Schweitzer Fachinformationen
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Ob man vom Meer kommt und die Stadt wie eine Fata Morgana aus dem Dunst erscheint oder man sich vom Flughafen nähert und sie rechts vor dem Panorama der Berge und des Meeres auftaucht: Die Metropole fasziniert einen vom ersten Moment an!
Marseille ist mit seinen 860.000 Einwohnern auf 240 km² Fläche und der unglaublichen Küstenlänge von fast 57 km (davon 20 km Calanques) nach Paris die zweitgrößte Stadt Frankreichs. Die Hauptstadt des Departements Bouches-du-Rhône in der Region Provence-Alpes-Côtes d'Azur (PACA) ist in 16 Arrondissements mit insgesamt 111 Quartiers aufgeteilt und seit 1958 Partnerstadt von Hamburg. Sie öffnet sich zum Golf du Lion und schmiegt sich aufsteigend wie ein riesiges Amphitheater an die sie umgebenden Gebirge: im Nordwesten an die Chaîne de l'Estaque, die den Etang de Berre (großes salzhaltiges Binnengewässer) vom Meer abtrennt, im Nordosten an die Chaîne d'Etoile mit dem Garlaban-Massiv (höchste Erhebung ca. 700 m), im Süden an den Montagne de Marseilleveyre und im Südosten an die Chaîne de Saint-Cyr mit dem 645 m hohen Mont Carpiagne.
Es hat immer wieder Zäsuren in der Geschichte der Stadt gegeben. Territoriale Okkupationen in der Antike, religiöse Exzesse und große Seuchen im Mittelalter, napoleonischer Größenwahn und Zerstörung alter Bausubstanz im 19. Jahrhundert sowie die deutsche Besetzung und Immigrantenschwemme in der Neuzeit. Marseille hat alles ertragen, sich ab und an gewehrt, sich natürlich verändert und trotz allem ist es eine mediterrane Schönheit geblieben. Dennoch wird die Stadt immer wieder verkannt, wohl auch, weil Falten und Narben unkaschiert und selbstbewusst gezeigt werden. Es lohnt, sich Zeit zu nehmen und die Metropole genau anzuschauen. Im altersschönen Antlitz liest man sowohl die ganze Pein gelebter Jahrhunderte als auch ihre unbändige Lebenslust.
Die Stadt in Zahlen
> Gegründet: ca. 600 v. Chr.
> Einwohner: 860.000
> Einwohner/km²: 3536
> Fläche: 240,62 km²
> Höhe ü. M.: 0-640 m
Der Vieux-Port, Heimathafen unzähliger Boote (->, 026ml Abb.: mb)
Marseille hat den Griechen viel zu verdanken - wenn nicht gar seine Existenz. Es wurde etwa 600 vor Christi von griechischen Siedlern als Massalia gegründet und ist mit seinen mehr als 2600 Jahren auf dem Buckel Frankreichs älteste Stadt. Die erste große Blütezeit erlebte Marseille im 17. Jahrhundert, als es durch den Handel mit französischen Kolonien Reichtum und weltweite Bedeutung erwarb. Nach einer langen Phase der Stagnation und dem Kraft- und Imageverlust durch Krieg und Wegfall der überseeischen Märkte ist die Metropole heute auf dem Weg zu alter Größe.
Um 600 v. Chr. Es sind Seeleute aus der antiken griechischen Stadt "Phokäa" (dem heutigen "Foça" in der türkischen Provinz Izmir), die Massalia gründen. Die kleine Kolonie erstreckt sich auf den Hügeln nördlich des Vieux-Port {1} und ist lange Zeit ein Außenposten Griechenlands am westlichen Mittelmeer.
2. Jh. Der geniale Tacitus berichtet in seinem Werk "Agricola" noch vom "griechischen Charme" der Stadt, die jedoch zunehmend unter römischen Einfluss gerät.
3. Jh. Das Christentum breitet sich in ganz Europa aus und erreicht auch Marseille.
4. Jh. Mit der Inthronisierung des ersten Bischofs ist die Stadt endgültig christianisiert.
8./9. Jh. In den Wirren der Völkerwanderung und unter den Überfällen der Sarazenen hat Marseille schwer zu leiden. Der (damals schon) florierende Handel stagniert.
11. Jh. Die Stadt erholt sich langsam wieder, alte Handelsbeziehungen werden neu belebt. Trotz der Glaubenskriege und der wechselnden Zuständigkeiten von Adel, Kirche und König bewahrt sich Marseille eine gewisse Unabhängigkeit.
13. Jh. Marseille wird zur selbstständigen Republik.
15. Jh. Vereinigung der Republik Marseille mit Frankreich
1660 Aufgrund der permanenten Auflehnung gegen die gesetzgeberischen Maßnahmen aus der Hauptstadt Paris kommt es zur Konfrontation zwischen den Marseillern und Louis XIV. Konsequenz: Die komplette Administration wird ausgewechselt und königliche Truppen besetzen die Stadt.
1669 Marseille wird durch ein Edikt zum Freihafen erklärt, besitzt damit faktisch das Handelsmonopol für Waren aus dem Orient und erlebt einen phänomenalen wirtschaftlichen Aufstieg.
1720 Das Handelsschiff Le Grand Saint Antoine bringt die Pest nach Marseille.
1789 Die französische Revolution bricht aus und Marseille wird wegen seines Widerstandes gegen das "Jakobinische Konvent" für kurze Zeit zur ville sans nom ("Stadt ohne Namen") erklärt.
1830-1848 In der Zeit der Julimonarchie entwickelt sich Marseille zum größten Hafen Frankreichs und zum drittgrößten Europas.
1934 Der jugoslawische König Alexander I. und der französische Außenminister Louis Barthou werden vor dem Palais de la Bourse {25} ermordet.
1940 Tausende antifaschistischer, deutschsprachiger Emigranten fliehen nach Marseille, doch die Regierung Pétain hat der deutschen Führung die Auslieferung der Flüchtlinge zugesagt - ein tödliches Katz- und Mausspiel beginnt. Der Amerikaner Varian Fry spielt bei der Rettung vieler Künstler und Intellektueller eine entscheidende Rolle.
1943 Marseille ist von deutschen Truppen besetzt. Um die Résistance und die flüchtigen Juden aus ihren Verstecken zu vertreiben, wird ein komplettes Stadtviertel evakuiert und anschließend gesprengt. 30.000 Bewohner verlieren ihr Zuhause.
Ab 1946 Jahre des Wiederaufbaus und der wirtschaftlichen Konsolidierung
1953 Der Sozialist Gaston Defferre wird zum Bürgermeister gewählt und ist über die Rekordzeit von 33 Jahren im Amt.
1962 Frankreich verliert seine algerischen Kolonien und ein riesiger Strom von Rückwanderern drängt in die Stadt.
1980-1985 Der Polizeiapparat wird verstärkt und die Judikative neu organisiert, um die steigende Verbrechensrate in den Griff zu bekommen.
1986 Unter dem Bürgermeister Robert Vigouroux wird das Projekt Euroméditerranée -> ins Leben gerufen.
1989-1993 Olympique de Marseille (OM) gewinnt fünfmal in Folge die französische Meisterschaft.
1995 Der konservative Jean-Claude Gaudin wird zum Bürgermeister gewählt und regiert bis heute.
2008 Marseille gewinnt die Wahl zur Europäischen Kulturhauptstadt 2013.
2009 Über Sanierungsprojekte wie das Euroméditerranée fließt neues Geld in die Metropole, der Scheck auf die Zukunft scheint gedeckt, die Geschichte Marseilles wird weitergeschrieben.
2013 Marseille ist neben dem slowakischen Kosice Europäische Kulturhauptstadt.
2014 Eröffnung der Voûtes de la Major (Gastronomie, Einzelhandel) zu Füßen der Cathédrale de la Major {10} und der Terrasses du Port, dem ersten europäischen Einkaufszentrum direkt am Meer (->).
2016 Frankreich ist Austragungsort der Fußball-Europameisterschaft der Männer; auch in Marseilles Stade Vélodrome {37} finden Spiele statt.
2017 Marseille ist Europäische Hauptstadt des Sports.
Es mutet wie ein genialer PR-Gag an: Marseille ist permanent in aller Munde. Auf jedem kleinen Stadtfest, vor allen Länderspielen, bei internationalen Auftritten von Politik und Militär, die "Marseillaise" wird je nach Stimmung andächtig oder inbrünstig intoniert. Eine ganze Nation läuft hinter dem patriotischen Liedchen her, das im Jahre 1792 von einem Herrn Rouget de Lisle aus Straßburg geschrieben wurde und dann auf Umwegen nach Südfrankreich gelangte. Ein Bataillon Marseiller Nationalgardisten war begeistert, machte die bluttriefenden Verse zu ihrem Kampflied und grölte sie bei den Revolutionskämpfen in Paris den Kaiserlichen entgegen. Der Rest ist Geschichte und hinlänglich bekannt, auf jeden Fall wurde der "Siegersong" am 14. Juli 1795 und (nach mehrfachen Verboten) dann noch mal 84 Jahre später endgültig zur Nationalhymne geadelt, doppelt hält besser. Es gibt wohl kaum ein Liedgut, von dem sich Menschen so motivieren lassen und mit dem sie sich so identifizieren wie die Franzosen mit ihrer "Marseillaise": "Allons enfants de la Patrie!" ("Auf, Kinder des Vaterlandes!")
Marseille ist nicht nur eine große Hafenstadt unter südlicher Sonne mit einer beeindruckend langen und aufregenden Geschichte, nein, sie verkörpert auch eine besondere Lebensart wie man sie...
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