DER WALD
Die ursprüngliche und natürliche Vegetation Mitteleuropas ist der Wald.
Ohne Eingriff des Menschen wären wohl über 90 % der Landfläche bewaldet. In Mitteleuropa sind heute ca. 30 % der Flächen bewaldet; davon sind 75 % Nadelbäume und 25 % Laubbäume. Prägen im Osten Mitteleuropas Kiefern und Lärchen das Gesicht des Waldes so sind es im Westen und Alpenraum vor allem Fichten. Seit jeher wurde der Baumbestand der Wälder durch Eingriffe des Menschen verändert. Der Holzeinschlag zur Gewinnung von Bauholz, zur Energiegewinnung, aber auch die Weidewirtschaft haben die Waldbestände verändert (Schick et al. 1997, S. 52).
Der heutige Wald ist ein Ergebnis vielfältiger Nutzung durch uns Menschen. Prägen oft noch ertragreiche Nutzholzarten, die vorwiegend in Monokulturen stehen, unsere Wälder/Forste, so zeigt sich nicht zuletzt durch die Klima- und Biodiversitätskrise ein Umdenken diesbezüglich.
Abb. 4: Ohne Eingriff des Menschen wären heute wohl über 90 % der Fläche Mitteleuropas bewaldet. (Quelle: Buchner P. 2023)
DER WALD AUS SICHT DES IMKERS
Der Wald als großes Ökosystem bietet den Imkern seit je her eine vielfältige und wichtige Bienenweide und ist daher der wichtigste Honiglieferant. So bietet der Wald in phänologischer Abfolge von der Boden-, Kraut-, Strauch- bis zur obersten Baumschicht eine Art Trachtfließband. Bodendeckender Flor, heckenbildende Sträucher oder Waldsäume sind wichtige Impulsgeber für den Bien. Sind es im Frühjahr oft Pollen und nektarspendende Pflanzen, die dominieren, so geraten im Früh- und Hochsommer die Honigtauerzeuger der Baumschicht in den Mittelpunkt.
So wie im Titel des Buches unschwer zu erkennen ist, dreht sich in diesem Buch alles um die Honigtauerzeuger der Fichte und Tanne!
Früher waren die sogenannten Zeidler die ersten Waldimker, welche in ursprünglicher Art und Weise Imkerei betrieben haben. Zeidler waren verpflichtet, den Wald zu beaufsichtigen, zu hegen und zu pflegen. Sie waren in der Zeidler-Innung organisiert und genossen dadurch besondere Rechte und Pflichten. Grundstein für diese Art von Imkerorganisation legte Karl, der Große um das Jahr 800 n. Christi. Die Imkerei zu dieser Zeit war nur Angehörigen der Zeidler-Innung gestattet, es war sonst keinem erlaubt, der Imkerei in den Wäldern nachzugehen. Diese erstmals organisierte Form der Waldimkerei entstand in Süddeutschland und hielt sich bis in die Neuzeit hinein (Quelle: Bienenbotschaft, 2024).
Heute obliegt es sowohl den Standortimkern in Waldnähe als auch den Wanderimkern, in den Wald zu gehen, um die "Zeichen" des Waldes zu beobachten, zu erkennen und dann entsprechend zu reagieren.
Etwas provokant lautet ein Satz aus der Waldimkerei: "Der dumme Imker fährt in den Wald, der kluge Imker geht vorher in den Wald!"
DER WALD ÖSTERREICHS
Die vom österreichischen Bundesministerium in Auftrag gegebene Waldinventur (ÖWI), liefert seit mehr als einem halben Jahrhundert eine Vielzahl von Daten über Zustand und Veränderung des österreichischen Waldes. Ergebnisse der Waldinventur finden reichhaltige Anwendung.
Die Zahlen der 2022 durchgeführten Waldinventur in Österreich belegen, dass die Waldfläche in Österreich zunimmt. So beträgt die Waldfläche Österreichs vier Millionen Hektar, dies entspricht 47,9 % der Staatsfläche Österreichs.
Abb. 5: Waldfläche Österreichs (Quelle: BFW, © BML)
So hat in den letzten zehn Jahren die Waldfläche täglich um sechs Hektar zugenommen. Die Waldfläche vergrößert sich vor allem in den gebirgigen Regionen im Westen Österreichs. Dort werden ehemals landwirtschaftlich genutzte Flächen aufgelassen. Sie werden entweder aufgeforstet oder es entsteht von Natur aus Wald. Bundesweit liegt der Zuwachs über dem der Nutzung. Mit 46,2 % stellt die Fichte in Österreichs Wäldern die Hauptbaumart dar.
Nadelholzreinbestände haben in den letzten Jahren abgenommen und der Trend zu mehr Laubholz setzt sich deutlich fort. Durch eine Mischung von Laub- und Nadelholzarten verbessert sich die Biodiversität und Klimafitness unserer Wälder.
Das waldreichste Bundesland ist die Steiermark mit 62 %, gefolgt von Kärnten mit 61 %, Salzburg mit 52 % und Oberösterreich mit 42 %. Weitere Informationen und Details über den österreichischen Wald lassen sich über www.waldinventur.at online abrufen. (Quelle: BFW 2022)
Abb. 6: Hauptbaumarten im österreichischen Wald (Quelle: BFW, © BML)
DER WALD DER SCHWEIZ
31 % der Schweizer Landesfläche sind mit Wald bedeckt. Dabei werden die Waldflächen in Forstzonen unterteilt, deren Nadelhölzer machen zwei Drittel sowie Laubbäume ein Drittel des Baumbestandes aus. So wachsen zumeist gemischte Nadel- oder Mischwälder aus Nadel- und Laubholzarten. Die drei häufigsten Bäume sind die Fichte, auch Rottanne genannt, gefolgt von der Buche und der Weißtanne.
Gute Waldtrachtregionen der Schweiz sind die Nadelwälder der Alpen, Voralpen und des Mittellandes mit Fichte und Weißtanne. Dabei ist die verbreitetste Honigtautracht die der Fichte. Der westliche Jura und das zentrale Mittelland sind für seine Weißtannenbestände und Tannentrachten bekannt. Daneben sind die Regionen der anspruchsvolleren Weißtannen viel kleinräumiger begrenzt als die der Fichte. In all diesen Regionen ist die Waldtracht die für den Ertrag entscheidende Tracht, denn die Frühjahrstracht reicht hier wie in vielen anderen Alpenregionen meist nur zur Volksentwicklung (bienen&natur, 2021/1, S. 43-44).
Abb. 7: Die verschiedenen Landschaftstypen der Schweiz (Quelle: Schweizerische Forststatistik)
DER WALD DEUTSCHLANDS
Deutschland ist eines der waldreichsten Länder Mitteleuropas. Aktuell sind knapp 32 % der Gesamtfläche Deutschlands mit Wald bedeckt. Auch hier hat durch eine nachhaltige Bewirtschaftung die Waldfläche trotz einer intensiven wirtschaftlichen Nutzung seit dem Zweiten Weltkrieg stetig zugenommen. Ein Erfolgsgeheimnis dafür war die Verwirklichung des Prinzips "Schützen durch Nutzen": Durch eine verantwortungsvolle Bewirtschaftung und die behutsame Öffnung für gesellschaftliche Interessen, wie Erholung, Freizeit und Sport, gewann der Wald in den Augen der Menschen an Wert - die beste Garantie für seinen Erhalt.
Durch eine Abkehr von Nadelbaum-Monokulturen hin zu möglichst artenreichen Mischwäldern haben die Mischbestände in Deutschlands Wäldern deutlich an Fläche gewonnen.
Im deutschen Wald stehen jetzt ca. 90 Mrd. Bäume, das sind über 1.000 Bäume pro Einwohner (Quelle: DFWR, 2024).
Nebst der ausgewiesenen Weißtannentracht-Region Schwarzwald sind als Waldtrachtregion der Thüringerwald, der Schwäbische- und Bayrische Wald sowie der waldreiche Bereich der Voralpen hervorzuheben (bienen&natur, 2021/1, S. 13). In Bayern ist die Fichte mit derzeit 41,8 % noch der dominierende Wirtsbaum. Durch den Waldumbau von Reinbeständen hin zu mehr Mischwäldern ging der Fichtenanteil in den letzten Jahren zurück (LWF Bayern 2024).
Abb. 8: Hauptbaumarten im deutschen Wald (Quelle: FNR 2020)
ALLESKÖNNER WALD
Der Wald ist für uns Menschen von vielfältiger Bedeutung: So zeigt uns jüngst auch die Klima- und Biodiversitätskrise, dass er von allerwichtigster Bedeutung für den Fortbestand des Menschen ist - durch seine Nutzfunktion, Schutzfunktion, Wohlfahrtsfunktion, Erholungsfunktion und Ökosystemfunktion.
Wald ist Erholungs-, Lebens- und Rückzugsraum. Er ist ein wertvolles Ökosystem, das unzähligen Tieren, Pflanzen, Pilzen und Insekten einen Lebensraum bietet.
Durch Photosynthese produzieren unsere Wälder jährlich tonnenweise Sauerstoff, und binden dabei viele Tonnen Kohlenstoffdioxid (CO2). Überregional gesehen sind die Wälder der Erde die größten Kohlenstoffspeicher. Der Erhaltung dieser Speicher kommt daher eine sehr wichtige Bedeutung bei der Regulation des Klimas zu. Zusätzlich kann Wald Staub und Ruß aus der Luft filtern. Die Luft im Wald ist dank dieser Filterung besonders frisch und sauber.
Zudem liefert uns der Wald den Rohstoff Holz. Holz wächst nach und gilt daher als klimaneutral. Als einer der ältesten Baustoffe mit seinen hervorragenden bauphysikalischen Eigenschaften...