Schweitzer Fachinformationen
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Können Maschinen fühlen? Können wir eine Beziehung zu Maschinen aufbauen? Ist Empathie programmierbar? Lassen sich Emotionen simulieren? Etwas derart und zutiefst Menschliches? Was, wenn ja? Wenn Maschinen mitfühlen und Emotionen zeigen können, dann fällt die scheinbar letzte Domäne des Menschen, die bisher nur ihm zugeschrieben wird: die Empathie. Diese Überlegung ist der Ausgangspunkt dieses Buches.
Den meisten von euch dürfte es befremdlich vorkommen, wenn Künstliche Intelligenz im Allgemeinen und Apps, Roboter oder Chatbots im Besonderen in Zusammenhang mit Empathie gebracht werden. Schließlich würden wohl die wenigsten einen Computer als warmherzig oder mitfühlend bezeichnen. Oder vielleicht doch? Erinnerst du dich noch an das Tamagotchi in den 1990er-Jahren? An das virtuelle Küken aus Japan, um das man sich vom Zeitpunkt des Schlüpfens an wie um ein echtes Haustier kümmern musste? Es hatte Bedürfnisse wie schlafen, essen, trinken, brauchte Zuneigung und entwickelte auch eine eigene Persönlichkeit. Der damit verbundene Hype reichte bis zur Einrichtung eigener Friedhöfe für tote Tamagotchis und zur Freischaltung von Telefonhotlines für verzweifelte Besitzer. Vielleicht kennst du auch jemanden, der seinem modernen elektronischen Haustier, dem Saug-und-Wisch- oder Mähroboter, Augen aufgeklebt und einen Rufnamen gegeben hat? Ist die Trennlinie zwischen Lebewesen und Maschine nicht längst unscharf geworden? Und das ist noch nicht mal neu. Bereits unsere frühen Vorfahren wussten, dass es sich in Gemeinschaft besser lebt, und malten Gesichter auf Steine, um sich nicht allein zu fühlen. Jeder siebte Deutsche gibt nach Angaben der TÜV Nord Group seinem Auto einen Namen. Als Urahn der automobilen Namensträger gilt der Käfer von Volkswagen mit dem Namen Herbie. Auch gibt es laut Facebook Haushaltsgeräte mit lustigen Namen wie SpülSABINE, GERDplatte, BackOLAF, WasserJOCHEN, MikroWERNER oder KühlFRANK und sogar Sexpielzeuge namens Verrrronica oder BOB (Battery-Operated-Boyfriend). Und so kann es sein, dass der KühlFRANK irgendwann die Milch selbst nachbestellt, und zwar den guten Biohaferdrink, weil er sich um die Cholesterinwerte seines Besitzers sorgt. Aber keine Sorge, es gibt genügend Menschen, die ihren Gebrauchsgegenständen keine Namen geben.1
Wissen wir heute überhaupt noch, ob wir mit einem Menschen oder einer Maschine telefonieren beziehungsweise chatten? Nein, das können wir nicht wissen. Wenn Roboter einem Menschen äußerlich immer ähnlicher werden und sich auch menschenähnlich verhalten, können sie dann nicht auch emphatisch sein und in uns empathische Gefühle auslösen? Natürlich können sie das. Solche humanoiden Roboter - auch Androiden genannt -, die menschliche Gesichtszüge annehmen und Menschen zum Verwechseln ähnlich sehen, kennen wir seit vielen Jahren, nicht zuletzt durch Filme wie »Star Wars«. Einer der weltweit am weitesten entwickelten humanoiden Roboter ist Ameca von Engineered Arts, der heute insbesondere Messebesucher begeistert. Dieser Roboter hat einen stählernen Körper und einen weißen Kopf, der mit seinen Gesichtszügen einem Menschen sehr nahe kommt und auch Emotionen zeigt wie ein Lächeln, bei dem die Wangen sich bewegen, oder einen bösen Blick, wenn die Augenbrauen sich zusammenziehen.
Es gibt Menschen, die sich in Manga-Figuren verliebt haben. Genauso, wie es Menschen gibt, die sich in Roboter verlieben, und dies nicht nur platonisch. An Universitäten wird über Sexroboter geforscht, die auch für vereinsamte Menschen zum Einsatz kommen könnten. Überhaupt stellen wir eine insgesamt wachsende Anzahl einsamer Menschen fest.
Unsere These in diesem Buch lautet: Empathie ist in Gänze nichts Angeborenes, sondern kann durch Algorithmen modelliert, simuliert und damit erlernt werden. Zwar bestimmen die Gene eines Menschen, wie empfänglich er für die Gefühle anderer Menschen ist. Laut einer der größten vorliegenden DNA-Studien von der University of Cambridge mit 46 000 Teilnehmenden werden rund zehn Prozent der Empathie vom Erbgut beeinflusst. Hier ist weitere Forschung nötig. Die zentrale Frage für uns lautet: Kann auch eine Software empathisch programmiert sein oder gar Empathie lernen? So nach dem Motto: »Wenn ich nett und höflich bin, erhalte ich mehr Daten.« So, wie es der Mensch einst gelernt hat: »Wenn ich lächle, lächelt mein Gegenüber zurück.«
Bis heute wird Empathie als alleinige und vielleicht letzte Domäne des Menschen gesehen im Sinne einer »warmen Hand«, an die das Digitale nicht herankommt. Dieses Buch zeigt eindrücklich und auch mahnend auf, dass dies nur noch ein Mythos ist und wir in Teilen längst durch empathische Maschinen gesteuert werden. Es behandelt den Begriff Künstliche Empathie in unterschiedlichen Zusammenhängen und beleuchtet seine Bedeutung für Gesellschaft, Wirtschaft und den einzelnen Menschen. Es handelt von zwei Charakteren: dem empathischen Menschen und der empathischen Maschine. Zwei Perspektiven, die sich einander unaufhaltsam annähern.
So, wie es unsere Skizze hier oben zeigt, gibt es heutzutage Beziehungen zwischen Mensch und Mensch sowie zwischen Mensch und Maschine. Mal sind diese eher positiv, mal eher negativ geprägt.
»Es ist wichtig, dass Maschinen verstehen, wie Menschen ticken.« Diese Feststellung stammt von Kenza Ait Si Abbou, einer deutschen Ingenieurin, Elektrotechnikerin, leitenden Managerin und Expertin für Künstliche Intelligenz und Robotik, die auch das Buch »Menschenversteher - Wie Emotionale Künstliche Intelligenz unseren Alltag erobert« geschrieben hat. Kenza wuchs in Marokko auf, studierte in Spanien und Berlin, spricht sieben Sprachen und verkörpert in herausragender Weise, was jemand in der heutigen Zeit bewegen kann, wenn er oder sie bereit ist, sich auch bei aufkommenden Widerständen stets weiterzuentwickeln. Und sie hat mit ihrem einleitenden Statement wunderbar aufgezeigt, wo wir heute stehen und von welchem Standpunkt aus wir denken müssen, auch im vorliegenden Buch. Alles andere ist und bleibt ein dem fortschrittlichen Denken entgegenstehendes Verharren in der dysfunktionalen alten Welt.
Die rasante Entwicklung Künstlicher Intelligenz und Robotik hat eine faszinierende Zukunftsvision in den Blickpunkt gerückt: die Möglichkeit, dass Maschinen in der Lage sind, menschenähnliche Fähigkeiten zu erlernen und Empathie zu simulieren, sodass etwa dein Smartphone mit dir weint. Das Konzept, das wir in diesem Buch als »Künstliche Empathie« bezeichnen, öffnet die Tür zu einer Welt, in der Apps, Chatbots und Roboter nicht nur als effiziente Werkzeuge, sondern auch als einfühlsame Gefährten agieren können.
Wir beschäftigen uns mit der Frage, ob Empathie dem Menschen vorbehalten oder ein aufstrebendes Feld der Technologie ist. Wir werden darstellen, wie Maschinen durch fortschrittliche Sensoren, kognitive Algorithmen und maschinelles Lernen die Fähigkeit entwickeln, menschliche Emotionen und Bedürfnisse zu erkennen und darauf zu reagieren. Wir werden uns mit ethischen Fragestellungen befassen, die sich aus der Erschaffung von Maschinen ergeben, die Empathie simulieren, und darüber nachdenken, wie diese Technologie unsere Gesellschaft, unsere Arbeitswelt und unsere Beziehungen bereits heute entscheidend verändert.
Die Idee von Künstlicher Empathie mag zunächst wie Science-Fiction klingen, aber sie ist bereits auf dem Vormarsch. Roboter und KI-Systeme sind dabei, mehr zu werden als nur kalte, berechnende Maschinen. Sie sind auf dem Weg, zu unseren Vertrauten zu werden, die in der Lage sind, unsere Freuden, Sorgen und Bedürfnisse zu verstehen und zu teilen.
Unsere Vision von Künstlicher Empathie ist von immenser Tragweite. In einer Ära, in der technologische Fortschritte unsere Gesellschaft prägen, eröffnet diese Entwicklung neue Horizonte für die Verbesserung der menschlichen Existenz. Künstliche Empathie könnte eine zukunftsweisende Rolle in der Gesundheitsversorgung einnehmen, indem sie Patientinnen und Patienten emotionalen Halt gibt, psychische Gesundheitsprobleme erkennt und therapeutische Interventionen unterstützt. Wir müssen die ethischen und sozialen Implikationen dieser Technologie sorgfältig abwägen, um sicherzustellen, dass sie zum Wohle der Menschheit genutzt wird. Darauf gehen wir in diesem Buch näher ein.
Wir wünschen dir viele neue Erkenntnisse beim Diskurs über die aufstrebende Welt der Künstlichen Empathie. Wir hoffen, dass du dich von den Möglichkeiten inspirieren lassen kannst. Willkommen in einer Welt, in der Maschinen nicht nur wie Menschen handeln, sondern auch in der Lage sind, Empathie zu zeigen und die Komplexität unseres menschlichen Lebens zu verstehen.
Oder ist das Ganze doch völliger Quatsch? Wir laden dich ein zu einer aufregenden Reise in die Welt der Künstlichen Empathie, auf der wir die Grenzen zwischen Mensch und Maschine neu definieren und eine vielversprechende Zukunft erkunden, in der Technologie nicht nur unser alltägliches Leben vereinfacht, sondern auch unsere Herzen berührt. Willkommen in einer Welt, in der Roboter eines Tages vielleicht nicht nur wie Menschen handeln, sondern auch fühlen können. Und wir fangen an mit einer kleinen Geschichte über 1xD, das empathische Smartphone.
Mit natürlichen emphatischen Grüßen
David Matusiewicz und Jochen A. Werner
Uns, den Autoren, ist es an dieser Stelle wichtig, zu sagen, dass uns durchaus bewusst ist, dass der technologische Fortschritt nicht wenigen...
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