Anthropologie und Ethik im Fruehjudentum und im Neuen Testament

Nicht nur im antiken Judentum, sondern auch im entstehenden Christentum spielen ethische Aspekte eine massgebliche Rolle. Fragt man nach der Einbettung ethischer Orientierungen in weltanschauliche Grundueberzeugungen, verdient die Korrelation von Anthropologie und Ethik besondere Aufmerksamkeit. Ethischen Orientierungen liegen - in den fruehjuedischen wie neutestamentlichen Texten haeufig implizit bleibende - anthropologische Praemissen zugrunde. Dem korrespondiert, dass die Plausibilitaet ethischer UEberzeugungen ganz wesentlich davon abhaengt, ob diese durch ein entsprechendes Menschenbild getragen und unterstuetzt werden oder nicht. Auf dieser Basis untersucht der vorliegende Sammelband, der die Ergebnisse eines Symposiums dokumentiert, das in Verbindung mit dem Projekt Corpus Judaeo-Hellenisticum Novi Testamenti im Mai 2012 im Internationalen Wissenschaftsforum Heidelberg stattfand, zentrale anthropologische und ethische Themen, die im Sinne wechselseitiger Wahrnehmungen jeweils paarweise aus einer fruehjuedischen und einer neutestamentlichen Perspektive beleuchtet werden. Das Themenspektrum reicht vom Motiv der Gottebenbildlichkeit des Menschen ueber die Frage nach der Suende und dem Umgang mit Gewalt sowie ueber Aspekte der Sexual- und Besitzethik und das Verhalten gegenueber Notleidenden bis hin zum "Ende des Menschen". Ergaenzend reflektieren uebergreifende Beitraege zum einen methodisch den "Dialog" zwischen fruehjuedischen und neutestamentlichen Schriften, zum anderen thematisch die anthropologische und ethische Bedeutung von Menschenwuerde und -pflichten, Konversionserfahrungen und der menschlichen Ernaehrung.