Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Eine Entzündung ist, kurz gesprochen, die ganz normale Abwehrreaktion unseres Körpers auf einen gesundheitsschädlichen Reiz. Doch für uns hört sich das Wort »Entzündung« ganz spontan einfach nur negativ an. Wir denken an Halsentzündung, an Wunden, die rot werden und im schlimmsten Fall eitern, an Magenschleimhautentzündungen oder an alle möglichen anderen Organe, die sich entzünden können. Immer ist dieser Begriff verbunden mit Schmerz, Schwellung und Rötung. Aber was passiert da eigentlich genau, wofür ist es gut, und was können auch negative Folgen sein?
Bei einer Entzündung spielen unsere Immunabwehr und unser Gefäßsystem die Hauptrollen: Sie arbeiten zusammen, um den Schaden zu begrenzen und die Heilung einzuleiten. Dies läuft immer in mehreren Stufen ab.
Am Anfang steht der auslösende Reiz. Das kann eine Infektion wie bei der Halsentzündung sein, eine Verletzung wie bei einem Sturz oder auch ein einfacher Insektenstich. Schäden am Gewebe, auch durch Bakterien, Pilze oder Viren, werden von Wächterzellen erkannt, die darauf spezialisiert sind. Diese Zellen können die Art der Eindringlinge erkennen und lösen so etwas wie ein Alarmsystem vor Ort aus: Kleine Botenstoffe, die Zytokine, werden freigesetzt und alarmieren die umliegenden Zellen. Manche dieser Zytokine fördern Entzündungen, andere hemmen sie. Sie beeinflussen, wie und wann Immunzellen aktiviert werden, und sorgen für eine effiziente Abwehr des Körpers gegen Infektionen und Fremdstoffe.
Die erste Reaktion ist eine Erweiterung der Blutgefäße der betroffenen Region: Die Stelle rötet sich und wird heiß. Gleichzeitig wird das Gewebe durchlässiger - Flüssigkeit, Proteine (Eiweiße) und Immunzellen können aus dem Blut ins umliegende Gewebe austreten. Das führt zur Schwellung und erleichtert es letzten Endes den Immunzellen, ihre Arbeit zu erledigen.
Inzwischen werden die oben beschriebenen Zytokine freigesetzt, die wiederum sogenannte Fresszellen anziehen. Das sind Makrophagen, die die schädlichen kleinen Lebewesen verschlingen und zerstören können. Das Gewebe zieht über Botenstoffe weitere Immunzellen an, die nicht nur die Eindringlinge bekämpfen, sondern auch die Trümmer dieser Abwehrschlacht entfernen. Sie sorgen für Sauberkeit.
Eine Reihe von Mediatoren kontrolliert, dass der Abwehrprozess effizient abläuft. So erweitert Histamin die Blutgefäße und die Durchlässigkeit des Gewebes, Prostaglandine können Schmerzen auslösen, Fieber erzeugen und den Entzündungsprozess regulieren.
Nachdem der Körper die feindlichen Erreger getötet oder die Verletzungen repariert hat, wird die Entzündung heruntergeregelt. Jetzt werden antientzündliche Zytokine aktiv. Sie bremsen alle entzündungsfördernden Zellen und kurbeln die Reparaturprozesse im Gewebe an. Gleichzeitig werden weitere Spezialisten, die Fibroblasten, aktiv, die die Bildung von neuem Bindegewebe und die Wiederherstellung des betroffenen Gewebes veranlassen.
Der geschilderte Ablauf zeigt: Entzündungen sind eine perfekte Reaktion unseres Körpers auf Probleme. Sie sind also zunächst einmal positiv. Warum soll man dennoch etwas gegen sie unternehmen?
Entzündungen sind Schutzreaktionen des Körpers auf Verletzungen, Infektionen und andere Schädigungen. Sie sind gut und wichtig für die Heilung.
Wenn eine akute Entzündung heilt, ist alles gut. Dann war die Reaktion des Körpers erfolgreich. Aber was ist, wenn der auslösende Reiz - also die Krankheit oder eine Verletzung - nicht geheilt werden kann? Dann kommt es zu einer dauerhaften Entzündung, und die ist tatsächlich problematisch. Was ist da los?
Der Alarm bleibt aktiv, die Immunzellen auch, und sie setzen ständig entzündungsfördernde Botenstoffe frei. Das hat auf Dauer Folgen: Gewebe wird anhaltend geschädigt, es bilden sich Vernarbungen, und die betroffenen Organe leiden. Mit anderen Worten: Die positive Wirkung der Entzündung kehrt sich ins Gegenteil um und macht den Betroffenen krank. Das passiert oft schleichend - und wird schlimmer, je länger diese Entzündung fortbesteht. Es gibt eine Vielzahl von Erkrankungen, die auf solch chronische Entzündungen zurückgehen.
Die rheumatoide Arthritis ist eine chronische Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem fälschlicherweise körpereigenes Gewebe, insbesondere die Gelenke angreift. Die genauen Ursachen sind noch nicht vollständig geklärt, aber es wird angenommen, dass mehrere Faktoren zusammenwirken: Eine genetische Veranlagung in Kombination mit Rauchen, Infektionen, hormonellen Veränderungen oder auch körperlichen (berufsbedingten) Belastungen führt zu einer gestörten Immunregulation. Das Ergebnis sind Gelenkentzündungen, die zur Zerstörung des Knorpels und Deformation der umliegenden Knochen führen.
Eine Arthrose dagegen ist ein altersbedingter Verschleiß des Knorpels, der Bewegungen schmerzhaft macht. Es handelt sich dabei nicht um eine chronische Entzündung, auch wenn die Folgen ähnlich schmerzhaft sein können und in vielen Fällen in entzündliche Prozesse übergehen.
Auch die Gicht zählt zu den rheumatischen Erkrankungen und führt zu einer Ablagerung von Harnsäure in den Gelenken. Sie ist genetisch bedingt, wird aber durch den Lebensstil stark beeinflusst. Ernährung spielt hier eine große Rolle. Die kristallinen Ablagerungen lösen entzündliche Prozesse aus, die sehr schmerzhaft sind. Sie finden meist in Schüben statt. Werden sie nicht behandelt, kommt es zu einer dauerhaften Deformation und Zerstörung der betroffenen Gelenke.
Als chronisch-entzündliche Darmerkrankungen bezeichnet man Entzündungsprozesse im Verdauungstrakt, die in Schüben verlaufen und mit Symptomen wie Bauchschmerzen, Durchfall, Gewichtsverlust und allgemeinem Krankheitsgefühl einhergehen. Die genauen Ursachen sind noch nicht vollständig geklärt, doch man geht davon aus, dass genetische Faktoren, Umweltfaktoren und eine Fehlregulation des Immunsystems wieder eine zentrale Rolle spielen.
Zu den häufigsten dieser Erkrankungen zählt Colitis ulcerosa - hier ist vor allem der Enddarm betroffen. Es kommt zu blutigen Durchfällen, Bauchweh und Erschöpfung. Morbus Crohn hingegen kann jeden Abschnitt des Verdauungstraktes befallen - von der Mundhöhle bis zum Rektum. Meist erkrankt aber der untere Teil des Dünndarms (Ileum). Alle Schichten der Darmwand sind dann von Entzündungen betroffen und können langfristig geschädigt werden. Auch Divertikulose, Reizdarmsyndrom, Entzündungen des Dünndarms (Enteritis) und des Magens (Gastritis) können Folgen chronischer Entzündungen sein.
Eine chronische Entzündung der Arterienwände, Atherosklerose genannt, fördert Ablagerungen in den Arterien und verengt und verhärtet diese. Das kann langfristig Herzinfarkt, Schlaganfall und andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen nach sich ziehen.
Diabetes mellitus Typ 2 kann ebenfalls eine Folge langfristiger Entzündungen sein. Besonders im Bauchfett setzen Fettzellen und Abwehrzellen entzündungsfördernde Zytokine frei. Diese wiederum stören die Signalwirkung des Insulins in den Zellen. Dadurch nehmen die Zellen zu wenig Zucker (Glucose) auf: Der Blutzucker steigt dadurch an. Das signalisiert der Bauchspeicheldrüse, noch mehr Insulin zu bilden. Aber das hilft durch diese »Insulinresistenz« nicht mehr. Ein Teufelskreis, an dessen Ende Diabetes stehen kann, wenn die Entzündungen nicht zurückgehen.
Es gibt auch chronische Entzündungen im Gehirn: Neuroinflammation. Bei Alzheimer führen die Ablagerungen zu Entzündungen, die zunächst schützend wirken, auf Dauer aber den Abbau von Nervenzellen beschleunigen. Bei Parkinson zerstören entzündliche Botenstoffe ebenfalls die Nervenzellen. Das verstärkt die Symptome wie Steifheit, Zittern und Verlangsamung der Bewegungen. Auch bei Multipler Sklerose setzen Entzündungen den Nerven zu. Mit anderen Worten: Chronische Entzündungen beschleunigen den Krankheitsverlauf durch den ständigen Verlust von Nervenzellen.
Asthma ist eine chronische Entzündung der Atemwege, für die es mehrere Ursachen...
Dateiformat: ePUBKopierschutz: Wasserzeichen-DRM (Digital Rights Management)
Systemvoraussetzungen:
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet - also für „fließenden” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Mit Wasserzeichen-DRM wird hier ein „weicher” Kopierschutz verwendet. Daher ist technisch zwar alles möglich – sogar eine unzulässige Weitergabe. Aber an sichtbaren und unsichtbaren Stellen wird der Käufer des E-Books als Wasserzeichen hinterlegt, sodass im Falle eines Missbrauchs die Spur zurückverfolgt werden kann.
Weitere Informationen finden Sie in unserer E-Book Hilfe.