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Wen betrifft die Bezeichnung "Eltern"?
Die Bezeichnung "Eltern" umfasst alle Personen, die eigene oder adoptierte Kinder aufziehen. Dazu zählen auch Pflegeeltern, und sogar Großeltern können in diese Rolle fallen, wenn sie Kinder betreuen. Eltern begleiten Kinder auf ihrem Weg in die Eigenständigkeit, weisen ihnen den Weg ins Leben und versuchen oft, diesen Weg nach eigenem Ermessen zu ebnen. Sie neigen dazu, ihre Kinder auf bekannten Wegen zu führen - jenen, auf denen sie sich sicher fühlen, weil sie wissen, wo diese beginnen, wo sie enden und was unterwegs zu erwarten ist.
Wie in vielen anderen Bereichen des Lebens gibt es auch bei Eltern unterschiedliche Typen: sichere und unsichere.
Sichere Eltern sind jene, die durch eigene Erfahrungen gelernt haben, dass es verschiedene Wege gibt, die zum Ziel führen - "viele Wege führen nach Rom". Sie stehen fremden Wegen offen gegenüber und vertrauen darauf, dass andere Menschen, wie z. B. Erzieher, wertvolle und spezifische Kompetenzen einbringen. Diese Eltern respektieren die Expertise von Fachleuten und zeigen keine Angst vor unterschiedlichen Erziehungsstilen. Vielmehr wissen sie, dass es wichtig ist, ihr Kind frühzeitig mit Vielfalt und Andersartigkeit vertraut zu machen, da dies die Anpassungsfähigkeit im späteren Leben fördert.
Unsichere Eltern hingegen tun sich deutlich schwerer. Sie sind weniger offen für Neues und fühlen sich von Andersartigkeit bedroht. Oft haben sie selbst in ihrer eigenen Erziehung keinen stabilen Weg oder klare Orientierung erfahren, was zu einer inneren Unruhe und einem Mangel an Vertrauen gegenüber anderen Menschen führt. Ihr eigener Lebensweg war und ist geprägt von ständiger Suche und Unsicherheit. Veränderungen empfinden sie als bedrohlich, und vieles wird zunächst hinterfragt oder abgelehnt. Diese Eltern konnten als Kinder nicht lernen, was in der Erziehung bereichernd ist und was schadet. Ihnen fehlt die Fähigkeit, rückblickend Positives und Negatives aus ihrer eigenen Kindheit zu analysieren und weiterzugeben oder bewusst zu ändern. Unbekannte Wege bereiten ihnen Angst, und sie lehnen alternative Erziehungsansätze meist ab - selbst wenn diese ihrem eigenen Erziehungsstil ähneln.
Solche Eltern neigen dazu, besonders kritisch gegenüber Erziehern und Lehrkräften zu sein und bei diesen vermeintliche Fehler oder Mängel zu suchen, selbst wenn es keine gibt. Diese Kritik dient oft als Schutzmechanismus, weil es leichter ist, andere zu bewerten, als die eigenen Unsicherheiten zu erkennen und zu hinterfragen. Unsichere Eltern tun sich schwer damit, die Erfahrungen anderer anzuerkennen, da sie selbst häufig mit verwirrenden oder negativen Erfahrungen konfrontiert waren. Für sie ist der Begriff "Erfahrung" oft negativ besetzt und emotional belastet.
Was bedeutet eigentlich das Wort "Erfahrung"? Bei vielen Eltern habe ich den Eindruck gewonnen, dass ihnen dieser Begriff fremd ist. Besonders bedauerlich und hinderlich finde ich es, wenn Eltern bei der bloßen Erwähnung des Begriffs sofort auf Konfrontation schalten - sei es, weil sie ihn hören oder nur vermuten. Dies weist meiner Meinung nach auf eine unbewusste Angst hin, die sich bei diesen Menschen sehr deutlich bemerkbar macht, sobald sie mit unbekannten Umständen konfrontiert werden.
Ich möchte daher eine Definition versuchen: "Erfahrung" ist für mich die Summe aller bisherigen Erlebnisse im Leben, ob positiv oder negativ, und deren jeweilige Ergebnisse. Man sagt, der Mensch lernt aus Erfahrung - das bedeutet, er muss bestimmte Situationen selbst erlebt haben, damit sie sich in seinem Gedächtnis manifestieren und sein zukünftiges Handeln beeinflussen können. Einfach ausgedrückt: Wenn ein Mensch eine Situation wiederholt erlebt, speichert er - idealerweise - ab, was in der Vergangenheit geschah und welche Konsequenzen daraus resultierten. Zum Beispiel: Wenn A passiert und daraufhin B eintritt, dann folgt wahrscheinlich C. Diese Erfahrung könnte den Menschen davon abhalten, denselben negativen Ausgang erneut zu erleben, und ihn zu einer neuen, vielleicht besseren Vorgehensweise führen.
Erfahrungen beziehen sich immer auf vergangene Ereignisse, doch der Mensch hat die Fähigkeit, seine Zukunft daran auszurichten. Jeder Mensch macht seine eigenen Erfahrungen, und diese sind individuell. Manche mögen zwar ähnlich sein, doch sie sind immer von der Perspektive und den Umständen des Einzelnen geprägt. Je mehr Erfahrungen jemand sammelt, desto größer wird sein "Erfahrungsschatz".
Ein Vergleich mag das verdeutlichen: Eine Legehenne, die ihr Leben lang nur in einem Käfig verbracht hat, wird völlig andere Erfahrungen gemacht haben als eine Henne, die draußen auf einer Wiese mit Hunden, Katzen, Raubvögeln, Küken, Wind und Wetter gelebt hat. Würden diese beiden Hühner ihre Erfahrungen austauschen, könnten sie voneinander lernen, wie unterschiedlich das Leben eines Huhns sein kann. Das Beispiel zeigt, dass ein Individuum nicht allein durch seine Spezies definiert ist, sondern durch die Summe seiner Erfahrungen - bei Hühnern ebenso wie bei Menschen.
Erfahrungen sollte man niemals unterschätzen. Sie sind ein wertvoller Schatz, eine Bereicherung des Lebens. Leider gibt es Menschen, die diesen Schatz weder erkennen noch schätzen. Solche Menschen überschätzen sich oft und glauben, ihre eigenen Erfahrungen seien die einzig richtigen und wahren. Dabei kann die eigene Erfahrung nur wachsen - und zwar ein Leben lang.
Im Umgang mit Eltern habe ich jedoch feststellen müssen, dass meine eigenen Erfahrungen von manchen als unwillkommen empfunden werden. Diese Ablehnung hat mich anfangs sehr bewegt. Für mich war es immer eine Bereicherung, von den Erfahrungen anderer zu lernen, besonders wenn diese über einen ausgeprägten Erfahrungsschatz verfügten und bereit waren, diesen mit mir zu teilen. Denn auch wenn Erfahrungen letztlich individuell sind und jeder sie selbst machen muss, kann man aus den Erlebnissen anderer lernen, sich vorbereiten oder möglichen Gefahren aus dem Weg gehen.
Manchmal wünschte ich, dass Erfahrungen genetisch speicherbar wären - sozusagen wie eine Festplatte, die man dem eigenen Kind mitgeben könnte. Wenn Kinder von Geburt an die Erfahrungen ihrer Eltern nutzen könnten, würden sie in vielen Situationen wohl vorsichtiger und überlegter handeln.
Doch so funktioniert das Leben nicht. Kinder wollen und müssen oft ihre eigenen Erfahrungen machen, weil sie glauben, ihre Situation sei einzigartig und nicht vergleichbar. Sie lernen durch Versuch und Irrtum - genauso wie wir.
Erstaunlicherweise benehmen sich jedoch viele Eltern ähnlich wie heranwachsende Kinder. Wenn man über eigene Erfahrungen spricht, reagieren sie oft brüsk und abweisend. Man wird nicht selten des Urteilens bezichtigt, obwohl es doch darum geht, Wissen und Erlebnisse zu teilen. Diese Kritik äußern sie selten direkt, sondern indirekt - etwa durch Beschwerden bei Vorgesetzten oder anderen Anlaufstellen. Eine solche Vorgehensweise war für mich zunächst unverständlich, da sie der Idee widerspricht, aus Erfahrungen zu lernen und voneinander zu profitieren.
Ein Beispiel:
Der betreffende Schüler war ein äußerst auffälliges Kind. Schon wenige Wochen nach Schulbeginn hatte ich die Eltern zu einem Gespräch gebeten, da das Kind zahlreiche Probleme zeigte. Es konnte nicht auf seinem Platz bleiben, ärgerte seine Sitznachbarn schmerzhaft und attackierte in den Pausen wahllos andere Kinder mit Kneifen, mit spitzen Bleistiften Piksen, Treten, Schlagen - oft so heftig, dass blutende Wunden entstanden. Dieses aggressive Verhalten geschah ohne erkennbare Provokation. Hinzu kamen schulische Schwierigkeiten. Das Kind konnte den Anforderungen kaum gerecht werden, zeigte motorische Schwächen, Wahrnehmungsprobleme und war extrem langsam. Die Aufnahmefähigkeit war nahezu nicht vorhanden, und es gab viele weitere Auffälligkeiten.
Zum Gespräch erschienen beide Elternteile. Ich sprach zunächst die starke Aggression des Kindes an. Sofort wurde ich belehrt: Ihr Kind "schlage" nicht, es "haue" nur. Nach einer Klärung der Begriffe lenkten die Eltern schließlich ein und akzeptierten den Begriff "schlagen". Sie behaupteten zudem, das Verhalten habe erst mit der Schulzeit begonnen. Doch ich hatte von Mitschülern erfahren, dass das Kind bereits im Kindergarten ähnliche Verhaltensweisen gezeigt hatte. Das stritten die Eltern zunächst vehement ab, räumten es aber schließlich doch ein. Eine anschließende Rücksprache mit der ehemaligen Erzieherin bestätigte mir ein extrem auffälliges Verhalten des Kindes bereits in der Vorschulzeit.
Ich fragte die Eltern nach möglichen Therapieansätzen. Ihre Antwort war, das Kind werde immer von anderen provoziert und könne deshalb gar nicht anders handeln.
Während des Gesprächs suchte ich nach Ursachen für das Verhalten und brachte mögliche Diagnosen ins Spiel wie ADHS, LRS, Dyskalkulie oder Tourettesyndrom. Ich...
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