Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Die Notwendigkeit der Beschäftigung mit der systematischen Informations- und Wissensversorgung von Unternehmen sowie mit Fragen des Wissens, Know-hows etc. ergibt sich unmittelbar aus der engen Beziehung von Wissen und Handeln bzw. von Wissen und Entscheidungen (vgl. z. B. Eulgem 1998, S. 139 - 144). Seit Jahrhunderten wird in Familienbetrieben, Wirtschaftszweigen, Bürokratien, Verbänden, also in praktisch allen Organisationen, Erfahrung gesammelt und an die Organisationsmitglieder sowie an die nächste Generation weitergegeben. Dies geschah lange Zeit ohne bewusste Reflexion und mit einem geringen Ausmaß an methodischer Unterstützung, aber es geschah eben. Diese Situation hat sich inzwischen grundlegend verändert. Informationen, Wissen und andere geistige Potenziale sind zu entscheidenden Faktoren für den Unternehmenserfolg geworden. Die systematische und methodisch fundierte Wahrnehmung der Aufgaben, die damit zusammenhängen, erfolgt durch das Wissensmanagement, die technische Unterstützung durch sogenannte Wissensmanagementsysteme (WMS).
Mit der Lektüre dieses Kapitels sollen die folgenden Lernziele erreicht werden:
Es sollen die Entstehung und die Entwicklungsstufen des Wissensmanagements, die mit dem Wissensmanagement verbundenen Aufgaben sowie Klassifikationsmöglichkeiten für das Wissensmanagement bekannt sein und wiedergegeben werden können.
Es soll ein Grundverständnis der theoretischen Basis und der Theorieentwicklung im Wissensmanagement erworben werden.
Es sollen ausgewählte Ansätze und Modelle des Wissensmanagements erläutert werden können.
Es sollen das Konzept des organisatorischen Gedächtnisses und die organisatorische Wissensbasis sowie Wissensnetze und weitere Gestaltungsbereiche des Wissensmanagements in ihrer Bedeutung verstanden werden.
Es sollen die wichtigsten Begriffe und ihr Zusammenhang im Rahmen des Wissensmanagements erklärt werden können.
Es ist nicht ganz sicher, wo die Wurzeln eines systematischen Wissensmanagements wirklich liegen, da unterschiedliche Disziplinen Anspruch auf die Urheberschaft geltend machen. Die ersten expliziten Quellen zum Wissensmanagement ortet Schüppel (Schüppel 1996, S. 186) bereits in den 60er-Jahren. Es handelte sich um Publikationen, die sich mit der Bedeutung des Wissens in einer sich wandelnden Gesellschaft und mit ökonomischen Zusammenhängen befassten. Das am häufigsten zitierte Werk des Fachs ist vermutlich "The Tacit Dimension" von Michael Polyani. Die Intention dieses Werks bestand allerdings nicht in einer Begründung der Disziplin im heutigen Sinne. Polyani war eigentlich Chemiker. Nach der Einrichtung eines speziell für ihn geschaffenen Lehrstuhls für Sozialwissenschaften in Manchester entstand in mehrjähriger Arbeit sein philosophisches Hauptwerk "Personal Knowledge" (publiziert 1958). Die Terry Lectures, die er daran anknüpfend 1962 an der Yale-Universität hielt, wurden 1966 in überarbeiteter Form als "The Tacit Dimension" herausgegeben und bilden bis heute eine zentrale Referenz für Arbeiten mit Bezug zu verschiedenen Aspekten des "Tacit Knowledge" (vgl. dazu auch Oguz/Sengün 2011). Das Werk ist ein Grundstein im Wissensgebäude des Wissensmanagements geworden, hatte aber für die Entwicklung der Disziplin selbst zunächst keine Bedeutung.
Frühe Ansätze aus den 70er-Jahren (allerdings noch nicht unter der Bezeichnung "Wissensmanagement") hatten zum Ziel, menschliche Entscheidungsträger möglichst zeitnah mit gewünschten Informationen zu versorgen, um die Entscheidungsqualität zu verbessern. Mit der breiten Thematisierung des organisatorischen Lernens setzte in der Folge eine intensive Diskussion ein und das Thema Wissensmanagement tauchte etwa Mitte der 80er-Jahre in Verbindung mit der Vorstellung neuer Organisationsformen und einer Orientierung an der lernenden Organisation in der organisationspsychologischen Literatur auf (z. B. Argyris/Schön 2002, Kumar et al. 2021). Der Umgang mit Information und vorrangig explizitem Wissen wurde zur zentralen Management- und Führungsaufgabe. Als frühe Wegbereiter verdienen noch Peter Drucker (in den 70er-Jahren) und Karl-Erik Sveiby (80er-Jahre) gesondert Erwähnung.
Angeblich prägte Karl Wiig den Begriff "Knowledge Management" 1986 auf einer Konferenz der "United Nations International Labour Organization" in der Schweiz. Ab den 90er-Jahren ist dann ein kontinuierliches Ansteigen des Interesses und der Aktivitäten zu beobachten, die schließlich zur Etablierung einer eigenständigen Fachdisziplin führten. Tabelle 2.1 fasst die wichtigsten Ereignisse der ersten beiden Dekaden zusammen, wobei die 90er-Jahre manchmal auch als das Jahrzehnt des Wissensmanagements bezeichnet werden. Erst 2015 findet mit der Integration des Wissensmanagements in den Qualitätsmanagementstandard ISO 9001 wieder ein Ereignis statt, das in einer vergleichbaren Weise hervorzuheben wäre (vgl. Fonseca 2015, Wilson/Campbell 2016). Der Zweck der ISO-Norm für das Wissensmanagement besteht darin, Unternehmen bei der Entwicklung eines entsprechenden Managementsystems zu unterstützen und die Wertschöpfung durch Wissen zu fördern. Im Herbst 2018 wurde mit ISO 30401 "Knowledge Management Systems - Requirements" ein weiterer ISO-Standard veröffentlicht, der auf die Umsetzung von Maßnahmen abzielt (siehe dazu z. B. Schmitt 2022).
Tabelle 2.1 Historische Perspektive des Wissensmanagements (in Anlehnung an Grolik 2004)
Jahr
Ereignis
1958
"Personal Knowledge" von Michael Polyani
1966
"The Tacit Dimension" von Michael Polyani
1972
"Objective Knowledge" von Karl Popper
1978
"Organisational Learning" von Chris Agyris und Donald A. Schön
1980
Die Digital Equipment Corporation führt eines der ersten kommerziell erfolgreichen Expertensysteme zur Konfiguration von Computersystemen ein: XCON (entwickelt an der Carnegie Mellon University)
1986
Karl Wiig prägt den Begriff "Wissensmanagement-Konzepte" bei einem Vortrag auf der Konferenz der United Nations International Labour Organization
1988
"The Invisible Balance Sheet" von Karl-Erik Sveiby
1989
Erste Bemühungen in großen Beratungsunternehmen, Wissen explizit zu managen
Als eines der ersten Unternehmen integriert Price Waterhouse das Wissensmanagement explizit in die Geschäftsstrategie
1990
Peter Drucker, Konzept der Wissensarbeit
XEROX als Early Adopter (z. B. KBS Circles, vgl. Maletz 1990)
"The Fifth Discipline" von Peter Senge
1991
Veröffentlichung eines der ersten Zeitschriftenartikel zum Thema Wissensmanagement in Harvard Business Review durch Nonaka und Takeuchi
1993
Veröffentlichung eines der ersten Bücher zu Wissensmanagement (Knowledge Management Foundations) durch Karl Wiig
1994
Erste Wissensmanagementkonferenz: Knowledge Management Network
Unternehmensberatungen bieten ihren Kunden erstmals Beratungs- und Serviceleistungen zum Wissensmanagement an
1995
"The Knowledge Creating Company" von Ikijiro Nonaka und Hirotaka Takeuchi
1996
Leif Edvinsson: Intellectual Capital, kombiniert die Idee Sveibys mit Kaplan und Nortons BSC (Skandia Navigator)
Die Diskussion zum Thema Wissensmanagement nahm an Intensität zu, als man die Bedeutung von Wissen als Produktionsfaktor und seinen Einfluss auf Kosten...
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