Schweitzer Fachinformationen
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Die Stepstone Group hat 2023 in einer Online-Umfrage untersucht, welchen Blick Arbeitnehmer auf die Nutzung von KI haben - sowohl in der Arbeitswelt im Allgemeinen als auch im Recruiting im Besonderen. 24 Prozent der über 3.000 Befragten hatten Führungsverantwortung und etwa 19 Prozent waren im Recruiting tätig. Laut Stepstone sind die Ergebnisse repräsentativ für die deutsche Erwerbsbevölkerung - und diese Resultate zeigen, dass die meisten KI ein großes Potenzial zuschreiben. So meinen 52 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Studie, Technologien rund um die Künstliche Intelligenz könnten in den nächsten fünf Jahren ihre täglichen Aufgaben und Arbeitsabläufe revolutionieren.
Gleichzeitig wird Nachholbedarf bei den Arbeitgebern »diagnostiziert«: 62 Prozent sind der Meinung, ihr Unternehmen investiere nicht genug in Weiterbildungsprogramme und Schulungen, welche sie fit machen für die Anwendung von KI. 44 Prozent allerdings glauben, dass ihre Arbeitgeber bei KI-Technologie und -Anwendungen eine führende Position einnehmen würden.6 Die Unternehmen gehen also voran, nehmen aber ihre Belegschaft teilweise dabei nicht genügend mit. Diese »Lücke« müsste geschlossen werden, soll das Potenzial der KI voll ausgeschöpft werden. Und das gibt es selbstverständlich nicht nur beim Thema dieses Buches, dem Recruiting. Künstliche Intelligenz erfasst vielmehr sämtliche Bereiche der Betriebe.
Und da demonstrieren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der erwähnten Studie durchaus Optimismus. 63 Prozent von ihnen sind der Meinung, ihre Produktivität werde sich dank KI erheblich steigern. Dass sie ihnen den Job streitig machen, sie überflüssig machen wird, diese Angst gibt es nicht. Es geht demnach offenbar darum, die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in die Lage zu versetzen, KI-Tools bestmöglich zu nutzen. Sebastian Dettmers, CEO von Stepstone, hat dazu eine äußerst positive Einschätzung: »Wenn KI uns repetitive Tätigkeiten abnimmt, können wir uns auf die ausschließlich menschlichen Fähigkeiten konzentrieren, die in Zukunft immer wichtiger werden: Kreativität, Problemlösungskompetenz und Empathie.« Seiner Auffassung nach werden wir Menschen bei diesen Kompetenzen auch künftig die Nase vorn haben.7
Eine Sichtweise, die ich teile, wie in diesem und den folgenden Kapiteln deutlich werden wird. Jedes Unternehmen muss wissen: KI ist bereits da und ihre Präsenz wird immer stärker werden. Nur wer sie begrüßt, in seine Abläufe integriert und vor allem seine Mitarbeiter empowert, mit ihr umzugehen, wird morgen noch wettbewerbsfähig sein. Und das deshalb, weil KI sowohl in Produktion und Vertrieb, in Marketing und beim Controlling, in der Forschung und Entwicklung und der Logistik und so weiter gebraucht wird, um Schritt halten zu können. Genauso wichtig ist die Attraktivität als Arbeitgeber, die mit dem Einsatz von KI verbunden ist. Überlebenswichtig im Arbeitnehmermarkt! Neue Mitarbeiter aus den Generationen Z und Alpha werden zudem KI ins Unternehmen bringen, da diese für sie selbstverständlich ist. Sie werden KI-gesteuerte Prozesse einfordern.
In Österreich nutzten 2021 laut Stepstone etwa zehn Prozent der Unternehmen Technologien, die auf KI basieren - kleine und mittlere weniger als große. Speziell im Recruiting war Künstliche Intelligenz in 87 Prozent der Unternehmen noch nicht vorhanden - wenn, dann verwendeten sie in der HR Firmen mit 1.000 bis 5.000 Mitarbeitern oder aber sehr kleine mit unter zehn Angestellten. Nikolai Dürhammer, Geschäftsführer Stepstone Österreich & Schweiz, hält den zwischenmenschlichen Kontakt für das nach wie vor Wichtigste beim Recruiting. KI könne diesen nicht ersetzen, aber sie könne nützlich sei, wenn es darum gehe, Menschen möglichst schnell zusammenzubringen.8 Vorreiter sind insbesondere US-amerikanische Unternehmen sowie solche aus der Tech- und Telko-Branche.
Am häufigsten ist die KI in Österreich laut Stepstone zur Identifizierung von potenziellen Kandidaten »im Einsatz«. 64 Prozent der in einer Recruiting-Studie Befragten nannten diesen Punkt. Mit 54 Prozent ebenfalls über die Hälfte der Unternehmen lassen sich von KI dabei helfen, Bewerberinnen und Bewerber einzustufen, sowie 57 Prozent bei der Koordination von Terminen. Nur rund zehn Prozent der Recruiter in Österreich setzen auf KI-Tools, um damit ihre Stellenanzeigen zu optimieren. Und sogar nur circa drei Prozent werden beim Auswahlverfahren von KI unterstützt.9 Wohlgemerkt: All diese Zahlen stammen von 2021, als es offenbar noch eine Menge Vorbehalte gab, Trägheit Neuerungen ausbremste oder man den Hype um die KI für vorübergehend hielt.
Wie rasant sich die Dinge ändern, zeigen Daten von Statista: Im Jahr 2024 nutzten insgesamt 20,3 Prozent der Unternehmen in Österreich Technologien, die auf Künstlicher Intelligenz basieren. Große Unterschiede gibt es zwischen den Wirtschaftszweigen: Im Bereich Bau liegt der Anteil bei 7,4 Prozent, bei Kommunikation und Information bei 60,8 Prozent.10 Die Angst vor Veränderung ist offenbar in nur drei Jahren - 2021 war ChatGPT noch gar nicht für die Öffentlichkeit zugänglich - geschwunden. Das gilt auch für Deutschland, wo 2024 nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 20 Prozent der Unternehmen mit mindestens zehn Mitarbeitern KI-Technologien einsetzten - ein Anstieg innerhalb eines Jahres um acht Prozentpunkte.11 Das Tempo wird sich definitiv in den nächsten Jahren massiv erhöhen, da KI zunehmend auch in der Gesellschaft sowie in Schulen und Universitäten ankommt.
Am häufigsten wird mit Hilfe von KI Schriftsprache analysiert oder werden Informationen aus großen Textmengen herausgefiltert (Text Mining). Es folgen Spracherkennung und die Erzeugung natürlicher Sprache. In erster Linie finden sich KI-Tools im Marketing und Vertrieb (33 Prozent), bei Produktions- oder Dienstleistungsprozessen (25 Prozent), bei der Organisation von Unternehmensverwaltungsprozessen oder im Management (24 Prozent) sowie bei Buchführung, Controlling oder Finanzverwaltung (24 Prozent). Unter den Betrieben, die bisher noch nicht auf den KI-Zug aufgesprungen sind, nennen die allermeisten (71 Prozent) fehlendes Wissen als Grund für ihre Zurückhaltung. Relevant sind unter anderem auch Unklarheit über die rechtlichen Folgen (58 Prozent), Bedenken hinsichtlich Datenschutzes (53 Prozent) oder Schwierigkeiten mit der Verfügbarkeit oder Qualität der Daten (45 Prozent). Es ist also noch immer viel Luft nach oben in Sachen Kollege Roboter - insbesondere im Recruiting, das bisher nicht zu den favorisierten Einsatzbereichen gehört.12
KI wird oft und völlig zurecht als disruptive Technologie charakterisiert. Sie hat das Potenzial, unsere Gesellschaften von Grund auf zu verändern - und zwar sowohl die Ökonomie als auch die sozialen Strukturen. Solche Technologien waren zum Beispiel die Dampfmaschine, der elektrische Strom und später das Internet beziehungsweise deren Öffnung für jedermann durch Personalcomputer und Smartphone. Solchen Erfindungen ist eigen, dass sie nicht voraussehbar sind, weil sie nicht logisch aus vorangegangenen Entwicklungen entstehen. Vielmehr gibt es irgendwann den Punkt, an dem substanziell Neues geboren wird.
An dieser Stelle lohnt sich ein genauerer Blick darauf, was KI eigentlich ist, wo sie anfängt, was sie von bloßer Automatisierung unterscheidet. Bei Letzterer wird für die Programmierung ein bestimmter festgelegter Code verwendet. Künstliche Intelligenz wird dagegen genau genommen nicht programmiert, sondern einem Training unterzogen. Sie basiert auf Algorithmen und neuronalen Netzen, die sich verändern können und das permanent tun. Trainiert wird zunächst mit Daten aus der Vergangenheit, doch die KI nimmt ebenso die aus der Gegenwart an, indem sie bei jedem Einsatz dazulernt. Ein Charakteristikum, das auch Menschen besitzen.
Wenn wir zum Beispiel die Verwendung in der Produktion eines Unternehmens betrachten, wird schnell der Vorteil von KI klar: Heute werden die Zyklen, in denen sich die Eigenschaften der Produkte und die Art ihrer Herstellung verändern, kürzer und kürzer. Automatisierungslösungen müssen deshalb ständig durch Programmierer angepasst und häufig auch komplett ausgetauscht werden. KI passt sich dagegen selbst an, sie nutzt die neuen Daten, um zu lernen, um sich zu optimieren, um ihre Effizienz zu erhöhen. Das spart selbstverständlich eine Menge Kosten, denn die Produktion muss seltener oder gar nicht unterbrochen werden und man braucht keine IT-Experten für die Nachjustierung der Automatisierung. Völlig problemlos läuft die Einführung von KI etwa in der Produktion allerdings nicht ab. Es treffen dort zwei Welten aufeinander, KI und Automatisierung, die zu einem harmonischen Miteinander gebracht werden müssen.
Auch im Kunden-Service unterscheiden sich Automatisierung und KI. Erstere kann vordefinierte Aufgaben erledigen - etwa Benachrichtigungen verschicken, wenn eine Bestellung...
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