Art. 1 Abs. 1 GG beeinflusst als erste Norm und oberstes Prinzip der Verfassung alle Bereiche des Strafrechts. Der Autor wählt in seiner Untersuchung einen intradisziplinären Ansatz, der Verfassungs- und Strafrecht verbindet, um für ausgewählte Konflikte das Menschenwürdeargument präzise herauszuarbeiten. Er bedient sich dazu der drei Extreme »Rettungstötung«, »Rettungsfolter« sowie »lebenslange Freiheitsstrafe«. Die Betrachtung dieser außergewöhnlichen, den jeweiligen Entscheidungsträger bzw. Verurteilten immens belastenden Grenzbereiche des Rechts ermöglicht es, dogmatische Einfallstore der Menschenwürde im Strafrecht zu analysieren und zu festigen. Im Wege einer Synthese bestimmt der Autor sodann eine Funktion der Menschenwürde bei der Begründung von Schuldstrafe, im dreistufigen Deliktsaufbau und bei der Begrenzung von Strafsanktionen. Der Leser erfährt auf anschauliche Weise, dass Menschenwürdeschutz weitaus mehr bedeutet als die bloße Bewahrung eines Tabus.
Reihe
Thesis
Dissertationsschrift
2024
LMU München
Sprache
Verlagsort
Maße
Höhe: 228 mm
Breite: 157 mm
Dicke: 30 mm
Gewicht
ISBN-13
978-3-428-19497-1 (9783428194971)
Schweitzer Klassifikation
Franz-Xaver Lehmeyer studied law at the Ludwig-Maximilians-University Munich with a focus on »Criminal Justice, Criminal Defense, Prevention«. After his legal clerkship at the Higher Regional Court of Munich, he worked as a research assistant at the Chair of German, European and International Criminal Law and Criminal Procedure Law as well as Commercial Criminal Law at the LMU Munich before joining the judiciary in 2021. He initially worked as a judge at Munich Local Court in 2021/2022. The author has been a public prosecutor at the Munich I public prosecutor's office since 2022 - in the department for state security and political criminal matters since 2025.
Teil 1: Problemexposition: Die Menschenwürde als Rechtsbegriff - Das Tabu im (Straf-)Recht
Teil 2: Analyse von Extremsituationen und Extremsanktionen - Einfallstore für die Menschenwürde in der Strafrechtsdogmatik
Kapitel 1: Der Abschuss gekaperter Flugzeuge - Rettungstötung
Hinführung und Konfliktpotential - Die Regelung des LuftSiG im Problemfeld der Rettungstötungen - Der Aufopferungsgedanke als Vorstufe einer Abwägung - Grundlagen des Abwägungsverbots - Das Leben als Höchstwert - Das Urteil des BVerfG zum LuftSiG - Konsequenz für das
Strafrecht - Strafrechtliche Reformulierung des Menschenwürdearguments - Bestandskraft des Menschenwürdearguments in der Extremsituation 9/11
Kapitel 2: Die Aussageerzwingung zur Lebensbewahrung - Rettungsfolter
Hinführung und Konfliktpotential - Eine neue Folterdebatte - Dimensionen des Szenarios - Grundlagen des Folterverbots - Die Strafbarkeit der staatlichen Rettungsfolter - Reformulierung des Menschenwürdearguments - Die Strafbarkeit privater Folterhandlungen
Kapitel 3: Die lebenslange Freiheitsstrafe - Strafe im Angesicht der Menschenwürde: Hinführung
und Konfliktpotential - Die Abschaffung der Todesstrafe als Extremsanktion - Einordnung des Menschenwürdearguments - Das Urteil des BVerfG zur lebenslangen Freiheitsstrafe als Ausgangspunkt - Absolutheit der Strafandrohung - Lange Haftdauer und Unbestimmtheit - Lebenslange Freiheitsstrafe als Vernichtungsstrafe
Teil 3: Synthese der Grenzbereiche des Rechts - Funktionen der Menschenwürde im Strafrecht:
Funktion der Menschenwürde bei der Begründung von Strafe - Funktion der Menschenwürde im dreistufigen Deliktsaufbau - Funktion der Menschenwürde bei der Begrenzung von Strafe - Ausblick: Punitivität und Humanisierung des Sanktionensystems