Im frühen Bismarckreich vollzog sich eine der großen Reformphasen in der neueren deutschen Geschichte, an deren inhaltlichen Ausgestaltung die Nationalliberalen an der Seite des Reichskanzlers großen Anteil hatten. Ihre Wirkungen und Ergebnisse reichen bis in die heutige Zeit. Getragen wurde das liberale Modernisierungsprogramm von einem Sprach- und Politikstil, einem >politischen Code<, der von weiten Teilen des Bürgertums gelesen und verstanden werden konnte. Das verschaffte den Liberalen die Deutungshoheit in den anstehenden Fragen zur Lösung der großen Herausforderungen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft nach der Reichsgründung. Doch warum verlor das vielversprechende Konzept der Erneuerung schon keine zehn Jahre später seine Überzeugungskraft? Die vorliegende Studie untersucht auf einem genau markierten Beobachtungsfeld, wie Zukunftsversprechen eine Partei großmachen können, wie schnell aber auch der Einfluss auf Deutungshoheit in der Politik verloren gehen kann.
Rezensionen / Stimmen
»Lauterbach legt eine überzeugende Studie zur politischen Performanz, den Handlungsspielräumen der Nationalliberalen und deren auf lange Sicht betriebenen Versuch zur Errichtung einer parlamentarischen Monarchie und dessen Scheitern vor. Es bleibt zu wünschen, dass die Arbeit den Anstoß für weitere Publikationen im Bereich der Liberalismusforschung im Kaiserreich, so beispielsweise für eine umfangreichere Arbeit zu den Nationalliberalen 1878 bis 1918 oder zum Liberalismus in zahlreichen deutschen Bundesstaaten, gibt.« Michael Kitzing, in: Zeitschrift für Parlamentsfragen, 2/2024
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Gewebe-Einband
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Höhe: 240 mm
Breite: 169 mm
Dicke: 30 mm
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ISBN-13
978-3-428-19089-8 (9783428190898)
Schweitzer Klassifikation
Ansgar Lauterbach studied History, Political Sciences and Sociology at the University of Heidelberg. Scholarship holder of the Friedrich Naumann Foundation. Doctorate in history at the University of Tübingen in 1999. Subsequently Managing Director for Germany at Select Appointments PLC (London). 2004 Foundation and ownership of the DAL Holding Group. Sale of the group to Derichebourg S.A. (Paris) in 2015. Thereafter Managing Director of the Group in Germany. Since 2021 founder and co-owner of ALC Consulting (Berlin) and CALL Tech Ltd. (London). Various publications, incl.: Die Nationalliberale Partei in der Reichsgründungszeit (2000).
I. Überlegungen zum »politischen Code« der Nationalliberalen
II. Der Paradigmenwechsel im Staatsrecht
III. Mangelnde Verfestigung der nationalliberalen Organisationsstruktur und ihre Auswirkung auf die politische Schlagkraft
IV. Die organische Ausweitung der Reichsverwaltung und ihre verfassungsrechtlichen Implikationen
V. Die Suche nach liberalen Politikangeboten - Vorgedanken zur Rekonstruktion einer liberalen Programmsprache
VI. Kulturkampf, nationale Parole und »organische« Fortentwicklung des Staatswesens - Grundzüge des nationalliberalen Politikstils
VII. Strukturelle Schwächen des liberalen Sprachcodes: Das »Reichsmilitärgesetz« - ein altes Problem mit neuer Wahrnehmung
VIII. Der Kampf um den liberalen Markenkern am Beispiel des Bankgesetzes
IX. An der Grenze zum Machbaren - und ein wenig darüber hinaus
X. Liberaler Politikstil am Fuße des Staates - Selbstverwaltung, Kommunalliberalismus und der Versuch des reformorientierten Umbaus der Behörden auf den unteren Verwaltungsebenen
XI. Nationalliberaler Politikstil unter dem Eindruck einer aufziehenden Wirtschaftskrise
XII. Innerfraktionelle Spannungen und Bismarcks erste Reformgedanken
XIII. Die langen Schatten des »Gründerschwindels«
XIV. Die Nationalliberalen geraten ins Hintertreffen - Bismarck stellt sich neu auf
XV. Der Anfang vom Ende - Die Reichsjustizgesetze und der Streit unter den liberalen Fraktionen
XVI. Neuorientierung des Nationalliberalismus - auf der Suche nach neuen Stilmitteln
XVII. Das Scheitern des nationalliberalen Politikstils. Teil 1: Der Verlust des liberalen Markenkerns
XVIII. Das Scheitern des nationalliberalen Politikstils. Teil 2: Fehlende Kompromissbereitschaft und mangelnde Führung