dazwischen, und all das ist Teil von Wirklichkeit. Diese Teile sind nicht konstruiert. Sie sind einmal da, so wie auch ich einmal erschienen bin und mich fortan zu etwas verhalten kann. So wie mich ein leichter Wind hinaus in die Freiheit trägt, so kann mich das Unbekannte am Horizont erschrecken, mich zurückweisen, an meinem Ort des Blickes einschränken. Und alles ist augenblicklich wahr, und wenn ich mich und die Landschaft vergesse, so werden die Beziehungen bleiben und so werde ich mich erinnern können an die Freiheit oder die Angst, an ein Gefühl, das mir einst diese Beziehung hinterließ. Aber auch die Landschaft wird sich an mich erinnern. Jeder Fußabdruck verändert den Ausdruck und die Zukunft von Landschaft. Jede Bewegung von mir hinterließ tausende von verwirbelten Molekülen, die etwas veränderten, die sich forttrugen an Orte, wo sie Nahrung und Keim und somit eine ewig währende Erinnerung bedeuteten. Ein nächster Besuch wird diese veränderte Landschaft betrachten und daher in mir, aber auch in der Landschaft, neue Beziehungen generieren. Und das, was ich nun hier beschrieben habe, ich als veränderbarer Beobachter von Landschaft, und die Landschaft mit ihren veränderbaren Bestandteilen, die ich mir dachte, als ich ihren Begriff entwarf und unsere Beziehungen, die mich Gefühle erinnern ließen, die mir Bedeutung gaben, all das ist lediglich Ausdruck von Wirklichkeit, von meiner Beschreibung von Welt und wie ich sie erscheinen lasse aus den Wörtern dieses Textes. Und diese Wirklichkeit beruht immer auf diesem Dreiklang, der zum einen geschlossen ist, da seine Bestandteile aus derselben Wirklichkeit kommen, und der zum anderen nie ursprünglich ist, denn für seinen Ausdruck benötige ich stets etwas Bestimmtes. Ich benötige Begriffe und Beobachtungen, Beschreibungen und Modelle, und in letzter Instanz immer auch mich, um einen Anfang zu denken, der wie an einer Triangel einen Anschlag stimmt, um aus Schwingungen lebendige Beziehungen erklingen zu lassen. Doch im Hintergrund denke ich an mehr. Ich kann mir vorstellen, dass ich nie alle Wörter für die Beziehungen zu meiner Landschaft finden werde. Dass Veränderungen nie endlich sind und ich daher doch nie alles über mich aus Landschaft erfahren kann. Und, dass es keine Zeit und keine Richtung geben muss, in der ich Beziehungen ausdrücken und den Gedanken vor das Wort stellen kann. Ich ahne, dass es mehr geben muss als meine Wirklichkeit, als...
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