Billie Eilish konfrontierte die Hater*innen ganz direkt. Die kalifornische Musikerin, die sich seit der Veröffentlichung ihres ersten Songs mit nur 13 Jahren mit unangemessenen Kommentaren zu ihrem Körper und ihrem meist baggy Kleidungsstil herumschlagen muss, veröffentlichte Anfang 2020 das Stück "Not My Responsibility" mit einem dazugehörigen Video. Darin zeigt sie die Unmöglichkeit auf, als Frau im Showbusiness all den widersprüchlichen Imperativen, die auf sie einhageln, gerecht zu werden: "Would you like me to be smaller, weaker, softer, taller? Would you like me to be quiet?" Auch die alte Hure/Heilige-Dichotomie, in der es keine richtige, sondern nur zwei falsche Seiten zu wählen gibt, bringt sie auf den Punkt: "If I wear what is comfortable / I am not a woman / If I shed the layers / I'm a slut".
Entweder unweiblich verhüllt oder eine hüllenlose Schlampe, dazwischen gibt es nichts. Nachdem Eilish in ihren Teenagerjahren wie so viele ihrer Altersgenoss*innen locker sitzende Oversize-Kleidung favorisiert hatte, fing sie rund um ihren 18. Geburtstag damit an, auch körperbetontere Outfits zu tragen. Doch so oder so, in beiden Fällen war die Öffentlichkeit davon besessen, ihre Figur zu kommentieren, mit bohrendem Blick unter ihre Kleidung vorzudringen. Vor dem überwachenden, urteilenden Blick der Öffentlichkeit, der auf beklemmende Weise an das Gefängnissetting des von Foucault beschriebenen Panoptikums erinnert und den sie im Songtext seziert, gibt es kein Entkommen.