Schweitzer Fachinformationen
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Warum interessieren sich Menschen für Geschichte? Drei häufig genannte Gründe sind diese: Eine hochmotivierte Lehrkraft im Fach Geschichte hat die Begeisterung geweckt, als man vielleicht 14 oder 15 Jahre alt war. Oder familiäre Betroffenheit führt zu Wissensdurst - Anlass kann etwa ein im Zweiten Weltkrieg gefallener Großvater ebenso wie die Erfahrung von Flucht oder Migration sein, die erst ein paar Generationen zurückliegt und die Nachkommen bis heute beschäftigt. Und manchmal genügt es, zufällig auf ein bestimmtes historisches Ereignis zu stoßen, das einen nicht mehr loslässt, weil sich in dieser Geschichte das ganze Panorama menschlichen Kämpfens, Leidens und Liebens widerspiegelt.
Verweilen wir kurz bei der letztgenannten Motivation für ein besonderes Geschichtsinteresse, denn daran knüpft dieses Buch an: Wir stellen Ihnen 30 Geschichten aus fünf Epochen vor - Antike, Mittelalter, Neuzeit, 19. Jahrhundert sowie Zeitgeschichte (20. Jahrhundert). Die Texte haben die beiden Berliner Historiker David Neuhäuser und Felix Melching im Zusammenhang mit dem Podcast DAMALS und heute recherchiert und geschrieben. Warum gerade diese 30 Geschichten? Weil sie, einfach gesagt, besonders viele Interessierte in ihren Bann zu ziehen scheinen. Sie stellen ein "Best of" der bisher erschienenen Podcast
Folgen dar.
"Was war denn da los?! Spannendes und Kurioses aus der Geschichte von den Amazonen bis zur Eisernen Lady" bietet genau das, was der Titel verspricht. Man kann daher einfach im Buch schmökern, sich nach Lust und Laune lesend durch die Epochen treiben lassen. Mitgedacht, aber nicht genannt sind in diesem Titel darüber hinaus Begriffe wie "Grundlegendes" oder "Nachwirkendes". Es geht hier also auch um Ereignisse, in denen sich die Strukturen bestimmter Gesellschaften abbilden. Und die - nicht immer, aber oft - langfristige politische Auswirkungen hatten.
Ein Beispiel: 1982 erklärte die Eiserne Lady, die britische Premierministerin Margaret Thatcher, Argentinien den Krieg, weil die dort regierende Militärjunta die zu Großbritannien gehörenden, vor dem argentinischen Festland gelegenen Falklandinseln hatte besetzen lassen. Es mag auf den ersten Blick schlicht kurios anmuten, dass London wie in seinen besten Zeiten als weltgrößte Seemacht eine riesige Armada in den Südatlantik schickte, um die Invasoren von der winzigen Inselgruppe zu vertreiben.
Bei genauem Hinsehen war der 70 Tage dauernde Waffengang, der insgesamt immerhin rund 900 Tote forderte und allein die Briten etwa 2,5 Milliarden Pfund kostete, jedoch von weitreichender Bedeutung: Ein Mitgliedsland der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG, heute EU) setzte ganz bewusst das Mittel des Krieges ein, um seine Interessen zu wahren - zu dieser Zeit ein einzigartiger Rückfall in spätkoloniale Verhaltensmuster. Der Falklandkrieg war, das gilt für beide Seiten, zugleich ein Paradebeispiel dafür, dass seit Menschengedenken Regierende immer wieder hochriskante außenpolitische Abenteuer eingehen, um von ihren innenpolitischen Problemen abzulenken. Der Krieg hatte zudem unmittelbare Folgen: In Argentinien scheiterte die Militärdiktatur kurz darauf, und in Großbritannien wurde die konservative Regierungschefin 1983 mit einem Rekordergebnis wiedergewählt.
Ein anderes Beispiel, der Kategorie Grundlegendes zuzuordnen: Das Drama, das sich 1694 am Hof des Kurfürsten von Hannover abspielte, könnte man zunächst einfach als True Crime vergangener Zeiten verbuchen: mysteriös, spannend, gar aufrüttelnd. Philipp Christoph von Königsmarck, Oberst im Dienst der Hannoveraner, verschwand in der Nacht auf den 3. Juli spurlos. Er war der Geliebte Sophie Dorotheas, die in einer unglücklichen Ehe mit Kurfürst Georg Ludwig lebte - dieser sollte künftig als Georg I. Großbritannien regieren. Mutmaßlich wurde Königsmarck im Auftrag des Herrschers ermordet. Die Strafe, die Sophie Dorothea ereilte, war ähnlich endgültig: Sie musste fortan in einem zwar herrschaftlich ausgestatteten, aber von der Außenwelt streng abgeschirmten Wohnsitz ihr Leben fristen - ihre Kinder sah sie niemals wieder.
Warum durfte ein Herrscher wie Georg nach diesen Vorkommnissen von seiner offiziellen Mätresse begleitet nach England übersetzen, seine Frau dagegen wurde in lebenslänglichen Hausarrest geschickt, nur weil sie sich in einen Offizier verliebt hatte? Das Schicksal der Sophie Dorothea wirft ein Schlaglicht auf die prekäre Stellung vieler adliger Frauen an der Schwelle zum 18. Jahrhundert. Und auf das Selbstverständnis des Herrschers, der einen Rivalen vor aller Augen abservieren ließ.
Überhaupt Frauen: Im Schnelldurchgang durch die Epochen regen die Episoden, in denen die Hauptpersonen weiblich sind, immer wieder zu ähnlichen Fragen an. Wie war es in unterschiedlichsten historischen Gesellschaften um die Handlungs-, Mitwirkungs- und Entscheidungsmöglichkeiten von Frauen bestellt? Und welche Entwicklungen lassen sich daran ablesen? Das beginnt mit den Amazonen. In den griechischen Mythen waren sie kampfstarke Kriegerinnen, die aber von den Heroen besiegt wurden. In der Jetztzeit der Antike trafen sie in Gestalt skythischer Reiterinnen auf ihre griechischen Zeitgenossen. Sie ritten und kämpften vollkommen selbstverständlich, genau wie die männlichen Stammesmitglieder. Für die Griechen stellte diese Realität ein unlösbares Rätsel dar - dem Anschein nach hatten bei den Reitervölkern die Frauen den Männern die Führung entrissen.
Die außergewöhnliche Lebensgeschichte der Nero-Mutter Agrippina zeigt, welche Macht eine zielstrebige Frau im Rom der Kaiserzeit erringen konnte, aber auch, welchen Preis sie dafür zahlen musste. Weitere Protagonistinnen dieses Buchs: die selbstbewusste Emma von der Normandie, Ehefrau gleich zweier englischer Könige des Mittelalters; die in Männerkleidern auftretende Dichterin George Sand und ihr Kampf um die Errungenschaften der Republik im Frankreich des 19. Jahrhunderts; und Golda Meir, die erste und einzige Frau, die Israel als Premierministerin führte.
Ein weiteres Großthema der Geschichte - Krieg - findet sich ebenfalls in mehreren der hier gebündelten Episoden, etwa der Sklavenaufstand unter Spartacus im Römischen Reich, die Schlacht von Tagliacozzo im 13. Jahrhundert, die das Ende der Dynastie der Staufer besiegelte, und der wenig bekannte, aber grausame und opferreiche Krieg in Deutsch-Ostafrika (1914-1918).
Der immerwährende Kampf um Macht in seinen vielfältigen Formen - bis hin zu politischem oder religiösem Extremismus - spielt natürlich auch eine Rolle. Ein Kapitel schildert die Wirren der römischen Bürgerkriege, die zum Ende der Republik führten; eine andere Geschichte, die ohne Gewalt auskommt, aber dennoch für religionspolitische Brisanz steht, zeichnet das Konzil von Pisa nach, mit dem 1409 das Abendländische Schisma beendet werden sollte - am Ende stand aber nicht die Einheit der Kirche, sondern es gab sogar drei Päpste. Oder es geht um den sibirischen Bauern Rasputin, der sich als geistlicher und politischer Berater am Hof von Zar Nikolaus II. und seiner Frau Alexandra unentbehrlich machte, bevor er 1916 im Ergebnis einer Adelsverschwörung ermordet wurde. Und der Terror der linksextremistischen Rote Armee Fraktion (RAF) erschütterte die Bundesrepublik Deutschland so stark wie kein anderer innenpolitischer Konflikt seit 1945.
Zum Abschluss möchte ich Ihnen noch drei sehr unterschiedliche Geschichten ans Herz legen, die zu meinen Favoriten zählen: Das ist erstens "Die Macht des Gestanks". Im glühend heißen Sommer 1858 nötigte der unerträgliche Mief der zur Kloake verkommenen Themse die Londoner Stadtväter dazu, endlich ein umfassendes Infrastrukturprogramm aufzulegen. Am Ende stand ein mustergültiges Abwassersystem - ein schönes Beispiel dafür, was beherzte Politik leisten kann.
Die zweite ist "Franklins letzte Reise", ein schreckliches Kapitel aus dem Zeitalter der Entdeckungsreisen des 19. Jahrhunderts. Sie erinnert daran, welche Risiken Forscher damals freiwillig eingingen - in einer gelegentlich fatalen Mischung aus Neugier, Ehrgeiz und Sportsgeist. Als 1845 zwei britische Schiffe den Anker lichteten, um in der Arktis die legendäre Nordwestpassage zu suchen, ging die Öffentlichkeit in Großbritannien wie selbstverständlich davon aus, dass es bald eine Erfolgsmeldung geben würde. John Franklin, ein erfahrener Offizier, der bei einer anderen entbehrungsreichen Expedition als "der Mann, der seine Schuhe aß" berühmt geworden war, und seine Männer starben jedoch allesamt. Während mehrerer Winter im Eis kam es unter den letzten noch Lebenden, ausgezehrt von Kälte, Hunger und Vitaminmangel, sogar zu Kannibalismus.
Schließlich lohnt sich auch die Lektüre des schaurigen Schicksals des Philosophen Giordano Bruno, der im Jahr 1600 auf dem Scheiterhaufen endete, besonders: Der "Querulant im Mönchsgewand" ist die Geschichte eines hochintelligenten, wissbegierigen und produktiven Denkers, dem es allerdings, wie man heute sagen würde, an "sozialer Kompetenz" mangelte. Anders formuliert: Er verfügte über die einzigartige Fähigkeit, sich an jeder seiner Wirkungsstätten Feinde zu machen. Und als er, die Inquisition im Nacken, Freunde dringend gebraucht hätte, gab es niemanden, der für ihn eintrat.
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