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Umfassende Informationen für Eltern von Kindern mit ADHS
Kinder sind grundsätzlich aktiver, überschwänglicher, weniger konzentriert und impulsiver als Erwachsene. Schwierigkeiten, die daraus entstehen, wachsen sich in der Regel aus. Doch es gibt Ausnahmen, und so selten sind diese nicht: Bei Kindern, deren Unaufmerksamkeit, Bewegungs-drang und Unbeherrschtheit ein gewisses Maß übersteigt, besteht der Verdacht auf eine Entwicklungsstörung. Diese wird als Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitäts-störung (ADHS) bezeichnet.
Forschungen bestätigen, dass die Störung weder durch Erziehungsfehler noch durch falsche Ernährung oder exzessiven Medienkonsum ausgelöst wird, sondern weitgehend genetisch bedingt ist.
Die fünfte, aktualisierte Auflage enthält Erkenntnisse und Ergebnisse aus jahrelanger Forschung und der klinischen Praxis, sowohl zu den Ursachen der ADHS als auch zu ihrer effektiven Behandlung, den gesundheitlichen Risiken und Empfehlungen, was Sie zum Schutz Ihres Kindes tun können.
Kinder sind grundsätzlich aktiver, überschwänglicher, unkonzentrierter und impulsiver als Erwachsene. Es ist nicht weiter erstaunlich, dass es Kindern schwerer fällt als Erwachsenen, systematisch an Aufgaben heranzugehen und Dinge zu Ende zu führen. Wenn sich daher Eltern darüber beklagen, dass es ihren Kindern schwerfällt, aufmerksam zu sein, sich zu beherrschen oder überlegt zu handeln, werden diese Probleme von anderen oft schnell als unbedeutend abgetan bzw. als normales Verhalten bezeichnet. So etwas, sagt man ihnen, sei bei Kindern ganz normal und kein Grund zur Beunruhigung. Und wenn das Verhalten eines Kindes etwas aus dem Rahmen falle, sei es höchstwahrscheinlich nur ein bisschen unreif und die Schwierigkeiten würden sich schon von allein "auswachsen".
In der Regel stimmt dies auch - aber nicht immer. In manchen Fällen ist die Aufmerksamkeitsspanne eines Kindes so kurz, das Aktivitätsniveau so hoch und die Selbstbeherrschung so gering, dass sein Verhalten nicht mehr als altersgemäß bezeichnet werden kann. Die meisten Menschen kennen solche Kinder - Kinder, die es nicht schaffen, ihre Hausaufgaben zu machen, die sich ständig mit den Nachbarskindern streiten, deren Unfähigkeit, Dinge, die ihnen aufgetragen wurden, selbstständig zu erledigen, immer wieder in familiäre Streitereien mündet.
Wenn derartige Probleme so gravierend geworden sind, dass das Kind mit sich und seinem Umfeld nicht mehr zurechtkommt, wachsen sie sich wahrscheinlich nicht einfach aus und können nicht mehr als normal betrachtet werden. Wenn Sie ein solches Kind haben, wäre es nicht nur unangebracht, sondern möglicherweise sogar schädlich für das seelische und soziale Wohlergehen Ihres Kindes, die Probleme herunterzuspielen oder einfach darauf zu warten, dass sie von allein wieder verschwinden. Auch für Sie selbst und andere Familienmitglieder, die tagtäglich mit diesem Kind zu tun haben, könnte dies ernsthafte Probleme nach sich ziehen.
10Bei Kindern, deren Unaufmerksamkeit, Bewegungsdrang und Unbeherrschtheit ein gewisses Maß übersteigt, besteht eine Entwicklungsstörung, die als Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung oder ADHS bezeichnet wird. Um diese Störung geht es in diesem Buch. Es ist für Eltern geschrieben, die die Verantwortung für ein Kind mit ADHS tragen, sowie für andere, die mehr über die Störung und den Umgang mit ihr wissen möchten. Das wichtigste Ziel ist es, Eltern in die Lage zu versetzen, ihre oft schwierigen und anstrengenden Kinder so zu erziehen, dass weder das Wohlergehen einzelner Familienmitglieder noch das der gesamten Familie gefährdet wird.
Dieses Buch ist bei weitem nicht das erste Buch zum Thema, das sich an die Eltern richtet. Die meisten der anderen Bücher sind recht gut und einige empfehle ich auch den Familien, die zu uns zur Behandlung kommen. Warum habe ich es dann für notwendig gehalten, selbst noch ein Buch zu schreiben? Die Antwort ist, dass die vorhandenen Bücher einfach nicht ausreichend den aktuellen Wissensstand darstellen und vor allem nicht genügend darauf eingehen, was getan werden kann, um den Betroffenen zu helfen. Die meisten dieser Bücher vermitteln zwar anschaulich das Ergebnis von jahrelanger therapeutischer Erfahrung in der Behandlung von Kindern mit ADHS und ihren Eltern, gehen jedoch nicht auf die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse ein. Es ist erstaunlich, wie viele neue Einsichten allein in den letzten 30 Jahren seit Erscheinen der amerikanischen Erstausgabe dieses Buches gewonnen wurden. In Fachzeitschriften werden jede Woche ca. 25 bis 50 Artikel zum Thema ADHS veröffentlicht, das sind mindestens 1?300 pro Jahr. Trotzdem beruhen die Schlussfolgerungen und Empfehlungen, die in den meisten anderen Büchern über die ADHS gegeben werden, oft ausschließlich auf der therapeutischen Erfahrung des Autors - und häufig sind sie einfach falsch. So wurden beispielsweise in den letzten 10 Jahren viele Fortschritte in der Erforschung relevanter molekulargenetischer Faktoren gemacht und das Tempo des Erkenntnisfortschritts auf diesem Gebiet ist nach wie vor sehr hoch. Es sind mindestens zwölf Gene gefunden worden, die eine Rolle für die Störung spielen, und vermutlich werden in den nächsten Jahren noch weitere identifiziert. Das gesamte menschliche Genom ist auf Risikogene für ADHS gescannt worden und mindestens 25?-?40 Stellen scheinen für diese Störung relevant zu sein. Anhand bildgebender Verfahren hat uns auch die Hirnforschung gezeigt, welche Areale an ADHS beteiligt sind, und es ist sogar gelungen, einige der Aktivitäten in diesen Arealen mit den Risikogenen für die Störung in Zusammenhang zu stellen. Die Forschung schreitet rasch voran und beschert uns regelmäßig neue Erkenntnisse.
Diese Entdeckungen haben wichtige Konsequenzen für Eltern von Kindern mit ADHS. Sie bestätigen nämlich die bereits in den vorherigen Auflagen dieses Bu11ches vertretene Ansicht, dass es sich bei der Störung um eine weitgehend biologisch verursachte Abweichung handelt, bei der die Veranlagung eine bedeutsame Rolle spielt. Die genetischen Befunde legen auch nahe, dass wir in den nächsten zehn Jahren mit entscheidenden Fortschritten in der Diagnose und Behandlung der ADHS rechnen können, da sie darauf schließen lassen, dass möglicherweise irgendwann Gentests für die Störung zur Verfügung stehen werden. Das Gleiche gilt für die Entwicklung von ADHS-Medikamenten, die deutlich sicherer und effektiver sein werden als die heute zur Verfügung stehenden. Eltern sollten über diese Entwicklungen im Bilde sein, um die Problematik besser zu verstehen und wissenschaftlich unbeleckten Kritikern, die immer noch den Standpunkt vertreten, dass die ADHS auf Erziehungsfehler, falsche Ernährung oder zu viel "Bildschirmzeit" vor dem Computer, Smartphone oder Fernseher zurückzuführen sei, etwas entgegensetzen zu können.
So ging beispielsweise mehrere Jahrzehnte lang ein Großteil der professionellen Therapeuten von der - irrigen - Vorstellung aus, dass ADHS durch Fehler der Eltern bei der Erziehung ihrer Kinder verursacht werde, dass das Problem sich im Jugendalter von allein "auswachse", dass Stimulanzien nur bei Kindern (nicht aber bei Erwachsenen oder Jugendlichen) eingesetzt werden sollten und nur an Schultagen einzunehmen seien und dass Kinder mit ADHS eine spezielle Diät (ohne Zucker und bestimmte Zusatzstoffe) einhalten müssten. Für keine dieser Thesen gab es schlüssige Belege in der wissenschaftlichen Literatur. In jüngerer Zeit haben einige Autoren die Behauptung aufgestellt, dass die Störung auf eine übermäßige Beschäftigung mit Videospielen oder Computern, einen exzessiven Fernsehkonsum oder die Schnelllebigkeit unserer Zeit zurückzuführen sei. Dagegen wissen wir heute, dass ADHS in vielen Fällen eine anlagebedingte oder genetische Störung ist, dass sich die Probleme in vielen Fällen nicht von allein "auswachsen", dass die Medikamente das ganze Jahr lang und sowohl von Kindern als auch von Jugendlichen und Erwachsenen eingenommen werden können und dass eine Ernährungsumstellung bei den meisten Betroffenen kaum eine Wirkung zeigt. Außerdem wissen wir, dass die ADHS nicht die Folge von Fernsehen, Videospielen oder der Schnelllebigkeit unserer Zeit ist. Es ist erstaunlich, wie weit die Forschung in nur 40 Jahren gekommen ist! Vor allem in den vergangenen zehn Jahren sind hochinteressante Dinge ans Licht gekommen, und diese Entwicklung geht weiter. Die Erkenntnisse führen nicht nur dazu, dass wir heute Genaueres über die Ursachen der ADHS sagen können, sondern auch insgesamt ein umfassenderes wissenschaftliches Verständnis der Störung haben, was einen radikalen Umschwung in unserer Auffassung über die Störung nach sich gezogen hat.
12Im Laufe des vergangenen Jahrzehnts wurde beispielsweise durch wissenschaftliche Studien gezeigt, dass bei der ADHS wahrscheinlich nicht primär die Aufmerksamkeit beeinträchtigt ist, sondern die Fähigkeit zur Selbststeuerung, d.?h. die Fähigkeit des Ichs, sich selbst in seinem sozialen Kontext zu "managen". Genau dieses Problem mit der Selbstkontrolle führt zu einer Beeinträchtigung der Aufmerksamkeit sowie zu vielen anderen Schwierigkeiten, auf die in diesem Buch eingegangen wird. Das ursächliche Problem basiert jedoch nicht auf mangelnder Aufmerksamkeit. Möglicherweise ist daher sogar die Bezeichnung ADHS unzutreffend, doch aus verschiedenen rechtlichen Gründen wird sie fürs Erste weiterverwendet. Die betroffenen Kinder stehen vor massiven Problemen bei der Bewältigung ihres...
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