Schweitzer Fachinformationen
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Denis Benz riss mitten in der Nacht erschrocken die Augen auf. Er wusste nicht, ob er träumte oder schon wach war. Sein Puls raste. Panisch schaute er sich in seinem Schlafzimmer um, doch es war so dunkel, dass er nichts erkennen konnte. Er traute sich kaum zu atmen. Da ist doch jemand in meinem Schlafzimmer! Er versuchte, sich wieder zu beruhigen, doch er wurde das Gefühl nicht los, dass er nicht alleine war. Er schwitzte. Eigentlich hätte er nur zum Nachttisch hinübergreifen und das Licht einschalten müssen, aber aus unerklärlichen Gründen traute sich Denis nicht. Er schloss wieder die Augen und versuchte das anzuwenden, was er in der Agentenausbildung gelernt hatte: ruhig atmen, jegliche Panik vermeiden, den Puls senken und rational vorausplanen.
Nachdem Denis durch Zufall vor drei Jahren zum Schweizer Geheimdienst, kurz NDCH, gestossen war und durch seine Hilfe einer der grössten Drogenskandale der Geschichte aufgedeckt worden war, bot man ihm an, ihn zum Agenten auszubilden und ihn in die Spezialabteilung PRIOS aufzunehmen. PRIOS ist eine Eliteabteilung des Geheimdienstes und direkt dem Bundesrat unterstellt. Jeder Agent des Landes wollte in diese Abteilung. Denis nahm das Angebot an und liess sich drei Jahre lang ausbilden. Natürlich wurde seine Berufung in die Abteilung PRIOS von seinen Kollegen mit einer gewissen Portion Argwohn und Neid gesehen. Doch aufgrund seiner Verdienste aus der Vergangenheit und weil er bis in die politische Spitze des Landes viel Anerkennung dafür bekommen hatte, hütete man sich, die Kritik laut auszusprechen.
Die Ausbildung zum Agenten war das Härteste, was Denis je in seinem Leben gemacht hatte. Nicht nur physisch wurde er bis an seine Leistungsgrenze gebracht, auch psychisch. Jeden Tag standen sportliche Aktivitäten, Ausbildung an verschiedensten Waffen, Selbstverteidigung, Politologie, internationales Recht, psychologische Seminare und vieles mehr auf dem Ausbildungsplan. Neun Anwärter waren in seinem Jahrgang gestartet, gerade mal drei hielten der enormen Belastung bis zum Schluss stand und schlossen ab. Denis war einer der drei, zwar nicht mit dem besten Resultat, aber er schloss ab. Er wusste natürlich, dass er es ohne die Hilfe seines Vaters, der in den Achtzigerjahren Chef des Schweizer Geheimdienstes gewesen war, nicht geschafft hätte. Auch sein bester Freund, Pascal Weber, ebenfalls ein PRIOS-Agent, war ihm eine wichtige Stütze gewesen. Die beiden gaben ihm immer wieder entscheidende Tipps, wie er bestimmte Situationen während der Ausbildung bewältigen konnte. Trotzdem, die Leistung musste er alleine bringen, was ihm auch gelang. Darauf war Denis sehr stolz. Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er das Gefühl, etwas wirklich Grosses geleistet zu haben.
Versuche, deinen Puls zu senken, indem du ruhig atmest. Vermeide jegliche Panik. Denk an die Röhre!
Die Röhre war eine gefürchtete Übung in der Ausbildung: Die angehenden Agenten wurden mit einem Atemgerät in eine Metallröhre gezwängt, die gerade gross genug war, dass man mit angezogenen Schultern darin Platz fand. Nachdem sich pro Röhre drei Kandidaten hintereinander liegend hineingezwängt hatten, wurde sie verschlossen und mit Wasser geflutet. Die Herausforderung war, in absoluter Dunkelheit und Enge den richtigen Moment zu finden, das Atemgerät zu benutzen, denn es bot nur Sauerstoff für acht Minuten. Die Übung dauerte aber zehn Minuten. Da ein panischer Mensch mehr Sauerstoff verbraucht und das Zeitgefühl verliert, war man also gezwungen, ruhig zu bleiben. Denis' Mitstreiter schafften es nicht und drückten den Panikknopf. Er aber hielt die ganzen zehn Minuten durch. Er entschied sich damals, eine Minute, bevor er das Atemgerät benutzte, und eine Minute, nachdem der Sauerstoff ausgegangen war, die Luft anzuhalten. Es war die richtige Taktik.
Langsam senkte sich Denis' Puls, er beruhigte sich. Behutsam bewegte er seine Hand in Richtung Nachttischlampe. Gerade als er sich an die Holzkante des Tischchens herantastete, packte ihn plötzlich eine Hand. Denis schrie auf, doch eine andere Hand presste ihm den Mund zu. Wie wild fing er an, um sich zu schlagen, doch durch die Überraschung und wegen der Dunkelheit befand er sich in einer fast ausweglosen Situation. Er spürte, wie ihn zwei kräftige Hände packten und ihn gekonnt auf den Rücken drehten. Sein Kopf wurde mit einer Hand hart in das Kopfkissen gepresst, die andere Hand hielt routiniert Denis' Arme auf dem Rücken in Schach. Er spürte, wie ihm ein Knie auf die Arme gelegt wurde.
«Psssst! Sei ganz ruhig und du wirst diese Sache hier überleben!», flüsterte eine Männerstimme. «Du hast keine Chance, also spiel nicht den Helden! Hast du mich verstanden?»
Denis nickte heftig mit dem Kopf. Der Angreifer lockerte den Griff um Denis' Kopf.
«So ist es brav!»
Denis drehte ganz langsam seinen Kopf zur Seite und atmete tief ein.
«Wer sind Sie und was wollen Sie hier?», presste er heraus.
«Psssst! Nicht reden, Agent Denis Benz!», antwortete die Stimme im Dunkeln leise und erstaunlich gelassen. Es klang tief und männlich und hatte fast etwas Beruhigendes.
Denis konnte hören, wie Klebeband von einer Rolle gelöst wurde. Mit ein paar schnellen Bewegungen klebte der Unbekannte Denis' Handgelenke zusammen. Anschliessend fesselte er Denis' Beine und drehte ihn wieder auf den Rücken.
Denis' Herz raste. Gerade als er fragen wollte, woher der Angreifer seinen Namen wusste, wurde ihm grob der Mund zugeklebt. Der Mann wickelte das Klebeband gleich zweimal um Denis' Kopf herum. Nun konnte er nur noch durch die Nase atmen. Ein Gefühl des Erstickens machte sich in ihm breit. Panisch versuchte er, sich aus der misslichen Situation zu befreien, musste aber schnell einsehen, dass er chancenlos war. Schweiss lief ihm über die Stirn. Er bemerkte, wie ihm das Klebeband an den Händen und Füssen allmählich das Blut abschnitt. Angestrengt versuchte er, wenigstens die Konturen des Einbrechers zu erkennen, aber in seinem Zimmer war es schwarz wie die Nacht.
Denis spürte, dass das Gewicht auf seinem Körper nachliess. Der Mann war offenbar von ihm heruntergestiegen. Er versuchte herauszufinden, wo sich der Angreifer befand und drehte seinen Kopf nach rechts. Angestrengt lauschte er. Doch er konnte nichts hören. Plötzlich flüsterte ihm der Angreifer von der anderen Seite ins Ohr:
«Hier bin ich, kleiner Agent!»
Erschrocken drehte Denis seinen Kopf. Er atmete kurz und schnell durch die Nase.
«Ganz ruhig. Je schneller du deinen Puls wieder senkst, desto angenehmer wird das Ganze für dich! Das solltest du doch wissen.» Der Mann lachte leise.
Denis konnte nun sogar den warmen Atem am Ohr spüren. Erst jetzt fiel ihm auf, dass der Mann Hochdeutsch mit ihm sprach. Es war aber ein deutlicher Akzent hörbar. Denis vermutete, dass es sich um einen Engländer oder Amerikaner handeln musste.
Mit voller Wucht schmiss Denis seinen Kopf nach links und traf auf etwas Hartes. Der Mann stiess ein kurzes «Wow!» aus.
«Jetzt wird er auch noch frech, der junge Mann!» Die Stimme klang nun etwas weiter entfernt, aber lauter. «Also wenn ich nur mit einer Unterhose bekleidet, gefesselt und geknebelt auf dem Bett liegen würde, wäre ich gegenüber dem Gast etwas freundlicher!»
Mit voller Wucht traf Denis ein Schlag im Gesicht. Denis schrie seinen Schmerz in das Klebeband, doch gegen aussen war nichts als ein leises «mmmhhh» zu hören. Instinktiv kniff er die Augen zusammen und versuchte, seinen Kopf zum Schutz einzuziehen, denn er erwartete weitere Schläge. Doch sie blieben aus. Er versuchte, sich wieder zu beruhigen. Er fühlte sich absolut hilflos. Was will dieser Mann von mir? Warum ist er hier? Wäre er ein Dieb, dann hätte er sich bestimmt nicht bemerkbar gemacht und wäre schon längst wieder über alle Berge. Nein, er ist hier, weil er will, dass ich es mitbekomme! Aber warum? Denis vernahm ein leises Geräusch, als ob jemand etwas mit einem Druckknopf öffnen würde. Plötzlich spürte er etwas Kaltes an seinem Hals. Es war die Klinge eines Messers!
«Was hältst du davon, wenn ich dir jetzt ganz langsam die Kehle durchschneide? Weisst du, wie schmerzhaft es ist, zu verbluten? Es würde Minuten voller Qualen für dich bedeuten. Kein sehr schöner Tod, das kann ich dir versichern. Hab es schon ein paar Mal mitansehen müssen.»
Denis atmete wieder schneller.
«Siehst du, da kann man sich zum Agenten ausbilden lassen und trotzdem kommt der Moment, wo man sich vor Angst fast in die Hose macht, weil man absolut hilflos ist. Apropos, hast du dich schon eingepisst?»
Denis hörte, wie der Mann sich bewegte.
«Bravo! Ich muss zugeben, du beeindruckst mich. Andere hätten sich in dieser Situation schon längst eingesaut!»
Denis schloss die Augen und versuchte, sich zu beruhigen. Was hat der Mann...
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