Schweitzer Fachinformationen
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Essen je nach Zyklusphase
Der Zyklus wird durch ein komplexes Zusammenspiel von Hormonen gesteuert. Diese triggern aber auch typische Beschwerden wie PMS, Endometriose, PCOS und die hormonell bedingte Akne. Eine zyklusgerechte Ernährung harmonisiert den Hormonhaushalt, lindert Schmerzen, Entzündungen und Stimmungsschwankungen. Auch eine Östrogendominanz und ein Progesteronmangel, Wassereinlagerungen oder Heißhunger werden positiv beeinflusst. Dieser praktische Ratgeber mit großem Rezeptteil zeigt dir, wie einfach, wirkungsvoll und wohltuend eine zyklusgerechte Ernährung ist - alles auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft.
Gezielt essen in jeder Zyklusphase
Wir möchten den Stresshormonen ein extra Kapitel widmen. Denn Stress ist einer der häufigsten Auslöser für hormonelle Ungleichgewichte bei Menschen mit Menstruationszyklus.
Es gibt sogar einen eigenen Begriff dafür: das Rushing-Woman-Syndrom. Dieser wurde von der australischen Ernährungsbiochemikerin Dr. Libby Weaver geprägt.
Das Rushing-Woman-Syndrom ist kein anerkanntes Krankheitsbild, sondern der Versuch einer Erklärung, wie der moderne Lebensstil mit Dauerstress gesundheitliche Folgen für Frauen hat. ? [7] Dabei bezieht Dr. Weaver Aspekte wie gesellschaftliche Erwartungen, ein tradiertes Rollenbild der Frau und den daraus folgenden Anspruch, allen Anforderungen in Beruf, Familie und Privatleben gerecht zu werden, in ihre Überlegungen mit ein. All das führt langfristig zu einem Lebensstil, der dem natürlichen weiblichen Rhythmus zudwiderläuft, mit dauerhaften Stressreizen, was zu Hormonungleichgewichten und Erkrankungen führen kann. Dass Stress bei Frauen in den letzten Jahren immens zugenommen hat, ist auch Thema in der Forschung. Eine Studie unter schwedischen Frauen ergab beispielsweise, dass sich der Anteil der Frauen, die sich manchmal gestresst fühlten, von den 1970er Jahren bis zum Erhebungszeitpunkt 2005 auf 59 % mehr als verdoppelt hat. Der Anteil an Frauen, die sich durchgängig gestresst fühlten, stieg von 6,0 % auf 15,6 %. Neben einem hohen Arbeitsaufkommen wurden auch Aspekte der systematischen Benachteiligung von Frauen wie niedrigere Bezahlung als Stressauslöser genannt. ? [8]
Unter anderem wird diskutiert, ob Dauerstress langfristig zu einer Nebennierenerschöpfung führen kann. Eine solche ist bisher nicht als eigenständiges Syndrom medizinisch anerkannt, da keine wissenschaftlichen Beweise vorliegen. Viele Symptome lassen aber einen Zusammenhang erahnen. Unter anderem wird sowohl bei Nebenniereninsuffizienz als auch bei Nebennierenerschöpfung zu wenig DHEA gebildet, welches als Vorläufer von Östrogen fungiert. Außerdem wird Nebennierenschwäche mit typischen Symptomen von Stressbelastung in Verbindung gebracht. Dazu gehören Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Erschöpfung, Libidoverlust und auch Appetit auf salzige, fettige und proteinreiche Lebensmittel. Eine Nebennierenerschöpfung hat auch einen Cortisolmangel zur Folge, was einen Progesteronmangel begünstigen kann. Da Progesteron angstlösend und entspannend wirkt, kann eine Knappheit zu angespannter Stimmung oder depressiver Verstimmung führen. Ausbleibender Erfolg bei Kinderwunsch kann zusätzlich den Stress verstärken. Beweise für diese Zusammenhänge gibt es bisher jedoch nicht.
Stress wird durch Stressoren ausgelöst. Ein innerer oder äußerer Stressor aktiviert die Hypothalamus-Hypophyse-Nebennieren-Achse. Stressoren können physischer (z. B. Lärm, Kälte, Schlafmangel, blaues Licht von Bildschirmen), psychischer (z. B. Ängste, Leistungsdruck, Zeitdruck) oder sozialer (z. B. finanzielle Sorgen, Konflikte, kulturelle Anpassungsschwierigkeiten) Natur sein. Auch Umweltgifte und Substanzen wirken als Stressoren.
Empfängt der Hypothalamus einen Stressreiz, sendet er über CRH (Corticotropin-Releasing-Hormon) das Signal an die Hypophyse, dass ACTH (Adrenocorticotropes Hormon) zur Verfügung gestellt werden soll. Dieses regt an der Nebennierenrinde die Produktion und Ausschüttung von Cortisol an. Parallel werden am Nebennierenmark Adrenalin und Noradrenalin ausgeschüttet. Die Schilddrüse kurbelt den Stoffwechsel durch Thyroxin an und die Hypophyse produziert Endorphine. Der Körper wird so auf eine kurzfristige Stressreaktion (Kampf oder Flucht) eingestellt.
Gleichzeitig mit Cortisol wird DHEA an der Nebennierenrinde gebildet. Dieses hat einen balancierenden Effekt auf die Cortisolwirkung und schützt damit vermutlich vor möglichen schädlichen Auswirkungen der Stressreaktion. Das Problem: DHEA ist auch der Vorläufer der Sexualhormone. Sowohl Cortisol als auch DHEA werden aus Cholesterin gebildet. Bei dauerhaft erhöhten Cortisolspiegeln kann es vorkommen, dass mehr Cholesterin für die Bildung von Cortisol verwendet wird, was zu einer Abnahme der DHEA-Bildung führen könnte. DHEA-Mangel wiederum kann eine reduzierte Produktion von Östrogen und Testosteron zur Folge haben.
Cortisol wird vermehrt infolge eines Stressreizes ausgeschüttet. Dies bewirkt eine Erhöhung des Blutzuckerspiegels, indem die Gluconeogenese stimuliert und die Insulinwirkung gehemmt wird. Cortisol verstärkt die Wirkung von Adrenalin, was zu einer zusätzlichen Mobilisierung von Energiereserven beispielsweise aus Fettgewebe führt. Durch die Cortisolwirkung werden Blutdruck und Atemfrequenz erhöht. Die Aufmerksamkeit steigt. Für die Stressreaktion hinderliche Funktionen wie Verdauung oder Libido werden heruntergefahren. Cortisol reduziert Entzündungen und Schmerzen, kann aber langfristig die Immunabwehr schwächen.
Es hat zudem Einfluss auf die Körperzusammensetzung, da es sowohl den Fettstoffwechsel als auch den Proteinstoffwechsel fördert. Dies soll der Bereitstellung von Energie dienen, führt aber langfristig zu einem Abbau von Muskulatur und zu einer Umverteilung von Fett. In der Folge wird Fettgewebe hauptsächlich im Bauchbereich angelegt. ? [9] Außerdem steigt durch die Erhöhung des Blutzuckerspiegels auch die Insulinkonzentration an. Gleichzeitig reduziert Cortisol aber die Wirkung von Insulin an den Zellen und verhindert die Einlagerung von Glucose. Das kann zu Insulinresistenz führen. Unter diesen Umständen ist es kaum möglich, das Körpergewicht angemessen zu regulieren - Mehrgewicht ist die Folge und Versuche, Gewicht zu verlieren, haben keine Chance.
Klassische Fettverteilung bei Stress
Cortisol wird jedoch nicht nur infolge eines Stressreizes ausgeschüttet, sondern hat auch viele andere Funktionen im Stoffwechsel. Die Ausschüttung von Cortisol unterliegt einem zirkadianen Rhythmus: Am Morgen ist der Spiegel am höchsten, um die Aufwachreaktion aus dem Schlaf zu bewirken. Im Tagesverlauf sinkt er und erreicht nachts den niedrigsten Stand.
Dauerhaft erhöhte Cortisolwerte führen zu verschiedenen Symptomen wie
Bluthochdruck,
Infektanfälligkeit,
Akne, Pergamenthaut,
Kraftlosigkeit, Muskelschwäche,
Osteoporose,
Zyklusstörungen,
Libidoverlust,
Stimmungsschwankungen, Depressionen,
Gewichtszunahme,
Schlafstörungen,
Kopfschmerzen,
Heißhunger,
schlechter Wundheilung,
erhöhten Blutzuckerspiegeln, Insulinresistenz, Diabetes Typ 2.
Du magst dich vielleicht fragen, warum wir in einem Ernährungsratgeber das Thema Stress ansprechen. Das liegt vermutlich daran, dass wir Stress meist mit einem vollen Terminkalender oder sozialen Anforderungen assoziieren. Aber auch Substanzen des täglichen Konsums führen zum Anstieg von Cortisol und stellen somit einen Stressor für den Körper dar. Offensichtlich ist die Wirkung von Koffein, das explizit zur Anregung konsumiert wird. Es lässt sowohl die Cortisol- als auch die Adrenalinwerte in die Höhe schnellen. Für viele Menschen gehört Kaffee oder schwarzer Tee auf den täglichen Speiseplan, teilweise in großen Mengen. Aber auch Nikotin und der Konsum von Alkohol, die man im weitesten Sinne zum Thema Ernährung oder besser Lebensstil zählen kann, führen zu einer Stressreaktion.
Studien zeigen außerdem einen Zusammenhang zwischen Stressbelastung und Essverhalten, vor allem bei Menstruierenden. So wurde von Studentinnen in stressigen Phasen mehr Energie aufgenommen - sowohl in einzelnen Mahlzeiten als auch im Tagesverlauf. Bei ihren männlichen Kommilitonen hatte Stress keinen Einfluss auf die Energieaufnahme. In der Studie führte der Stress zu einem Anstieg von Cortisol, Glucose und Insulin. Als Reaktion auf Stress werden Speisen bevorzugt, die als besonders genussvoll und appetitlich wahrgenommen werden, vermutlich, da diese das Belohnungssystem aktivieren. ? [10] Nicht selten sind das eher hochkalorische Lebensmittel oder sogenanntes Comfort Food wie sahnige Pasta, Pizza oder...
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