Revierinfos
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Wer im Ionischen Meer segeln will, hat fünf mögliche Varianten: Start ab Gouvia Marina auf Korfu, in Lefkas auf der gleichnamigen Insel, auf dem Festland bei Palairos oder auf Kefalonia bzw. Zakynthos.
Start ab Korfu
Viele deutsche Segler bevorzugen den Start von hier, da die Insel die beste Fluganbindung nach Deutschland bietet. In der Gouvia Marina befinden sich viele etablierte Vercharterer, der Transfer dauert keine 20 Minuten. Dafür sind am Anfang die Wege weit: Korfu selbst ist arm an reizvollen Zielen, erste schöne Stopps sind Korfu-Stadt oder Petriti (17 sm), gegenüber auf dem Festland Plataria (23 sm) und Mourtous (25 sm) oder weiter südlich die Inseln Paxos (31 sm) und Antipaxos. Danach sind es weitere 35 sm zum nächsten wichtigen Ziel, dem Ort Lefkas auf der gleichnamigen Insel - zurück meist gegen die herrschende Thermik aus Nordwest.
Start ab Lefkas
Die Insel im Herzen des Archipels ist als Starthafen eigentlich ideal: Seit vier Jahren fliegen verschiedene Airlines den ehemaligen Militärflughafen Preveza an, der nur circa 30 Minuten Transfer entfernt liegt. Der Anteil deutscher Crews, die von hier starten, nimmt stetig zu. Die Wege im Revier sind kurz, ideal für Meilenmuffel, die im Abstand von zwei Segelstunden einen schönen Hafen oder Ankerplatz vorfinden wollen. Einziger kleiner Nachteil ist: Wer hier startet, lässt meist Paxos aus, ein unumstrittenes Revier-Highlight. Dafür ist es von diesem Starthafen aus leicht, zu Buchten und Häfen im südlichen Teil des Ionischen Meers zu gelangen, was von Korfu selbst in einem Zwei-Wochen-Törn knapp werden kann.
Neben Lefkas ist Nidri etwas weiter im Inselsüden ein anderer Ausgangshafen, an dem einige Vercharterer ihre Basis haben. Ähnlich wie Lefkas ein guter Startort, der Transfer dauert nur etwa 15 Minuten länger.
Start ab Palairos/Vounaki
Die beiden Häfen am Festland gegenüber der Ionischen Insel Lefkas sind ebenfalls über den Flughafen Preveza zu erreichen, der Transfer dauert etwas länger als dorthin. Odysseus Yachting nutzt die beiden Marinas, die nur wenige Kilometer auseinander liegen, als Stützpunkt. Viele der Boote sind regelmäßig in Flottillen unterwegs, die sich besonders bei englischen Gästen großer Beliebtheit erfreuen. Für die Entfernungen und Ziele gilt dasselbe wie für Lefkas.
Start ab Kefalonia
Neu sind eine kleine Basis in Sami auf Kefalonia und in Zakynthos von nur einer Charterfirma. Es sind allerdings nur eine Handvoll Boote, und die Anreise ist kompliziert: Nach Kefalonia gibt es fast keine deutschen Direktflüge. Man muss mit der Fähre anreisen. Zakynthos wird angeflogen, ein Start ist dort möglich, aber die Insel hat nur wenige sichere Ziele.
Tipp
Die ideale Möglichkeit, während nur eines Törns so viel wie möglich vom Revier zu sehen: Man gibt das Boot an einem anderen Hafen als dem Ausgangsort ab. Diese Option bieten einige Firmen, die entweder auf Korfu oder Lefkas eine Station haben, oder aber die Yachten auf Wunsch zu einem anderen Ziel- oder Starthafen bringen. Gelingt es der Firma, eine Buchung für den Rückweg zu finden, gibt es den Oneway schon mal kostenlos, meist wird jedoch ein Aufpreis von einigen Hundert Euro verlangt.
Ein weiterer Unterschied mancher Firmen: Einige Flottenbetreiber haben den klassischen »Übergabesamstag«, je nach Fluganbindung Samstag oder ein anderer Tag, abgeschafft. Anbieter wie Kiriacoulis ermöglichen an jedem Wochentag den Check-in und - was eigentlich noch wichtiger ist - entsprechend auch Zehn-Tages-Charter oder jede andere Dauer.
Das A und O für einen gelungenen Oneway ist allerdings eine gute Flugplanung, da der Transfer zwischen Lefkas und Korfu, den beiden Stationen mit Fluganbindung, per Fähre oder Auto umständlich ist. Empfehlen können wir folgende Lösung, die wir selbst ausprobiert haben: Start ab Korfu und Rückflug über Preveza oder natürlich umgekehrt.
Flottillen
Das Ionische Meer ist neben Kroatien eines der beliebtesten Reviere des Mittelmeers für das Segeln im Flottenverband. Insbesondere Einsteigerund Familienflottillen sind hier unterwegs. Boote von Sunsail, Odysseus Yachting sowie diversen rein britischen und niederländischen Anbietern sind praktisch das ganze Jahr über im Einsatz. Infos hat fast jede größere Charteragentur. Das ist für Familien oder Paare, die Gesellschaft suchen, eine ideale Art, den Segelurlaub zu verbringen.
Wer Bareboat chartert, mag sich in der Hochsaison manchmal ärgern, wenn in einigen Häfen oder Ankerbuchten schlagartig alle Plätze von den Flottillen belegt sind. Tatsächlich aber sind die segelnden Pulks besser als ihr Ruf. Lärmende Horden, die bis spät in die Nacht durchfeiern und sich über sechs Yachten hinweg laut unterhalten, sind nicht häufiger anzutreffen als unter »normalen« Chartercrews.
Gemeinsam statt einsam: Im Ionischen Meer treffen Segler häufig Flottillen an.
Yacht in der Bucht Antisamos auf der Insel Kefalonia.
Charterfirmen
Eine der häufigsten Fragen von YACHT-Lesern ist die nach einem »guten« oder »seriösen« Charterunternehmen. Ein sensibles Thema. Über die letzten Jahrzehnte hat sich gezeigt, dass Charterstützpunkte enormen Schwankungen unterliegen können. Der Weggang eines fähigen Basisleiters kann rasend schnell den Verfall einer ganzen Flotte nach sich ziehen. Dasselbe gilt, wenn die Flottenbetreiber in Geldnöten sind, ihren Basen den Geldhahn abdrehen und notwendige Wartungsarbeiten verschleppen. In den letzten Jahren ist das Angebot an Schiffen im Ionischen Meer noch einmal sprunghaft gestiegen, die Fülle der Firmen fast unübersichtlich geworden.
Gut 20 bis 30 internationale Flottenbetreiber tummeln sich auf dem Markt. Doch wie komme ich nun an ein gut ausgerüstetes, vernünftig gewartetes Schiff, und das zu einem guten Preis? Mein Tipp: Wenden Sie sich an eine Agentur, die viele Flotten vermittelt (z. B. über den Charter-Branchenverband VDC, www.vdc.de). Die Anbieter kennen viele Betreiber seit Jahren und merken anhand ihres Kunden-Feedbacks recht schnell, wenn eine Firma nachlässt.
Und definieren Sie klar, was Sie wollen: Ist es vorrangig, dass keinerlei technische Probleme auftreten, weil Sie nur eine Woche unterwegs sind, Sie technisch wenig Erfahrung mit Yachten haben und alles möglichst neu wirken soll, sagen Sie das ausdrücklich dem Vermittler. Es wird dann vermutlich auf eine Yacht hinauslaufen, die nicht älter als drei Jahre ist, nicht die billigste, aber dafür statistisch eben weniger anfällig.
Es gibt auch Flottenbetreiber, die ältere Yachten extrem gut warten, sodass deren Alter technisch kein Problem ist. Auch danach können Sie gezielt fragen. Die Schiffe sind dann vielleicht auch vier bis sechs Jahre alt, aber dafür auch ein paar Hundert Euro billiger.
Man muss eigentlich nur die einfache Regel verinnerlichen: You get what you pay for! Nach 20 Jahren Erfahrung im Chartermarkt kann ich das nur unterschreiben.
Anreise
Flüge nach Korfu gibt es von vielen deutschen Standorten, z. B. mit Condor, Eurowings, Aegean, Tui. Auch Preveza wird mehrmals pro Woche angeflogen.
Sogenannte Splitflüge für Oneway-Törns, also etwa Hinflug nach Korfu, Rückflug ab Preveza, sind nicht mehr so teuer, wie das früher war.
Vollzeugrevier: Im Ionischen Meer dominiert im Sommer eine ideale Thermik, die sich ab Mittag aufbaut; abends schläft der Wind meist ein.
Wind und Wetter
Allgemein gilt das Ionische Meer als ein ideales Revier für Einsteiger, da die Windverhältnisse hier wesentlich einfacher sind als in der im Hochsommer vom oft stürmischen Meltemi dominierten Ägäis. Das Inselmeer zwischen Korfu und Zakynthos im Süden gilt als klassisches Thermikrevier im Sommer. Das heißt im Klartext: Erst mit der Tageshitze entwickeln sich die Temperaturunterschiede zwischen dem sich rasch aufheizenden Land und dem kühleren Meer. Dieser Seewind setzt oft erst gegen späteren Vormittag ein und steigert sich im Laufe des Tages zu etwa Beaufort 3-4, im Hochsommer auch einmal Windstärke 5. Er weht im Sommer in der Regel aus Nordwest. Gegen Abend lässt er dann oft sehr schnell nach. Nicht selten finden Crews sich um 18, 19 Uhr plötzlich in totaler Flaute wieder. Das Erfreuliche daran: Sie hält in der Regel die ganze Nacht an, nur selten entwickelt sich ein nächtlicher Landwind, der durch Fallböen oder Ähnliches Probleme bereitet. Die Nacht vor Anker ist also oft ruhig und unproblematisch.
Wetterstatistik: Die Saison geht von Mai bis Oktober. Im Gegensatz zur Ägäis sind die Windverhältnisse im Hochsommer (Juni bis August) ideal.
Ab etwa Mitte September und im Frühjahr wird dieser thermische Einfluss deutlich schwächer, das Wetterszenario ändert sich langsam. Der Wind weht seltener aus Nordwest, dreht...