Schweitzer Fachinformationen
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In den Märchen der Gebrüder Grimm treten die Führungs- und Machtaspekte mit einer ungeschönten Härte und Klarheit zutage. Anhand konstruktiver und destruktiver Beispiele ausgewählter Märchen bieten die Autorinnen in dialogischer Form einen interdisziplinären Zugang, fernab von mechanistischen Managementmodellen.
Führung und Macht sind untrennbar miteinander verbunden. Wer wirklich führt, bekennt sich zur eigenen Macht. Es nutzt weder den Mitarbeitenden noch der Organisation, wenn die Führungskraft die eigene Positionsmacht verleugnet. Wirkungsvolle Führung bedeutet auch, sich mit den dunklen Seiten der Macht auseinanderzusetzen, die mit jeder Führungsposition verbunden sind.
In Zeiten organisatorischer Veränderungen, Unsicherheiten und Komplexitäten, die von der Organisation bewältigt werden müssen, ist Führung besonders wichtig: Von Führungskräften wird Gerechtigkeit und Klarheit erwartet, sie sollen Mitarbeitende unterstützen und fördern. Gleichzeitig erfordert die Führungsarbeit manchmal Härte und Durchsetzung
1 Rollenklarheit, Macht und Abgrenzung
2 Werte, Talente und Belohnung
3 Loslassen, Wandel und Coaching
4 Abschluss: Wie Königinnen und Könige führen
2 Werte, Talente und Belohnung2.1 Die vier kunstreichen Brüder: Teamführung und Teamentwicklung
Teamarbeit ist für viele komplexe Aufgaben nötig und in einer volatilen Welt nicht mehr wegzudenken. Ein Team zu formen, zu hoher Leistung zu führen und diese Leistung auch über längere Zeiträume zu erhalten, zählt zu den Kernaufgaben von Führungskräften. Die Frage ist, wie das gelingen kann. Wie wirkt sich mein Verhalten als Führungskraft auf die Teamleistung aus? Und: Wie kann ich als Führungskraft die Topleistung meines Teams erhalten und honorieren?
Im Märchen »Die vier kunstreichen Brüder« werden vier Brüder von ihrem Vater in die Welt geschickt, um zu lernen. Jeder Bruder erlernt bei einem Meister ein Handwerk und wird selbst Meister seines Faches. Nach vier Jahren kehren die Brüder wie verabredet zu ihrem Vater zurück und dieser erteilt ihnen einen Auftrag, den sie nur gemeinsam bewältigen können. Und: Sie bestehen die Prüfung. Die vier Brüder versinnbildlichen hierin ein reifes Team. Ihre individuelle und fachliche Entwicklung ist die Basis für eine gute gemeinsame Leistung, ihr Wille zur Kooperation ist unabdingbar. Aber was, wenn die Anerkennung für eine Teamleistung nur für eine Person von den Vieren möglich scheint? Welche Lösung findet hier ein reifes Team?
Die vier kunstreichen Brüder
Es war ein armer Mann, der hatte vier Söhne, wie die herangewachsen waren, sprach er zu ihnen >liebe Kinder, ihr müßt jetzt hinaus in die Welt, ich habe nichts, das ich euch geben könnte; macht euch auf und geht in die Fremde, lernt ein Handwerk und seht, wie ihr euch durchschlagt.< Da ergriffen die vier Brüder den Wanderstab, nahmen Abschied von ihrem Vater und zogen zusammen zum Tor hinaus. Als sie eine Zeitlang gewandert waren, kamen sie an einen Kreuzweg, der nach vier verschiedenen Gegenden führte. Da sprach der äIteste >hier müssen wir uns trennen, aber heut über vier Jahre wollen wir an dieser Stelle wieder zusammentreffen und in der Zeit unser Glück versuchen.<
Nun ging jeder seinen Weg, und dem äItesten begegnete ein Mann, der fragte ihn, wo er hinaus wollte und was er vorhätte. >Ich will ein Handwerk lernen,< antwortete er. Da sprach der Mann >geh mit mir und werde ein Dieb.< >Nein,< antwortete er, >das gilt für kein ehrliches Handwerk mehr, und das Ende vom Lied ist, daß einer als Schwengel in der Feldglocke gebraucht wird.< >O,< sprach der Mann, >vor dem
Galgen brauchst du dich nicht zu fürchten: ich will dich bloß lehren, wie du holst, was sonst kein Mensch kriegen kann, und wo dir niemand auf die Spur kommt.< Da ließ er sich überreden, ward bei dem Manne ein gelernter Dieb und ward so geschickt, daß vor ihm nichts sicher war, was er einmal haben wollte. Der zweite Bruder begegnete einem Mann, der dieselbe Frage an ihn tat, was er in der Welt lernen wollte. >Ich weiß es noch nicht,< antwortete er. >So geh mit mir und werde ein Sterngucker: nichts besser als das, es bleibt einem nichts verborgen.< Er ließ sich das gefallen und ward ein so geschickter Sterngucker, daß sein Meister, als er ausgelernt hatte und weiterziehen wollte, ihm ein Fernrohr gab und zu ihm sprach >damit kannst du sehen, was auf Erden und am Himmel vorgeht, und kann dir nichts verborgen bleiben.< Den dritten Bruder nahm ein Jäger in die Lehre und gab ihm in allem, was zur Jägerei gehört, so guten Unterricht, daß er ein ausgelernter Jäger ward. Der Meister schenkte ihm beim Abschied eine Büchse und sprach >die fehlt nicht, was du damit aufs Korn nimmst, das triffst du sicher.< Der jüngste Bruder begegnete gleichfalls einem Manne, der ihn anredete und nach seinem Vorhaben fragte. >Hast du nicht Lust, ein Schneider zu werden?, >Daß ich nicht wüßte,< sprach der Junge, >das Krummsitzen von morgens bis abends, das Hin- und Herfegen mit der Nadel und das Bügeleisen will mir nicht in den Sinn.< >Ei was,< antwortete der Mann, >du sprichst, wie dus verstehst: bei mir lernst du eine ganz andere Schneiderkunst, die ist anständig und ziemlich, zum Teil sehr ehrenvoll.< Da ließ er sich überreden, ging mit und lernte die Kunst des Mannes aus dem Fundament. Beim Abschied gab ihm dieser eine Nadel und sprach >damit kannst du zusammennähen, was dir vorkommt, es sei so weich wie ein Ei oder so hart als Stahl; und es wird ganz zu einem Stück, daß keine Naht mehr zu sehen ist.<
Als die bestimmten vier Jahre herum waren, kamen die vier Brüder zu gleicher Zeit an dem Kreuzwege zusammen, herzten und küßten sich und kehrten heim zu ihrem Vater. >Nun,< sprach dieser ganz vergnügt, >hat euch der Wind wieder zu mir geweht?< Sie erzählten, wie es ihnen ergangen war, und daß jeder das Seinige gelernt hätte. Nun saßen sie gerade vor dem Haus unter einem großen Baum, da sprach der Vater >jetzt will ich euch auf die Probe stellen und sehen, was ihr könnt.< Danach schaute er auf und sagte zu dem zweiten Sohne >oben im Gipfel dieses Baumes sitzt zwischen zwei Ästen ein Buchfinkennest, sag mir, wie viel Eier liegen darin?, Der Sterngucker nahm sein Glas, schaute hinauf und sagte >fünfe sinds.< Sprach der Vater zum äItesten >hol du die Eier herunter, ohne daß der Vogel, der darauf sitzt und brütet, gestört wird.< Der kunstreiche Dieb stieg hinauf und nahm dem Vöglein, das gar nichts davon merkte und ruhig sitzen blieb, die fünf Eier unter dem Leib weg und brachte sie dem Vater herab. Der Vater nahm sie, legte an jede Ecke des Tisches eins und das fünfte in die Mitte, und sprach zum Jäger >du schießest mir mit einem Schuß die fünf Eier in der Mitte entzwei.< Der Jäger legte seine Büchse an und schoß die Eier, wie es der Vater verlangt hatte, alle fünfe, und zwar in einem Schuß. Der hatte gewiß von dem Pulver, das um die Ecke schießt. >Nun kommt die Reihe an dich,< sprach der Vater zu dem vierten Sohn, >du nähst die Eier wieder zusammen und auch die jungen Vöglein, die darin sind, und zwar so, daß ihnen der Schuß nichts schadet.< Der Schneider holte seine Nadel und nähte, wies der Vater verlangt hatte. Als er fertig war, mußte der Dieb die Eier wieder auf den Baum ins Nest tragen und dem Vogel, ohne daß er etwas merkte, wieder unterlegen. Das Tierchen brütete sie vollends aus, und nach ein paar Tagen k rochen die Jungen hervor und hatten da, wo sie vom Schneider zusammengenäht waren, ein rotes Streifchen um den Hals.
>Ja,< sprach der Alte zu seinen Söhnen, >ich muß euch über den grünen Klee loben, ihr habt eure Zeit wohl benutzt und was Rechtschaffenes gelernt: ich kann nicht sagen, wem von euch der Vorzug gebührt. Wenn ihr nur bald Gelegenheit habt, eure Kunst anzuwenden, da wird sichs ausweisen.< Nicht lange danach kam großer Lärm ins Land, die Königstochter wäre von einem Drachen entführt worden. Der König war Tag und Nacht darüber in Sorgen und ließ bekanntmachen, wer sie zurückbrächte, sollte sie zur Gemahlin haben. Die vier Brüder sprachen untereinander >das wäre eine Gelegenheit, wo wir uns könnten sehen lassen,< wollten zusammen ausziehen und die Königstochter befreien. >Wo sie ist, will ich bald wissen,< sprach der Sterngucker, schaute durch sein Fernrohr und sprach >ich sehe sie schon, sie sitzt weit von hier auf einem Felsen im Meer, und neben ihr der Drache, der sie bewacht.< Da ging er zu dem König und bat um ein Schiff für sich und seine Brüder und fuhr mit ihnen über das Meer, bis sie zu dem Felsen hinkamen. Die Königstochter saß da, aber der Drache lag in ihrem Schoß und schlief. Der Jäger sprach >ich darf nicht schießen, ich würde die schöne Jungfrau zugleich töten.< >So will ich mein Heil versuchen,< sagte der Dieb, schlich sich heran und stahl sie unter dem Drachen weg, aber so leis und behend, daß das Untier nichts merkte, sondern fortschnarchte. Sie eilten voll Freude mit ihr aufs Schiff und steuerten in die offene See: aber der Drache, der bei seinem Erwachen die Königstochter nicht mehr gefunden hatte, hinter ihnen her und schnaubte wütend durch die Luft. Als er gerade über dem Schiff schwebte und sich herablassen wollte, legte der Jäger seine Büchse an und schoß ihm mitten ins Herz. Das Untier fiel tot herab, war aber so groß und gewaltig, daß es im Herabfallen das ganze Schiff zertrümmerte . Sie erhaschten glücklich noch ein paar Bretter und schwammen auf dem weiten Meer umher. Da war wieder...
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