Schweitzer Fachinformationen
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Dass der Glaube kommuniziert werden soll - auch durch digitale Medien -, dass christliche Werte sichtbar gemacht und Menschen eingeladen werden, sich an kirchlichen oder christlichen Aktionen zu beteiligen, wird in der Regel nicht infrage gestellt. Doch Mission? Sollte im 21. Jahrhundert, insbesondere im pluralen und vielfältigen Kontext der Digitalisierung, wirklich noch von Mission gesprochen werden? Und grundsätzlich: Sollte es dem christlichen Glauben weiterhin um Mission gehen? Ist es nicht längst überholt, anderen etwas "verkaufen" zu wollen? Diese und andere kritische Anfragen werden regelmäßig an den Missionsbegriff herangetragen. Auch die unbestritten problematische Geschichte der Kirche im Umgang mit Mission, koloniale und rassistische Strukturen, die bis heute mit Mission in Verbindung stehen, werfen grundlegende Fragen auf.
Diese Kritik muss ernst genommen werden, wenn über Mission gesprochen wird. Dennoch kann Kirche als Glaubensgemeinschaft nicht von diesem Begriff abrücken, da er zutiefst mit dem Wesen Gottes und dem Auftrag der Christ*innen in der Welt verbunden ist. "Missio" kommt aus dem Lateinischen und bedeutet "Sendung" - theologisch betrachtet genau das: Sendung auf mehreren Ebenen. In der Theologie beschreibt "Missio" die Selbstsendung Gottes: Der Vater sendet den Sohn, der Sohn sendet den Heiligen Geist. Und in diese Sendung werden Christ*innen sowie die Kirche hineingenommen. Gott sendet seine Kirche, um sein Reich in der Welt zu verkündigen und mitzugestalten.
Hier wird ein zentraler Punkt deutlich: Mission ist nicht die Mission der Kirche, sondern die Mission Gottes - die "missio Dei". Christ*innen machen also mit bei Gottes Mission. Mission bleibt ein Auftrag zur Mitgestaltung, dem sich niemand entziehen kann. Sie ist Teil der DNA des christlichen Glaubens. Dennoch bleibt es notwendig, theologisch zu reflektieren, was Mission bedeutet - und was nicht -, sowie den Begriff und die dahinterstehenden Konzepte immer wieder kritisch zu hinterfragen. Bevor der Blick auf Social Media und die Lebenswelt junger Menschen gerichtet wird, ist daher eine kurze theologische Einordnung von Mission erforderlich. Denn die Haltung zur Mission wird wesentlich prägen, wie Glaube in digitalen Räumen bezeugt wird.
Dass Gott der Ursprung der Mission ist, wurde bereits betont. Kirche hat keine eigene Mission, sondern ist Teil von Gottes Mission. Sie existiert, weil Gott sie sendet. Nach seiner Auferstehung sagt Jesus:
"Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich jetzt euch" (Joh 20,21).
Dieser Auftrag wird im sogenannten Missionsbefehl am Ende des Matthäusevangeliums konkretisiert:
"Geht nun hin zu allen Völkern und ladet die Menschen ein, meine Jünger und Jüngerinnen zu werden. Tauft sie im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes! Und lehrt sie, alles zu tun, was ich euch geboten habe!" (Mt 28,19-20).
Jesus sendet seine Jünger*innen in die Welt, um Menschen einzuladen, ihm nachzufolgen und sein Reich mitzugestalten. Dies geschieht, wenn sie sich auf Gott einlassen und nach dem höchsten Gebot leben: Gott lieben über alles - und den Nächsten wie sich selbst (Mk 12,29-31). Das Ziel der Mission ist daher, dass Menschen Gottes Liebe erfahren und weitergeben. Denn Gott ist nicht nur jemand, der liebt - er ist Liebe (1. Joh 4,16). Diese Erkenntnis verändert das Leben. Jesus vergleicht sie mit einem verborgenen Schatz oder einer wertvollen Perle (Mt 13,44-46). Wer sie entdeckt, empfindet Freude - und Anbetung wird zur natürlichen Reaktion auf Gottes Wesen und Handeln. Und Anbetung bleibt nicht privat: Wer etwas Großartiges entdeckt, will es teilen - wie einen inspirierenden Song oder eine ermutigende Nachricht. Mission bedeutet genau das: von der größten Liebe zu erzählen, die existiert.[2]
Eine der treffendsten Definitionen von Mission stammt vom Theologen Fulbert Steffensky, der sagt:
"Mission ist gewaltlose [.] Werbung für die Schönheit eines Lebenskonzepts. Ich werbe für den Glauben, indem ich ihn lebe und indem ich ihn erkläre. Eine andere Werbung gibt es nicht. Wenn ich etwas liebe, wenn ich an etwas glaube, dann liegt es im Wesen dieser Liebe und dieses Glaubens, dass ich sie öffentlich zeige."[3]
Hier eröffnet sich bereits die Verbindung zum Digitalen und zu Social Media. Missionarisch im Netz und auf digitalen Plattformen zu sein bedeutet genau das: Die Schönheit des Glaubens sichtbar zu machen, sie öffentlich zu zeigen - und darauf zu hoffen, dass andere sich ebenfalls dafür begeistern können. Gewaltlos, aber werbend.
Eine der zentralen Fragen im Diskurs über Mission lautet: Wie kann die Schönheit des Glaubens erkennbar gemacht werden? Hier gibt es unterschiedliche Ansätze. Manche betonen, dass Gottes Liebe erfahrbar wird, wenn Menschen praktische Hilfe und Unterstützung erhalten. Andere betonen die Notwendigkeit, diese Liebe aktiv zu verkündigen, über sie zu sprechen, sie zu erklären und Menschen dazu einzuladen, sich diesem liebenden Gott anzuschließen. Statt diese Positionen gegeneinander auszuspielen, muss Mission ganzheitlich verstanden werden.
Ein Vorbild für eine ganzheitliche Mission ist Jesus selbst. Einerseits verkündete er durch Gleichnisse die Botschaft von Gott und seinem Reich (z.B. Mk 4). Er lud Menschen ein, ihm zuzuhören, seinem Wort zu vertrauen und Glauben zu entwickeln. Andererseits wirkte er Wunder, heilte Kranke und half Menschen praktisch (z.B. Mk 10,46-52; Lk 7,11-17). Worte und Taten waren untrennbar miteinander verbunden. Oder anders gesagt: Evangelisation und Diakonie gehören zusammen. Evangelisation bedeutet, Menschen mit dem christlichen Glauben zu begegnen - nicht zuerst durch Events oder Methoden, sondern durch eine Haltung der Hinwendung. Sie lädt dazu ein, Gottes Heils- und Liebeshandeln kennenzulernen und Teil der Glaubensgemeinschaft zu werden.
Dabei geht es nicht um Überredung, sondern darum, Raum zu schaffen, in dem Menschen Gott begegnen können. Diakonie, abgeleitet von "Dienst", beschreibt theologisch den gelebten Glauben in der Nächstenliebe. Jesus fasst das wichtigste Gebot so zusammen: Gott lieben - und den Mitmenschen wie sich selbst (Mt 22,37-39). Seit der Urgemeinde ist dieser Dienst ein Erkennungszeichen des christlichen Glaubens, besonders für diejenigen, die oft übersehen werden.[4] In diesem Buch geht es an vielen Stellen um Evangelisation - aber nie ohne zu vergessen, dass Evangelisation und Diakonie zusammengehören. Im Kapitel "Vom Auftrag des Frohbotschaftens" wird daher nochmal ausführlicher auf Evangelisation eingegangen.
Übertragen auf den digitalen Raum bedeutet Mission: Jungen Menschen im Netz auf eine Weise begegnen, die ihnen die Schönheit und das Potenzial des Glaubens für ihr eigenes Leben eröffnet. Sie sollen gestärkt werden, Hilfe für ihre konkreten Herausforderungen erfahren und gleichzeitig von Gottes Liebe hören können. Dabei bleibt Mission - um bei Fulbert Steffensky zu bleiben - beides: werbend und gewaltlos. Sie lädt ein, mehr über den Glauben zu erfahren, ihn kennenzulernen und sich vielleicht sogar darauf einzulassen - ohne Druck, Manipulation oder Machtausübung.
Im Jahr 2024 waren 58% der Deutschen auf Social Media aktiv[5]. Im europäischen Vergleich ist das zwar noch eher wenig, doch es verdeutlicht die Relevanz dieser Plattformen. Die allgemeine Internetnutzung ist dabei noch weit höher: 2023 bewegten sich 94% der Deutschen regelmäßig im Netz[6]. Besonders auffällig sind dabei Unterschiede zwischen den Altersgruppen, insbesondere in Bezug auf Social Media. Laut der Online-Studie von ARD und ZDF aus dem Jahr 2023[7] nutzen 66% der 14- bis 29-Jährigen Social Media täglich und weitere 25% wöchentlich, sodass insgesamt 91% dieser Altersgruppe regelmäßig auf den Plattformen unterwegs sind. In der Altersgruppe der 30- bis 49-Jährigen sind es nur noch 67%, ab 50 Jahren 36%. Doch nicht nur Nutzungsfrequenz und -dauer unterscheiden sich, sondern auch die Art der Nutzung und der Umgang mit digitalen Medien.
Ein zentraler Begriff, den der Pädagoge Marc Prensky in diesem Zusammenhang geprägt hat, ist der der Digital Natives. Gemeint sind Menschen, die mit digitalen Medien aufgewachsen sind und für die das Internet so selbstverständlich ist wie fließendes Wasser. In der Fachwelt werden die Generationen Y (ab 1980) und Z (ab...
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