Schweitzer Fachinformationen
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Wir alle stammen aus Afrika, und daher ist dies ein Buch für uns alle.
Afrika ist der Geburtsort des Menschen, und doch ist von seiner alten und neuen Geschichte vielen Menschen nur wenig bekannt. Dabei kann es mit einer großartigen Vergangenheit aufwarten: fesselnde Erzählungen von Kriegerköniginnen, Königen, Chiefs, Priestern und Priesterinnen; von mächtigen Zivilisationen an den Ufern von Flüssen oder im Schatten heiliger Berge; von imposanten, aus dem Fels gehauenen Bauwerken, erlesenen Bibliotheken voller Entdeckungen, quirligen Karawanenstraßen und Marktplätzen, auf denen sich die Stimmen von Kaufleuten, Reisenden, Bauern und Gauklern mischen.
Viele aber meinen, die Geschichte Afrikas habe erst vor wenigen Jahrhunderten begonnen, und zwar mit der Ankunft der Europäer. In dieser Erzählung dominieren die Themen Sklaverei, Imperialismus und Kolonialismus, und ihre Verfasser waren meist westliche Historiker, Missionare und Entdecker. Natürlich ist alles das von höchster Bedeutung - und doch ist die Geschichte Afrikas weit mehr.
Ich wollte dieses Buch schreiben, weil es genau das ist, was ich vor vielen Jahren selbst hätte lesen wollen. Als einer, die unter der Sonne Afrikas geboren wurde, war mir die reiche Geschichte des Kontinents seit Langem bewusst. Allerdings war dieses Wissen in großen Teilen bruchstückhaft, und ich suchte vergeblich nach einer zugänglichen und doch relativ umfassenden Geschichte Afrikas mit besonderem Fokus auf die Schlüsselmomente - und aus der Feder von Afrikanern und Afrikanerinnen.
Schließlich bekam ich die Gelegenheit, dieses Projekt selbst in die Hand zu nehmen; es beschäftigt mich nunmehr seit fast einem Jahrzehnt. Über etwa sieben Jahre hinweg bereiste ich mehr als 30 afrikanische Länder auf der Suche nach einem unverstellten Blick auf die Geschichte Afrikas aus der Perspektive der Afrikanerinnen und Afrikaner. Dieses Buch beruht auf meinen Gesprächen und Interviews mit Dutzenden Befragten, vom Akademiker zu ganz gewöhnlichen engagierten Bürgern, die mich über ihre Kultur aufklärten, mir ihre Geschichte erzählten und atemberaubende Orte zeigten. Manche davon liegen abseits der üblichen Routen, etwa die archäologischen Stätten in Eritrea oder im mauretanischen Chinguetti, andere sind schwer oder nur unter Gefahren zu erreichen, etwa Timbuktu in Mali oder die Hausa-Gebiete im nördlichen Nigeria. Ich nutzte wohl jedes der Menschheit bekannte Transportmittel, von schnittigen Geländewagen bis zu Kamelrücken und Eselskarren. Und ich war wie verzaubert von der Schönheit des Kontinents: Naturwunder wie die Fälle des Sambesi in Simbabwe, die ausgedehnte Katanga-Region in Kongo oder die Virunga-Vulkane in Ruanda.
Ich möchte die Geschichte Afrikas all denen nahebringen, die die Kurzsichtigkeit der postimperialen Bildung hinter sich lassen wollen, und besonders jungen Menschen mit afrikanischen Wurzeln, die mehr über ihre Geschichte erfahren wollen. Kaum jemand könnte spontan den Namen eines anderen afrikanischen Herrschers als Tutanchamun nennen, und auch die Daten seiner Regierungszeit hätten nur die wenigsten parat. Ein ehemaliger afrikanischer Staatspräsident sagte mir, er könne flüssiger die Namen der englischen Könige im Mittelalter aufsagen als die der Herrscher Afrikas. Dieses Buch ist keine wissenschaftliche Abhandlung, und es ist auch nicht auf contested history aus, um verschiedene Narrative einander konfrontativ gegenüberzustellen. Ziel ist auch nicht ein Vergleich von Kulturen und Zivilisationen. Ich möchte eine Neuausrichtung des Narrativs erreichen; daher schaffe ich ein Gegengewicht zu der häufig negativen Wahrnehmung des Kontinents und seiner Bevölkerung und stärke unser kollektives Wissen über seine Geschichte, indem ich das Licht auf die verborgene afrikanische Wissenschaft lenke. Damit kommt eine andere, wahrhaftigere Geschichte Afrikas zum Vorschein.
Dieses Buch ist ein Überblick über den Kontinent von den Ursprüngen der Menschheit bis in die Moderne. Es ist keinesfalls vollständig, viele Aspekte der Geschichte konnte ich nicht berücksichtigen. Soweit möglich, liegt das Augenmerk eher auf der vorkolonialen Geschichte als auf den Ereignissen des 20. Jahrhunderts, da die neueste Geschichte und laufende Ereignisse bereits mehr Aufmerksamkeit erhalten und besser dokumentiert sind. Ich stelle ausgewählte Persönlichkeiten vor, die den Kontinent stark prägten, weil ich glaube, dass Geschichte am besten verstanden wird, wenn sie sich in markanten Bildern einprägt. Untersucht werden dabei überwiegend Herrschergestalten, da die Quellen aus der mündlichen Überlieferung in Afrika hauptsächlich Leben und Taten der großen Anführer behandeln. Bei all denen, die mir vorwerfen werden, bestimmte Personen auszulassen, entschuldige ich mich im Voraus. Allen konnte ich in einem einzigen Buch nicht gerecht werden. Ich habe mich bemüht, alle Regionen Afrikas abzudecken und den ganz entscheidenden Beitrag der Frauen zu würdigen.
Einsteigen werden wir mit dem Ursprung der Menschheit - was macht uns einzigartig, und wie entstanden menschliche Gesellschaften und Kulturen? -, also einer Würdigung unserer allen Menschen gemeinsamen Anfänge. In Kapitel 2 gehen wir für einen knappen Überblick ins Alte Ägypten, den am besten untersuchten Abschnitt der afrikanischen Geschichte. Weniger bekannt ist die antike Geschichte des Sudan, von Äthiopien und Eritrea - dabei entstanden in diesen Zivilisationen großartige Monumente, die in Kapitel 3, 4 und 5 im Mittelpunkt stehen. Kapitel 6 und 7 erforschen die Frühgeschichte Nordafrikas und den starken Einfluss dieser Region auf die drei großen monotheistischen Religionen. Im Mittelpunkt von Kapitel 8 steht der sagenhaft reiche Mansa Musa, König des Mali-Reichs im 14. Jahrhundert; außerdem behandeln wir dort die westafrikanischen Königreiche. Der wenig bekannte Handel mit versklavten Afrikanerinnen und Afrikanern über den Indischen Ozean, der tausend Jahre andauerte, ist das Thema von Kapitel 9; und in Kapitel 10 betrachten wir Benin, dessen Bronzen in letzter Zeit im Mittelpunkt von Bemühungen um die Rückgabe afrikanischer Raubkunst standen - 90 Prozent aller afrikanischen Kunstwerke befinden sich außerhalb des Kontinents. In Kapitel 11 stehen die Königreiche weiter südlich in Afrika im Zentrum, darunter Groß-Simbabwe, eine Zivilisation, von der die Europäer nicht glauben wollten, dass sie afrikanischen Ursprungs war. Kapitel 12 und 13 behandeln die Asante und ganz besonders die Königinmutter Yaa Asantewaa. In Kapitel 14 kehren wir zurück zu dem Schicksalsthema Sklaverei, diesmal mit Blick auf die Auswirkungen des atlantischen Handels auf die Afrikaner selbst und ihren Kontinent. Invasion und Besatzung durch die Europäer sind Thema in den Kapiteln 15, 16 und 17, doch die Protagonisten sind immer Afrikaner, etwa König Shaka Zulu, Königin Njinga und die heldenhaften Völker, die sich der europäischen Herrschaft widersetzten und um ihre Befreiung kämpften. Das Nachwort stellt Überlegungen zur Zukunft Afrikas an und zu der Frage, wie die afrikanische Jugend diese Zukunft gestaltet.
Ich hoffe inständig, dass dieses Buch bessere, umfassendere Kenntnisse von der Geschichte Afrikas vermitteln kann und bei den Leserinnen und Lesern den Wunsch weckt, noch mehr über all die behandelten Themen zu erfahren.
Bei meiner Recherche zu diesem Buch durfte ich einigen der größten Gelehrten Afrikas begegnen. Ihre Leidenschaft, ihre Gewissenhaftigkeit und ihre Brillanz sogar in schlecht ausgestatteten Fakultäten sind bemerkenswert und verdienen größere Beachtung. Alle Wissenschaftler, mit denen ich in Kontakt war, schenkten mir bemerkenswert viel von ihrer Zeit, auch wenn ich wegen der Nöte des Straßenverkehrs und meines vollgepackten Terminkalenders manchmal zu spät zu unseren Verabredungen kam. Es lag ihnen so viel daran, dass ihnen jemand zuhörte, dass sie ohne Ausnahme über meine Unpünktlichkeit hinwegsahen; häufig musste ich mich geradezu von ihnen losreißen, um mein nächstes Ziel anzusteuern.
Großen Rückhalt gaben mir außerdem die Ergebnisse des Projekts The General History of Africa (GHA), das eines der am besten gehüteten Geheimnisse des Kontinents ist: die afrikanische Geschichte, überwiegend aus der Feder afrikanischer Historiker. Begonnen wurde das Projekt Anfang der 1960er-Jahre in der umtriebigen Zeit der Dekolonisierung Afrikas. Mehrere der neuerdings unabhängigen afrikanischen Regierungen beschlossen, nach der Dekolonisierung ihrer Länder...
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