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Was heißt denn überhaupt »gesund«? Nicht krank sein, natürlich. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat es etwas genauer definiert, und zwar schon 1948: »Gesundheit ist der Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Freisein von Krankheit und Gebrechen.« Und weiter heißt es: »Das Erreichen des höchstmöglichen Gesundheitsniveaus ist eines der Grundrechte jedes Menschen, ohne Unterschied der ethnischen Zugehörigkeit, der Religion, der politischen Überzeugung, der wirtschaftlichen oder sozialen Stellung.«2 Die Stiftung Männergesundheit erweitert dies um den Gedanken, was insbesondere Männer dafür brauchen: Schutzfaktoren sind ein »gesunder und achtsamer Lebensstil, Akzeptanz der eigenen Stärken, aber auch Schwächen als Mann, Sinnerfahrung und Lebensfreude, soziale Unterstützung und Anerkennung«.3 Das klingt logisch und gut. Aber wie sieht es ganz konkret mit der Umsetzung aus? Nun, da gibt es bei Männern noch Möglichkeiten der Optimierung.
In Deutschland leben laut dem Statistischen Bundesamt derzeit 82,7 Millionen Menschen, 41,8 Millionen sind Männer und deren mengenmäßig größte Gruppe ist im Alter von 40 bis 59 Jahren (Frauen gibt es 42,9 Millionen mit der gleichen dominierenden Altersgruppe). Und man stelle sich vor: Von diesen rund 40 Millionen Männern stimmen nur 32,9 Prozent mit der Aussage überein »Über meine Gesundheit will ich alles wissen«.4 Das Faktenblatt der Bundesgesundheitszentrale für gesundheitliche Aufklärung hat noch mehr Infos in dieser Richtung parat: Etwa 61 Prozent der deutschen Männer haben Schwierigkeiten, Gesundheitsinformationen zu finden, zu verstehen, zu beurteilen und zu nutzen. Beim Beurteilen hat noch nicht mal ein Viertel (23,7 Prozent) eine hohe Gesundheitskompetenz, bei einer niedrigeren Bildung oder niedrigerem sozialen Status sind es nur noch ganze 17 bis 18 Prozent. Hier wird deutlich, dass es bei Männern tatsächlich ein Gesundheitsdilemma gibt. Ihre Nachlässigkeit bezüglich der eigenen Gesundheit ist nicht von der Hand zu weisen. Und es wäre ja seltsam, wenn uns Frauen diese Information kaltlassen würde, schließlich haben wir alle mindestens einen Mann in unserer Nähe, der uns am Herzen liegt und dem wir Gesundheit wünschen.
Nun könnte man nach all diesen Fakten über das Desinteresse am eigenen Wohlbefinden (für nichts anderes steht letztendlich die eigene Gesundheit) meinen: Die Männerwelt ist verloren. Hoffnung machen dann aber Nachrichten wie diese: »Männer gehen so häufig zum Arzt wie seit Jahren nicht.«5 Und auch die junge Generation scheint schon achtsamer bezüglich ihrer Gesundheit zu sein und zudem aufgeschlossener für Arztbesuche und Vorsorgeuntersuchungen. Im Fünften Männerbericht der Stiftung Männergesundheit deutet sich ein Umdenken bei der jungen Generation an, nur noch knapp jeder vierte der 16- bis 28-jährigen männlichen Befragten orientiere sich weiterhin an dem »dominant-maskulinen Rollenbild«. Gut so, denn diejenigen, die dieses Muster im Kopf haben, müssen am ehesten mit gesundheitlichen Belastungen rechnen, sowohl psychisch als auch physisch.6
Um das Rollenbild kommt man beim Thema Männergesundheit nicht herum. Wie sich Männer selbst sehen, welche Attribute sie sich zuschreiben und welche sie als »männlich« definieren, beeinflusst auch ihr Verhalten und ihre Haltung gegenüber der Fürsorge für sich selbst. An dieser Stelle könnte man den viel zitierten Begriff der toxischen Männlichkeit ins Spiel bringen. Toxische Männlichkeit basiert auf bestimmten, schon in frühster Kindheit geprägten Denk- und Verhaltensmustern, die in erster Linie anderen schaden, da das Festhalten an einem veralteten, patriarchalen Rollenbild (»Ein Mann muss stark sein, darf keine Gefühle zeigen, zeigt den anderen, wo's langgeht .«) die Wahrnehmung für Grenzen und Emotionen anderer minimiert, Macht und Privilegien männlich definiert und ein dominantes oder aggressives Verhalten begünstigen kann.7 Diese »giftige« Denkweise schadet den Männern aber selbst nicht weniger stark. Bezüglich der Gesundheit heißt dies: Krank sein oder den eigenen Körper als etwas Verwundbares wahrzunehmen, bedeutet, verletzlich und damit schwach sein zu können. Diese Tatsache zu ignorieren, erscheint vielen Männern als eine gute Strategie und führt letztendlich dazu, dass ein Gesundheitsbewusstsein in den Hintergrund rückt, selbstschädigendes Verhalten häufiger bei Männern zu finden ist und sie weiterhin weniger häufig zum Arzt gehen als Frauen - auch aus Scham, über körperliche oder psychische Beschwerden reden zu müssen, aus Angst vor schlechten Diagnosen, aus Unwissenheit über Therapiemöglichkeiten und ganz simpel auch aus Bequemlichkeit. Und ja: Es gibt auch verständliche Gründe, Arztbesuche kritisch zu sehen. Fehldiagnosen, Behandlungsfehler und bloße Symptomverschiebungen, auch die heutige Medizin mit all ihren innovativen Behandlungsmethoden und Möglichkeiten birgt Tücken. Aber sich deshalb generell von Praxen und Kliniken fernzuhalten? Dies bringt wohl mehr Schaden als Nutzen.
Aber nicht alle Männer scheren sich überhaupt gar nicht um die eigene Gesundheit. Es gibt durchaus gesundheitsinteressierte Männer - nur noch nicht genug! Vereinzelt finden sich Männer, die um ihre Gesundheit einen richtigen Hype entwickeln, die sich selbst und ihr Wohlbefinden zum Projekt machen und für ein langes, gesundes Leben die obskursten Dinge tun. Ein Beispiel, wie sich eine gute Selbstfürsorge in einen Gesundheitswahn wandeln kann: der schwerreiche US-Amerikaner Bryan Johnson, der in rauen Mengen Vitamine in Tablettenform schluckt (111 am Tag, um genau zu sein), sich Blutplasma seines 17-jährigen Sohnes hat spritzen lassen und sein bestes Stück nachts an eine Penis-Maschine anschließt (um die nächtlichen Erektionen zu messen) und auch sonst alles dafür tut, irgendwann, möglichst spät, topfit zu sterben.8 Auch der Lifestyle-Guru und Bulletproof-Coffee-Erfinder David Asprey treibt es auf die Spitze: Er investiert Millionen in seine Anti-Aging-Maßnahmen, um 180 Jahre alt zu werden. Die wären zum Beispiel, sich in eine Maschine zu begeben, die mit Licht, Kälte und Sauerstoff den Stoffwechsel so anregt wie ein einstündiger Dauerlauf, aber auch eigene Stammzellen in den eigenen Körper (inklusive Gehirn, Gesicht und Penis) zu injizieren.9
Die genannten Beispiele sind natürlich Extreme und auch Ausnahmen, der Rest der Männerwelt beißt die Zähne zusammen bei gesundheitlichen Problemen und in Anbetracht des Alterns und hofft, dass die Bandscheibe bald nicht mehr schmerzt und sie beim Älterwerden möglichst glimpflich davonkommen. Dabei würde es für viele wirklich Sinn machen, für eine gute Gesundheit im Alter zu sorgen und sich eine passable Lebensqualität zu erhalten - bis zum Jahr 2050 wird es 23 Millionen Über-65-Jährige geben.10
Das Grundproblem bei der Männergesundheit: Probleme zu ignorieren (solange es geht). Leider führt diese Verdrängung mit sich, dass Gesundheitsthemen und Vorsorge ganz weit unten auf der Skala der To-dos verweilen. So erfahren Männer oft nur durch Zufall von Details einer gesunden oder ungesunden Lebensweise, selten machen sie sich selbst auf die Suche nach Informationen für die Selbstfürsorge. Gar nicht erst gelesen werden dann leider auch interessante Studien, die den eigenen Verhaltensweisen widersprechen, wie beispielsweise eine aktuelle Beobachtungsstudie von US-Wissenschaftlern. Deren These: Wer an vier oder mehr Tagen pro Woche in den drei Stunden vor dem Schlafen noch etwas isst, erkrankt häufiger an Darmkrebs.11 Und zwar ganz unabhängig davon, ob er nun etwas sehr Gesundes isst oder nicht. Der Zeitpunkt des Abendessens spielt demnach eine entscheidende Rolle. Es wäre eine total einfache Sache, das eigene Verhalten kurz zu überprüfen, umzustellen und somit sich und der eigenen Gesundheit etwas Gutes zu tun: früher zu Abend essen und damit besser schlafen. Natürlich keine lebensentscheidende Information, aber ein klassisches »Gut zu wissen«. Die Aktivität startet aber meist erst dann, wenn es nicht mehr anders geht, wenn der Arzt einen zu hohen Blutdruck feststellt oder starkes Übergewicht oder sonstige Erkrankungen unübersehbar werden und Maßnahmen benötigen.
Es sind diejenigen, die die männlichen Geschlechtsorgane betreffen, wie eine Prostataentzündung oder -vergrößerung oder Prostatakrebs (das häufigste Karzinom beim Mann), Erkrankungen des Penis (zum Beispiel Vorhautverengung oder sexuell übertragbare Krankheiten) und der Hoden (Hodenfehllage oder fehlende Fruchtbarkeit). Von welchen geschlechtsunspezifischen Krankheiten Männer besonders betroffen sind, dazu später mehr (zum Beispiel sind es Herz-Kreislauf-Erkrankungen). Männer leiden wie erwähnt auch an Krankheiten, die eigentlich als typische Frauenkrankheiten gelten. So würde man nicht vermuten, dass Brustkrebs auch eine Krankheit ist, die Männer treffen kann. Jährlich erkranken circa 700 Männer in Deutschland daran.12 Dies ist nur etwa 1 Prozent aller Brustkrebsfälle, doch es ist für Männer durchaus wichtig zu wissen, dass es auch sie treffen kann, da vermutlich kaum ein Mann darauf kommt, überhaupt daran erkranken zu können. Nur wenn er das...
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