Das polemische Konstrukt des "Schwärmers" bzw. des "Schwärmertums" stellt im Luthertum bis ins 20. Jahrhundert hinein ein wirkmächtiges Modell der Wahrnehmung und Bewertung religiöser Phänomene und politischer Optionen dar. Luther selbst verwendete und prägte ein reiches Arsenal an Kampfnamen und pejorativen Begriffen, mit denen er seine 'radikalen' Gegner belegte und durch die er 'Abweichung' von der sich als normativ durchsetzenden eigenen Position markierte. Thomas Hahn-Bruckart geht in seiner Studie diesen und weiteren Strategien sprachlichen Ein- und Ausgrenzungshandelns nach, um nachzuzeichnen, wie das vom 'Eigenen' abweichende 'Andere' in der frühen Wittenberger Reformation markiert und konturiert wurde. In seiner bis Anfang 1525 reichenden Perspektive wird deutlich, wie ursprünglich auf einzelne Aspekte und Personen bezogene Verdikte zu einem Gesamtphänomen verdichtet wurden.
Reihe
Thesis
Sprache
Verlagsort
Zielgruppe
Produkt-Hinweis
Maße
Höhe: 232 mm
Breite: 155 mm
Dicke: 24 mm
Gewicht
ISBN-13
978-3-16-164499-3 (9783161644993)
Schweitzer Klassifikation
Autor*in
Geboren 1978; Studium der Ev. Theologie in Bonn, Jerusalem und Kiel; 2011 Promotion; 2020 Habilitation; Professor für Kirchengeschichte an der Universität Rostock.
0. Einleitung
1. Der Ausschluss aus den "Nostri" - Exklusion und Inklusion angesichts frühreformatorischer Aufbrüche in Erfurt, Wittenberg, Leipzig und Magdeburg
2. Von "Aufruhr und Empörung" zum "Bildstürmen" - Die Wittenberger Bewegung als polemische Konstruktion?
3. "Zwickauer neue Propheten" - Erste polemische Begriffsbildung zur Markierung innerreformatorischer Devianz
4. "Optimus vir", "Judas unter den Aposteln" und "Satan": Andreas Bodenstein von Karlstadt als Personifizierung radikalreformatorischer Devianz
5. Karlstadt, Zwilling und Müntzer - Retrospektive und Prärogative zwischen Inklusion und Exklusion
6. Vom "schwermenn" und den "Schwermern" - Entstehung und Ausweitung eines häresiologisch konnotierten Konzepts
7. Aggregative Verdichtung
8. Zusammenfassung und Ausblick