1 - Empfehlungen fu?r die Diagnostik und Therapie der Depression im Alter [Seite 1]
1.1 - Inhaltsverzeichnis [Seite 7]
1.2 - Einleitung [Seite 11]
1.3 - 1 Epidemiologie [Seite 13]
1.4 - 2 Diagnostik und Differenzialdiagnostik [Seite 15]
1.4.1 - 2.1 Diagnostik der Depression im Alter [Seite 15]
1.4.2 - 2.2 Besonderheiten der klinischen Manifestation der Depression im Alter [Seite 17]
1.4.3 - 2.3 Suizidalität [Seite 18]
1.5 - 3 Untersuchungsinstrumente [Seite 23]
1.5.1 - 3.1 Fragebögen und Screenings [Seite 23]
1.5.1.1 - 3.1.1 Selbstbeurteilungsverfahren [Seite 23]
1.5.1.2 - 3.1.2 Fremdbeurteilungsverfahren [Seite 25]
1.5.2 - 3.2 Labor- und apparative Untersuchungen [Seite 28]
1.5.2.1 - 3.2.1 Labor-Basisdiagnostik [Seite 29]
1.5.2.2 - 3.2.2 Therapeutisches Drugmonitoring [Seite 29]
1.5.2.3 - 3.2.3 Weitere Diagnostik [Seite 30]
1.6 - 4 Komorbidität und sekundäre Depressionsformen [Seite 33]
1.6.1 - 4.1 Depression und Demenz [Seite 33]
1.6.1.1 - 4.1.1 Neuropsychologie der Differenzialdiagnose Depression vs. Alzheimer-Demenz [Seite 34]
1.6.2 - 4.2 Depression und andere neurodegenerative Erkrankungen [Seite 38]
1.6.3 - 4.3 Vaskuläre Depression [Seite 41]
1.6.4 - 4.4 Depression und Abhängigkeitserkrankungen [Seite 44]
1.6.5 - 4.5 Depression und Persönlichkeitsstörung [Seite 46]
1.6.6 - 4.6 Depression und Schmerz [Seite 48]
1.6.7 - 4.7 Depression und kardiovaskuläre Erkrankungen [Seite 49]
1.6.8 - 4.8 Depression und metabolische Störungen [Seite 51]
1.6.9 - 4.9 Depression und Medikamente [Seite 53]
1.7 - 5 Pathophysiologie und Ursachenhypothesen [Seite 55]
1.7.1 - 5.1 Stressassoziierte Ursachen der Depression [Seite 55]
1.7.2 - 5.2 Depression und Neurodegeneration [Seite 56]
1.7.3 - 5.3 Vaskuläre Ursachen der Depression im Alter [Seite 57]
1.7.4 - 5.4 Neurobiologische Krankheitsmodelle [Seite 57]
1.7.5 - 5.5 "Frailty" oder die Komorbiditäten und die Entstehung der Depression [Seite 57]
1.7.6 - 5.6 Soziale Faktoren und die Altersdepression [Seite 58]
1.8 - 6 Therapie der Altersdepression [Seite 61]
1.8.1 - 6.1 Allgemeine Grundsätze [Seite 61]
1.8.2 - 6.2 Psychosoziale Interventionen und Spezialtherapien [Seite 62]
1.8.2.1 - 6.2.1 Angeleitete Selbsthilfe [Seite 62]
1.8.2.2 - 6.2.2 Psychoedukation [Seite 63]
1.8.2.3 - 6.2.3 Problemlösetraining [Seite 63]
1.8.2.4 - 6.2.4 Rekreationstherapie [Seite 63]
1.8.2.5 - 6.2.5 Physische Aktivierung [Seite 63]
1.8.2.6 - 6.2.6 Entspannungsverfahren [Seite 64]
1.8.2.7 - 6.2.7 Soziales Kompetenztraining [Seite 64]
1.8.2.8 - 6.2.8 Ergotherapie [Seite 64]
1.8.2.9 - 6.2.9 Kunsttherapien [Seite 65]
1.8.2.10 - 6.2.10 Reminiszenztherapie [Seite 65]
1.8.3 - 6.3 Spezifische Unterstu?tzungsangebote fu?r ältere Menschen in der Schweiz [Seite 67]
1.8.3.1 - 6.3.1 Spitex und andere Organisationen [Seite 67]
1.8.3.2 - 6.3.2 Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (KESB) [Seite 67]
1.8.4 - 6.4 Psychotherapie mit älteren depressiven Patienten [Seite 68]
1.8.4.1 - 6.4.1 Einfu?hrung [Seite 68]
1.8.4.2 - 6.4.2 Kognitive Verhaltenstherapie [Seite 76]
1.8.4.3 - 6.4.3 Verfahren im Rahmen der "Dritten Welle" der Verhaltenstherapie [Seite 88]
1.8.4.4 - 6.4.4 Erinnerungsorientierte Verfahren [Seite 95]
1.8.4.5 - 6.4.5 Interpersonelle Therapie [Seite 101]
1.8.4.6 - 6.4.6 Psychodynamische Therapieverfahren [Seite 106]
1.8.4.7 - 6.4.7 Zusammenfassung: Psychotherapieverfahren [Seite 110]
1.8.5 - 6.5 Pharmakotherapie [Seite 112]
1.8.5.1 - 6.5.1 Vorbemerkungen [Seite 112]
1.8.5.2 - 6.5.2 Antidepressiva bei Depression im Alter [Seite 112]
1.8.5.3 - 6.5.3 Augmentationsstrategien [Seite 126]
1.8.6 - 6.6 Biologische, nicht pharmakologische Behandlungsmethoden [Seite 132]
1.8.6.1 - 6.6.1 Chronobiologische Verfahren [Seite 132]
1.8.6.2 - 6.6.2 Interventionelle Verfahren [Seite 135]
1.9 - 7 Suizidalität bei Altersdepression [Seite 145]
1.9.1 - 7.1 Risiko- und protektive Faktoren der Suizidalität im Alter [Seite 145]
1.9.2 - 7.2 Beurteilung der Suizidalität [Seite 146]
1.9.3 - 7.3 Prävention der Suizidalität [Seite 148]
1.9.4 - 7.4 Therapieinterventionen [Seite 149]
1.9.4.1 - 7.4.1 Sichernde Maßnahmen während der akuten suizidalen Krise [Seite 150]
1.9.4.2 - 7.4.2 Behandlung der Grunderkrankung [Seite 150]
1.9.4.3 - 7.4.3 Spezifische psychotherapeutische Interventionen [Seite 151]
1.9.4.4 - 7.4.4 Maßnahmen fu?r die Zeit nach einer stationären Behandlung [Seite 152]
1.9.5 - 7.5 Der assistierte Suizid [Seite 152]
1.10 - Sachwortverzeichnis [Seite 157]
2 Diagnostik und Differenzialdiagnostik
Urs Mosimann
2.1 Diagnostik der Depression im Alter
Die Diagnostik in der S3-Leitlinie Depression [16] und im vorliegenden Konsensus Depression im höheren Lebensalter basieren auf ICD- 10 [59]. Die diagnostischen Kriterien der Depression nach ICD-10 berücksichtigen das Lebensalter nicht - deshalb sind die diagnostischen Kriterien für ältere und jüngere Erkrankte die gleichen. Es besteht kein kausaler Zusammenhang zwischen dem Alterungsprozess und der Depression, obwohl dies manchmal stipuliert wird. Frühere Klassifikationen, wie jene der altersassoziierten Involutionsdepression nach Kraepelin [32], werden in den neuen Klassifikationssystemen nicht mehr berücksichtigt.
Die Diagnose eines depressiven Syndroms nach ICD-10 [59] gründet auf einer Querschnittsbeurteilung (Beurteilung der Hauptund Zusatzsymptome; Schweregradbestimmung) und einer Verlaufsbeurteilung (Dauer der Symptome, anhaltende oder episodische Verlaufsform, einzelne oder rezidivierende Episoden, unipolarer oder bipolarer Verlauf).
Die Anzahl der Symptome in der Querschnittsbeurteilung bestimmen den Schweregrad der aktuellen Episode. Die Hauptsymptome (depressive, gedrückte Stimmung; Interessenverlust und Freudlosigkeit; Verminderung des Antriebs und erhöhte Ermüdbarkeit) und die Zusatzsymptome (verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit; vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen; Schuldgefühle und Gefühle der Wertlosigkeit; negative und pessimistische Zukunftsperspektiven; Suizidgedanken, erfolgte Selbstverletzung oder Suizidhandlungen; Schlafstörungen und verminderter Appetit) werden in der Anamnese oder in der Fremdanamnese erhoben.
Haupt- und Nebensymptome müssen während 14 Tagen bestehen, damit die Kriterien für eine depressive Episode erfüllt sind. Für eine leichte und mittelgradige Episode müssen mindestens zwei Hauptsymptome während mindestens zwei Wochen bestehen (bei einer schweren Episode drei Hauptsymptome). Für leichte Episoden werden zwei Zusatzsymptome gefordert; für mittelgradige Episoden 3-4 Zusatzsymptome und für schwere Episoden mehr als vier Zusatzsymptome. Bei einer leichten bzw. mittelgradigen Episode wird ferner unterschieden, ob ein somatisches Syndrom besteht. Die Merkmale eines somatischen Syndroms sind [59]: Interessenverlust für angenehme Aktivitäten; mangelnde Fähigkeit, auf freudige Ereignisse emotional zu reagieren; frühmorgendliches Erwachen; Morgentief; psychomotorische Hemmung oder ...