Aufgabe der Kunstgeschichte ist die Suche nach Kriterien, die es erlauben, authenti-sche Kunstwerke von Kopien oder Werken im Stil historischer Stücke zu unterscheiden. Die Nachfrage nach Stücken einer Kunstgattung übersteigt häufig das Angebot, was die Produktion von Nacharbeiten oder Fälschungen lukrativ macht. Dieses trifft auch auf die Werke des Kunsthandwerkes der Renaissance zu, die sich im 19. Jh. großer Beliebt-heit erfreuten. Dazu zählen auch die Limousiner Maleremails, die hauptsächlich in der Zeit vom späten 15. Jh. bis teilweise noch in das frühe 18. Jh. in der Stadt Limoges in Frankreich produziert wurden. Besonderes Merkmal der Limousiner Maleremails ist, dass niedrigschmelzende Glasflüsse direkt miteinander verlaufend auf Kupfer aufgetra-gen wurden, so dass die Farben nicht durch Metallstege voneinander getrennt sind.
Mit analytischen Methoden sollten zeittypische Veränderungen der Emailflüsse fest-gestellt werden, um strittige Objekte durch Analysen in einen zeitlichen Kontext ein-ordnen zu können. Zu diesem Zweck wurde ein Gerät entwickelt, mit dem sich Mikro-Röntgenfluoreszenzanalysen direkt in den Sammlungen durchführen lassen. Das Spektrometer verwendet eine Polykapillar-Röntgenoptik, um einen kleinen Messfleck (Durchmesser = 100 µm) zu erzeugen und kommt durch die Verwendung eines Silici-um-Driftkammerdetektors ohne die Kühlung mit flüssigem Stickstoff aus. Weiterhin zeichnet es sich durch Transportfähigkeit, eine flexible Probenpositionierung ohne Pro-benkammer und eine Vorrichtung zum Messen in einem konstanten Heliumgasstrom aus. Durch Messen in Helium ist eine Detektion aller Elemente von Natrium bis Uran möglich.
Eine standardgebundene Quantifizierungsmethode für die Analytik an Glas und Email wurde erarbeitet. Die Messungen an den Objekten wurden bei einer Messzeit von 100 s durchgeführt. Die Richtigkeit, mit der die Hauptbestandteile erfasst werden können, liegt in der Regel bei 10 % rel. Nachweisgrenzen von 30 ppm wurden für die Über-gangselemente erreicht. In einer Datenbank wurden die Ergebnisse der Elemente von Aluminium bis Zink (außer Argon und Schwefel), sowie Arsen, Rubidium, Strontium, Silber, Zinn, Antimon, Blei, Bismut und Uran zusammen getragen und bezüglich zeit-typischer Veränderungen ausgewertet. Als ergänzende Methoden wurden die Elektro-nenstrahl Mikroanalyse und die Laserinduzierte Plasmaspektrometrie verwendet.
An 165 Kunstwerken, die aus zehn internationalen Sammlungen stammen, wurden Untersuchungen durchgeführt. Anhand der Maleremails aus der Zeit zwischen 1500 und 1760, sowie dem späten 19. Jh. konnte festgestellt werden, dass sich die Objekte des späten 19. Jh. durch ihre Zusammensetzung von denen der früheren Herstellungsperio-den unterscheiden. Ein Charakteristikum ist dabei die Verwendung von Chrom, Uran, Cadmium, Selen und Iridium, die auf eine Produktion im oder nach dem 19. Jh. schlie-ßen lassen. Generell sind ab 1800 auch die Gehalte der Begleitelemente und Verunrei-nigungen, die durch das Flussmittel oder das Silicatmaterial in das Email gelangten, geringer. Bei den Nacharbeiten finden sich als wesentliches Merkmal nur Emails mit hohen Bleigehalten über 20 Gew.%, während die originalen Werke ganz oder nahezu bleifreie Emailflüsse aufweisen. Bei den getrübten weißen Emailflüssen wird ab der Mitte des 18. Jh. das ursprünglich verwendete Zinn-Blei-Weiß durch Bleiarsenat-Weiß ergänzt.
Schwieriger, aber auch möglich, sind weitere Eingrenzungen des Herstellungszeit-raumes für die originalen Maleremails über Elementverhältnisse in bestimmten Emailflüssen, wie z.B. den Gehalten von Arsen und Blei in cobaltgefärbten Flüssen.
Thesis
Dissertationsschrift
2004
Technische Universität Berlin
Auflage
Sprache
Maße
Höhe: 21 cm
Breite: 14.8 cm
ISBN-13
978-3-89820-660-0 (9783898206600)
Schweitzer Klassifikation