Schweitzer Fachinformationen
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Nessa hasst Sand und kann ohne ihre Kopfhörer nicht leben. Mit ADHS als ständigen Begleiter und einer unerwarteten Kündigung im Gepäck reist sie nach Portugal, um ihre beste Freundin zu besuchen - vielleicht aber auch, um ihren Job zurückzubekommen. Ob sie ihren ehemaligen Chef, der mit der Firma dort eine Party feiert, davon überzeugen kann, sie wieder zurückzunehmen? Getrieben von der impulsiven Sunny erlebt Nessa in Portugal in der schönen Algarve Abenteuer jenseits ihrer Komfortzone. Dabei stolpert sie immer wieder über ihre eigenen Grenzen und erlebt Momente, in denen ihr alles zu viel wird. Damit die Sache noch komplizierter wird, taucht der schöne Férnando auf seinem Motorrad auf und bringt jede Menge Probleme mit sich - als ob Nessa nicht vorher schon genug davon gehabt hätte...
Der humorvolle Debütroman mit autobiografischen Zügen von Vanessa Ebert, auf Instagram bekannt als Nessadhs.
Kapitel 1
Ganz, ganz unten
Ich dachte, dass sich 'ganz unten sein' anders anfühlte. Dramatischer. Auf den Leinwänden duschten die Hauptpersonen mit Klamotten, betranken sich oder rutschten still weinend an der Tür hinunter. Ich dippte das letzte Pizzabällchen in die Aioli und wischte mir die Finger an dem drei Tage alten Hoodie ab. Die Kündigung war keine Entschuldigung für den ungewaschenen Pullover, denn die kam überraschend heute früh im ersten Meeting des Tages, das ich zum ersten Mal hätte leiten sollen. Monatelang hatte ich darauf hingearbeitet.
"Sie sind in ihrer jetzigen ." Diese Angeblich-betroffen-zu-Boden-Blicke meiner Vorgesetzten lösten in mir immer die Frage aus, wieso ich den Laptop nicht direkt aus dem Fenster schmiss. ". mentalen Form nicht mehr tragbar für das Unternehmen."
Aha. Ich war sehr tragbar gewesen, als ich der Personalabteilung die unzähligen Überstunden verschwiegen hatte. Da war ich so leicht zu tragen gewesen, dass man mich nicht mal bei anstehenden Beförderungen bemerkt hatte. Aber wenn ich mich wegen wiederkehrender depressiver Schübe krankmeldete, wurde ich auf einmal untragbar.
Das Telefon zeigte sieben verpasste Anrufe meiner Mama. Sie wollte natürlich wissen, wie das Meeting gelaufen war. Obwohl ich nur vor mich hinvegetierte und imaginäre Diskussionen führte, konnte ich mich nicht dazu durchringen, sie anzurufen. Eigentlich vegetierte ich nicht. Ich wartete. Dafür, dass meine Emotionen bei kleineren Disruptionen des Alltags überproportional auftraten, spürte ich zu wenig. Eigentlich nichts. Die Befürchtung lag nahe, dass ich mich nur im Auge des Sturms befand.
Ich hob meine Hand. Die Halbmonde auf meinen Nägeln waren dieselben, die sie noch heute früh waren. Wie konnte das sein? Wie konnte diese Hand überhaupt zu mir gehören? Sie fühlte sich nicht wie meine an. Nichts fühlte sich an, wie es sollte. Als hätte jemand meine Verbindung zur Außenwelt gekappt. Die Realität war nachweislich noch da, aber für mich sah sie aus, als hätte sie jemand vor zwei Stunden extra dahin gebaut und sich nicht sehr viel Mühe dabei gegeben. Sie wirkte wie ein zu realistisches Puppenhaus.
Ich sah das Lenkrad an. Wie war ich ins Auto gekommen? Ich versuchte mich zu erinnern, aber mein Kopf war mir, wie so oft in letzter Zeit, kaum eine Hilfe. In diesem Zustand sollte ich nicht Auto fahren, das wusste ich; dennoch stand ich kurze Zeit später neben den Tomaten in meinem liebsten Leipziger Supermarkt. Durch die kleinen Fenster des Geschäfts sah ich, dass es langsam dunkel wurde. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich den ganzen Tag über nicht im Auge behalten hatte, wie spät es war; und dass es von nun an auch keine Rolle mehr spielen würde. Mein Küchenwecker teilte mir dennoch ungefragt mit, dass es drei Uhr nachts war. Wann hatte ich den Supermarkt verlassen? Wo stand mein Auto? Oder war ich auf dem Rückweg mit der Bahn
gefahren? Mein Schutzengel musste seinen Job noch haben, denn dass auf diesem Chaostrip unter Schock nichts passiert war, konnte kein Zufall sein.
"Ich kann jetzt nicht verloren gehen", hörte ich mich wenig überzeugend zu meinem Spiegelbild nuscheln. Verloren gegangen war ich immer mal. Manchmal einfach so, manchmal wegen Liebeskummer. Immer war es einfach passiert, ohne dass ich es hatte kommen sehen - oder gar hatte aufhalten können. Je älter ich wurde, desto schwieriger wurde das Wiederfinden. Ich spürte, dass es besonders dieses Mal länger dauern würde, als mir lieb war.
Der nächste Morgen brach an, ohne mich zu fragen. Mein Bett war durchgelegen, die Sprungfedern ächzten und die Rollläden hingen schief, seit ich vor sechs Jahren eingezogen war. Wenn ich die Dinge nicht sofort richtete, blieben sie meist so. Ich wusste nicht, warum, aber mein Gehirn ordnete solche Fehlschläge nach längerer Zeit nicht mehr als verbesserungswürdig ein und übersah sie einfach. Nachdem ich den Flugmodus des Handys ausschaltete, sprangen mir unzählige Nachrichten entgegen.
Mama, 07:34 Uhr
Mama, 09:22 Uhr
Sunny, 09:50 Uhr
Sunny, 11:48 Uhr
Wenig wünschte ich mir mehr, als mysteriös zu sein und die Erfolge erst zu feiern, wenn sie passiert waren. Aber nein, ich musste ja der ganzen Welt von dem tollen Meeting erzählen, das ich zum ersten Mal leiten würde. Vermisstenmeldungen gingen in der Regel nach 24 Stunden raus. Wenn ich mich hingegen mehr als zwölf Stunden nicht meldete, schlug mein Umfeld - meistens zurecht - großräumig Alarm, da mein Handy sich
meist nicht mehr als einen halben Meter von mir entfernt befand. Bevor also Spezialkräfte meine Haustür aufbrachen und mich wegen Verwahrlosung einliefern ließen, atmete ich tief ein und tippte auf Rückruf.
"Hey Mama!" Meine Stimme klang hohl, freundlich und professionell. Wie die meines Chefs gestern Morgen.
"Um Gottes Willen, meine Maus! Da bist du ja! Ich habe mir Sorgen gemacht!" Mamas Stimme überschlug sich und sie atmete deutlich hörbar aus.
Wie ich sie kannte, hatte sie sich bereits ausgemalt, wie ich nach einem verpatzten Meeting mit Freund*innen feierte und im Graben verendete.
"Ich dachte, du wärst nach dem Meeting vielleicht aus Frust mit den Mädels losgezogen!" Sie kannte mich zu gut. Nach zwei Anläufen, ihr vorzugaukeln, alles wäre gut gegangen, schluchzte ich die Wahrheit in den Hörer. Nach einer für unsere Konversationen untypischen Stille entschied sie angespannt: "Ich komme vorbei."
"Auf gar keinen Fall!", platze es aus mir heraus.
Wieder Stille. Das hätte man empathischer lösen können.
"Ich meine . Ich bin grade in keiner guten Verfassung und muss das erst einmal allein verarbeiten", schob ich nach.
Gelogen war das nicht. Fragen zu meiner Zukunft musste ich mir erst mal selbst stellen, von der Beantwortung ganz zu schweigen. Mama merkte meistens vor mir, wenn ich wieder verloren ging, auch wenn sie vermutlich bis heute nicht wusste, wie sie es beschreiben sollte. Sie nannte mich dann Flöckchen.
"Okay, aber du meldest dich, Flöckchen! Ganz sicher, ja?"
Sie simulierte Beiläufigkeit, obwohl ich ihre zweite Frage eher als das verstand, was sie war - eine dringliche Bitte.
Das war nicht gut. In solchen Fällen sollten mir richtige Erwachsene, wie ich insgeheim die Leute nannte, die älter und organisierter waren als ich, Ruhe widerspiegeln. Aber nun bestätigte sich meine Vermutung, dass sich dieses Problem vielleicht doch nicht von selbst löste.
"Ja, ich melde mich, versprochen. Mach dir keine Sorgen, okay? Du kennst mich doch." Auch mein Ton war eine dringliche Bitte. Danach, jede weitere Unterhaltung zunächst auf Eis zu legen. Mama verstand und legte widerwillig auf. Zwei Minuten später wiederholte ich dieselbe Geschichte für Sunny. Sunny, die eigentlich Sabine hieß, war meine beste Freundin seit der elften Klasse.
Gegenteile zogen sich an, aber wie unterschiedlich wir wirklich waren, grenzte an Lächerlichkeit.
"Ey, ich dachte schon, es ist sonst was passiert." Sie klang außer Atem. Wahrscheinlich kam sie gerade vom Surfen, vom Tango oder wer weiß von wo.
"Na ja, ich habe meine Lebensgrundlage verloren? Weißt du, wie lange ich gebraucht habe ."
". um dir als Projektmanagerin in einer der größten E-Commerce-Firmen einen Namen zu machen? Ja, das weiß ich doch." Sie beendete meinen Satz in exakt dem Tonfall, den ich benutzt hätte.
Ungewollt schmunzelte ich in den Hörer.
"Ich könnte dir jetzt einen Vortrag darüber halten, dass es tausend andere Möglichkeiten gibt, dich zu beweisen und du sie alle verdient hast, weil du die allerbeste ."
Sie hörte mein schweres Ausatmen.
"Sorry, es geht nicht um mich. Ich hoffe, dir geht es gut. Trotz allem. Das ist einfach scheiße. Ich hasse die dafür."
"Ich weiß gar nicht, wie es mir geht", gab ich ehrlich zu.
"Das musst du auch nicht. Ich wünschte, ich könnte dich umarmen. Oder mit dir zusammen etwas kaputt machen. Oder ein Eis essen. Oder ."
"Sunny ."
"Am Ende solltest du das positiv sehen. Du bist frei! Du kannst machen, was du willst! Das wird aufregend!"
"Sunny .", versuchte ich es wieder.
"Aber ich verstehe auch, wenn du erst mal traurig sein möchtest, weißt du. Das braucht man. Gefühle sind essenziell. Sie dürfen dich nur nicht abhalten, von dem, was jetzt alles auf dich warten könnte! Klar, hatte ich gerne da gearbeitet. Aber das ist eben nicht alles! Ich denke, dass ."
"Sabine Sigrun!", rief ich.
Ihren Zweitnamen zu nutzen, traute ich mich nur, wenn ich nicht in einem Raum mit ihr war. "Sorry - Sunny. Ich weiß, du hast deine Passion gefunden, deine eigenen Abenteuer gesucht und alles. Aber das war nicht nur mein Job. Momentan möchte ich gar nicht an den nächsten Schritt denken oder daran, was jetzt passiert. Ich glaube, das ist alles nur ein Missverständnis und irgendwie verstehe ich gar nicht, was vorgefallen ist."
"Aber ist das nicht auch irgendwie eine tolle Perspektive? Ich versichere dir, dass das nicht das Ende der Welt sein wird,...
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