Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Es sollte der perfekte romantische Wochenendtrip sein. Doch nur einer wird ihn überleben.
Der renommierte Literaturprofessor Steven und seine junge, schüchterne Collegestudentin Ellie sind über beide Ohren ineinander verliebt und fahren zum ersten Mal zusammen in Urlaub. Sie freuen sich auf drei Tage in einem einsam gelegenen Ferienhaus auf Long Island. Spaziergänge am Strand, lange Abende vor dem Kamin, hemmungsloser Sex. Es klingt paradiesisch. Dass ein Schneesturm aufzieht, der die beiden von der Außenwelt abschneidet, stört sie zunächst nicht. Doch dann wird klar, dass beide ein Geheimnis hüten - und das Wochenende für einen von ihnen tödlich enden wird .
»Heftig, angsteinflößend, kühn und wundervoll. Legen Sie für dieses Buch alles zur Seite!« Chris Whitaker
STEVEN
Nach einem Kuss erklärt sich Ellie bereit, die Lebensmittel aus dem Wagen zu holen. Steven beobachtet, wie sie die Haustür öffnet und sofort in einen Wirbel aus Schneeflocken gerät.
»Das große Schlafzimmer ist oben rechts von der Treppe«, ruft sie ihm über die Schulter zu, lächelt und blinzelt sich die Flocken von den geschwungenen Wimpern, bevor sie in der Nacht verschwindet.
Er schnappt sich ihr Gepäck und geht immer zwei Stufen auf einmal nehmend die imposante Treppe aus Glas, Metall und Holz hinauf, um das Schlafzimmer zu suchen: den Ort, wo Ellies Streben zu gefallen immer gut genutzt werden kann. Oben angekommen, sieht er mehrere Türen auf beiden Seiten des Korridors. Er wendet sich sofort nach rechts und verschiebt die Erkundung des Hauses auf später.
Das Hauptschlafzimmer nimmt, genau wie bislang der Rest des Hauses, seine ganze Aufmerksamkeit gefangen. Er verharrt auf der Türschwelle und starrt auf die spektakuläre Panoramafront vor ihm, die einen unverstellten Blick auf den Wall aus Bäumen ermöglicht. Leises Unbehagen breitet sich in ihm aus, als er die dunklen, hohen Schatten im Wind schwanken sieht.
Er lässt die Taschen auf das riesige Bett fallen und holt einzeln seine gefalteten Kleidungsstücke aus seinem Koffer. Nachdem er ein Hemd über einen Bügel gehängt hat, streicht er zuerst die Falten glatt, bevor er es in dem begehbaren Schrank unterbringt. Neben seinem Koffer liegt Ellies Reisetasche, prall gefüllt mit den Kleidern, die sie hineingestopft hat. Ihre Schussligkeit und ihre Neigung zur Unordnung haben ihn schon immer auf die Palme gebracht: Statt ihren Mantel ordentlich aufzuhängen, wirft sie ihn über einen Stuhl oder die Lehne seines Sofas; und in ihrer riesigen Schultertasche schleppt sie allen möglichen Kram herum, den sie vorher achtlos hineingeworfen hat. Doch bei den Eselsohren musste er eine Grenze ziehen. Als er das erste Mal sah, wie sie vor seinen Augen die Ecke einer Seite einknickte, sprang er vom Sofa und riss ihr das Buch aus der Hand, bevor sie noch größeren Schaden anrichten konnte. Er hatte gelacht, um ihre erschrockene Miene zu glätten, und ihr dann ein Lesezeichen gegeben. Sie hatte sich über ihn lustig gemacht und ihn »altmodisch« genannt. Doch sie hatte nie wieder ein Buch mit Eselsohren verunstaltet.
Am Fenster hält er Ausschau nach ihr unten am Wagen, sieht aber, bevor das Flutlicht ausgeht, nur ihre Fußspur im Schnee, die sich mit seiner kreuzt. Er spitzt die Ohren und identifiziert nach und nach die Geräusche, die er durch die offene Schlafzimmertür hört: Ellie macht sich unten zu schaffen. Er stellt sich vor, wie sie sich im weitläufigen Erdgeschoss umschaut, um den richtigen Schrank für die Lebensmittel zu finden - leicht desorientiert, denn er weiß, dass eine fremde Umgebung sie oft verunsichert. Wie zum Beispiel auf Jeffreys Party.
Als er sie das erste Mal auf eine Veranstaltung mitnahm, waren sie knapp einen Monat zusammen. Sie hing an seinem Arm und wartete darauf, dass er sie seinen Freunden und Kollegen vorstellte. Zwar versuchte sie, ganz selbstbewusst zu wirken, doch jedes Mal wenn sich ihnen jemand näherte, spürte er, wie sich der Druck ihrer Finger auf seinen Oberarm leicht verstärkte.
»Guten Abend, Jeffrey.«
»Steven, freut mich, dass du es einrichten konntest. Wie geht's deinem Vater?«, fragte Jeffrey, als er ihm die Hand schüttelte, worauf Steven seinen Griff schmerzhaft verstärkte.
»Ihm geht's gut, er ist auf Lesereise, um für sein neues Buch zu werben.«
In akademischen Kreisen war es immer dasselbe. Ständig erkundigten sich die Leute nach seinem Vater, wie es ihm ging und was er machte, sodass Steven nicht aus dem Schatten des großen Mannes treten konnte. Aber nicht mehr lange - so hoffte er zumindest -, denn der Dekan der Columbia hatte mit ihm beiläufig über eine Stelle an ihrer Fakultät für Literatur und über das Modul »Einführung in die Literatur« gesprochen - eine Stelle, die sein alter Herr selbst vor circa dreißig Jahren besetzt hatte. So würde Steven endlich zu einer Dozentur an einer Ivy -League-Uni kommen und, falls er sich bewährte, die Chance auf eine unbefristete Stelle und den ersehnten Professorentitel erhalten. Am Ende hatte es sich doch ausgezahlt, dass er drei Jahre zuvor die Stelle am Barnard College angenommen hatte. Schon bald würde er sich von dem kleinen Campus und seinem Aushilfsjob an der Richmond Prep verabschieden können, wo er Leistungskurse in englischer Literatur für die privilegierten Jugendlichen der Upper East Side gab. Großes erwartete ihn, und in absehbarer Zukunft würde man ihn nicht nur deshalb kennen, weil er Stewart Hardings Sohn war.
»Und wen haben wir hier?«, fragte Jeffrey und musterte Ellie, die an Stevens Arm hing. Steven folgte seinem Blick: Verdammt, in diesem trägerlosen Kleid sah sie einfach hinreißend aus. Er hatte vollkommen recht gehabt mit seiner Empfehlung, genau dieses anzuziehen.
»Dies ist Ellie Masterson. Ellie, das ist Jeffrey Kirkland von der Mathematischen Fakultät der NYU.«
»Hallo, Jeffrey.«
»Bitte nennen Sie mich doch Jeff! Nur meine Mutter und dieser alte Spießer hier nennen mich Jeffrey.« Er lachte und hauchte einen Kuss auf die Hand, die sie ihm bot. »Schön, Sie kennenzulernen, Ellie.«
Steven lächelte: Er war stolz auf seine Maßstäbe und seine Fähigkeit, sie aufrechtzuerhalten. Er hasste Spitznamen oder Diminutiva, sie waren geschmacklos und erniedrigend, als würde man in eine billigere Version seiner selbst verwandelt. Er war leicht irritiert gewesen, als Ellie ihren Namen nannte. Und das ist die Abkürzung von? »Ellie«, hatte sie erwidert. »Nur schlicht und einfach Ellie.« Obwohl nichts an ihr schlicht war.
Er überließ sie ihrer Unterhaltung und ging zur Bar, um einen Bourbon zu bestellen. Dann blieb er dort und beobachtete aus der Distanz, wie Ellie zuhörte, während Jeffrey Gott weiß was über ihre gemeinsame Zeit in Princeton erzählte. Sie nickte, strich sich in regelmäßigen Abständen die Haare hinter die Ohren und hatte ansonsten die Arme unter der Brust verschränkt.
Er war nicht der Einzige, der sie beobachtete. Auf der anderen Seite der Bar unterhielt sich in gedämpftem Ton ein Grüppchen Professorenfrauen - darunter auch Jeffreys -, ohne Ellie aus den Augen zu lassen. Als sie ihn bemerkten, erhob Steven sein Glas und honorierte damit ihre Anwesenheit und ihre offene Missbilligung des Altersunterschiedes zwischen ihm und seiner Begleiterin. Auch männliche Blicke ruhten auf Ellie. Das störte ihn nicht. Im Gegenteil, mochten sie glotzen und flirten, wie sie wollten: Am Ende ging sie doch mit ihm nach Hause. Er drehte sich um und signalisierte dem Barkeeper, dass er noch einen Bourbon wollte.
»Hey«, sagte Ellie und legte ihm die Hand auf den Unterarm.
»Vermisst du mich schon?«
»Nein, ich kenne hier nur keinen. So viele Akademiker, ziemlich einschüchternd!« Sie lächelte den Professorenfrauen zu und senkte die Stimme. »Außerdem finden diese Damen da drüben sicher, ich sollte lieber bei ihnen zu Hause babysitten, als hier mit einem Mann zu erscheinen, der siebzehn Jahre älter ist als ich.«
»Ist dreiundzwanzig nicht ein bisschen zu alt für eine Babysitterin?«
»Du weißt, was ich meine.«
»Komm mit«, befahl er, verschränkte seine Finger mit ihren und führte sie zum Bad im oberen Stockwerk. Es gab hier so viele Gäste, dass es nicht auffallen würde, wenn zwei davon zwanzig Minuten fehlten.
»Steven!«
Wie ein Pfeil durchbohrt sein Name die Stille. Adrenalin schießt so heftig in seinen Körper, dass er aus dem Schlafzimmer stürzt und die Treppe hinunterdonnert. Irgendwas an diesem Haus beunruhigt ihn, obwohl er nicht genau weiß, was. Er hätte sie nicht allein lassen sollen.
Als er in der Eingangshalle landet, empfängt ihn Stille.
»Ellie?«
Vielleicht macht ihn der moderne Bau nervös: das kalte Glas, die nüchternen geraden Linien und scharfen Kanten. Er vertraut mehr auf alte Gebäude mit Geschichte, auf Steine, die durch Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte jedem Wetter getrotzt, und auf Dielenböden, die sich unter der Last Hunderter Füße nicht verformt haben.
»Ich bin hier«, ruft ihre körperlose Stimme aus dem Zimmer zur Rechten, das sich als riesiges Wohn-/Esszimmer entpuppt.
Der Ausblick durch die verglaste Wand verstört ihn so, dass es ihm die Sprache verschlägt. Zwar ist jetzt alles dunkel, aber Steven weiß, dass sich der Wald direkt vom Haus bis zum Ozean erstreckt, dessen Wellen er trotz der Mehrfachverglasung noch zu hören meint. Die Natur drängt sich in das moderne Ambiente des Raums.
»Guck doch mal«, sagt Ellie, die in die entgegengesetzte Richtung blickt.
Als er sich umdreht, sieht er eine Wand, die in der gesamten Länge und Breite von Büchern eingenommen wird.
»Was glaubst du: Wie viele sind das?«, fragt sie, den Kopf in den Nacken gelegt.
Er fährt sich mit der Hand übers Gesicht und sieht sie stirnrunzelnd an. »Herrgott,...
Dateiformat: ePUBKopierschutz: Wasserzeichen-DRM (Digital Rights Management)
Systemvoraussetzungen:
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet - also für „fließenden” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Mit Wasserzeichen-DRM wird hier ein „weicher” Kopierschutz verwendet. Daher ist technisch zwar alles möglich – sogar eine unzulässige Weitergabe. Aber an sichtbaren und unsichtbaren Stellen wird der Käufer des E-Books als Wasserzeichen hinterlegt, sodass im Falle eines Missbrauchs die Spur zurückverfolgt werden kann.
Weitere Informationen finden Sie in unserer E-Book Hilfe.