Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Einführung 15
Teil I: Wer ist hier der Boss? Digitale Souveränität 19
Kapitel 1: Digitale Souveränität - was ist das? 21
Kapitel 2: Ein Macht-Ungleichgewicht: Sie gegen den Rest der Welt? 25
Kapitel 3: Gemeinsam für den Schutz der Privatsphäre 35
Teil II: Spurensuche: Diese Daten hinterlassen wir im Netz 43
Kapitel 4: Ihre digitalen Fußabdrücke 45
Teil III: Sicher kommunizieren 81
Kapitel 5: Das Briefgeheimnis in der digitalen Welt 83
Kapitel 6: Der Schlüssel zu Ihrer Privatsphäre 91
Kapitel 7: E-Mails - gibt's die auch in sicher? 107
Kapitel 8: Digital plaudern: Chat und Instant Messaging 183
Kapitel 9: Von Angesicht zu Angesicht: Videocalls und Videokonferenzen 203
Teil IV: Privatsphäre im Web 209
Kapitel 10: Was weiß Ihr Browser über Sie? 211
Kapitel 11: Sicherer surfen 213
Kapitel 12: (Fast) anonym surfen mit Tor und Tails 251
Teil V: Top-Ten-Teil 261
Kapitel 13: Zehn gute Gewohnheiten in einer digitalisierten Welt 263
Abbildungsverzeichnis 267
Stichwortverzeichnis 273
Kapitel 2
IN DIESEM KAPITEL
Übrigens: Nicht nur Personen können digital souverän werden. Auch für Unternehmen, andere Organisationen und sogar Staaten wird die Frage der digitalen Souveränität immer wichtiger.
Hier wird manchmal statt digitaler von technologischer Souveränität gesprochen. Die Idee dahinter: Ein Unternehmen oder auch ein ganzer Staat hängen oft von vielen Anwendungen, Plattformen oder auch Geräten ab, die andere für sie entwickelt haben. Was ist, wenn diese anderen nicht nur ein gutes Produkt entwickeln und damit Geld verdienen wollen - sondern auch durch eingebaute Hintertüren beispielsweise Geschäfts- oder Staatsgeheimnisse abhören wollen? Oder im entscheidenden Moment eine Fehlfunktion verursachen und damit ganze Städte lahmlegen?
In diesem Buch geht es um die digitale Souveränität von einzelnen Menschen, also von Ihnen. Aber das Grundproblem ist das Gleiche für Einzelpersonen, Unternehmen, Vereine, ganze Staaten: Wie können wir sichergehen, dass die Hersteller und Anbieter ehrlich zu uns sind und wir von digitalen Diensten und Produkten genau das bekommen, was vereinbart war? Mit anderen Worten, wie transparent sind Hersteller und Anbieter uns gegenüber?
Man könnte denken, dass wir als Individuen natürlich frei entscheiden dürfen, wo und wie wir unsere Daten teilen und unser Leben von digitalen Plattformen beeinflussen lassen.
In den Frühzeiten des Internets und des World Wide Web war es auch so: Das Netz war ein Nischenphänomen. Wer kein Interesse daran hatte, diese seltsamen Webseiten mit blinkendem Text auf gemustertem Hintergrund zu besuchen, der ließ es einfach sein, ohne soziale oder berufliche Konsequenzen.
Das ist heute ganz anders: Auf ein Smartphone zu verzichten, würde die meisten von uns praktisch alltagsunfähig machen. Die Frage ist nicht, ob man einen Messenger-Dienst benutzt, sondern welchen - viele von uns sind sogar gleichzeitig über WhatsApp, Skype, Signal, Threema, Telegram und die gute alte SMS erreichbar. Wer keinen E-Mail-Account hat, kann in den meisten Fällen weder einen neuen Job finden noch berufstätig sein (und schon mal gar nicht im Homeoffice).
Wer ein Schulkind hat, der erfährt ohne E-Mail oder WhatsApp nicht, wenn der Nachwuchs wegen Krankheit oder ausfallenden Stunden früher abgeholt werden muss.
Auch am kulturellen Leben einer Stadt können Sie kaum teilnehmen, wenn Sie sich auf die spärlichen Infos in den gedruckten Medien verlassen. Sie können sich weder zu einem Sprachkurs anmelden noch einen Tisch im Restaurant reservieren.
Diese Tatsache an sich ist noch kein Problem - wenn man immer noch frei wäre, selbst auszuwählen, mit welchen digitalen Werkzeugen man seinen Alltag gestalten will. Das Problem ist vielmehr, dass das digitale Ökosystem nicht mehr aus vielen kleinen Anbietern besteht, zwischen denen man wählen kann. Stattdessen bilden sich einige wenige Plattformen heraus, die sehr groß und damit auch sehr mächtig werden.
Der sogenannte Netzwerkeffekt besagt, dass sich in der digitalen Wirtschaft solche Plattformen durchsetzen, die es schaffen, schon früh eine möglichst große Anzahl an Nutzerinnen und Nutzern zu binden.
Der Grund: Eine Plattform wird für neue User umso attraktiver und nützlicher, je mehr User sie bereits hat.
Ein gutes Beispiel sind Messenger: Wenn Sie nur noch einen einzigen Kurznachrichtendienst verwenden dürften, für welchen würden Sie sich entscheiden? Bestimmt für den, bei dem die meisten Ihrer Kontakte sind, und nicht für den, den nur ein oder zwei entfernte Bekannte nutzen.
Andere Beispiele sind die Shopping-Plattform Amazon und die Zimmervermittlung Airbnb: Je mehr Kunden dort bereits angemeldet sind, desto attraktiver werden sie für Anbieter, weil sie dort ihre Produkte bzw. Zimmer besser vermarkten können. Und je mehr Anbieter auf den Plattformen sind, desto attraktiver werden sie wiederum für Kunden, weil die Auswahl größer ist (und wegen der Konkurrenz der Anbieter sind unter Umständen auch die Preise niedriger).
Oder im Falle der verschiedenen Google-Dienste des Konzerns Alphabet: Wenn viele Ihrer Kollegen Google Drive zum Teilen von Daten nutzen wollen, dann werden auch Sie eher ein Nutzer von Google Drive. Und wenn Sie wissen, dass Sie mit Google Maps unkompliziert Orte mit anderen Nutzern teilen können und diese sich dann die Wegbeschreibung von Google Maps anzeigen lassen können, dann nutzen Sie selbst vielleicht lieber auch Google Maps statt einer Alternative wie etwa OpenStreetMap (https://www.openstreetmap.org/).
https://www.openstreetmap.org/
Um diesen Netzwerkeffekt zu erreichen, nehmen die Gründer und Investoren neuer Plattformen in Kauf, dass ein neues Start-up für lange Zeit keine Gewinne, sondern Verluste erwirtschaftet - deutlich länger, als das für neue Unternehmen in herkömmlichen Wirtschaftsbereichen der Fall sein darf.
Amazon beispielsweise wurde 1994 gegründet, machte aber erst Ende 2001 erstmals Gewinn. Google (heute: Alphabet) steht etwas besser da - es wurde 1998 gegründet und machte ebenfalls 2001 erstmals Gewinn. Facebook (heute: Meta) wurde 2004 gegründet und machte 2009 erstmals Gewinn.
Klar: Auch konventionelle Unternehmen machen nicht vom ersten Tag an Gewinn. Auch eine Änderungsschneiderei oder eine Anwaltskanzlei müssen erst mal Möbel kaufen und die Stromrechnung bezahlen. Bei digitalen Plattformen nehmen Investoren aber in Kauf, dass das junge Unternehmen sehr lange nur Verluste einfährt. Das liegt daran, dass alle wissen, wie wichtig der Aufbau einer großen Nutzerbasis ist - und dass eine digitale Plattform ohne diese keine Chance hat.
Zahllosen Start-ups, die entweder ganz neue Geschäftsideen hatten oder den etablierten Plattformen Konkurrenz machen wollten, ist schon in dieser langen Phase der Anwerbung von neuen Nutzern die Luft (und vor allem das Geld der Investoren) ausgegangen.
Es ist für ein neues Start-up extrem schwierig, Nutzer von einer bestehenden großen Plattform abzuwerben. Selbst wenn die Nutzer mit der großen Plattform unzufrieden sind, scheuen trotzdem viele die Mühe des Wechsels.
Einer repräsentativen Umfrage der Bundesnetzagentur (https://www.bundesnetzagentur.de/SharedDocs/Downloads/DE/Sachgebiete/Digitales/OnlineKom/befragung_lang21.pdf) zufolge hatte WhatsApp einen Nutzeranteil in Deutschland von 93% im Jahr 2021.
https://www.bundesnetzagentur.de/SharedDocs/Downloads/DE/Sachgebiete/Digitales/OnlineKom/befragung_lang21.pdf
Alle negativen Schlagzeilen der letzten Jahre über den Mutterkonzern Meta und dessen ethisch fragwürdigen Umgang mit Nutzerdaten haben WhatsApp nicht viel geschadet: Seit 2019 hat der Nutzeranteil nur um drei Prozentpunkte abgenommen (2019: 96%.)
Auf dem zweiten und dritten Platz der Nutzeranteile waren 2021 Facebook Messenger (39%) und Instagram Direct Messages (25%) - beide ebenfalls vom Konzern Meta betrieben. Dann folgte Skype (20%), das vom Konzern Microsoft betrieben wird.
Signal, der beliebteste von großen Plattformen unabhängige Messaging-Dienst, hatte einen Nutzeranteil von nur 9%. Threema, ein Dienst einer schweizerischen Firma, war mit 5% vertreten.
Das alles führt zu einer Zentralisierung von digitalen Plattformen: Die großen werden immer größer und damit einflussreicher, die kleinen haben kaum eine Chance.
Deswegen ist die Position des einzelnen Nutzers gegenüber einer großen Plattform wie Google (Alphabet) oder Facebook (Meta) erst einmal schwach. Es dauert lange und braucht oft ein Zusammenspiel von ganz vielen einzelnen Handlungen der Einzelnen und zusätzlich noch politische Eingriffe oder digitalen Aktivismus, um etwas an den Bedingungen zu ändern, die die großen Plattformen für ihre Nutzer bereitstellen.
Oft scheitert es nicht erst daran, Plattformen zu einer Änderung ihrer Handlungsweisen zu bewegen, sondern Nutzer können von vornherein gar nicht erkennen, ob mit ihren Daten etwas passiert, mit dem sie nicht einverstanden sind. Es fehlt also an Transparenz.
Ohne Transparenz kann es aber auch keine souveränen, frei entscheidenden Nutzer geben, denn diese brauchen zuverlässige und klare Informationen als Entscheidungsgrundlage.
Transparenz kann unterschiedlich ausgeprägt sein: Es macht einen großen Unterschied, ob Nutzer in klarer und verständlicher Sprache an einer gut sichtbaren Stelle über die Datennutzung und ihre Rechte informiert werden, oder ob nur die gesetzlich vorgeschriebenen Informationen in verschachtelter Juristensprache irgendwo im Impressum oder der Datenschutzerklärung einer Webseite versteckt sind.
In der europäischen Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) ist dies gut verständlich formuliert:
Dateiformat: ePUBKopierschutz: Adobe-DRM (Digital Rights Management)
Systemvoraussetzungen:
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet – also für „fließenden” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Mit Adobe-DRM wird hier ein „harter” Kopierschutz verwendet. Wenn die notwendigen Voraussetzungen nicht vorliegen, können Sie das E-Book leider nicht öffnen. Daher müssen Sie bereits vor dem Download Ihre Lese-Hardware vorbereiten.Bitte beachten Sie: Wir empfehlen Ihnen unbedingt nach Installation der Lese-Software diese mit Ihrer persönlichen Adobe-ID zu autorisieren!
Weitere Informationen finden Sie in unserer E-Book Hilfe.