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Natürliche Hilfe bei Magen- und Darmerkrankungen
Nervöser Magen, Sodbrennen, Reizdarm oder chronisch-entzündliche Darmerkrankungen - die Erkrankungen des Verdauungssystems sind ebenso vielfältig wie die natürlichen Behandlungsmöglichkeiten. Apothekerin und Darmexpertin Ann-Katrin Kossendey-Koch zeigt, wie hilfreich die ganzheitliche Naturmedizin bei Magen- und Darmproblemen ist und was Sie selbst bei Beschwerden unternehmen können:
Heilen Sie sich selbst mit dem Besten aus der Naturheilkunde.
Beim Essen wandert unsere Nahrung vom Mund über den Magen bis zum Enddarm. Im Dünndarm werden mit unterschiedlichen Techniken verschiedenste Nährstoffe aufgenommen.
Nach Schätzungen leiden sieben von zehn Menschen in Deutschland unter Verdauungsproblemen, die je nach Schwere der Symptome die Lebensqualität deutlich verschlechtern können. Aufgrund der Häufigkeit von Magen- und Darmerkrankungen werden die entsprechenden Beschwerden leider oftmals als normal abgetan, ohne zu bedenken, dass unser Verdauungssystem ursprünglich autark und reibungslos funktioniert. Erschwerend kommt hinzu, dass gerade Erkrankungen des Darms für manche Menschen schambehaftet sind, so dass sie erst bei einem sehr hohen Leidensdruck einen Arzt oder eine Therapeutin aufsuchen.
Die schulmedizinische Diagnostik stellt eine weitere Hürde dar, wobei die heutigen Methoden der Magen- oder Darmspiegelung sehr patientenfreundlich sind. Bevor zusätzliche Behandlungsmöglichkeiten angedacht werden, müssen die organischen Ursachen unbedingt abgeklärt werden. Ein reines Ausprobieren kann die Symptomatik verschlechtern, aber auch dazu führen, dass schwerwiegende Erkrankungen wie Magen- oder Darmkrebs übersehen werden.
Wir Menschen nehmen diesen äußerst komplexen und fein aufeinander abgestimmten Prozess der Nährstoffaufnahme als völlig selbstverständlich hin. Dabei ist es faszinierend zu entdecken, wie das Verdauungssystem es schafft, von der Mundhöhle bis zum Enddarm die Nahrung bis in die kleinsten Einzelteile zu zerlegen, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden und damit den Körper überhaupt am Leben zu erhalten. Verschiedene Zerkleinerungs- und Mischtechniken, aber auch eine Änderung des pH-Wertes sowie unzählige Enzyme kommen nacheinander zum Einsatz. Über unseren Mund ist der Verdauungsapparat ein Tor in das Innere unseres Körpers, was uns angreifbar macht für Bakterien und Viren - und was die können, wurde uns in verschiedenen Epidemien und Pandemien eindrucksvoll vor Augen geführt. Aber auch hier hat unser Wunderwerk Körper eine gute Abwehrbarriere, denn unser Magensaft ist eine starke Säure, die Eindringlinge wirkungsvoll zersetzt. Gleichzeitig ist unsere Magenwand so gut geschützt, dass wir uns nicht selbst verdauen.
Die Vorbereitung startet schon, ohne dass wir mit dem Essen in Kontakt gekommen sind. Allein über den Gedanken an eine Mahlzeit, den Geruch der Lieblingsspeise oder die innere Uhr kann über sensorische Reize, die im verlängerten Mark, der Medulla oblongata, verarbeitet und über den 10. Hirnnerv, den Vagusnerv, an den Magen weitergeleitet werden, die Magensaftproduktion angeregt werden.
Bevor wir unser Essen hinunterschlucken, beginnt der eigentliche Verdauungsvorgang im Mund. Über den Kiefermuskel, der übrigens im Verhältnis zur Größe des menschlichen Körpers unser stärkster Muskel ist, wird die Nahrung durch die Kaubewegung zerkleinert und bereits mit den ersten Enzymen aus dem Speichel vermischt.
Im Speichel befinden sich folgende Enzyme:
Alpha-Amylase hilft bei der Spaltung von Stärke und anderen Kohlenhydraten in einfachere Zucker wie Maltose und Glukose.
Lingual Lipase unterstützt die Verdauung von Fetten und Lipiden.
Lysozyme bauen bakterielle Zellwände ab und spielen daher eine Rolle bei der Abwehr von Infektionen im Mund.
Peroxidasen haben antimikrobielle Eigenschaften und helfen bei der Abtötung von Bakterien im Mundraum.
Das erklärt auch, warum es gerade bei Magen- und Darmerkrankungen wichtig ist, in Ruhe zu essen und die Nahrung gründlich zu kauen.
Nach dem Hinunterschlucken landet das zerkleinerte Essen im Magen und wird mit dem sehr sauren Magensaft gut vermengt, der unter anderem das Enzym Pepsin enthält, das Proteine zu kleineren Peptiden abbaut. Die Magensäure im Magensaft hilft auch dabei, den Nahrungsbrei zu desinfizieren und zu weiter zu zerkleinern.
Im Dünndarm werden Verdauungsenzyme aus der Bauchspeicheldrüse und der Gallenblase hinzugefügt. Die Bauchspeicheldrüse produziert Enzyme wie Amylase, Lipase und Proteasen, die Kohlenhydrate, Fette und Proteine weiter abbauen. Die Gallenblase gibt Gallensaft ab, der Fettmoleküle emulgiert und ihre Verdauung erleichtert. Die Nährstoffe werden dann durch die Darmwand absorbiert und gelangen in den Blutkreislauf.
Was nach der Verdauung und Absorption im Dünndarm übrigbleibt, gelangt in den Dickdarm. Der Hauptzweck des Dickdarms besteht darin, Wasser und Elektrolyte aus dem Nahrungsbrei zurückzugewinnen und festen Stuhl zu bilden. Nützliche Bakterien im Dickdarm fermentieren auch unverdauliche Kohlenhydrate und produzieren dabei kurzkettige Fettsäuren, die vom Körper absorbiert werden können. Der Nahrungsbrei wird auf seinem Weg durch den Verdauungstrakt vom Magen bis zum Dickdarm immer basischer.
Damit ist die eigentliche Verdauung beendet. Allerdings muss nun der verbleibende Stuhl entsorgt werden. Dafür wird er im Enddarm gespeichert, bis er durch den Anus ausgeschieden wird. Dieser Prozess, der auch als Defäkation bezeichnet wird, wird durch den Dehnungsreiz der Darmwand ausgelöst, wenn der Enddarm mit Stuhl gefüllt ist. Der Schließmuskel des Anus entspannt sich dann, um den Stuhl aus dem Körper zu lassen.
Der Verdauungsvorgang beginnt bereits im Mund. Die zerkleinerte Nahrung wandert über Magen und Darm bis in den Dickdarm. Dann werden die Reste als Stuhl ausgeschieden.
Das, was wir gemeinhin als Verdauung bezeichnen, ist in Wahrheit ein Konzert von biochemischen Prozessen, die wie die Musiker in einem Orchester alle ihre eigenen Töne produzieren, die aber erst gemeinsam zu einer wunderbaren Melodie werden. Das macht auch verständlich, warum es leider oftmals keine Verbesserung oder aber neue Probleme mit sich bringt, wenn einzelne Prozesse langfristig von außen beeinflusst oder gehemmt werden.
Ein gutes Beispiel dafür sind die Protonenpumpenhemmer, die häufig verordnet werden, wenn die körpereigene Magensäure die Ursache für weitere Beschwerden wie zum Beispiel Sodbrennen, eine Magenschleimhautentzündung oder ein Magengeschwür ist. Wie der Name bereits sagt, hemmen diese Arzneimittel sehr wirkungsvoll die Bildung der Magensäure, was im akuten Fall für ein Ausheilen auch notwendig ist. Oftmals werden diese Medikamente allerdings bereits prophylaktisch oder aber in der Langzeittherapie verordnet. Als Folge dessen treten sehr häufig Darmprobleme auf, da sich das Mikrobiom verändert und die Verdauung empfindlich gestört wird. Durch weniger Säure im Magen funktionieren alle nachgeschalteten Stoffwechselprozesse im Verdauungsvorgang nicht mehr einwandfrei, vor allem die vom pH-Wert der Nahrung abhängigen Enzymreaktionen. Auch kommt es unter der Langzeitanwendung von Protonenpumpenhemmern zu erheblichen Defiziten von Mineralstoffen wie Kalzium, Magnesium, Eisen, Vitamin B12 und Vitamin D, die sich nicht über die Ernährung ausgleichen lassen.
Lebenswichtig: der pH-Wert im Körper
Der pH-Wert ist die Maßeinheit für saure, neutrale oder basische Reaktionen einer Lösung. Im Magen findet man einen extremen pH-Wert von 1, im Enddarm dagegen einen eher neutralen pH-Wert von um die 7.
pH-Wert: Säuren < 7, neutral = 7, Basen > 7
Durch Neutralisation entstehen aus zwei gefährlichen ätzenden Flüssigkeiten wie Salzsäure und Natronlauge zwei harmlose Produkte, nämlich Wasser und Salz.
Das Blut dagegen toleriert keine pH-Verschiebungen. Für den Körper ist ein neutraler Blut-pH-Wert von 7,35 lebensnotwendig, weil sich sonst die Blutkörperchen verformen und die Kapillaren verstopfen können. Deshalb hat der Körper im Blut mehrere, gut funktionierende Puffersysteme, die den pH-Wert stabil halten.
Bei Magen- und Darmerkrankungen sollten Sie darauf achten, dass die natürlichen Verdauungsvorgänge unterstützt und nicht ausgehebelt werden, damit Sie nicht langfristig auf Hilfe von außen, zum Beispiel auf chemische Abführmittel, angewiesen sind. Ziel einer Therapie sollte, wenn möglich, immer sein, dass die körpereigenen Prozesse wieder reibungslos funktionieren.
Es wird unserem Wunderwerk Körper nicht gerecht, Organe isoliert zu betrachten. Unser Darm ist nicht nur aufgrund seiner Größe ein Phänomen, sondern er ist im Körper sehr gut vernetzt. Physiologische Prozesse im Darm wirken sich direkt auf die Leber aus und umgekehrt, da beide Organe über die Pfortader direkt miteinander verbunden sind (Darm-Leber-Achse). Durch sie findet ein intensiver und kontrollierter Austausch von Zellen, Nährstoffen und Mediatoren wie Zytokinen statt.
Aber nicht nur mit der Leber, sondern auch mit dem Gehirn ist der Darm auf besondere Art verbunden. Das Gehirn ist evolutionsbiologisch aus dem Darm entstanden, deshalb wird der Darm auch gerne als Bauchhirn bezeichnet. Beide Organe besitzen ein Nervensystem und interagieren mit zum Teil den gleichen Botenstoffen. Das enterische Nervensystem des Darms ist ein Geflecht von über 100 Millionen Nervenzellen, das die Darmwand durchzieht. Es besitzt zahlreiche Chemosensoren,...
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