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Selbsterkenntnis als solides Fundament - nur wer sich selbst kennt, kann andere aufrichtig führen
Sie haben es schon geahnt: Jedes Führungsbuch braucht ein Kapitel, dass sich mit Selbstführung und Selbstreflexion beschäftigt. Nun, hier ist es - und es ist tatsächlich eine der wichtigsten Stationen für Menschen, die Leader werden bzw. von anderen als Leader betrachtet und respektiert werden wollen.
Wir vergessen oft das, was uns selbst Hollywood in jedem klassischen Aufstiegsmärchen à la »Karate Kid« oder »Rocky« zeigen muss, damit die Heldenreise einen möglichst großen Spannungsbogen hat: Man kann erst Gewinnerin bzw. Gewinner, Kämpferin bzw. Kämpfer, Wortführerin bzw. Wortführer, Anführerin bzw. Anführer sein, wenn man sich selbst entdeckt, verstanden und bezwungen hat.
Erst wenn man sich selbst glaubt, wird man für andere glaubwürdig. Erst wenn man sich selbst kennt, wird man für andere ein Kenner bzw. eine Kennerin. Alles davor steht auf wackeligen Beinen. Alles danach ist grundsolides Fundament bzw. - wie wir es hier nennen wollen - Führungsklarheit. Nur wer Führungsklarheit für sich gewonnen hat, glaubt sich selbst so unerschütterlich, dass sie bzw. er auch anderen als Fels in der Brandung erscheint.
Wenn wir großes Glück haben, dann steht uns - wie auf der Leinwand - eine Meisterin bzw. ein Meister, eine Trainerin bzw. ein Trainer oder eine Mentorin bzw. ein Mentor zur Seite und hilft uns dabei, diesen wichtigen Schritt zu machen. In der Realität fern von Hollywood coachen wir uns meistens selbst. Doch das sollte niemanden entmutigen. Im Gegenteil: Sich selbst als Luke Skywalker und Yoda in »Star Wars« in einer Person erleben zu müssen, mindert nicht die Schönheit des Erfolgs dieser wichtigen Phase, weil es Ihnen auch abseits jedes beruflichen Aspekts zugutekommt und Sie von einer Person zu einer Persönlichkeit reifen lässt.
Wenn das alles so einfach wäre, gäbe es kein Kino und kein Netflix. Aber wir haben ja nie behauptet, dass es einfach ist, Leader zu werden. Wir können nur versprechen, dass es sich lohnt.
Wenn Sie diesen wichtigen Schritt schon gemacht haben (nicht nur glauben, ihn vielleicht schon gemacht zu haben), können Sie dieses Kapitel übrigens getrost überspringen. Beim leisesten Zweifel daran empfehlen wir Ihnen, dranzubleiben!
Führungsklarheit - der Mut, genau hinzusehen
Kehren wir noch einmal kurz zu unserem »persönlichen Rucksack« zurück: Zu wissen, dass man einen hat, ist das eine. Bewusst zu registrieren, dass auch andere ständig einen tragen, ist das andere und damit ein weiterer wichtiger Schritt zur Führungsklarheit. Außerdem ist es unerlässlich, einen notwendigen weiteren Gedankensprung zu machen: Man muss erkennen können, was beim Entstehen von Euphorie, Zusammenhalt, Widerstand und Distanzierung von einem selbst - also aus dem eigenen Rucksack - kommt.
Warum ist das wichtig? Wer Menschen führt, begleitet und bewegt, löst unweigerlich etwas durch das eigene Verhalten aus. Unabhängig vom Gegenüber übertragen wir aufgrund unseres Rucksacks ein unsichtbares »Wasserzeichen«, dessen sich jeder bewusst sein sollte, der verantwortungsbewusst authentisch als Leader agieren möchte. Ist man sich dessen nicht bewusst, wird man sich schnell in immer wiederkehrenden Situationen und dadurch in einem unangenehm begrenzten Spielraum wiederfinden.
Wie man es dreht und wendet: Der Weg zur Meisterschaft führt über die Selbsterkenntnis - also über die Tatsache, dass man die Wahrheit über sich selbst erkennt, erträgt und sich darüber erhebt. Auch das ist nichts Neues. So stand bereits über dem Eingang zum Orakel von Delphi im antiken Griechenland der Spruch »Erkenne dich selbst« (und machte den meisten, die ihn zu Gesicht bekamen, ziemlich weiche Knie). Keine Angst, wir empfehlen Ihnen jetzt nicht, jahrelange Psychoanalyse zu machen oder einen Therapeuten aufzusuchen (obwohl dies natürlich auch ein gangbarer Weg ist). Um eine Führungspersönlichkeit zu sein, genügt oft schon eine einfache, aber bewusste Auseinandersetzung mit sich selbst. Durch die ungeschönte Wahrnehmung von Mustern, Wiederholungen und Erfolgen erkennen Sie, wo Ihre Grenzen liegen und wo Sie stehen. Was es braucht, ist Ehrlichkeit, Regelmäßigkeit und ein Hilfsmittel, um die Selbstreflexion aufrecht- und das Wahrgenommene festzuhalten.
Ausgesprochen selbstbewusst
Sebastian war auf dem Weg zu seiner Mutter. Die lange Autofahrt nervte etwas, aber sie gab ihm auch Zeit, darüber nachzudenken, wo er jetzt stand und was auf ihn zukam. Es hatte sich karrieremäßig ganz schön was abgespielt bei ihm in den letzten zwei Jahren.
»Wenn das dein Vater noch hätte erleben können«, würde Mutter heute sicherlich wieder öfters sagen, wenn er von seinem Aufstieg in der Firma erzählte. Dabei konnte er es selbst kaum glauben, wie weit er - der »Kleine« - es gebracht hatte.
Sebastian dachte zurück an die qualvollen Zeiten, als er in der Schule aufgrund seiner Größe gehänselt wurde - und an den Ratschlag seines Vaters, der ebenfalls nicht gerade mit beeindruckender Körpergröße gesegnet war: »Was uns an Statur fehlt, müssen wir mit unserer Stimme ausgleichen«, pflegte er zu sagen ... nun ... eher zu brüllen, um der Wichtigkeit seiner Philosophie Ausdruck zu verleihen.
Als Kind hatte Sebastian das oft als unangenehm und einschüchternd empfunden. Aber nach und nach freundete er sich mit dem Gedanken an, dass ihm dieser kleine Trick vielleicht dienlich sein könnte.
In der Schule war es zu spät, sein Image zu verändern, aber ab seinem ersten Tag als Arbeitnehmer setzte Sebastian seiner Stimme eine kleine Maske auf: Er sprach sonor, überzeichnet und vor allem laut - und das dermaßen beeindruckend, dass ihn die Kolleginnen und Kollegen fragten, ob er vielleicht Opernsänger sei.
Das waren wertschätzende, wohltuende Fragen. Ganz andere Fragen als jene, die ihm in der Schule gestellt worden waren. Dort war er der kleine Underdog gewesen. Jetzt war er »TheBasstian« - ein Spitzname, dem ihm die Kollegen zu Beginn seiner Karriere im Unternehmen gegeben hatten. Er gefiel ihm und ermunterte ihn dazu, seinen kleinen Trick mit der tiefen Stimme noch bewusster einzusetzen.
Zumindest karrieretechnisch trug seine Maske Früchte. Er wurde recht schnell befördert und hatte bald auch Mitarbeiterverantwortung. Das Unternehmen schickte ihn zudem mit Vorliebe zu Vorträgen und Veranstaltungen, wo er dann aufgrund seiner Stimme große Auftritte hatte.
Das Einzige, was Sebastian etwas störte, war seine mangelnde Beliebtheit bei seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Er war zwar eine kleine Berühmtheit im Unternehmen, aber er spürte auch, dass er bei Menschen ein gewisses Befremden auslöste - vor allem in Zweiergesprächen und auch in privaten Situationen.
Bei Frauen kam er auch nicht wirklich gut an - weder beruflich noch privat. »Das ist der Preis, den mächtige Männer oft zahlen müssen«, hatte Vater kurz vor seinem Ableben noch gesagt. »Die Menschen sind distanziert, weil sie dich um deine Ausstrahlung beneiden und gleichzeitig spüren, dass sie da nicht mithalten können. Trage deine Stimme also mit Stolz, mein Sohn!«
Also sprach Sebastian noch sonorer, noch lauter und noch überzeugter. Es war ohnehin zu spät, zum Normalreden zurückzukehren. Das hätte nur unangenehme Fragen und Situationen aufgeworfen und ihn vielleicht auch seines Images als erfolgreiche Führungskraft beraubt. Das wollte Sebastian um keinen Preis aufgeben.
Mutter war eigentlich die Einzige, bei der er noch seine normale Stimme verwendete. Das Paradoxe an der Situation: Die originale Sebastian-Stimme kam ihm nach all den Jahren wie eine Verkleidung vor. Sie war so schwach, unbedeutend, irgendwie erbärmlich. Für Mutter war sie natürlich normal. Aber Mütter lieben ihre Kinder ja sowieso bedingungslos. Eine Mutter würde eh niemals wie andere diese unangenehme Betroffenheit erkennen lassen, wenn ein Gespräch länger als 30 Sekunden dauert. Sie würde niemals so deutlich zeigen, dass sie nicht länger als unbedingt notwendig im selben Raum sein will. Sie würde Sebastian nie dieses intensive Empfinden von Einsamkeit vermitteln, mit der er im Beruf zu leben gelernt hatte.
»Eigentlich seltsam«, dachte Sebastian. »Genau diesem Gefühl wollte ich als Kind immer entkommen, diesem Verlorensein, Gemiedensein, Anderssein.« Und obwohl er mit diesem Gedanken eine der wichtigsten Erkenntnisse in seinem Leben hatte, schob er ihn rasch wieder zur Seite. Er musste sich ja auf den Verkehr konzentrieren.
Er konzentrierte sich so stark darauf, den ursprünglichen Gedanken nicht zu verfolgen, dass er vergaß, nach der Ankunft bei seiner Mutter die Berufsstimme abzulegen.
Recht schnell ergab sich ein Gespräch darüber, warum er glaubte, sich so verstellen zu müssen. Und irgendwann war von den fortdauernden Ratschlägen des Vaters die Rede, die die Kunstfigur »TheBasstian« vor vielen, vielen Jahren letztlich erschaffen hatten.
Daraufhin wurde Mutter seltsam still und nachdenklich.
»Was hast du?« fragte Sebastian mit seiner eigenen, sanften Sebastian-Stimme.
»War dir nie bewusst, dass Vater extrem schwerhörig war? Er brüllte nur deshalb so, damit er sich selbst gut verstehen konnte.«
Das Führungstagebuch - das eigene Verhalten beobachten
Es geht bei der persönlichen Entwicklung also nicht nur um das Erkennen von Ursachen, sondern auch um das Erkennen von Mustern. Nach wie vor eine der effizientesten (und leicht umzusetzenden) Methoden,...
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