Schweitzer Fachinformationen
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Prinz Asfa-Wossen Asserate ist promovierter Historiker, Fachmann für alle Fragen des guten Stils, Träger des Walter-Scheel-Preises für Entwicklung (verliehen von BMZ), exzellenter Kenner afrikanischer Geschichte, Kultur und Politik, Unternehmensberater für Afrika und den Mittleren Osten und Großneffe des letzten Kaisers von Äthiopien.
1. Woher kommt der Begriff Afrika? Der Name Afrika stammt aus dem Lateinischen. Im Jahre 146 v. Chr. eroberten die Römer im Dritten Punischen Krieg (149-146 v. Chr.) die Stadt Karthago, nahe dem heutigen Tunis, und gründeten bald darauf die Provinz Africa. Warum die Römer ihre neue Provinz Africa nannten, bleibt allerdings unklar:
Phönizische Siedler, die Punier, die aus Tyros im heutigen Libanon nach Nordafrika eingewandert waren, hatten 814 v. Chr. Karthago gegründet. Die Römer aber bezeichneten den Bewohner ihrer neugegründeten Provinz als Afer und die Bewohnerin als Afra nach dem Namen des Volkes, das um Karthago lebte: den Afri. Die Afri - so die einhellige Forschungsmeinung - waren ein Berberstamm, der am Fluss Bagradas im heutigen Tunesien lebte. Im Verhältnis zu den Afri bildeten die Phönizier vermutlich die Oberschicht Karthagos. Sprachwissenschaftler wollen in dem Wort den phönizischen Ausdruck für Staub erkennen und spekulieren, dass darin eine respektlose Bezeichnung der Phönizier für das von ihnen beherrschte Volk verborgen sei. In Äthiopien übrigens, im Grenzgebiet mit Eritrea und Dschibuti, leben bis heute die nomadischen Danakil, die sich selbst Afar nennen. Eine Verbindung zu dem Volk, auf das einst die Römer trafen, ist allerdings kaum auszumachen. Manche Historiker mutmaßen, dass ein Zusammenhang zwischen Afer und Ophir bestehe, dem sagenhaften Land der Bibel, aus dem König Salomo seine Goldschätze bezog. Wie dem auch sei: Im Laufe der Zeit wurde der Provinzname Africa von den Römern auf ganz Nordafrika und schließlich auf den gesamten Kontinent übertragen.
Hatten als Erste die Griechen den Kontinent als Einheit wahrgenommen und ihn Libyae genannt - lange bevor die Römer Afrika als Kontinent auffassten -, so identifizierten sich die Bewohner Afrikas mit ihren Clans und ihren Sprachgemeinschaften; als Einheit aber nahmen sie ihren Erdteil kaum wahr. Die Afrikaner waren in ihrer Selbstwahrnehmung zunächst einmal Menschen. Deshalb nannten sich die Völker in ihren jeweiligen Sprachen Bantu oder Khoi oder benutzten entsprechende Begriffe, die ihr Menschsein herausstellten.
2. Welche Wissenschaften befassen sich mit der Erforschung Afrikas? Die erste wissenschaftliche Gesellschaft zur Erforschung Afrikas wurde am 9. Juni 1788 in London gegründet: die African Association. Das Innere des afrikanischen Kontinents war auf europäischen Landkarten zu dieser Zeit noch ein ausgedehnter weißer Fleck. «Diese Ignoranz muss als große Schande für das gegenwärtige Zeitalter betrachtet werden», heißt es in der Gründungsurkunde dieses Clubs, den zwölf englische Gentlemen ins Leben riefen.
Die African Association förderte Forschungsreisen zu den großen Flüssen Afrikas - dem Nil, dem Niger oder dem Kongo. Ihr Verlauf und ihre Quellen lagen bis dahin noch völlig im Dunkeln. Aus der African Association ging 1831 die Royal Geographical Society hervor, eine der weltweit größten Gelehrtengesellschaften für alle Fragen aus dem Bereich der Geographie.
Schon im 16. und 17. Jahrhundert begannen christliche Missionare, einzelne Sprachen des Kontinents zu studieren: Als bedeutendstes Werk dieser Missionssprachwissenschaften gilt die Kikongo-Grammatik - die Grammatik einer Bantusprache - von Giacinto Brusciotto aus dem Jahr 1659. Athanasius Kircher übersetzte 1636 ein koptisch-arabisches Wörterbuch ins Lateinische, und der Erfurter Hiob Ludolf veröffentlichte 1698 in Frankfurt am Main ein amharisch-lateinisches Wörterbuch sowie eine Grammatik zur alten äthiopischen Kirchensprache Ge'ez; damit wurde Letzterer zum Begründer der Äthiopistik in Europa, die sich ursprünglich vor allem mit der antiken christlichen Kultur Äthiopiens befasste. Doch schon Hiob Ludolf strebte auch eine umfassende Darstellung der verschiedenen Völker und Kulturen der äthiopischen Region an. Insgesamt werden in Äthiopien und Eritrea über 70 Sprachen gesprochen.
Deutschsprachige Missionare und Wissenschaftler dominierten im 19. Jahrhundert die sprachwissenschaftliche Afrikaforschung. Zwei Theologen waren auch die ersten Professoren für Afrikanistik in Deutschland: Carl Meinhof seit 1909 am Hamburger Kolonialinstitut und Diedrich Westermann seit 1909 am Seminar für orientalische Sprachen in Berlin. Ein fast 200-jähriges Forschungsinteresse und ein ganz breites Erkenntnisinteresse im Hinblick auf Afrika pflegt man an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main; der Naturwissenschaftler Eduard Rüppell (1794-1884) sowie der Ethnologe Leo Frobenius (1873-1938) legten dafür die Grundlagen. Auch an der Universität Wien blickt die Afrikanistik auf eine große Tradition zurück, die 1873 mit dem Ägyptologen Leo Reinisch einsetzte.
Die Erforschung Afrikas orientierte sich lange an den kolonialen oder missionarischen Interessen der Europäer. Heute gehören zu den Forschungsschwerpunkten die Beschreibung noch wenig bekannter, oft vom Aussterben bedrohter afrikanischer Sprachen sowie der Sprachvergleich, der zu einem besseren Einblick in die historischen Sprachzusammenhänge verhelfen soll und damit zu einer besseren Kategorisierung der Sprachen. Im deutschsprachigen Raum finden sich heute Institute und Studiengänge für Afrikanistik, Afrikakunde, Afrikastudien, Afrikanische Sprach- und Literaturwissenschaften sowie für viele andere Disziplinen mit einem Afrikabezug beispielsweise in Basel, Bayreuth, Berlin, Frankfurt am Main, Hamburg, Köln, Leipzig, Mainz, München und Wien. An einigen Lehrstühlen hat man vor allem die mündlichen Überlieferungen der afrikanischen Völker, ihre Mythen, Sagen, Märchen und Erzählungen, als großen Kulturschatz entdeckt, zum Forschungsschwerpunkt erkoren und arbeitet nun an ihrer Sammlung und Dokumentation.
Seit den Anfängen der Afrikaforschung ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit verschiedener Wissenschaftszweige von besonderer Bedeutung. Afrika ist ein Kontinent, der in zahlreichen wissenschaftlichen Disziplinen einen hohen Stellenwert einnimmt. Unter den geisteswissenschaftlichen Fächern sind es neben anderen die Archäologie, Ethnologie, Geschichte, Islamwissenschaften, Linguistik, Literaturwissenschaften, Kunst-, Medien- und Musikwissenschaften; hinzu kommen Fächer wie Politik-, Rechts- und Religionswissenschaften, Soziologie und Wirtschaftswissenschaften. Eine bedeutende Rolle spielt Afrika aber auch in naturwissenschaftlichen Fächern wie Botanik, Geologie, Medizin, Paläontologie und Zoologie.
3. Weshalb sind wir alle Afrikaner? Genetiker und Molekularbiologen in Berkeley sammelten und untersuchten die DNS von Menschen auf der ganzen Welt. Sie stellten fest, dass die Variabilität innerhalb Afrikas bei Weitem am größten ist, und kamen zu dem Schluss, dass die Vorfahren aller Menschen ursprünglich aus Afrika stammten. Die Forscher konzentrierten sich auf Vererbungsmerkmale, die von der Mutter an ihre Kinder weitergegeben werden, so dass Journalisten den Begriff «afrikanische Eva» für die Mutter der Menschheit prägten.
Die folgenden Diskussionen machten deutlich, dass es einer Modifizierung der anfänglichen Analyse bedurfte; generell blieben die Ergebnisse jedoch konstant und wurden durch andere Studien bekräftigt. Auch genetische Untersuchungen männlicher Vererbungslinien erbrachten die gleichen Resultate: Der Ursprung von Homo sapiens und mithin aller heutigen Menschen ist - nach einer bereits Millionen Jahre währenden und sich in Afrika vollziehenden Vorgeschichte - möglicherweise bereits vor 315.000 Jahren auf diesem Kontinent zu konstatieren. Jüngste archäologische Ausgrabungen haben die sterblichen Überreste von Menschen zutage gefördert, die physisch nicht von modernen Menschen zu unterscheiden sind und in Äthiopien schon vor 160.000 Jahren lebten.
Diese Geschichte der Ausbreitung des Menschen wird heute von vielen Wissenschaftszweigen bestätigt: Von Afrika aus verbreiteten sich die Menschen schließlich über die ganze Welt. Sie passten sich den unterschiedlichen klimatischen Bedingungen der verschiedenen Weltgegenden an und entwickelten ihre regionalen Eigenheiten. Hauptmotor der unglaublich raschen Evolution der Menschheit aber war und ist der fortwährende Austausch und Dialog zwischen den sich unterschiedlich entwickelnden Kulturen. Manche...
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