Erinnern stiftet Identität, sowohl für Einzelne als auch für Gruppen und Kulturen, denn es stellt über eine gemeinsam geteilte Vergangenheit Verbindungen und Verbindlichkeiten her. Doch Erinnern beruht auf subjektiver Wahrnehmung und ist - wie die Erkenntnisse der Neurowissenschaften zeigen - anfällig für Veränderungen und das Vergessen. Vorhandene Lücken werden aufgefüllt, mitunter auch mit Material aus Film und Literatur, das nicht Teil des autobiographischen Gedächtnisses ist.
Seit den 1990er Jahren gilt für literarische Texte tendenziell der Grundsatz "memory sells". Darüber hinaus spielen multimediale Formate des Erinnerns, wie sie sich im zeitgenössischen postdramatischen Drama oder im Rahmen von Graphic Novels finden, zunehmend eine wichtige Rolle. Fragen zur Diversität des Erinnerns ergeben sich zudem für die Gender Studies, die Animal Studies und die Plant Studies.
Insbesondere in Erinnerungsliteratur sind Vielschichtigkeit und Mehrdeutigkeit wichtige Merkmale, die über die Komplexität und Qualität der Texte entscheiden: Tragen die Fictions of memory den Problemen des Erinnerns Rechnung und machen transparent, dass es sich stets um narrativ bzw. medial geformte Rekonstruktionen und Interpretationen der Vergangenheit handelt, wodurch sich ein Raum für Unzuverlässigkeiten öffnet? Wird thematisiert, dass es selektive Erinnerungsversionen sind, die potentiell in Konkurrenz zu anderen stehen?
Diese und andere Fragen stellen die 17 Beiträge des Bandes anhand der Analyse vornehmlich deutschsprachiger Literatur sowie von Film- und TV-Medienformaten.
Reihe
Sprache
Verlagsort
Verlagsgruppe
Illustrationen
10
10 s/w Abbildungen
Etwa 250 S. 10 Abb.
ISBN-13
978-3-662-72303-6 (9783662723036)
Schweitzer Klassifikation
Dr. Anna Braun-Beneke
ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Germanistik der Universität Koblenz.
Dr. Nicolai Glasenapp ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Germanistik der Universität Koblenz.