Das Verhältnis von Einzelfall und Norm stellt seit der griechischen Antike eine zentrale Problemfrage der Rechtsphilosophie dar. Der Begriff der Billigkeit (gr. >epieíkeia<, lat. >aequitas<) verkörpert den Versuch der rechtsmethodischen Beantwortung dieser Problemfrage. Die heterogenen billigkeitsphilosophischen und -theologischen Traditionslinien aus Antike und Mittelalter kulminieren in den verschiedenartig ausdifferenzierten Billigkeitsverständnissen der Frühen Neuzeit. Die mit dieser Schrift erstmals vorgelegte epochenübergreifende billigkeitsphilosophische Analyse zeigt - bei allen bestehenden teils deutlichen Differenzen zwischen den untersuchten Autoren - eine übergreifende hermeneutische Prägung sowie eine theologische Legitimationskontinuität der frühneuzeitlichen Billigkeitsverständnisse. Deren Bedeutung erschöpft sich dabei nicht in einer historischen Relevanz, sondern erstreckt sich auf rechtsethische Impulse für den rechtsphilosophischen Diskurs der Gegenwart.
Ausgezeichnet mit dem Dr. Feldbausch-Preis 2024 der Juristenfakultät der Universität Leipzig.
Reihe
Thesis
Dissertationsschrift
2024
Universität Leipzig
Sprache
Verlagsort
Illustrationen
2
2 s/w Abbildungen
2 Abb.; 414 S., 2 schw.-w. Abb.
Maße
Höhe: 236 mm
Breite: 161 mm
Dicke: 28 mm
Gewicht
ISBN-13
978-3-428-19406-3 (9783428194063)
Schweitzer Klassifikation
Johann Benedikt Steiger studied law at the University of Leipzig as a scholarship holder of Evangelisches Studienwerk Villigst, specializing in legal philosophy, legal history and church constitutional law. After passing his first state examination in 2020, he worked as a research assistant at the Chair of Criminal Law, Criminal Procedure, International Criminal Law, Comparative Criminal Law and Philosophy of Law (University of Leipzig). His research focused on the philosophy of law in the early modern period and on existentialistic legal philosophy. Since 2024, he holds a doctorate in law (University of Leipzig).
A. Einleitung
Verortung des rechtsphilosophischen Problems der Billigkeit - Terminologie
B. Grundlagen des Billigkeitsverständnisses der Frühen Neuzeit
Antike Philosophie - Mittelalterliche Theologie und Kirchenrecht - Conclusio
C. Das hermeneutische Billigkeitsverständnis der Frühen Neuzeit unter den Vorzeichen von Reformation und sog. Älterem Naturrecht
Begriff und Bedeutung der Billigkeit im Deutschen - Erster Hauptteil: Die Billigkeit als theologisches Regulativ in der Reformationszeit (Erste Hälfte des 16. Jahrhunderts) - Zweiter Hauptteil: Kontinuität und Wandlung der Billigkeitsverständnisse im 17. Jahrhundert
D. Die Billigkeit: Renaissance einer verlorenen Kategorie? - Die Relevanz der frühneuzeitlichen Billigkeitsphilosophie für das Recht im 21. Jahrhundert
Bestandsaufnahme: Die Billigkeit im (deutschen) Recht des 21. Jahrhunderts - Perspektiven der frühneuzeitlichen Billigkeit in der Gegenwart - Exemplifizierung der Billigkeitsanwendung - veranschaulicht an Fallkonstellationen der Gegenwart
E. Conclusio