Schweitzer Fachinformationen
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Was ist der menschliche Geist und wie ist er überhaupt möglich? Daniel Dennett ist der weltweit wohl bedeutendste Fürsprecher von Materialismus, Aufklärung und Wissenschaft. Seit über fünfzig Jahren wirbt und streitet er für seine Ansichten. Mit diesem Buch wagt er noch einmal einen Rundumschlag, eine Meistererzählung von den Ursprüngen des Lebens über die Geistesgrößen der Menschheit wie Johann Sebastian Bach, Marie Curie oder Pablo Picasso bis hin zur künstlichen Intelligenz. Dennett zeigt, wie eine vollkommen geistlose genetische und kulturelle Evolution es geschafft hat, zunächst die Einzeller, dann Pflanzen und Tiere sowie schließlich den Geist, die Kultur und das Bewusstsein hervorzubringen. Und er schießt dabei gewohnt scharf gegen Kreationisten, Antidarwinisten und alle anderen, denen ihr dogmatischer Schlummer wichtiger ist als die Wahrheit.
Wie kam es zu Wesen, die einen Geist besitzen? Und wie ist es möglich, dass Wesen diese Frage stellen und beantworten können? Die bündige Antwort lautet, dass der Geist sich entwickelte und Denkwerkzeuge schuf, die ihn schließlich erkennen ließen, wie der Geist sich entwickelte und sogar, wie diese Werkzeuge ihn dazu befähigten zu erkennen, was der Geist ist. Von welchen Denkwerkzeugen reden wir? Die einfachsten, von denen alle anderen auf die eine oder andere Weise abhängen, sind die gesprochenen Wörter, gefolgt von Lesen, Schreiben und Rechnen. Darauf folgen Navigation, Kartografie, das Lehrlingswesen und all die konkreten Gerätschaften, die wir zur Informationsgewinnung und -manipulation erfunden haben: Kompass, Teleskop, Mikroskop, Kamera, Computer, Internet etc. Diese wiederum bringen Technologie und Wissenschaft in unser Leben und lassen uns so viele der Dinge herausfinden, die keiner anderen Spezies bekannt sind. Wir wissen, dass es Bakterien gibt; Hunde dagegen wissen das genauso wenig wie Delfine oder Schimpansen. Nicht einmal die Bakterien haben irgendeine Ahnung davon, dass es Bakterien gibt. Unser Geist ist anders. Ohne Denkwerkzeuge lässt sich nicht verstehen, was Bakterien sind, und (bis jetzt) sind wir die einzige Spezies, die über einen größeren Bestand solcher Werkzeuge verfügt.
Das war die kurze Antwort, und in dieser sehr allgemeinen Form dürfte sie unkontrovers sein. Bei genauerem Hinsehen offenbaren sich jedoch einige überraschende, ja schockierende Folgerungen, die bislang weder hinreichend verstanden noch gewürdigt worden sind. Von der anfänglich reichlich banalen Annahme, wir Menschen seien physikalische, den Naturgesetzen unterworfene Gegenstände, verläuft ein gewundener Pfad durch ein Dickicht von Naturwissenschaft und Philosophie, um schließlich zu einem Verständnis unseres bewussten Geistes 18zu führen. Dieser Pfad ist übersät sowohl mit empirischen als auch begrifflichen Problemen, und es gibt zahllose Experten, die alle ihre eigene Meinung dazu haben. Seit mehr als 50 Jahren kämpfe ich mich durch diesen Dschungel, und dabei habe ich einen Weg gefunden, der uns tatsächlich ein zufriedenstellendes ? und sogar befriedigendes ? Verständnis davon erlaubt, wie der »Zauber« unseres Geistes ohne echte Zauberei zustande kommt. Es ist allerdings kein gerader oder leichter und nicht einmal der einzige Weg. Ich hoffe allerdings zu zeigen, dass es der beste und vielversprechendste Weg ist, den wir kennen. Wer ihn geht, wird einige lieb gewonnene Intuitionen aufgeben müssen, aber ich bin nun wohl endlich in der Lage, die Preisgabe dieser »offensichtlichen Wahrheiten« nicht nur erträglich, sondern sogar erfreulich zu gestalten: Wer sich den Kopf umkrempeln lässt, wird die Welt aus einer anderen, verblüffenden Perspektive sehen, auch wenn es nicht ganz ohne Schmerzen abgehen wird.
Bedeutende Denker sind seit Jahren ganz anderer Meinung als ich, und einige von ihnen werden sich auch von meinen neuesten Vorstößen nicht überzeugen lassen. Andererseits habe ich mehr und mehr Wegbegleiter, neue Belege für meine vorgeschlagenen Wegweiser und neue Weisen, die zahlreichen seltsamen Gedankenumkehrungen zu motivieren, zu denen ich sie bald auffordern werde. Manche davon werden den Lesern meiner früheren Arbeiten vertraut vorkommen, aber jene Ideen wurden ausgebessert, gestärkt und abgeändert, um mehr leisten zu können als zuvor. Meine neuen Ideen sind auf den ersten Blick ebenso kontraintuitiv wie die alten, und wer nicht den ganzen komplizierten Weg mitgeht, dem werden sie wohl auch nichts nützen, wie mich die vielen Jahre gelehrt haben, in denen ich die Leute vergeblich stückchenweise überzeugen wollte. Hier kommt eine Auflistung einiger der Gefahren (für das behagliche Denken), denen Sie auf meinem Pfad begegnen werden, und ich erwarte nicht, dass Sie alles schon beim ersten Mal »kapieren«:
Darwins seltsame Umkehrung des Denkens
Gründe ohne Begründende
Kompetenz ohne Verständnis19
Turings seltsame Umkehrung des Denkens
Information als Design, das man klauen sollte
Darwinismus bezüglich des Darwinismus
Wilde Neuronen
Wörter, die sich vermehren wollen
Die Evolution der kulturellen Evolution
Humes seltsame Umkehrung des Denkens
Bewusstsein als Benutzerillusion
Das Zeitalter des postintelligenten Designs
»Information als Design, das man klauen sollte? Wohl noch nie von Shannons mathematischer Theorie der Information gehört?« »Wilde Neuronen? Im Gegensatz zu was ? zahmen Neuronen?« »Ernsthaft? Bewusstsein ist eine Illusion? Machst du Witze?«
Gäbe es nicht mehr und mehr gleichgesinnte Theoretiker, gut informierte Wissenschaftler und Philosophen, die zumindest großteils mit meiner Sichtweise übereinstimmen und viel zu ihr beigetragen haben, würde ich sicher die Nerven verlieren und zugeben, dass ich hier der vollkommen Verwirrte bin. Natürlich ist es möglich, dass wir Enthusiasten uns alle gemeinschaftlich selbst betrügen, aber schauen wir uns die Sache doch erst einmal genauer an, bevor wir ein Urteil fällen.
Mir ist bewusst, wie einfach und verlockend es ist, diese seltsamen Gedanken zu ignorieren oder ihnen keine faire Chance zu geben ? ich habe mir das oft selbst zuschulden kommen lassen. Diese Ideen erinnern mich an die Art von Rätseln, die im Nachhinein einen offensichtlichen Lösungsweg haben, bei dem man aber zunächst sofort denkt, »Das kann's nicht sein«, oder den man sofort verwirft, weil er so aussichtslos scheint.1 Als jemand, der andere oft beschuldigt hat, mangeln20de Vorstellungskraft mit Einsicht in notwendige Zusammenhänge zu verwechseln, sind mir meine eigenen entsprechenden Fehltritte ziemlich peinlich. Doch wo ich nun einmal auf neue Wege gestoßen bin (oder geduldig darauf gestoßen wurde), kann ich es kaum erwarten, meine neuentdeckten Lösungen der großen Rätsel des Geistes weiterzugeben. Alle zwölf gerade aufgezählten Ideen sowie das Hintergrundwissen, um sie verdaulich zu machen, werden in ungefähr dieser Reihenfolge präsentiert. »Ungefähr«, weil ich festgestellt habe, dass einige sich nicht geradewegs rechtfertigen lassen: Man kann sie nicht richtig beurteilen, bevor man sie benutzt hat ? aber man kann sie erst benutzen, sobald man sie beurteilen kann. Um eine solche Idee zu erfassen, ist es daher unumgänglich, sie in Teilen zu skizzieren, anschließend anzuwenden und dann wieder zu ihr zurückzukehren.
Das Buch folgt drei Gedankengängen, die Ihre Vorstellungskraft strapazieren werden:
Zunächst werden wir, Darwin und Turing folgend, unsere Welt auf den Kopf stellen,
dann die Evolution bis zum intelligenten Design entwickeln
und schließlich unseren Geist umkrempeln.
In den ersten fünf Kapiteln muss ein stabiles Fundament gelegt werden, damit unsere ...
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