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'Und übrigens', sagte Mr Hankin und hielt Miss Rossiter zurück, die sich zum Gehen anschickte, 'es kommt heute ein Neuer in die Textabteilung.'
'Ja, Mr Hankin?'
'Er heißt Bredon. Ich kann Ihnen nicht viel über ihn sagen. Mr Pym hat ihn persönlich engagiert. Aber Sie sollten sich ein wenig um ihn kümmern.'
'Jawohl, Mr Hankin.'
'Ich glaube, Mr Ingleby könnte sich seiner annehmen und ihm zeigen, wie alles bei uns gemacht wird. Schicken Sie doch Mr Ingleby herüber, falls er einen Augenblick Zeit hat.'
'Jawohl, Mr Hankin.'
'Das wäre alles. Ach so - ja! Bitten Sie doch Mr Smayle, mir das Kontobuch der Feldblumen-Molkerei zu leihen.'
'Jawohl, Mr Hankin.'
Miss Rossiter steckte ihren Stenogrammblock unter den Arm, schloss die Glastür lautlos hinter sich und trippelte elegant den Korridor entlang. Durch eine andere Glastür beobachtete sie Mr Ingleby, der auf einem Drehstuhl saß, seine Beine auf die kalten Zentralheizungsröhren gestützt, und mit großer Lebhaftigkeit auf eine junge Dame in Grün einredete, die sich auf seinem Schreibtisch niedergelassen hatte.
'Entschuldigen Sie', sagte Miss Rossiter mit beiläufiger Höflichkeit, 'aber Mr Hankin lässt fragen, ob Sie einen Augenblick für ihn Zeit hätten, Mr Ingleby.'
'Wenn es sich um die Tom-Boy-Karamellen handelt', antwortete Mr Ingleby in ausweichendem Ton, 'so werden sie gerade abgetippt. Hier! Nehmen Sie doch diese zwei Seiten mit, und lassen Sie sie tippen. Das wird dieser sonst etwas fadenscheinigen Ausrede mehr Überzeugungskraft -'
'Es handelt sich gar nicht um Tom-Boy, sondern vielmehr um einen neuen Herrn in der Textabteilung.'
'Was, so bald?', rief die junge Dame aus. 'Ehe noch die Schuhe des Toten kalt sind? Den armen Dean haben wir doch erst Freitag zu Grabe getragen.'
'Das gehört zu dem modernen System. Man drückt auf den Knopf und schwuppdich ', sagte Mr Ingleby. 'Höchst betrüblich in einer altmodischen, gutbürgerlichen Firma. Da werde ich ihm das Gehen beibringen müssen. Warum wird mir alles aufgehalst?'
'Ach, Unsinn!', sagte die junge Dame. 'Sie haben ihn nur zu warnen, dass er die Direktionstoilette nicht benutzen darf und nicht die Eisentreppe hinunterpurzeln soll.'
'Sie sind ein zynisches Frauenzimmer, Miss Meteyard. Na, solange Sie den Burschen nicht in mein Zimmer setzen '
'Beruhigen Sie sich, Mr Ingleby, er bekommt Mr Deans Zimmer.'
'So! Wie sieht er denn aus?'
'Mr Hankin sagt, er kennt ihn nicht. Mr Pym hat ihn engagiert.'
'O weh! Ein Freund der Direktion', stöhnte Mr Ingleby.
'Dann habe ich ihn, glaube ich, gesehen', sagte Miss Meteyard. 'Ein farbloser, arrogant aussehender Bursche. Ich stieß mit ihm zusammen, als er gestern aus Pymmies Büro trat. Hornbrille.'
'Mr Ingleby, haben Sie einen Augenblick Zeit für mich?' Beim Ertönen von Mr Hankins leiser sarkastischer Stimme löste sich die Szene magisch in nichts auf.
'Das', sagte Mr Hankin, der taktvoll alle Anzeichen unkorrekten Verhaltens übersah, 'ist Mr Bredon. Zeigen Sie ihm doch - hm -, was er zu tun hat.'
'Na, ich will Sie erst einmal vorstellen', sagte Mr Ingleby zu dem Neuen. 'Miss Rossiter und Miss Parton sind unsere Schutzengel, sie tippen ab, was wir schreiben, korrigieren unsere Orthographie, versorgen uns mit Bleistiften und Papier und füttern uns mit Kaffee und Keksen. Miss Parton ist die Blondine und Miss Rossiter die Brünette. Gentlemen ziehen bekanntlich Blondinen vor, aber was mich betrifft, sehe ich in beiden wahre Engelsgestalten.'
Mr Bredon verneigte sich.
'Miss Meteyard - Somerville-College, Oxford. Eine der brillantesten Zierden unserer Abteilung. Sie dichtet die ordinärsten Verse, die je in diesen vier Wänden deklamiert worden sind.'
'Dann werden wir uns bestimmt gut verstehen', sagte Mr Bredon herzlich.
'Mr Willis zu Ihrer Rechten, Mr Garrett zu Ihrer Linken - beide Genossen unserer Schmach. Das ist die ganze Abteilung, ausgenommen Mr Hankin und Mr Armstrong, welche die Direktoren sind, und Mr Copley, ein Mann von Gewicht und Erfahrung, der deshalb prinzipiell nicht ins Stenotypistinnenzimmer Unsinn treiben kommt. Er geht zum Gabelfrühstück aus und beansprucht Vorrang aufgrund langer Dienstzeit, obwohl ihm das gar nicht gebührt.'
Mr Bredon schüttelte die Hände, die sich ihm entgegenstreckten, und murmelte höflich etwas vor sich hin.
'Möchten Sie an unserer Derbylotterie teilnehmen?', erkundigte sich Miss Rossiter mit einem Auge auf die Geldbüchse. 'Sie kommen gerade recht zur Ziehung.'
'Oh - selbstverständlich', sagte Mr Bredon, 'was kostet es?'
'Sechs Pence.'
'Oh - ja - natürlich. Ich meine, es ist verdammt anständig von Ihnen, selbstverständlich. So eine Gelegenheit soll man nicht versäumen.'
'Das bringt den ersten Preis auf genau ein Pfund', sagte Miss Rossiter mit einem dankbaren Seufzer. 'Ich hatte schon Angst, dass ich selbst zwei Lose kaufen müsste. Tippe doch Mr Bredons Zettelchen, Parton, BREDON - wie Zur Sommerszeit auf dem Bredon-Berg.'
'Stimmt aufs Haar.'
Miss Parton tippte bereitwilligst den Namen und fügte der Sammlung von Losen in der Keksdose ein weiteres leeres Zettelchen hinzu.
'Na, ich glaube, ich bringe Sie jetzt hinüber zu Ihrer Hundehütte', meinte Mr Ingleby düster.
'Recht so', sagte Mr Bredon. 'Recht so, selbstverständlich.'
'Wir haben unsere Zimmer alle auf diesem Korridor', fügte Mr Ingleby hinzu, indem er vorausging. 'Sie werden sich mit der Zeit hier schon zurechtfinden. Das ist Garretts Zimmer und das da Willis'. Und hier ist Ihres - zwischen Miss Meteyards und meinem. Die Eisentreppe, die meiner Tür gegenüberliegt, führt zu dem darunter liegenden Stockwerk. Dort hausen hauptsächlich die Gruppensekretäre, und außerdem sind dort die Konferenzzimmer - übrigens, fallen Sie diese Treppe nicht hinunter. Der Mann, dessen Zimmer Sie erben, ist hier letzte Woche hinuntergefallen und war tot.'
'Was Sie nicht sagen', bemerkte Mr Bredon mit Erstaunen.
'Brach sich den Hals und schlug sich den Schädel ein', sagte Mr Ingleby. 'An einem von diesen Metallknöpfen.'
'Wozu tut man Metallknöpfe auf Treppen?', fragte Mr Bredon. 'Damit man sich den Schädel daran einschlägt? Sollte verboten sein.'
'Ist aber nicht verboten', sagte Miss Rossiter, die hinzutrat, ihre Hände voller Stenogrammblocks und Löschpapier. 'Diese Knöpfe sollen angeblich verhindern, dass die Büroboten die Treppengeländer hinunterrutschen. Aber die Treppen selbst sind Nicht stehen bleiben, meine Herren. Da kommt Mr Armstrong die Treppe herauf. Die Direktoren haben es nicht gern, wenn man zuviel über die eiserne Treppe spricht.'
'Also - da sind wir', sagte Mr Ingleby, indem er sich diesen Rat zu Herzen nahm. 'Dieses Zimmer ist wie alle anderen - außer dass die Zentralheizung nicht besonders gut funktioniert, aber das wird Sie im Augenblick nicht stören. Es war Deans Zimmer.'
'Ach - der Bursche, der die Treppe hinunterfiel?'
'Jawohl.'
Mr Bredon sah sich in dem kleinen Raum um, der einen Tisch, zwei Stühle, ein wackliges Regal und einen Bücherschrank enthielt, und sagte: 'Oh!'
'Es war schrecklich', betonte Miss Rossiter.
'Es muss schrecklich gewesen sein', stimmte Mr Bredon aufs Herzlichste zu.
'Mr Armstrong diktierte mir gerade, als wir einen schrecklichen Krach hörten, er sagte: Großer Gott, was ist das? Ich dachte, es muss einer der Jungen sein, denn voriges Jahr fiel auch einer die Treppe hinunter. Er trug gerade eine Elliot-Fischer-Schreibmaschine, und es klang genauso, sogar noch schlimmer. Und ich sagte: Ich glaube, einer der Botenjungen muss die Treppe hinuntergefallen sein, Mr Armstrong. - Und er sagte: Unvorsichtige Fratzen und diktierte weiter. Meine Hand zitterte so, dass ich kaum schreiben konnte. Dann rannte Mr Ingleby vorbei, und Mr Daniels' Tür ging auf, und dann hörten wir einen schrecklichen Schrei. Mr Armstrong sagte: Gehen Sie doch und sehen Sie, was los ist. Ich ging also hinaus und sah hinunter, konnte aber nichts entdecken, weil eine Menge Leute um ihn herumstanden. Und dann rannte Mr Ingleby die Treppe hinauf, mit sooooo einem Gesicht - ja, Sie waren weiß wie in Bettlaken, Mr Ingleby, wirklich und wahrhaftig.'
'Möglich', meinte Mr Ingleby ein wenig erregt. 'Drei Jahre in diesem seelenzerstörenden Beruf haben es noch nicht vermocht, jegliches menschliche Gefühl in meiner Brust zu ersticken. Dazu kommt es aber wohl noch.'
'Passieren solche Sachen hier häufig?', fragte Mr Bredon. 'Nicht mit so katastrophalen Folgen', erwiderte Mr Ingleby, 'aber diese Treppe ist sicher eine Todesfalle.'
'Ich bin selbst einmal hier gefallen', sagte Miss Rossiter, 'und habe mir beide Absätze abgerissen. Es war sehr unangenehm, weil ich keine anderen Schuhe im Büro hatte und '
'Ich hab' ein Pferd gezogen, Kinder!', verkündete Miss Meteyard, die sich ungeniert ins Gespräch mischte. 'Sie hatten kein Glück, Mr Bredon, es tut mir Leid.'
'Ich war immer ein Pechvogel.'
'Sie werden sich noch unglücklicher fühlen, wenn Sie sich einen ganzen Tag lang mit Feldblumen-Margarine beschäftigt haben', sagte Mr Ingleby melancholisch. 'Ich habe wohl auch kein Pferd gezogen?'
'Nein, leider. Miss Rawlings hat natürlich - wie immer - den Favoriten.'
'Ich hoffe, der Favorit bricht sich die Beine', sagte Mr Ingleby. 'Treten Sie nur ein, Tallboy, treten Sie ein! Suchen Sie mich? Genieren Sie sich nicht vor Mr Bredon, er wird sich bald daran gewöhnen, dass sein Zimmer im Sinne des Gesetzes ein öffentlicher Raum ist. Darf ich Ihnen Mr Tallboy vorstellen, Gruppensekretär für Nutrax-Nervennahrung und einige andere nicht minder unappetitliche Produkte. Das ist Mr Bredon, unser neuer Beschriftungsmann.'
'Sehr erfreut', sagte Mr Tallboy kurz.
'So, jetzt werden wir Sie aber am besten mit der Arbeit beginnen lassen', bemerkte Mr Ingleby nach einer Weile. 'Hier ist die Anzeigenmappe. Sehen Sie sie durch, damit Sie eine Ahnung bekommen, welche Art Inserate das sind, und dann denken Sie sich einige Schlagzeilen aus. Sie müssen natürlich den Standpunkt vertreten, dass die Margarine Grüne Aue der Feldblumen-Molkerei alles bietet, was die beste Butter bietet, und nur neun Pence das Pfund kostet. Und außerdem wird es immer gern gesehen, wenn eine Kuh auf dem Bild erscheint.'
'Warum? Ist die Margarine aus Rindsfett gemacht?'
'Ja, wahrscheinlich - aber das darf man nicht sagen, das würde den Leuten den Appetit nehmen. Die Kuh im Bild erweckt die Gedankenverbindung zur Butter. Das ist alles. Und der Name - Grüne Aue - bezieht sich auch auf die Kuh, das ist doch klar.'
'Ach so.'
'Auf jeden Fall, lassen Sie die Butter aus dem Spiel, konzentrieren Sie sich auf die Margarine Grüne Aue. Wenn Sie ein paar Entwürfe fertig haben, lassen Sie sie abtippen, und zeigen Sie Mr Hankin das Ergebnis. So - wissen Sie jetzt Bescheid?'
'Ja, danke', sagte Mr Bredon und sah völlig verwirrt aus.
'Und ich werde gegen ein Uhr hereinschauen und zeige Ihnen dann, wo man am anständigsten zu Mittag essen kann.'
'Besten Dank.'
'Na - bis zum nächsten Mal!' Mr Ingleby kehrte in sein Zimmer zurück. 'Der wird das Rennen nicht durchhalten', sagte er zu sich selbst. 'Lässt aber bei einem verdammt guten Schneider arbeiten. Wir werden ja sehen.'
Er zuckte die Achseln und setzte sich an seinen Schreibtisch, um den Text für einen erstklassigen Prospekt über 'Gleitstahl-Büromöbel' auszuknobeln.
Mr Bredon, allein geblieben, befasste sich nicht sofort mit Margarine. Wie eine Katze, der er mit seiner leichtfüßigen Neugier eigentlich recht ähnlich sah, begann er sich mit seinem neuen Arbeitszimmer bekannt zu machen. Viel gab es da nicht zu sehen. Er öffnete seine Schreibtischschublade und fand ein abgenagtes und tintenbeschmiertes Lineal, einige ebenso abgenagte Stücke Radiergummi, eine Anzahl Geistesblitze über Tee und Margarine, auf kleine Zettel notiert, und einen zerbrochenen Füllfederhalter. Das Innere des Stehpults bot mehr Spielraum für seine Neugier. Es war angefüllt mit uralten, verstaubten Papieren, darunter ein Regierungsbericht über das Gesetz zur Beschränkung von künstlichen Lebensmittelbeimischungen (1926), eine Anzahl von - in jedem Sinne - derben Skizzen, die offensichtlich nicht von einem professionellen Zeichner ausgeführt waren, ein Bündel Bürstenabzüge von Inseraten der Feldblumen-Molkerei AG, einige Privatbriefe und alte Rechnungen. Mr Bredon, den Staub von seinen gepflegten Fingern wischend, wandte sich von diesem Stehpult ab und untersuchte einen Haken und einen Kleiderbügel an der Wand sowie ein ramponiertes Aktenbündel in einer Ecke und setzte sich in den Drehstuhl vor dem Schreibtisch. Hier begann er - nachdem er den Leimtopf, die Schere, einen neuen Bleistift, das Löschpapier, zwei Schreibblocks und den verstaubten Deckel einer Pappschachtel beäugt hatte -, die Meisterwerke seines Vorgängers über das Thema 'Margarine Grüne Aue' zu studieren.
Eine Stunde später öffnete Mr Hankin die Tür und sah herein.
'Na, wie geht's?', fragte er gütig.
Mr Bredon sprang auf.
'Nicht besonders gut, leider. Es ist nicht so leicht, sich hier einzuleben. Sie wissen, was ich meine.'
'Das kommt noch', sagte Mr Hankin. Er war hilfreich und der Überzeugung, dass neue Kollegen Ermunterung brauchen.
'Zeigen Sie mal her. Sie beginnen mit den Schlagzeilen? Richtig. Die Schlagzeile ist das halbe Inserat.'
Mr Bredon neigte ehrfürchtig sein Haupt, wie einer, der die Stimme des Propheten vernimmt. Der Direktor der Textabteilung ging mit dem Bleistift in der Hand die Liste der notierten Schlagzeilen durch. Bei einer machte er einen Haken.
'Das ist gut.
Besser als Butter
Mehr für Ihr Geld
Das trifft den Nagel auf den Kopf. Schreiben Sie dazu den weiteren Text. Und vielleicht auch noch zu diesem:
Sie würden wetten
Es war Butter -
obwohl ich da nicht ganz sicher bin. Diese Feldblumen-Leute sind sehr moralisch und haben Glücksspiele wahrscheinlich nicht gern.'
'So? Wie schade! Ich hatte verschiedene Ideen dieser Art. Riskieren Sie etwas auf - Gefällt Ihnen das nicht?'
Mr Hankin schüttelte bedauernd den Kopf.
'Das ist - fürchte ich - ein bisschen zu direkt. Ermuntert die arbeitenden Klassen dazu, ihr Geld zu vergeuden.'
'Aber sie tun es ja trotzdem - sogar die Weiber haben ein bisschen Aufregung ganz gern.'
'Ich weiß, ich weiß. Aber ich bin sicher, der Kunde würde das nicht akzeptieren. Sie werden bald finden, das größte Hindernis, das guter Reklame im Wege steht, ist der Auftraggeber. Jeder Auftraggeber hat seine Mucken. Diese Schlagzeile zum Beispiel wäre für Darlings in Ordnung, aber Feldblumen würde sie nie annehmen. Wir haben großen Erfolg gehabt mit einer derartigen Wett-Schlagzeile: Ihr letztes Hemd auf Darlings zusammenklappbarem Handtuchständer - Darlings verkauften damals in der großen Ascot-Rennwoche achtzigtausend Stück. Das war allerdings zum Teil Zufall, weil wir nämlich im Text den Namen eines Pferdes erwähnt hatten, das fünfzig zu eins gewann, und alle Frauen, die daraufhin Geld gewannen, kauften den zusammenklappbaren Handtuchständer aus reiner Dankbarkeit. Ja, die Leute sind komisch.'
'Ja', meinte Mr Bredon, 'das müssen sie wohl sein. Es scheint, in der Reklamebranche steckt mehr, als einem sozusagen auf den ersten Blick ins Auge springt.'
'Sie haben Recht', sagte Mr Hankin ein wenig grimmig. 'Auf jeden Fall, machen Sie weiter, und zeigen Sie mir dann das Ergebnis. Sie wissen, wo mein Zimmer ist?'
'Ja - am Ende des Korridors, bei der Eisentreppe.'
'Nein, nein, das ist Mr Armstrongs Zimmer. Am anderen Ende des Korridors, bei der anderen Treppe, die nicht aus Eisen ist. Übrigens -'
'Ja?'
'Ach nichts', sagte Mr Hankin vage. 'Ich habe nur gemeint - nein - eigentlich nichts.'
Mr Bredon sah ihm nach, wie er entschwand, und schüttelte nachdenklich seinen blonden Kopf. Dann machte er sich wieder an die Arbeit, schrieb ziemlich eilig ein paar Absätze zum Lobe der Margarine und verließ das Zimmer damit. Er wandte sich nach rechts, blieb vor der Tür zu Mr Inglebys Zimmer stehen und starrte unentschlossen auf die Eisentreppe. Während er so dastand, öffnete sich die Glastür eines Zimmers auf der anderen Seite des Korridors, und ein Mann in mittleren Jahren eilte vorbei. Als er Bredon sah, hielt er inne und fragte:
'Wollen Sie etwa wissen, wie man irgendwo hinkommt, oder kann ich Ihnen sonst wie helfen?'
'N - nein, danke sehr. Oder doch - ja. Ich bin der neue Mann in der Textabteilung. Ich suche das Stenotypistinnenzimmer.'
'Am anderen Ende des Korridors.'
'So. Herzlichen Dank. Diese Räumlichkeiten sind ein bisschen kompliziert. Wohin führt eigentlich diese Treppe?'
'Hinunter. Dort sind eine Reihe von Abteilungen. Hauptsächlich die Zimmer der Gruppensekretäre, Konferenzzimmer, Mr Pyms Zimmer, die Zimmer verschiedener Direktoren und die Druckerei.'
'So. Vielen Dank. Und wo ist der Waschraum?'
'Auch dort unten. Ich bringe Sie hin, wenn Sie wollen.'
'Danke bestens - danke, nein.'
Der andere Mann raste wie aus der Kanone geschossen die steile und metallisch klappernde Spirale hinunter. Bredon folgte ihm.
'Etwas gefährlich, was?'
'Jawohl. Seien Sie vorsichtig. Einer aus Ihrer Abteilung hat sich hier vor kurzem zu Tode gestürzt.'
'Was Sie nicht sagen!'
'Hat sich das Genick gebrochen und war tot, als man ihn auflas.'
'Wirklich? Tot? Wie ist das zugegangen? Konnte er denn nicht sehen, wohin er ging?'
'Ausgerutscht, nehme ich an. Ist wahrscheinlich zu schnell gegangen. An sich ist die Treppe ganz in Ordnung. Ich habe nie den kleinsten Unfall gehabt. Die Beleuchtung ist gut.'
'Die Beleuchtung?' Mr Bredon starrte vage auf das Oberlicht und den Korridor, der, genau wie in dem darüberliegenden Stockwerk, auf beiden Seiten von Glaswänden flankiert war.
'Tja, kein Zweifel. Die Beleuchtung ist ausgezeichnet. Er muss ausgerutscht sein, nichts leichter als das. Hatte er Nägel unter den Schuhen?'
'Ich weiß nicht. Habe mich um seine Schuhe nicht gekümmert. Ich war zu beschäftigt damit, den Leichnam aufzulesen.'
'So. Haben Sie ihn aufgelesen?'
'Ja, ich hörte den Krach, als er hinunterpurzelte, rannte hinaus und war der Erste an Ort und Stelle. Mein Name ist Daniels, übrigens.'
'Ach so? Daniels. Jaja. Ist denn bei der Leichenschau nichts über die Schuhe gesagt worden?'
'Ich kann mich nicht daran erinnern.'
'So. Dann hat er wohl keine Nägel gehabt. Ich meine, wenn er genagelte Schuhe gehabt hätte, wäre das doch erwähnt worden. Ich meine, es wäre dann doch eine Art Entschuldigung gewesen, nicht wahr?'
'Entschuldigung? Für wen?', fragte Daniels.
'Für die Firma natürlich. Ich meine, wenn die Firma Treppen baut, auf denen sich Leute den Hals brechen, da will die Versicherung doch wahrscheinlich wissen, wieso. Ich glaube wenigstens, dass das so ist. Ich selbst bin noch nie eine Treppe hinuntergefallen - toi, toi, toi!'
'Na, lieber nicht', erwiderte Daniels, indem er dem Problem Versicherung auswich. 'Den Waschraum finden Sie dort. Hinter dieser Tür und dann den Korridor hinunter nach links.'
'Danke sehr.'
'Nichts zu danken.'
Mr Daniels schoss davon und verschwand in einem Zimmer mit vielen Schreibtischen, Mr Bredon bahnte sich seinen Weg durch eine schwere Flügeltür.
Auf der Toilette traf Bredon Mr Ingleby.
'Ach!', sagte dieser. 'Sie haben den Weg selbst gefunden. Man hatte mir den Auftrag gegeben, Sie hierher zu begleiten, aber ich habe es vergessen.'
'Mr Daniels war so nett. Was tut er eigentlich?'