Schweitzer Fachinformationen
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Eine Reiseerzählung, die Mut macht einfach loszulaufen
Nach ihrem Studium findet sich Elise in einem Leben wieder, das sie nicht erfüllt. Ihr Job, von dem sie immer geträumt hat, langweilt sie, ihre Beziehung mit Greg macht sie unglücklich. Ihre Lösung? Einmal um Großbritannien herumlaufen, 8.000 Kilometer, immer an der Küste entlang - ohne jegliche Lauf-Erfahrung und Kartenkenntnisse und ohne jemals zuvor allein ein Zelt aufgeschlagen zu haben. Was als Flucht beginnt, wird zu einer Reise zu sich selbst, mit überraschenden Begegnungen, unerwarteter Unterstützung und neu gefundenem Selbstvertrauen. In fast einem Jahr sieht sie ganz Großbritannien und auch sich von ihrer wildesten und wunderbarsten Seite. Mitreißend erzählt Elise in ihrem Reisebericht davon, was man erlebt, wenn man den Mut aufbringt, alle Ängste und Zweifel über Bord wirft und einfach losläuft.
Ein humorvoller, selbstironischer Blick auf das Leben und die Herausforderungen, die es mit sich bringt. Für alle, die nach Inspiration suchen, über sich hinauswachsen oder einfach ihren ganz persönlichen Greg hinter sich lassen wollen.
Es war Anfang März an einem nicht weiter nennenswerten Dienstag; ich war bei der Arbeit und schaute auf eine Straßenkarte von Großbritannien. Ich wollte herausfinden, ob wir einem Kunden in den schottischen Highlands etwas liefern konnten. Damals arbeitete ich für eine kleine Londoner Firma. Es war mein erster Job nach dem Studium, und ich hasste ihn!
Ich mochte meine Kollegen. Ich mochte das Feierabendbier am Schreibtisch freitags um 17 Uhr. Ich mochte es, anderen Leuten zu erzählen, dass ich für ein cooles, junges Start-up-Unternehmen arbeitete. Aber jeden Morgen aufzustehen und zur Arbeit zu fahren? Und der Gedanke, all dies Tag für Tag und bis in alle Ewigkeit tun zu müssen? Es ist mir ein bisschen peinlich, das auszusprechen, denn es ist so ein himmelschreiendes Klischee, aber die Vorstellung war echt niederschmetternd und, ehrlich gesagt, unerträglich für mich.
Als ich an jenem Nachmittag vor meinem Schreibtisch saß, ließ ich meine Gedanken schweifen. Ich fragte mich, ob jemand schon einmal die gesamte britische Insel am Küstensaum umrundet hatte. Nicht unbedingt als Läufer, sondern mit dem Rad, im Auto, zu Fuß - wie auch immer. Ich machte die Lieferung fertig, beendete meine Schicht, nahm den Nachtbus, betrat mein WG-Zimmer und ging ins Bett. Als ich am Morgen aufwachte, war der Gedanke immer noch da.
Gab es Leute, die unsere Insel schon mal komplett umrundet hatten? Hatten sie es in einem Ritt getan? Und waren sie dabei allein gewesen?
Nach diesem ersten Schimmer einer Idee ging sie mir nicht mehr aus dem Kopf, und ich begann ernsthaft, darüber nachzudenken. Ich studierte die Küste Großbritanniens und stellte - noch bevor ich mit anderen darüber redete - ein paar Nachforschungen an. So erfuhr ich, dass erst sehr wenige Menschen um die ganze Insel spaziert, geradelt oder gesegelt waren, aber offensichtlich hatte sie noch nie jemand im Laufschritt umrundet. Interessant, dachte ich.
Und da senkte sich ein winziges Samenkorn in mich ein: Wenn nun ich dieser Jemand wäre?
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Als mir diese Idee kam, war ich seit wenigen Monaten mit Greg zusammen. Es war eine aussichtslose und sehr ungesunde Beziehung, eine Art Rohrkrepierer - wenn man das mal so sagen darf -, aber zu jener Zeit war Greg meine Bezugsperson in Sachen Abenteuer. Ich hatte ihn ein Jahr zuvor auf einem Festival für Outdoor und Reisen kennengelernt, und danach waren wir einander auf Twitter gefolgt. Wir schrieben uns eine Weile, und als ich meinen Hochschulabschluss hatte und nach London gezogen war, begannen wir, uns zu treffen, und verbrachten die Abende damit, Händchen haltend durch Covent Garden zu spazieren und in Kettenrestaurants zu essen.
Greg lebte ein paar Stunden von London entfernt, und wir sahen uns nicht oft, aber wir schickten uns jeden Tag Hunderte Nachrichten. Er hatte so viele riesengroße Träume und Pläne und Ideen, und es war aufregend, mit ihm zusammen zu sein. Von alledem berichtete er mir auf eine Weise, die mich begeisterte und in mir den Wunsch weckte, auch solche Abenteuer erleben zu wollen. Niemand verlangte von mir, mich mit meinem Leben zufriedenzugeben - ich konnte einfach rausgehen und etwas Neues anstoßen. Er öffnete mir die Augen für die Outdoor-Community, für Leute, die wahnwitzige und abenteuerliche Reisen unternahmen, Reisen, bei denen es auf ihre eigene Muskelkraft ankam. Über ganze Kontinente laufen, Ozeane mit Segelbooten überqueren, per Rad einmal um den Erdball fahren . Als ich diesen Leuten, die auch nur so waren wie ich (ja, echt!), im Internet folgte, kam mir der Gedanke: Lag es vielleicht nicht völlig außerhalb meiner Möglichkeiten, so etwas selbst einmal zu versuchen?
Aber mit Greg zusammen zu sein, war nicht nur eine Freude. Meistens war es sogar ziemlich schrecklich. Im Laufe der Monate keimte in mir der Verdacht, dass die Dinge, die er mir erzählte, vielleicht nicht immer ganz der Wahrheit entsprachen. Nichts schien so richtig zu stimmen - egal ob es darum ging, was er zum Frühstück gegessen hatte oder um seine Arbeitsstelle, um Geschichten über seine Familie und seine Freunde, den Swimmingpool, den er offenbar im Garten hatte, die Geschäfte, denen er nach eigenen Angaben nachging, die Promis, mit denen er angeblich seine Zeit verbrachte . Seine Version der Geschehnisse passte nie so recht zu meiner (und anscheinend auch nicht zu der aller übrigen Leute). Zuerst erklärte ich mir das mit bloßen Missverständnissen, aber nach einer Weile fühlte ich mich, als würde ich langsam verrückt werden. Ich lebte in einem dichten Nebel und fand aus ihm nicht heraus, um die Dinge so zu sehen, wie sie wirklich waren.
Es ist verwirrend, auf diese Zeit zurückzublicken. Unsere ganze Beziehung war durch und durch erbärmlich, aber wenn mir Greg nicht die Augen für all diese Abenteuer und Chancen eröffnet hätte und wenn ich nicht wild darauf gewesen wäre, ihn zu beeindrucken (so ungern ich das heute auch zugebe), hätte ich es vielleicht nicht gewagt, mich auf den Weg zu machen und um ein ganzes Land zu rennen. Hätte ich ohne ihn überhaupt den Wunsch danach verspürt? Da bin ich mir nicht sicher.
Ist es die Sache wert, Monat für Monat in Bussen und Zügen zu weinen, sich an der Schulter von Freunden oder im Pub auszuheulen, ganz außerstande, dieses ungreifbare Gefühl von Scheitern und Unzulänglichkeit und heilloser Verwirrung abzuschütteln, wenn man dafür mitten in dieser Lage die beste Entscheidung seines Lebens trifft? Ist es die Sache wert, sich selbst über ein ganzes Jahr hinweg oder noch länger vollkommen zu verlieren, wenn das am Ende dazu führt, dass man etwas in Angriff nimmt, worauf man so stolz ist wie auf nichts sonst?
Ich habe viel darüber nachgedacht und bin mir immer noch nicht sicher. Aber so ist es gewesen.
Greg war der Erste, dem ich etwas von meiner Idee sagte. Eines Morgens auf dem Weg zur Arbeit schickte ich ihm eine Nachricht und teilte ihm mit, dass mir etwas im Kopf herumging.
»Es sind ungefähr 8000 Kilometer«, tippte ich. »Vielleicht kann ich es in ein paar Jahren schaffen? Ich müsste mir ein bisschen Geld zusammensparen und ordentlich trainieren. Na ja, und ich müsste mir erst mal klar darüber werden, was ich da eigentlich vorhabe. Aber in ein paar Jahren könnte ich es vielleicht machen? Was meinst du?«
»Starte im November«, antwortete er. »Lauf in sechs Monaten los, oder du wirst es nie tun.«
Ja, okay. Dann soll es so sein.
Heute sind die Erinnerungen an Greg in der Schachtel »Sehr negative Erfahrungen« sicher verwahrt. Es dauerte eine Weile, aber nun ist der Deckel geschlossen. Mir fällt es schwer, auf jene Zeit zurückzublicken und all die Traurigkeit zu durchsieben, um irgendetwas Positives herauszufischen. Aber wenn ich mich wirklich bemühe, objektiv zu urteilen, dann hat Greg eines richtig gemacht. Hätte er mir nicht gesagt, ich solle schon bald aufbrechen, und hätte ich ihm nicht so bereitwillig zugestimmt, dann würde ich heute bestimmt nicht hier sitzen und diese Geschichte aufschreiben. Hätte ich länger gewartet und mir die Zeit für alle möglichen Vorbereitungen gegönnt, dann wäre ich niemals losgelaufen.
Sechs Monate - das sollte doch reichen, oder? Ich verließ die allzu teure Wohnung, die ich mir mit einer Freundin teilte, und nahm mir stattdessen ein Zimmer in einem Haus mit sechs anderen Bewohnern. Ich dachte, allein die Ersparnisse daraus würden ausreichen, um einmal um die Küste zu kommen. (Wie sich herausstellen sollte, lag ich damit falsch, sehr falsch sogar, aber davon können wir später reden.) Sechs Monate reichten auch locker für die Anschaffung von ein wenig Ausrüstung und einen genaueren Blick auf ein paar Landkarten. Und vielleicht, um zu lernen, wie man eine lange Distanz läuft - was ich bisher noch nie getan hatte.
Der erste November. Das klang gut. Auch wenn es bedeutete, dass ich genau in einen trostlosen englischen Winter hineinlief - das Datum stand.
Als Nächstes erzählte ich es meinen Eltern, die ein wenig irritiert zu sein schienen. Ich bin sicher, sie dachten, es sei bloß eine weitere von meinen vielen lächerlichen Ideen, die sowieso nie verwirklicht würden. Und ich kann es ihnen nicht verübeln. Damals rief ich sie so ziemlich jeden Tag an, um ihnen meine allerneuesten Karrierepläne zu verkünden: Bankerin, Agentin beim MI5, Sozialarbeiterin, Bäckerin, Physiotherapeutin . Und nun stand halt wieder was Neues auf der Liste.
Danach erzählte ich es meinem Chef und meinen besten Freunden. Wir waren ausgegangen und saßen spätabends in einem Biergarten, als es aus mir einfach herausplatzte. Sie nahmen es vermutlich als eines meiner seltsameren Bekenntnisse unter Alkoholeinfluss auf, und das sagt schon eine Menge. Sie hielten es ganz eindeutig für einen lächerlichen Plan. Am verwirrtesten war allerdings mein Bruder Chris. Er war die Sportskanone in unserer Familie und hatte, seit er acht war, an Laufwettkämpfen teilgenommen. Ein Vorhaben wie dieses hatte er wirklich nicht kommen sehen.
Es gab, glaube ich, niemanden, dem es wie der logische nächste Schritt in meinem Leben vorkam.
Wissen Sie, ich hatte nicht die geringsten Voraussetzungen, um einen 8000-Kilometer-Lauf in Angriff zu nehmen. Schon wenn ich diese Zahl hinschreibe, klingt sie für mich brutal - noch heute, wo ich das Ganze ja bewältigt habe. Wenn ich den Leuten davon erzähle, bekommen sie sofort ganz falsche...
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