Ständiger Aufenthalt
Schnappschuß, 2020
Veilchenzeit
Schwanensee, Belvedere
Interludium Ettersberg
Nebelbank bei Buchfahrt
Ringelsocken
Wortlandschaft
Birke
Spazierengehen mit M.
Verzweigung
Ausflug zurück
Zwischen Jena und Kunitz
Ortswechsel
Limerick
Tearoom bei Regen
Schornsteine
Der Fluß
Hinter dem Hunt-Museum
Spaziergang
Peoples Park
Bei Mitchelstown
Bonner Elegie
Nürnberger Rauch
Der Niesen, 2020
Regen in Chemnitz
I Scheinwerfer
II Nächstenliebe
III Flut
IV Rattenfänger
V Ölzweig
Transit Suhl
Turmbesteigung Hradschin
Grober Regen, Luzern
Dresden, zwei Ansichtssachen
I Türme
II Schwerkraft
Café Slavia
Turm zu Stolpe
Dechower Texte, August 2018
I Gegen Morgen
II Schlußakkord
III Dechower Kadenz
IV Sommergedicht nach Klabund
V Nolde-Ausstellung in Lübeck
VI Birkenallee
Rom, violett
Mainschleife
Selbst in der Provence
I Stachel
II Distel
III Motten
IV Distelfalter
Sörenberger Sonett
Elementarteile
Rinde
Wolken
Geduld der Steine
Sand
Im Archiv der Stille
Schreibtisch
Laub
Stein
Birke
Felsen
Kirschen
Staub
Schneckenhäuser
Felsen am Meer
Kunstblumenstilleben
Sieben Notate über dem Schatten der Elsbeere Elsenlöckchen
Pfahlwurzel
Jahresringe
Sorbus torminalis
Schattenwurf
Lied
Kontertanz
Kammermusik
Landschaft mit Zugabe
Singstimmen
Vier Episoden Margarete betreffend
I Tauben
II Brandmauer
III Tonleiter
IV Wiegenlied
Pirol bei Kaatschen, Mai 2019
Orpheus in der Muschelnische
Finales Wortspiel
Abendlied
Chopin, Sonate Nr. 3 h-Moll op. 58, IV.
Finale: Presto, ma non tanto, agitato
Beweisaufnahme
I bis XX
Über den Autor Wolfgang Haak
Schnappschuß, 2020 (1. Text im Band):
März in Weimar. Eine Linde regungslos unter der Wolkenlast des Universums, wo viel Platz ist für flüchtige Gebilde. Kein Feuerwerk des Frühlings in Sicht, nur der Abglanz auf überjährigen Hagebutten und Schlehen. Käme ein Komet in der Form eins Dodekaeders um die Ecke, er könnte die Stadt nicht erwecken. Hoffnung auf die Ankunft der Mauersegler und die Durchseuchung der Bürgerschaft. Drei Maskierte tauchen auf, die Heilkraft von Lavendel, Weihrauch und Myrrhe verkündend. Augen zu, allen Wetterwarnungen zum Trotz. Daheim ist daheim in Weimar, der Stadt, die sich im Kernschatten der eigenen Bedeutung verfangen hat. Wasserströme die Rinnsteine hinab, ein Gurgeln in den Fallrohren, Morsezeichen tropfenweise ins Faß gezählt. Das ist so und wird immer bleiben. Längst sind Demütigungen und Verluste ins Trockene gebracht und frisch desinfiziert. Denn euch fehlt die Gabe, jedem, der euch vertraut, hilfreich und tröstlich zu sein. Bleiben Infektionskurven, der Rost auf dem Stacheldraht und alle Feigheit der gültigen Stunden. Nietzsche als Superstar, Goethe und die Homosexualität, Schiller im Schatten der Pomologie. Trotzdem ist immer was los. Verirrte Touristen frieren unter Regenschirmen mit dem Salve-Gruß unterm Arm. März in Weimar also: ein luxuriöses Quarantänezentrum von der Ilm durchflossen. Aber die Linde träumt allen Falschmeldungen zum Trotz davon, einst mit blanken Blättern regungslos im Sonnenschein zu stehen. Bleibt die Sehnsucht der Propheten und Bürger nach dem Sosein, wie es nie war, wenn der Komet vorüber ist, und ein Hauch von Lavendel, Weihrauch, Myrrhe und jetzt auch Bratwurst durch die Gassen zieht.