Courtney J. P. Friesen untersucht die Grenzverschiebungen der antiken Religionen anhand der Rezeption einer beliebten Tragödie, Euripides' Bakchen. Das Stück behandelt politische Krisen, die durch die Ankunft des "fremden" Gottes Dionysos und seines ekstatischen Kults provoziert werden, was von Publikum und Lesern als Hinweise auf ihre je eigenen kulturellen Kontexte verstanden wurde. Der Gott des Dramas wurde ein Sinnbild für ausgelassene und befreiende Spiritualität und, zur gleichen Zeit, ein Symbol für Eroberung. Daher heben Rezeptionen der Bakchen häufig Konflikte zwischen religiöser Unabhängigkeit und politischer Autorität hervor, sowie zwischen ethnischer Vielfalt und sozialem Zusammenhalt. Diese interdisziplinäre Studie spürt Aneignungen des Dramas und Anspielungen darauf zwischen dem fünften Jahrhundert v. Chr. und byzantinischer Zeit nach, nicht nur durch "Heiden", sondern auch durch Juden und Christen. Schriftsteller schärften auf verschiedene Weise ihre religiösen Vorstellungen in Abgrenzung zu Dionysos, während sie oftmals paradoxerweise die Sprache und Symbolik des Gottes annahmen. Folglich sind Imitation und Nachahmung zeitweise nicht von Polemik und Subversion zu unterscheiden.
Diese Arbeit wurde mit dem Manfred Lautenschlaeger Award for Theological Promise 2016 ausgezeichnet.
Reihe
Sprache
Verlagsort
ISBN-13
978-3-16-154078-3 (9783161540783)
DOI
10.1628/978-3-16-154078-3
Schweitzer Klassifikation
Autor*in
Born 1979; 2013 PhD from the University of Minnesota, Department of Classical and Near Eastern Studies; currently instructor of Greek, University of Oxford, Faculty of Theology and Religion.