Der Ethnologe Lüder Tietz setzt sich in seinem Artikel mit situiertem Wissen am Beispiel 'Geschlecht' von Indigenen Nordamerikas auseinander. "Berdachen" oder "Two-Spirit" lautet die Bezeichnung für ein drittes Geschlecht, das viele indigene Völker Nordamerikas neben dem männlichen und weiblichen Rollenmodell kannten. Seine Frage ist nach der Konstituierung von Wissen und der Konstruktion von Diskurs. Er zeichnet diverse Auseinandersetzungen mit Berdachen von Theoretiker_innen nach und stellt ihnen auch die selbstbestimmten Narrationen von Alltagsakteur_innen entgegen. Als Beispiel für den Kampf um Positionierungen reflektiert Tietz kritisch einige Aspekte seiner Forschung. Bei dieser Reflektion werden die Überschneidungen zwischen den Positionen von Forschenden und Beforschten, von Native North Americans, Euro-Amerikaner_innen und Europäer_innen, von Schwulen, Lesben, Bisexuellen, trans* bzw. inter* positionierten Menschen und Queers, von Aktivist_innen und Sozial- bzw. Kulturwissenschaftler_innen thematisiert. Tietz Forschung versucht dabei primär Selbstkonzepte heutiger Lebensverhältnisse von Menschen aus dem Two-Spirit-Netzwerk zu ergründen und gleichzeitig die diskursiven Voraussetzungen für die Entstehung dieser Konzepte historisch zu erfassen. Dabei geht er den Fragen nach, ob Two Spirit aufgrund ihrer 'Heiligkeit' verehrt wurden oder Opfer sexualisierter Gewalt gewesen waren, ob wichtige Handlungsräume von allen indigenen Frauen oder nur von 'Amazonen' betreten werden konnten und wo die Grenzen dieser Transgression lagen, wie Homosexualität, Transgender und Intergeschlechtlichkeit zusammenhingen und
was all dies mit der mythologischen Figur 'Trickster' zu tun hatte.
Reihe
Sprache
ISBN-13
978-3-943652-12-3 (9783943652123)
Schweitzer Klassifikation